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TheBiber
Würmer haben ein Nervensystem mit mehreren Zentren, aber kein ausgezeichnetes ZNS. Und als Tiere gelten so ziemlich alle Lebewesen, die aus tierischen Zellen aufgebaut sind. Und genau hier ist der Haken: Du kannst als Veganer doch nicht bei jedem einzelnen Mehrzeller entscheiden, ob der jetzt Leid erleben kann oder nicht.
Ich entscheide das ja auch nicht, sondern halte mich an wissenschaftliche Definitionen. Frag mal einen Biologen, ob eine Amöbe ein leidensfähiges Tier ist - derjenige wird wohl nur lachend davongehen.
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Da degradierst du Pflanzen aber schon extrem. Das Einschalten einer Glühbirne ist ein rein elektro-physikalischer Vorgang und dementsprechend von der Komplexität tiefer einzuordnen und genauso unvergleichbar wie biochemische Vorgänge in einem so unglaublich komplexen System wie einer Pflanze. Ausserdem hast du mich offenbar nicht richtig verstanden: Ich sprach nicht vom Empfinden von Schmerz, sondern vom Erleben von Leid. Für Empfindungen ist ein ZNS per Definition notwendig. Erleben hingegen kann man prinzipiell nicht feststellen, ausser an der eigenen Person. Man kann höchstens vom Verhalten eines Wesens auf Erleben schliessen.
Ich behaupte ja nicht, dass eine Pflanze in ihrer Gesamtheit so simpel agiert wie eine Glühbirne (auch wenn man bei letzterer nicht wirklich von "agieren" sprechen kann, aber das ist erst mal egal), es stellt nur eine vergleichbare Reaktion dar. Wenn ich ebendiese Glühbirne aufdrehe und eine Pflanze daneben stelle, wird sie sich zwangsläufig zur Glühbirne hin drehen und ihre Blätter danach ausrichten. Das ist ebenso simpler Vorgang, der nicht durch irgendeine Art von Persönlichkeit gekennzeichnet ist, weswegen man als Mensch gerechtfertigterweise davon ausgeht, dass ein Erleben nicht vorhanden ist und die Pflanze nur starr einem vorher festgelegten Vorgang folgt. Und auf etwas anderem als diesen Thesen können wir unsere Meinung schließlich nicht bilden - ich frag mich, was du von einem Menschen eigentlich verlangst, bevor er sich ein moralisches Urteil erlauben darf.
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Nerven sind auch nur elektrochemische Prozesse. Genausogut könnten auch biochemische Prozesse bereits für eine Psyche sorgen. Wissen kann man es nicht.
Nein, aber annehmen. Und das werde ich ja wohl noch dürfen. Moral beruht ja immer nur auf Annahmen, ich kann mir ja nicht mal sicher sein, ob die vor Schmerzen schreiende Pensionistin wirklich Schmerz empfindet, oder nur so tut bzw. aus anderen Gründen herumschreit. Ich nehme bloß an, dass sie ähnlich empfindet wie ich in dieser Situation, da wir beide ähnliche Wesen sind. Ein Schwein ist biologisch gesehen aber auch dem Menschen ähnlich, zumindest was sein Nervensystem angeht. Also gehe ich auch davon aus, dass es ähnlich empfindet wie ich, wenn ich mit Elektroschocks behandelt werde - auch, wenn ich genau genommen rein gar nichts über das Wesen des Schweins wie das der Pensionistin wissen kann.
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Du, der Begriffe wie Empfinden und Erleben nicht trennen kann, Tiere ungenau definiert und die Komplexität einer Pflanze mit einem Stein oder einer Glühbirne vergleicht, ist ein klein bisschen in der falschen Situation, um von wissenschaftlich zu reden. Wissenschaftlich ist es nicht möglich, ein Erleben zu festzustellen, ausser an der eigenen Person.
Der Satz sollte vielmehr heißen: "Du, der nicht mit meinen Definitionsn von Empfinden, Erleben, Tier, Pflanze usw. übereinstimmt...". Denn was genau Empfinden oder Erleben ist oder wo ein Tier anfängt und das Bakterium aufhört, können weder du noch ich zu Hundert Prozent definieren. Also hör auf mit diesem oberklugen Schwachsinn und akzeptiere, dass hier nur jeder seine Meinung verlautbart.
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Genau das ist es aber, was mich etwas stutzig macht. Veganismus beruht darauf, dass ausschliesslich mit Lebewesen, die genügend menschenähnlich sind, Mitleid empfunden wird, ohne sich darüber Gedaken zu machen, wie es mit Lebewesen aussieht, deren Erleben vom Menschen gar nicht zugänglich ist, weil sich deren Verhalten anders äussert.
Ich kann mir wohl Gedanken über das Wesen von Pflanzen machen, allerdings wird es zu nichts führen, weil ich es eben - wie du sagst - nicht erkennen kann. Ist das jetzt automatisch ein Freibrief dafür, Lebewesen, deren Wesen ich zumindest zu einem Großteil erahnen kann, zu quälen und zu töten?
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Naja, die rechtlichen Konsequenten leicht umgehen ist doch etwas gar überheblich. Aber du kennst ja meine Einstellung bezüglich Moral. Mir fehlt hier die durchgehende Logik, der pragmatische Nutzen, der Sinn dahinter. Niemandem ist geholfen, wenn man etwas aus moralischen Gründen tut. Insbesondere in der Politik führen moralische Überlegungen gerne mal zum Gegenteil von dem, was sie bewirken sollen. Moral ist mir einfach zu naiv und realitätsfremd, als dass ich mich von ihr leiten lasse.
Ich verlange von dir ja auch gar nicht, dich von Moral leiten zu lassen. Ich habe nur beschrieben, unter welchem Beweggrund ich für Tierrechte eintrete - dass dieser nicht für dich gleichermaßen gelten muss, ist mir völlig bewusst.
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Zitat von Freierfall
Dabei missachtest du, dass du (unterbewusst?) auch nur egoistisch deinen Moralischen Prinzipien folgst. Da aufgrund deiner Erfahrungen/ einem Angeignetem Wissen und den Schlüssen daraus du darauf eingestellt bist, dass dir Tiere leid tun und du Negative Emotionen verspürst, wenn du ein Leidendes Tier siehst / glaubst durch Fleischkonsum das Leid von Tieren zu fördern, willst du diese Negative Emotion vermeiden. Was ein verständlicher Grund ist, wer will schon Negative Emotionen, warum auch immer? Insofern ist der primäre Grund für ein solches Verhalten wie Veganismus letzten Endes auch nur Egoismus, auch wenn viele Menschen sich dessen nicht bewusst sind /es verleugnen und (wieder aus moralischen gründen... man möche ja kein Egoist sein, der Begriff ist so negativ Behaftet...) erklären sie es damit, dass sie nich wollen, dass Tiere leiden, weil es ihnen wirklich auf das Persönliche wohl der Tiere geht.
So what, willst du mir damit nun erklären, dass jegliches menschliches Verhalten in seiner Basis egoistisch ist? Was du nicht sagst - aber auch die Ärzte ohne Grenzen agieren in Afrika egoistisch, weil sie durch ihre erbrachten Hilfsleistungen ihr Gewissen reinigen. Ebenfalls die Caritas-Unterstützer, wenn sie Obdachlosen von ihrem eigenen Geld etwas zu Essen und einen Schlafplatz finanzieren - macht das deren Handeln aber in irgendeiner Weise schlechter?
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Das ist mMn eine äußerst Verschobene Denkweise, die wie viele andere, die persönliche Emotionen welche nicht rational erklärbar sind (zumindest von der Betroffenen Person) versuchen auf irgendwelche anderen Gründe "abzuschieben".
Seit wann sind persönliche Emotionen bitteschön rational erklärbar? Bloß, weil es Erklärungsversuche für diese oder jene Emotion gibt (so, wie du eben einen geliefert hast), bedeutet das nicht, dass diese Erklärungen auch wirklich den Hauptgrund für die Emotion passend beschreiben. Dies zu glauben ist meiner Meinung nach eine Illusion des Menschen der glaubt, alles rational erklären zu können.
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Aber mal eine interessante Frage. Was würde passieren, wenn man eine Maschine baut, die die Verhaltensweisen von z.B. einer Kuh simulieren kann? Ok, die Kybernetik ist nicht weit genug um etwas zu bauen, das sich wie eine Kuh bewegt, aber die Grundfunktionen einer Kuh kann man bestimmt simulieren. Mal angenommen diese Maschine könnte Beschädigungen ihrer Oberfläche registrieren und die Reaktion darauf perfekt simulieren und die "Verletzungen" hätten auch eine Auswirkung auf ihr weiteres "Leben". Wäre die Maschine dann ein Lebewesen?
Mal angenommen, wir könnten eine Maschine bauen, die einen Menschen perfekt simuliert - sie reagiert auf bestimmte Reize so, wie ein Mensch es tun würde, kann verletzt werden, "empfindet" offenkundig Leid und so weiter. Wäre die Existenz einer solchen Maschine dann nun ein Rechtfertigungsgrund, anderen Menschen Leid anzutun? Denn offenbar wird die Kuh-Maschine als ein solcher hergenommen, um tierisches Leid zu rechtfertigen, da eine Maschine zu schützen ja "absurd" wäre und dasselbe bei einer echten Kuh zu tun demzufolge dann ja auch. Und da es auch ziemlich absurd wäre, einer konstruierten Maschine so etwas wie Menschenrechte zuzuweisen, nur weil sie sich wie ein Mensch verhält, wäre es demzufolge ja auch absurd, anderen Menschen als der eigenen Person Rechte anzuerkennen - oder?
Oh Mann... noch mehr Gelaber:
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Zitat von Don Cuan
Ihr verflucht zu verschieden hohem Grad die meisten Formen der Nutztierhaltung. Ihr verbessert dabei aber nicht die Haltungsbedingungen für die Tiere, indem ihr jegliche Haltung boykottiert. Vielleicht sogar im Gegenteil, weil die Produzenten mit Käfighaltung am wenigsten durch euer Wegbleiben als Abnehmer betroffen sind.
Ich maße mir auch gar nicht an zu glauben, mit meinem Nicht-Konsum alleine irgendetwas zu verändern. Allerdings unterstütze ich mit meinem Geld nicht gerne Unternehmen, die Tätigkeiten ausüben, mit denen ich absolut nicht einverstanden bin, oder sogar den Kauf von Produkten, die ebenjene Tätigkeiten zum Hintergrund haben. Wenn ich dir den Grund dafür nun auch noch erklären muss, dann gute Nacht.
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Zunächst, ein zentrales Nervensystem ist nicht notwendig, um Schmerz zu empfinden. Mit so einer Abgrenzung ziehst du nur eine fragwürdige Grenze zwischen schützenswertem und nicht gesondert schützenswertem Leben. Zudem haben Insekten (und ebenso die anderen Gliedertiere, die Weichtiere und Hohltiere) gar kein zentrales Nervensystem. Sie haben nicht mal ein Gehirn in dem Sinne, wie es bei uns Wirbeltieren vorkommt, sondern mehrfach verbundene Nervenstränge. Kelven hat Leiden als hauptsächlich biochemische Reaktion beschrieben, wo er am nächsten an der Sache sein dürfte.
Das Vermeiden von Leid dagegen... hat da irgendwer zu viel aus ostasiatischen Religionen entlehnen wollen? Okay, dann müsste man auch Pflanzen und Steine als beseelt ansehen. Aber was für ein Leiden willst du verhindern, und wieso? Und, reicht es zum Verhindern des Leids auch, die Tiere vor der Schlachtung mit Betäubungsmitteln vollzupumpen? Es spürt dann ja immerhin kein Leid mehr.
1.) Was ist denn dann notwendig, um Schmerz zu empfinden, Herr Biologe? Komisch, dass die uns in der Schule offenbar immer irgendeinen Dreck beigebracht haben, denn dann Internetuser XY besser weiß. Vielleicht sollten wir alle nur noch im Internet surfen als in die Schule zu gehen, hier lernt man offenbar eh alles besser.
2.) Insekten sind so ein Knackpunkt, aber abgesehen davon dass Insekten hierzulande eher weniger konsumiert werden (genauso wie die mysteriösen Schwämme eben), geht es beim Veganismus nicht nur darum, mögliches Leid zu vermeiden. Worum noch, habe ich bereits erklärt.
3.) Wieso muss man Pflanzen und Steine als beseelt ansehen, wenn man es bei Tieren tut (ich nehme an, dass du mit Seele Bewusstsein meinst)? Weil das manche Leute in Ostasien so machen und ich zufällig die gleiche Formulierung verwendet habe? Logik?
4.) Was für ein Leid man als Vegetarier/Veganer verhindern will, ist ziemlich offensichtlich - dass du so blöd fragst, zeugt eher davon, dass du mit dieser Fragerei so etwas wie ein Argument zu konstruieren versuchst. Schau mal in einen Massentierhaltungsbetrieb, dann könntest du eine Ahnung davon bekommen, welches Leid dort unnötigerweise verbreitet wird.
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Oh ja, das Biomasse-Argument. Zu großen Teilen hinfällig, weil wir eben nicht das Zeug essen, was Schlachtvieh vorgesetzt wird. Ansonsten ist das bestenfalls eine ökonomische Begründung.
Du weißt aber schon, dass es bei diesem Standpunkt nicht um unsere Ernährung geht?
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Ich kenne ein paar Fleischersatzstoffe von meinem Bruder, der auch Vegetarier ist. Abgesehen davon, dass sie gerne mal dreimal so teuer sind wie echtes Fleisch, schmecken sie entweder um einges schlechter oder zwar gut, aber nicht wie echtes Fleisch. Sowieso frage ich mich, wieso Leute Fleischersatz essen. Wenn ihr unbedingt was essen wollt, was wie Fleisch schmeckt, nehmt doch einfach... Fleisch . Und lebt mit den Konsequenzen, oder setzt euch zumindest für bessere Haltungsbedingungen ein.
Es ging um Nudeln, mein lieber Freund.
Abgesehen davon müssen eine veganer Ernährung und das Einsetzen für bessere Tierhaltung einander nicht ausschließen - im Gegenteil, oftmals gehen sie miteinander einher.
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Die Aufteilung in die Reiche erfolgt nach Beschaffenheit der Zellen, egal ob Ein- oder Mehrzeller. Amöben[...] werden offenbar nach mancher moderner Taxonomie nicht mehr den Tieren zugeordnet >_<. Bei den Amöben wäre ich sowieso nicht sicher gewesen, ob alle Eigenschaften für Tierzellen (z.B. das Auftreten bestimmter Organellen) immer gegeben sind...
Eukaryoten sind aber ohnehin alle Lebewesen, die einen Zellkern besitzen und damit keine Prokaryoten, also keine Bakterien oder (wenn die verwendete Klassifikation sie von denen unterscheidet) Archae-Bakterien sind.
Es geht nicht darum, ob ein Ding ein Lebewesen ist - ich erkenne ja auch durchaus an, dass Pflanzen als Lebewesen bezeichnet werden. Man muss einen Schritt weiter gehen und fragen, ob das Lebewesen auch empfinden kann, sprich, unter anderem auch Leid erfahren. Wenn wir davon ausgehen - und das ist nun mal die biologische Lehrmeinung -, dass dafür ein Nervensystem notwendig ist, schließt dies eine Amöbe keinesfalls mit ein, da ein Einzeller logischerweise so etwas nicht besitzen kann.
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Heißt das, dass du aufhören würdest, Pflanzen zu essen, wenn die Wissenschaft später etwas anderes dazu sagen sollte? Wie Biber auch sagte, es wirkt stellenweise lächerlich, wenn du mit der Wissenschaft argumentierst.
Wenn es mit meinen subjektiven Eindrücken übereinstimmt, könnte dieser Aspekt zur Debatte stehen. Es war vielleicht falsch, mich alleinig auf die Wissenschaft zu berufen - wie immer bei moralischen Entschieden spielt auch ein subjektiver Eindruck eine Rolle, wobei der hier gegeben ist und mir die Wissenschaft in dem Denken Recht gibt, dass Kühe, Schweine, Hühner, Schafe usw. Leid empfinden können. Wenn du das nicht akzeptieren kannst, fällt mir auch nichts mehr ein.