Ich kann mich aber auch nicht daran erinnern, von irgendwelchen Feinheiten gesprochen zu haben? Es ging mir – so wie dir – um das Grundmodell des Denkens, und war für mich eben an keiner Stelle für mich vergleichbar bislang. Ich verstehe zwar, worauf du hinauswillst, aber inhaltlich ist das für mich derart weit auseinander, dass ich deinen Standpunkt sogar eher nachvollzogen hätte, wenn du das Beispiel nicht gebracht hättest.
Ich stell einfach mal tabellarisch dar, an welchen Stellen deine Analogie für mich insbesondere hinkt:
Die Stücke sind vom Komponisten in Tempo, Folge und Dynamik vorgegeben. |
Das Spiel wendet ein Gesamtwertungssystem aus separat spielbaren Sequenzen an. |
Die Schummelvariante – der Zusammenschnitt – von der du sprichst, wäre nur bei einer Aufnahme relevant, wo es nicht ins Gewicht fallen würde. Bei einer Live-Aufführung wäre dies so nicht möglich und würde auch von niemanden als „virtuos”, wie du es bezeichnest, anerkannt werden. |
Das Wertungssystem verlangt nicht von dir ab, die Sequenzen für einen bestimmten Rang am Stück fehlerfrei zu spielen und tut aber auch gleichzeitig nicht so, als hättest du das getan. |
Klavierspieler sind dem Druck und den Erwartungen der Öffentlichkeit ausgesetzt. |
Wenn du ein Videospiel wie Bayonetta spielst, bist du – abseits der Spielanforderungen – die einzige Person, der du etwas beweisen musst. |
Ich gehe vollkommen konform damit, dass dir das Wertungssystem aus Bayonetta 3 missfällt, weil es aus deinen Augen zu wenig von dir abverlangt – und falls es keinen Modus geben sollte, der dir diese Herausforderung bieten kann, wäre es sicherlich keine Schwierigkeit gewesen, solch einen zu implementieren. Aber dein Versuch, Parallelen zu Standards aus anderen Bereichen – speziell in der Musik – zu ziehen, funktioniert in diesem Fall einfach nicht, weil dein Vergleich von Inkohärenz (durch die unterschiedlichen Erwartungshaltungen) und Trivialität (ab wann gilt etwas „virtuos”?) geprägt ist. Letztendlich hat es mir nur gezeigt, dass es sich nach wie vor um eine Ansicht handelt, die deinem persönlichen Emfpinden entspringt und sich nicht analogisch begründen lässt.