mascot
pointer pointer pointer pointer

Ergebnis 1 bis 20 von 55

Baum-Darstellung

Vorheriger Beitrag Vorheriger Beitrag   Nächster Beitrag Nächster Beitrag
  1. #26

    Mystical Ninja Starring Goemon - Retro-Spiele Review

    Einleitung
    Das Super-Nintendo war in der ersten Hälfte der 90er zweifelsohne DIE Konsole für JRPGs – sowie später die Playstation 1, 2 und 4. Das Super Nintendo hat das Genre auch im Westen etaliert. Insbesondere in Europa erschienen die Big Pack-Rollenspiele, die alle einen umfassenden Guide neben dem eigentlich Spiel beiliegen in der riesigen Verpackung beiliegen hatten. Wir erinnern uns Mystic Quest, Secret of Mana, Secret of Evermore, Illusion of Time, Terranigma und Lufia. RPGs wurden damit auch als etwas “Besonderes” verkauft. Aufwendigere und längere Spiele, die eine neue Spieltiefe erfahrbar machen sollten. Dem gleichen Marketing-Trick folgte übrigens auch Metroid, das als einziges kein RPG war – aber ein ebenso komplexes Metroidvania-Abenteuer.

    Auf jeden Fall wurden somit japanische Rollenspiele zum Sinnbild für Spieltiefe und Komplexität in einer Zeit, als sehr viele Konsolenspiele meist nur einen Nachmittag Inhalt boten. Selbst die längsten Mario-Spiele oder die Donkey Kong Country-Serie boten nur Vertreter, die keine 10 Stunden Inhalt boten. Plattformer auch zu atmosphärisch-immersiven Abenteuer-Erfahrungen werden zu lassen, schaffen es nicht, die Faszination der RPGs zu brechen. Und so war für mich als durch das SNES bekehrten Rollenspiel-Fan klar, mir die Nachfolge-Konsole in 3D zu holen.

    Schließlich bekam schon das erste Spiel der neuen Konsole Rollenspielelemente. Super Mario 64 hatte ansprechbare NPCs, auch wenn es natürlich ein reiner Plattformer war. Und so vermisste ich bald Rollenspiele und rollenspielähnliche Spiele. 3D-Jump’n Runs ala Banjo Kazooie waren zwar unfassbar genial und dauerten auch recht lang, aber so eine RPG-Welt wie in Evermore/ Lufia/ etc. hätte ich auch gerne wieder gehabt.

    Pilotwings hatte vor allem einen hohen Wiederspielwert und die Funracer machten alleine auch Spaß. Aber irgendwann will man wieder interaktiv eine Story mit einer Heldengruppe erleben. Parallel erschienen auf der Playstation storyintensive JRPGs rauf und runter. Aber die Konsole hatte ich noch nicht. Zwar konnte ich damals am PC mittels Bleem Breath of Fire 3 zum Laufen bringen und mir Final Fantasy VII für den PC holen. Aber das N64 hatte hartnäckig einfach überhaupt keine Rollenspielveröffentlichung.

    Also hielt ich die Augen offen, nach weiteren Rollenspielen. Da ich mir immer die damals kostenlose Club-Nintendo-Zeitschrift mitgenommen habe, erfuhr ich irgendwann von Mysical Ninja Starring Goemon, das in dem Heft mit Zelda verglichen wurde. Es wurde als Comedy-Action-RPG in einem bizarren mittelalterlichen Japan-Setting vorgestellt. Mein RPG-Hunger war so groß, dass ich das Spiel in einem Idee+Spiel-Fachgeschäft für 160 Mark (ja, Sonys heutige Spielpreise für PS5-VÖ) erstand. Irgendwie auch nicht besonders kundenfreundlich. Das Spiel konnte weder speichern, kostete mehr und hatte keine deutschen Texte, obwohl es sehr textlastig war. Und ich kaufte es. Und ich liebte es.

    Ich habe es daher in mein Nostalgie-Review aufgenommen, weil es früher für mich mein Lieblingsspiel auf dem N64 war. Ich mochte es sogar lieber als Zelda und mindestens genau so gern wie Conker. Ich hatte eine verdammt gute Zeit mit dem Spiel und daher spielte ich es jetzt 20 Jahre später zum dritten Mal durch. Und es fiel mir nicht schwerer als damals. Bei manchen Spielen denke ich mir, dass sie nicht mehr so viel Spaß machen wie früher. Bei anderen bin ich überrascht wie gut diese Spiele doch (noch) sind. Ob das bei Goemon auch der Fall war? Hier lest Ihr die Antwort:








    Beim Plasma-Wahrsager kann ich immer wieder herzhaft lachen... ...und man kann sich sogar mit Tieren unterhalten.



    Es wird Zeit. Goemon ruft Impact mit diesem Horn! Zu einer schmissigen Musik muss man in der Rollschuh-Stufe achtgeben, dass es einen nicht schmeißt.

    Am Ende wartet ein schlecht gelaunter Theater-Roboter... ...den man dann aus Impacts Cockpit heraus nach Strich und Faden verprügelt.



    Im Laufe des Abenteuers befreit man den Drachen Karyuta in einer spektakulären Sequenz vom Einfluss der Bösen. Der Junge ist daraufhin sehr konsterniert, da er unter dem Einfluss viel Unheil angerichtet hat.

    Goemon verspricht daraufhin, ihm zu helfen und die Sache wieder in Ordnung zu bringen. Als Dank lässt er sich ab da jederzeit rufen und bringt die Helden an bereits besuchte Orte zurück (Schnellreise).



    Yamato. Auf dem Weg zu den Schildkrötensteinen im Bambuswald. Yamato von oben. So einfach sind die meisten Gebiete gestrickt. Macht aber nicht so viel, da man hier nur durchrennt.





    Wie ich das Spiel insgesamt im Vergleich sehe:
    Dieses Spiel ist einer der wenigen N64-Titel, die viel Spieltiefe besitzen. Für mich als Liebhaber von narrativen Rollenspielen ist dieser Titel wohl das, was einem richtigen Rollenspiel noch am nächsten kommt. Das N64 hat zwar viele großartige Titel, aber das sind vorrangig mechanikbasierte Spiele. Goemons Faszination kommt nicht alleine daher, da das N64 wirlich wenige umfangreiche narrative Spiele zu bieten hatte. Das liegt an der Modultechnik: Ein begrenzter Speicherplatz der Cartrdiges lässt einfach keine storyintensiven Abenteuer wie Final Fantasy oder Resident Evil zu... Erst mit der Einführung der 512 Mbit-Cartridges im Jahr 2000 kamen dann Conker und Resi 2.

    Abseits davon ist das gerade mal 16 MB große Mystical Ninja Starring Goemon aber Konamis großer Wurf. Es ist zwar selbst für ein Retro-Spiel recht kurz, übt aber eine Faszination aus und macht neben jeder Menge Spaß auch noch jede Menge gute Laune. Dabei ist das Spielerlebnis fazinierend rund und ich war überrascht, wie gut sich dieses Machwerk auch heute noch schlägt. Wenn man eben die Technik und die Quality-of-Life-Funktionen beiseite lässt, ist das Ding eine Reise, die einen wirklich abholt. Es ist extrem kurz, aber wie ich schon immer zu sagen pflegte: Lieber 10 geniale Stunden als 50 langweilige. Apropos 50 langweilige: Die Story von Goemon ist immer noch länger als die von Final Fanasy XV.


    Nostalgiebrille abgesetzt:
    Das N64 hat mit Conker’s Bad Fur Day 2001 ein ebenfalls sehr handlungsintensives Spiel bekommen, das an Goemon heranreicht. Obwohl das wirklich mehr Jump ’n Run mit viiiiiieeeel Gelaber ist. Aber Conker ist anders als Banjo/ Mario/ sonstige 3D-Plattformer kein Collect-a-Thon. Das heißt, man folgt definitiv einer Handlung und sammelt nicht einfach nur Dinge ein, um weiterzukommen. Und genau das hat auch Goemon. Goemon ist eines der wenigen Spiele auf dem N64, in dem man nicht sammelt, sondern der Story folgt. Das alleine ist aber kein Grund, warum es mir so gut gefallen hat. Klar: Ich kann nicht rangehen wie ein Teen, der das Spiel heute zum ersten Mal spielt. Meinem Kumpel Lucas, der auch Lufia netterweise bewertet hatte, habe ich daher Goemon gegeben, um zu schauen, ob ich wirklich so verblendet bin, wenn ich Goemon eine „8+“ verpasse. Daher hier Lucas unverblümtes Urteil: „Goemon ist viel besser als Lufia. Es ist sogar fast perfekt aber ein bisschen zu kurz. Würde dem Spiel nach meinen Maßstäben 85% geben!“

    Der Nachfolger hat mich bei weitem nicht so mitgerissen. Denn da sammelt man Passierscheine und der Teil ist grausam übersetzt. Er gehört jedoch auch zu den besseren Plattformern, macht jede Menge Spaß und die Musik dieses Nachfolgers ist noch besser! Jawohl! noch besser!

    WERTUNG:

    Handlung, Charaktere und Dialoge: ➊➋➌➍➎➏➐➇➈➉+ gut, Tendenz sehr gut: Handlung nimmt schnell Fahrt auf, ist sehr kurz aber enorm abwechslungsreich. Etwas oberflächliche Figuren, die aber taugen. Dialoge etwas knapp und nur ok übersetzt.
    Gameplay und Kampfsystem: ➊➋➌➍➎➏➐➑➈➉ sehr gut: Gameplay von Zelda geklaut, sehr abwechslungsreich, viele verschiedene Möglichkeiten. Leider kurzes Vergnügen!
    Spielwelt und Atmosphäre: ➊➋➌➍➎➏➐➇➈➉- gut, Tendenz okay: Atmosphärische, auf das Gamedesign zugeschnittene Spielwelt. Wenige, dafür große Ortschaften.
    Technik und Präsentation: ➊➋➌➍➎➏➆➇➈➉- okay, Tendenz durchwachsen: Stellenweise extrem schöne Assets, aber landschaftlich selbst für 1997 altbacken. Hübsche Cutscenes und cineastische Schnitte retten die Note.
    Musik: ➊➋➌➍➎➏➐➑➒➓- legendär, Tendenz hervorragend: Klanglich und ohrwurmtechnisch kaum mehr zu toppen. Die Musik zaubert einem ein Lächeln auf’s Gesicht, ob man will oder nicht. Die teilweise arg kurzen Loops bügelt der noch bessere Nachfolger aus.


    Gesamtwertung: ➊➋➌➍➎➏➐➑➈➉+ Sehr gut, mit Tendenz zu hervorragend! Etwas zu kurzes und technisch in die Jahre gekommenes Fast-Meisterwerk und in meinen Augen Konamis großer Wurf eines auf dem N64 so seltenen richtigen Abenteuers.

    Auch wenn ich jetzt Ocarina of Time tatsächlich mit einer 9 bewerten würde, weil das Spiel mehr bietet, hier das Rezept wie Goemon Ocarina of Time hätte schlagen können:
    • Kapazität der Cartridge verdoppelt: Längere Loops in den Musikstücken, zwei Kapitel mehr (2 Dungeons, 1 Mech-Kampf), insgesamt so 15 Stunden Spielzeit
    • Etwas mehr Cutscenes und slightly more dialogue
    • Ein Gegenspieler von Goemon, der den Helden immer wieder in die Quere gekommen wäre
    • Festival- und Volkstanz-Dorf mit mehr Storyrelevanz
    • Ne Kamerasteuerung (z.B. „Z“-Trigger und instant Ausrichtung hinter Spielfigur)
    • Hübschere NSCs
    • Den Witz mit „Fernandez“ erklären. Ich finde den zwar megalustig, verstehe ihn aber nicht.
    Geändert von Cuzco (08.01.2021 um 23:00 Uhr) Grund: In langen Beiträgen passieren beim Abschicken einfach viele kleine Fehler...

Berechtigungen

  • Neue Themen erstellen: Nein
  • Themen beantworten: Nein
  • Anhänge hochladen: Nein
  • Beiträge bearbeiten: Nein
  •