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System: GBC (gespielt auf 3DS Virtual Console)
Entwickler: WayForward Technologies
Releasejahr: 2002
Genre: Sidescrolling Action Adventure
Spielzeit: 9h
Angefangen: 01.01.2019
Beendet: 08.01.2019
Wissenswertes:
Shantae wurde 2002 für den GBC herausgebracht. Damit war es eines der späten Spiele für das System, denn den GBA gab es da bereits seit etwa einem Jahr. Dies ist sicherlich auch ein Grund, wieso sich der Erfolg des Titels ziemlich in Grenzen gehalten und es acht Jahre gedauert hat, bis sich WayForward an einen Nachfolger gewagt hat.
Story/ Charaktere:
Risky Boots stiehlt mit ihrer Piratenbande, den Tinkerbats, die legendäre Dampfmaschine von Shantaes "Onkel" Mimic. Da Shantae die Wächter Djinn der Stadt Scuttle Town ist liegt es nun an ihr Risky zu stoppen. Zusätzlich muss sie noch die vier Elementarsteine finden, damit diese der Piratin nicht auch noch in die Hände fallen. Man will sich gar nicht ausmalen, was die Tinkerbats mit einer gepimpten Dampfmaschine so alles anstellen könnten...Und das ist auch im Wesentlichen der Plot. Ziemlich starke Zelda-Vibes mit der Suche nach x legendären McGuffins. Auf dem Weg trifft Shantae noch eine Reihe weiterer, meist durchgeknallter, Zeitgenossen. Beispielsweise die Zombiedame Rottytops, welche echt auf Shantaes Gehirn abfährt. Ihre alte Freundin Sky, welche Shantae mit ihrem Raubvogel Wrench hilft und ihr etwas... minderbemittelter Kumpel Bolo sind auch dabei. Das Spiel nimmt sich nicht sonderlich ernst und hat einige witzige Dialoge. Shantae selber würde ich als sassy und etwas naiv beschreiben. Neben ihrer Tätigkeit als Wächter Djinn ist sie auch eine Bauchtänzerin. Risky ist unterhaltsam und sie hat mehrere Auftritte während des Spielverlaufs, was immer gut ist um einen Antagonisten präsent erscheinen zu lassen. Die wichtigsten Charaktere des Casts sind größtenteils weiblich, aber andererseits gibt es auch gar nicht so viele relevante Figuren hier.
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Gameplay:
Um durch die Welt zu kommen setzt Shantae auf ihre tödlichste Waffe: ihre Haare. Insgesamt spielt sich das Spiel flüssig, aber die Reichweite von ihrer Haarpracht lässt zu wünschen übrig und ich wurde öfter von Gegnern getroffen als mir lieb ist. Glücklicherweise kostet jeder Treffer nur ein halbes Herz. Man hat auch mehrere Leben zur Verfügung. Der Clou hier: die besiegten Gegner im aktuellen Gebiet (und das kann auch ein ganzer Palast sein) respawnen nicht, wenn man ein Leben verliert. Erst bei einem Game Over wird man zum letzten Speicherpunkt zurückgeschickt. Damit werden einem viele Fehler erlaubt.
Ich würde das Spiel dennoch nicht als einfach bezeichnen, denn die Herzen und Leben schmelzen manchmal recht schnell dahin. Besonders, da das Spiel mit einigen Sprungpassagen aufwartet und Heilitems relativ teuer sind. Auch die Droprate von Herzen ist recht niedrig. Die Spielstruktur erlaubt einem aber theoretisch das Grinden von Ausrüstung, was die Reise deutlich leichter machten kann.
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Im Verlaufe des Abenteuers kann man noch weitere Angriffe lernen, aber die Haare bleiben Shantaes Standardwaffe. Ihr Arsenal wird noch durch eine größere Menge an Items erweitert, welche man kaufen kann. Manche davon werden auch benötigt um an optionale Gegenstände zu kommen. Denn was wäre ein Spiel dieser Art ohne all das Zeug, was man so beim Erkunden sammeln kann? Neben Herzcontainern gibt es hier auch noch Glühwürmchen zu finden, welche nur nachts auftauchen. In der Nacht werden aber auch alle Gegner stärker, was das Sammeln der Insekten schwerer macht als es sein müsste. Man muss alle davon finden um überhaupt eine Belohnung zu bekommen – welche dann nicht mal besonders gut ist.
Um die Welt zu erkunden stehen Shantae verschiedene Tierformen zur Verfügung, in welche sie sich verwandeln kann. Dafür muss man eine Tastenkombination eingeben, zu der sie dann tanzt – vergleichbar mit den Musikstücken aus Zeldaspielen. Shantae hat vier verschiedene Tierformen, beispielsweise ein Affe, mit dem man an Wänden hochklettern kann oder ein Elefant, mit dem sie Hindernisse zerstören kann. Da man beim Erkunden regelmäßig die Form wechselt können die Tänze teilweise nervig werden, auch wenn die Tastenkombinationen kurz sind. Die Tierformen bekommen im Spielverlauf noch Angriffsfähigkeiten - diese sind aber komplett optional.
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Wenn man vom Tanzen nicht genug bekommen kann gibt es noch einen Tanzpalast, welcher nachts besucht werden kann. Dieses Minispiel ist wohl die lukrativste Art um an Geld zu kommen. Die Städte erkundet man nicht wie Gebiete in der Oberwelt, sondern wählt die Gebäude aus, die man betreten möchte bzw. die NPCs, mit denen man sprechen will. Die Städte müssen im Spielverlauf besucht werden, weil man so die Paläste freischaltet. Hier hätte man einfallsreicher sein können, z.B. Dungeons durch Rätsel oder das Erkunden der Oberwelt vom Spieler öffnen lassen, wie es in Zelda gerne gemacht wird, statt sich immer von Leuten aus der Stadt helfen zu lassen.
Die Paläste sind sicherlich das Highlight vom Game. Sie sind verschachtelt und weitläufig und von der Struktur sehr ähnlich zu denen von Zelda 2. Man muss verschlossene Türen mit Schlüsseln öffnen und es gibt immer einen Tanz zu finden, den man benötigt, um den Palast vollständig zu erkunden. Die Dungeon enthalten auch die besten Plattforming-Passagen vom Spiel sowie ein paar Rätsel. Besonders hervorzuheben ist der dritte Palast, Cackle Mound, welcher sehr vertikal ist und durchaus den Eindruck erweckt, man würde tiefer in eine Gruft steigen. In jedem Dungeon kann man auch noch fünf Warp Squids finden, welche man zu ihren Mamis in den Städten bringen kann um dafür einen Warp-Tanz zu erhalten.
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Warppunkte sind auch bitter nötig, denn das wiederholte Durchqueren von alten Gebieten wird schnell ermüdend. Wenn man ein Gebiet zum fünften Mal durchquert, dann ist irgendwann der Charme weg und man will nur noch schnell durch. Da ist es besonders kritisch wenn es gerade Nacht geworden ist und man vielleicht auch noch Glühwürmchen finden will. Hier wären mehr Teleportmöglichkeiten und Abkürzungen sicherlich gut gewesen.
Das Spiel ist erstaunlich linear. Eigentlich besteht es nur aus einer langen Reihe verschiedener Gebiete, die man von links nach rechts (oder in die andere Richtung) durchquert. Es gibt wenige Abzweigungen und in der Regel läuft man einfach so weit zu einer Seite, bis man zur nächsten Stadt oder einem Hindernis kommt, was man ohne Zusatzfähigkeiten nicht überwinden kann. Die Oberwelt fand ich daher in Shantae nicht besonders interessant strukturiert. Hervorheben möchte ich dennoch, dass jeder Abschnitt sein eigenes Design und eigene Gegnertypen hat. Dadurch hat das Spiel eine erstaunlich hohe Anzahl an verschiedenen Widersachern, gerade, wenn man die kurze Spielzeit bedenkt, was durchaus für Abwechslung sorgt.
Präsentation:
Über Shantae kann man nicht sprechen ohne die Grafik zu erwähnen - welche für den GBC ziemlich gut ist. Es es ist beeindruckend, wie viel das Spiel aus dem alten 8-Bit-Kasten rausholt. Die Animationen der Charaktere sind detailiert und flüssig. Hier wurde in jede Bewegung Liebe reingesteckt und so sieht selbst die Laufanimation von Shantae cool aus. Besonders die Tänze sind hervorzuheben, die können sich sehen lassen und haben sieben verschiedene, eigene Animationen.
Auch das Spritework ist gelungen und gibt ein gutes Gefühl für das arabisch angehauchte Setting. Insbesondere, weil die weiblichen Charaktere alle sehr knapp bekleidet sind und man das am Design erstaunlich gut erkennen kann (für GB-Verhältnisse). Hier wurde wohl besonders viel Augenmerk drauf gelegt – vielleicht auch ein Grund, wieso Shantae bei ihrer Duckanimation mit dem Hintern wackelt. Sexy Designs scheinen einer der Grundpfeiler der Reihe zu sein, was in späteren Teilen noch weiter ausgebaut wird.
Gebiete haben erstaunlich viele Details in den Hintergründen, so dass man manchmal wirklich überrascht ist, dass das hier ein GBC Spiel ist. Auch auf Sachen wie Licht- und Schattenwürfe wurde geachtet, was in den Dungeons zur Geltung kommt. Änderungen der kompletten Farbpalette werden sehr effizient eingesetzt. Überrascht hat mich, dass es eine große Vielfalt an verschiedenen Gebietstypen gibt. Als ich an das Spiel rangegangen bin hatte ich mehr Wüstengebiete erwartet, wegen des arabisch anmutenden Settings. Das wird in manchen Abschnitten auch gut eingefangen (Scuttle und Oasis Town), aber insgesamt ist das kein Schwerpunkt des ästhetischen Designs. Wie auf den Bildern sicher zu erkennen ist, ist das Spiel sehr farbenfroh und ich würde es auch als charmant bezeichnen.
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Fazit:
Generell ist das wohl auch das Wort, womit ich das gesamte Spiel beschreiben würde. Es hat einfach ziemlich viel Charme und ist ein guter Sidescrolling Action Adventure. Der Retro-Stil zusammen mit den hohen Production Values für ein GBC Spiel sind auch ein fetter Pluspunkt für mich. Shantae ist nicht ansatzweise so kryptisch wie ältere Spiele dieser Art, dafür aber auch linearer. Es wäre schön gewesen, wenn zumindest einer der Paläste nicht nur durch das Quatschen mit jemandem in einer Stadt geöffnet wird, sondern z.B. durch Rätsel wie bei Zelda. Auch ein besseres Teleportnetzwerk wäre angenehm gewesen. Anderseits gibt es in den einzelnen Abschnitten immer was zu finden, so dass sich das Ausnutzen der neuen Fähigkeiten durchaus lohnt. Die Paläste sind ein absolutes Highlight, sowohl was deren Struktur angeht, als auch die Atmosphäre und kleinen Rätsel. Das Spiel hat auch einen stärkeren Fokus auf Sprungpassagen, was mir gut gefällt. Den Schwierigkeitsgrad würde ich als genau richtig einstufen - das Spiel ist nicht brutal schwer, aber man muss beim Spielen durchaus aufpassen, was man macht.
Mit einer Spielzeit von etwa 6-10 Stunden ist es ein guter Happen für zwischendurch, wenn man eine nette Mischung aus Jump'n Run und Action Adventure gebrauchen kann.