Das Gameplay wurde aber natürlich auch verbessert, wenngleich manche Änderungen ein bisschen fragwürdig sind. Das Kriegssystem erinnert hier nämlich an Fire Emblem, macht aber bei weitem nicht so viel Spaß. Fußsoldaten können sich pro Runde nämlich nur ein einziges Feld bewegen, wodurch es ohne Magier eine Weile dauern kann bis man überhaupt mal angreifen kann. Das lässt sich mit dem Automatik-Modus zwar ein bisschen abkürzen, ist aber trotzdem etwas nervig. Das Schere-Stein-Papier Prinzip des Vorgängers wurde außerdem komplett abgeschafft … und scheinbar mit kompletten Zufall ersetzt. Also, es gibt zwar Angriffs- und Verteidigungsboni, sowie diverse aktive und passive Skills, aber es scheint größtenteils vollkommen egal zu sein mit welcher Einheit man angreift, oder welche Charaktere man in welche Truppe packt (von Reitern mal abgesehen). Viele Angriffe gehen nämlich komplett daneben, was vor allem bei den limitierten Zaubern etwas frustrierend sein kann. Von daher ist es gegen Ende eigentlich am sinnvollsten mit Magiern oder Bogenschützen aus der Ferne anzugreifen bis die Gegner irgendwann umfallen.
Es ist außerdem weiterhin nicht möglich seine Zauber innerhalb von Dungeons wieder aufzuladen (außer kurz vor dem Finale), weswegen ich die meisten Kämpfe automatisch habe austragen lassen, oder auf Kombo-Angriffe zurückgegriffen habe. Wenn ich aber doch mal zaubern musste, dann habe ich das Spiel stets im Turbomodus laufen lassen. Die Animationen sind zwar eigentlich ganz hübsch, vor allem die der mächtigsten Zauber, sie dauern mir persönlich aber viel zu lange, was vor allem bei Bosskämpfen etwas nervig ist. Da kann auch der Soundtrack nicht drüber hinweghelfen, welcher genau wie im Vorgänger absolut generisch ist und höchstens ein handvoll einprägsamer Songs besitzt, wie
Reminiscence. Die Kampfmusik gehört aber nicht dazu, egal ob es sich um normale Kämpfe, Bosskämpfe oder den finalen Boss handelt.
Ich habe außerdem das Gefühl, dass ich verglichen mit dem ersten Teil bei mehr Charakteren nachschauen musste wie ich diese rekrutiere. Man kann zwar einen Detektiv anheuern um die Bedingung eines jeden Charakters in Erfahrung zu bringen, der braucht für jede Untersuchung aber 10 Minuten, weswegen ich die nur sehr langsam abgearbeitet habe. Manche seiner Aussagen sind aber komplett nutzlos, zumal es mehrere Charaktere gibt bei denen er quasi nur sagt dass diese Stärke wertschätzen und man dementsprechend zeigen soll wie stark man ist. Das bringt aber vor allem deswegen nichts da die meisten dieser Charaktere erst dann rekrutiert werden können wenn man bereits eine bestimmte Menge an Charakteren angeheuert hat.
Das ist vor allem bei den Charakteren nervig für die man extra in ein Dungeon zurückkehren muss. Oder bei denen für die man erst mal ein verstecktes Dorf in einem Wald ausfinding machen muss. Dieser führt außerdem zur einzigen Stadt im Spiel zu der man sich nicht teleportieren kann, was vor allem deswegen nervig ist weil dort ein Händler wohnt bei dem man erst eine bestimmte Menge an Geld erwirtschaften muss bevor er sich einem anschließt. Das ist allerdings kein Händler bei dem man irgendwelche x-beliebigen Gegenstände verkaufen kann, sondern einer der nur bestimmte Tauschgegenstände aus ähnlichen Geschäften annimmt. Man sollte die entsprechenden Gegenstände also idealerweise schon besitzen bevor man versucht diesen anzuheuern damit man den Wald nicht mehrfach durchqueren muss. Ist aufgrund des limitierten Inventars aber nicht so einfach, auch wenn es im Gegensatz zum Vorgänger endlich ein Gruppeninventar gibt und die Charaktere nur noch ihre Ausrüstung + 3 Accessoires/Heilgegenstände/Schriftrollen mit sich tragen.
Es gibt außerdem einen Charakter den man entweder sehr früh rekrutieren kann indem man einen bestimmten Baum (den ich nie gesehen habe) ein paar Mal anschaut, oder indem man sehr viel später an einer bestimmten Stelle auf der Weltkarte herumrennt (oder schlichtweg still stehen bleibt) bis er plötzlich in der Gruppe erscheint. Das selbe Gimmick kommt außerdem bei vier weiteren Charakteren zum Einsatz die aber glücklicherweise nicht zu den 108 Stars of Destiny gehören. Kann man von daher auch ignorieren. Erst recht wenn man ohne Emulator spielt. Ich habe die nämlich nur gefunden weil ich den Emulator im Hintergrund im Turbomodus habe laufen lassen, was sicherlich einige Stunden in Echtzeit abgedeckt hätte.
Wenn man das beste Ende kriegen will, dann reicht es außerdem nicht alle 108 Charaktere zu rekrutieren. Stattdessen muss ein bestimmter Charaktere einen Verteidigungswert von mindestens 121 erreichen, was mir persönlich erst in dem Dungeon gelungen ist in dem dieser Wert abgefragt wird. Und das auch nur weil ich noch ein paar Ausrüstungsgegenstände gefunden und 3 oder 4 Level gegrindet habe. Solche Spielzeitstreckung hätte nach dem Sammeln aller Charaktere aber echt nicht sein müssen.
Ansonsten gibt es aber nicht soviel zu sagen. Rätsel gibt weitherin so gut wie keine, und wenn man doch mal drüber stolpert sind die allesamt sehr einfach. Und obwohl es bereits im ersten Teil total bescheuert war dass man ein Würfelspiel gewinnen muss um mit der Story fortfahren zu können wurde das auch hier für genau den selben Zweck recycelt. Beim ersten Spiel habe ich zwar direkt gewonnen, aber beim zweiten durfte ich wieder ewig mit Turbo rumprobieren bis ich die benötigte Summe endlich gewonnen hatte. Es gibt außerdem noch viele andere Minispiele mit denen man sich beschäftigen kann, aber wirklich interesant fand ich die jetzt nicht.
Im Endeffekt würde ich also sagen dass Suikoden 2 seinen Vorgänger zwar in gewisser Weise übertrifft, aber die Story leidet weiterhin darunter dass der Protagonist nie was sagt, das Gameplay ist ingesamt nur okay, den Soundtrack kann man vergessen, und dank der Masse an Charakteren gibt es insgesamt nur wenige die einen bleibenden Eindruck hinterlassen. Kann man also durchaus spielen, aber für die Playstation gab es eindeutig bessere JRPGs.