Da ich bereits ein umfangreiches Review geschrieben habe, werde ich mich jetzt nicht mit den ganzen Details aufhalten sondern ein bisschen detaillierter auf meine Probleme mit dem Spiel eingehen. Dass ich welche haben würde war ja leider unausweichlich, aber ich hatte zumindest gehofft, dass es mich ähnlich wie FFXIII trotzdem gut unterhalten würde. FFXV ist aber quasi das komplette Gegenteil, da hier eine große Welt mit unzähligen Sidequests geboten wird, die sich allerdings so gut wie gar nicht lohnen. Ein Großteil aller Quests lässt sich nämlich in Sammelquests und Monsterjagden aufteilen, was auf die Dauer einfach furchtbar langweilig ist, zumal keine dieser Quests auch nur irgendeine interessante Geschichte zu erzählen hat. Sich komplett auf die Hauptstory zu fokussieren wäre insgesamt also die bessere Entscheidung. Das dumme ist nur, dass diese erst im 9.Kapitel (von 14) tatsächlich in Fahrt kommt. Zwischendurch passiert zwar auch ein bisschen was, aber die einzig wirkliche erinnerungswürdige Sequenz ist der Kampf gegen
Titan, wozu die epische Musik einiges zu beiträgt. Alles andere ist einfach nur ein langweiliger Roadtrip bei dem das Imperium von Niflheim so gut wie keine Rolle spielt. Und das obwohl Prinz Noctis und seine Bros eigentlich unterwegs sind um das Imperium zu zerschlagen und Rache für die Ereignisse von
Kingsglaive zu nehmen.
Das Problem ist nur, dass man als Spieler keine Ahnung hat was in Kingsglaive eigentlich passiert ist. Man sieht zwar Ausschnitte aus dem Film und bekommt auch eine sehr grobe Zusammenfassung, das ist aber alles kein Ersatz dafür sich den Film tatsächlich anzuschauen. Habe ich deswegen auch selbst nochmal gemacht und würde ich persönlich jedem empfehlen der FFXV spielen möchte, schon weil der Film einfach ein sehr viel spannenderes Intro darstellt als stundenlang nur durch die Gegend zu tuckern. Es gibt zwar noch mehr Material das man sich eventuell vorher anschauen könnte, wie eine Prequel Novella, ein paar Demos, oder dieses A King's Tale Spinoff, die fand ich insgesamt aber eher irrelevant. Zumal letzteres nur darauf hinausläuft, dass König Regis vor langer Zeit mal gegen
Ultros gekämpft hat. Aber der hatte ja schon in Kingsglaive so gut wie keine Relevanz, und im Hauptspiel erst recht nicht.
Ich finde es allerdings ein bisschen schade, dass
General Glauca im Film tatsächlich getötet wurde. Das ist für den Film zwar ein gutes Finale, das Hauptspiel leidet aufgrund seiner Schwächen allerdings ein bisschen drunter.
Ich meine, wenn Glauca irgendwie überlebt hätte, eventuell mithilfe Ardyns dämonischer Kräfte, dann hätte man nicht nur einen coolen Antagonisten gehabt der Noctis und Co eventuell das ganze Spiel über hätte jagen können, sondern auch einen Gegner der direkt für den Tod von Noctis Vater verantwortlich ist, was das ganze nochmal etwas persönlicher gemacht hätte. Stattdessen hat man Ravus, der erst böse wirkt, aber auf einmal doch nicht böse ist ... und dann bereits verreckt ohne dass man jemals gegen ihn gekämpft hätte (seine Wiederbelebung als Monster zählt für mich nicht). Oder den gottverdammten Imperator, der eigentlich extrem wichtig wirkt, aber nach Kingsglaive so gut wie gar keine Relevanz mehr hat, und dann auf einmal ebenfalls ein Monster ist. Oder Aranea, die man einmal bekämpft, und die dann auch nicht wirklich böse ist.
Damit untergraben die Entwickler zwar eventuell die Erwartungen der Spieler, aber die Art und Weise wie das umgesetzt wurde ist einfach nur dumm. Ein paar einprägsame Antagonisten wären in dieser Art von Spiel nämlich echt nicht verkehrt gewesen. Stattdessen bleibt halt nur ein einziger
(und zwar natürlich Ardyn), und selbst der leidet darunter dass seine
eigentlich sehr tragische Story einfach viel zu kurz kommt. Und in Verbindung damit kommt auch ein anderer Charakter viel zu kurz
und zwar Lunafreya. Dank Kingsglaive hat sie mir als Charakter zwar durchaus gefallen, aber dass Ardyn sie umbringt obwohl sie innerhalb des Spiels so gut wie gar keine Präsenz hatte, ruiniert ihren Tod auf emotionaler Ebene leider so ein bisschen. Das mag ihr Schicksal zwar umso tragischer machen da sie nie die Chance hatte mit Noctis wiedervereinigt zu werden, aber ihr Tod hätte trotzdem besser funktioniert wenn man tatsächlich Zeit gehabt hätte sie innerhalb des Spiels besser kennenzulernen.
Noctis' Begleiter, die fast das ganze Spiel über mit ihm zusammen sind, leiden aber ebenfalls darunter dass man so gut wie nichts über sie erfährt. Es gibt zwar ein paar optionale Szenen, wie ein nettes Hotelgespräch mit Prompto, aber wer ein bisschen mehr über sie erfahren will, hat keine andere Wahl als sich den
Brotherhood Anime anzuschauen. Diesen fand ich verglichen mit Kingsglaive aber geradezu langweilig, auch wenn jedem Charakter nur so 10 Minuten gewidmet wurden. Die Charakter-DLCs sind da schon besser, auch wenn sie schlussendlich ebenfalls nur Lücken schließen die eigentlich nicht hätten existieren dürfen. Ist in Gladiolus' Fall zwar vollkommen irrelevant, da seine Episode storytechnisch nichts zu irgendwas beiträgt, aber dafür hat er zumindest einen richtig guten Endboss zu bieten bei dem man tatsächlich taktisch vorgehen und auf seine Angriffe achten muss (was man von den meisten Bossen nicht behaupten kann). Promptos Episode ist dafür ein Shooter, was ich gameplaytechnisch nicht so prickelnd fand. Aber dafür erklärt die Episode zumindest einen Twist des Hauptspiels der komplett aus dem Nichts kam und kurz darauf schon gar keine Rolle mehr gespielt hat
(also dass Prompto ein Klon ist). Der hätte aber echt noch umfassender behandelt werden sollen um nicht so unnötig zu wirken.
Und es wäre echt toll gewesen, wenn die DLCs irgendwie in die Story integriert worden wären. Stattdessen musste ich nachschauen wo ich welchen spielen soll, was vor allem für Episode Ignis wichtig war, da diese ansonsten das Ending spoilert. Und es wäre natürlich noch viel besser gewesen, wenn die ganzen geplanten DLCs auch tatsächlich noch veröffentlicht worden wären. Einer kommt zwar noch, der vermutlich ganz interessant sein dürfte, aber für den Rest müsste man ein Buch kaufen das irgendwann nächsten Monat veröffentlicht wird. Allerdings natürlich nur in Japan. Das macht die Story also nur noch fragmentierter als sie ohnehin schon ist. Und das finde ich echt schade, weil das Spiel teilweise fantastisch inszeniert ist und einige richtig interessante Ideen zu bieten hat
(wie die Tatsache dass Noctis sich opfern muss um die Welt zu retten, wodurch Ardyn eigentlich alles erreicht was er wollte). Die können über die ganzen Schwächen aber auch nicht hinwegtäuschen. Und davon gibt es gegen Ende auch noch ein paar die ich von der Umsetzung her echt nicht so toll fand.
Wie die Tatsache, dass das Imperium bereits dem Untergang geweiht ist bevor Noctis überhaupt irgendwas machen kann. Oder dass sich das Finale im Imperium auf ein einziges, großes Gebäude beschränkt. Oder dass Noctis einfach so für 10 Jahre verschwindet und die Welt komplett den Bach runtergeht, was aufgrund des World of Ruin Konzepts zwar eigentlich ganz cool ist ... aber nicht wenn man diese nur ein paar Minuten erforschen kann und dann augenblicklich nach Insomnia befördert wird.
Da das Spiel einige richtig coole Bosskämpfe zu bieten hat, hatte ich außerdem damit gerechnet, dass das Finale ebenfalls fantastisch sein würde. Stattdessen war der Endkampf geradezu langweilig. Hat mich zwar ein bisschen an
Matrix Revolutions erinnert, da war das aber eindeutig cooler inszeniert, zumal die Kamera nicht so künstlich durch die Gegend geschwungen wird. Einen etwas klassischeren und klischeehafteren Endkampf hätte ich außerdem irgendwie besser gefunden.
Ich meine, es mag zwar mal was anderes sein, dass man einfach nur einen "ganz normalen" Menschen verprügelt, aber von Ardyn, einem Kerl der unzählige dämonische Kräfte in sich aufgenommen hat, hätte ich eine Verwandlung durchaus erwartet. Erst recht wenn ich mir diese Fratze von ihm anschaue, die ein bisschen den Eindruck erweckt als ob er drauf und dran wäre seine menschliche Gestalt abzuwerfen. An der Endsequenz im Lebensstrom hätte das ja nichts geändert.
Ich könnte jetzt vermutlich noch ewig so weitermachen, aber dass FFXV ein sehr durchwachsenes Spiel ist, sollte mittlerweile mehr als klar sein. Ich hatte zwar trotzdem meinen Spaß dran (außer an den stumpfen Sidequests), aber verglichen mit dem Rest der Reihe würde ich es irgendwo weit unten einordnen. Vermutlich gerade noch so über FFXII, weil mich da weder die Story, noch die Charaktere überzeugen konnten. Und wenn ich die Wahl hätte, dann würde ich vermutlich eher FFXIII nochmal spielen. Da mag es zwar so gut wie keine Sidequests geben, aber dafür passiert zumindest ständig was. Nicht so wie hier, wo man 20 - 30 Stunden spielen kann ohne dass irgendwas von Relevanz passiert. Ohne Sidequests geht das sicher schneller, das ändert am viel zu langen Roadtrip aber auch nichts. Und das ist vor allem nach Kingsglaive echt schade, da mir der Film von Anfang bis Ende sehr gefallen hat. Und dementsprechend muss ich mich echt fragen, ob Versus XIII nicht doch das bessere Spiel geworden wäre. Laut den Trailern war Noctis dort immerhin direkt in die Ereignisse von Kingsglaive involviert, was einfach ein viel cooleres Intro gewesen wäre. Aber nein, stattdessen musste das ja alles über den Haufen geworfen und zerstückelt werden, wodurch das Spiel allein nicht reicht um die Story zu verstehen.
Das nächste Final Fantasy also bitte wieder ohne langweilige Open World. Dann haben sie vielleicht auch Zeit die Story zu erzählen!