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Thema: Star Trek Discovery

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  1. #22
    So, erste Staffel Discovery vorbei. Mein Fazit ist leider sehr durchwachsen und nach wie vor tendenziell eher negativ. Aber meiner Ansicht nach hat die Serie nach dem fürchterlichen Start zumindest diverse spürbare Fortschritte gemacht, sodass noch nicht alle Hoffnung verloren ist.

    Ich mochte das Finale weitgehend, schon alleine deshalb, weil es eine Außenmission mit Expeditionsteam auf einem Alienplaneten enthält (wenn auch einer, den wir schon in früheren Zeiten besucht haben). Das ist eines der Dinge, die ich als eine Säule von Star Trek ansehe und die in der ersten Staffel von Discovery bei Weitem zu kurz gekommen ist, weil gefühlt 95% der Handlung bloß auf Raumschiffen spielte. Diese letzte Folge bringt vieles im Tempo-Modus zum Abschluss, vielleicht zu schnell, aber generell mochte ich die Auflösung und dass ein etwas versöhnlicherer und hoffnungsvollerer Ton angeschlagen wurde. Der kurze Vorgeschmack auf das, was in Staffel 2 kommen könnte, hat mich nicht wirklich begeistert sondern stattdessen eher beunruhigt, weil ich nicht noch mehr schwach eingearbeiteten Fanservice möchte, sondern diese Figuren und Konzepte erstmal lernen sollten, auf eigenen Beinen zu stehen, bevor erneut die große Lore-Keule ausgepackt wird. Dennoch war es ein okayiger Cliffhanger um diese Staffel zu beenden und das Update des Enterprise-Designs sah auch halbwegs annehmbar aus.

    Gleichwohl mag ich Discovery insgesamt bisher nicht so recht. Ich versuche immer noch, mich an die Charaktere zu gewöhnen, was diesmal länger dauert als je zuvor. Manche sind okay, mit anderen werde ich überhaupt nicht warm. Ich halte es soweit für eine allenfalls durchschnittliche und oft eher fade Serie mit einem grauenhaft schwachen Sinn für Ästhetik. Ein paar Handlungselemente waren gut und sogar clever, andererseits werden viele unterschiedliche Dinge angeschnitten und dann überhaupt nicht mehr weiter verfolgt. Es muss sich deutlich verbessern, wenn die Show jemals hoffen möchte, auch nur einen Bruchteil der Highlights früherer Inkarnationen der Franchise zu erreichen. Jedenfalls bin ich überaus froh, dass der lahme Klingonenkrieg-Handlungsbogen endlich vorbei ist und nun hoffentlich ein bisschen mehr geforscht wird. Es wird echt Zeit.


    Nicht dass es jemanden interessieren würde, aber hier ist meine persönliche Wunschliste für die zweite Staffel. Mal schauen wie viel davon umgesetzt wird, ein paar Versprechungen in diese Richtung wurden ja immerhin schon gemacht:

    => Mehr Außenmissionen, mehr Entdeckungen. Die Serie sollte endlich ihrem Titel gerecht werden. Ich möchte, dass die Crew bisher unbekannte Alien-Kulturen, -Planeten und -Zivilisationen erforscht und dabei auch Erstkontakte herstellt. Wie wäre es zum Beispiel mal damit, die Kelpien Heimatwelt zu besuchen? Dafür, dass Saru einer der Hauptcharaktere ist, wissen wir bisher enttäuschend wenig über seine Spezies. Die erste Staffel handelte ohnehin fast nur von Menschen, Klingonen und Vulkaniern, mit ein paar Andorianern und Tellariten (und Orions in letzter Sekunde) flüchtig im Hintergrund, ohne ihnen irgendeinen nennenswerten eigenständigen Charakter für die Story zu widmen. Ziemlich langweiliges Standard-Zeugs. Was Aliens angeht, war ausnahmslos jede frühere Star Trek Serie meilenweit kreativer (einschließlich The Animated Series, übrigens).

    => Mehr Kameradschaft. Teamwork, Interaktion und Synergie vermisse ich nach wie vor. Ich weiß, dass die Autoren das bewusst langsam angehen wollten, um eine graduelle Entwicklung aufzuzeigen, und verglichen mit dem Anfang ist es tatsächlich schon besser geworden. Aber ein Gefühl von Vertrautheit untereinander bekomme ich dort noch immer nicht. Ich sage nicht, dass alle happy miteinander sein müssen, aber wenn die so gezwungen nicht miteinander klarkommen oder gegenüber den anderen so distanziert sind, nervt mich das und es macht die Crew langfristig unsympathisch. Habe das Gefühl, dass sich manche der Hauptfiguren gegenseitig kaum kennen. Selbst bei DS9, wo sich viele Figuren so gar nicht grün waren, stellte sich schnell der Eindruck von Nähe ein. Ich denke das hat auch damit zu tun, dass die Discovery-Figuren zu wenig über sich mit anderen reden und wir kaum etwas von ihrem Alltag und der Routine zu sehen bekommen. Aber genau die würde die Situation auf dem Schiff und die Konstellation der Charaktere und ihre Funktionen so viel realer und nachvollziehbarer machen. Die gesamte erste Staffel hatte wenns hochkommt vielleicht 15 Minuten Screentime die dafür genutzt wurden - nicht genug.

    => Der Fokus sollte auf das Ensemble gesetzt werden. Mir vergeht die Lust, wenn Discovery dauerhaft so sehr zu einer "Michael Burnham Show" verkommt. Denn ich kann sie nicht wirklich leiden, da sie sich selbst so unsagbar ernst nimmt. Und gebt den Hintergrundfiguren auf der Brücke etwas zu sagen und was zu tun, verdammt! Sie werden andauernd gezeigt aber sind schmerzlich unterentwickelt und wurden nichtmal vernünftig vorgestellt. Könnte alles so interessant sein.

    => Haltet den fehlgeleiteten Fanservice in Schach. Bloß TOS-Charaktere einbauen und alles mit ihnen zu verbinden macht eure Serie nicht automatisch besser oder wichtiger. Es ist ein simpler, billiger Trick. Verdient dieses Gewicht anstatt uns bloß zu sagen, es sei da. Wenn der Fanservice sein muss, dann lieber etwas indirekteres versuchen, das nicht notwendigerweise etwas mit den Charakteren zu tun hat. Wie wäre es zum Beispiel, die Wolkenstadt Stratos in die Handlung einzubauen, oder weitere bekannte Aliens zu zeigen, ohne unnötig an deren Design herumzufummeln?

    => Apropos: Das Design sollte verfeinert und verbessert werden, damit der neuinterpretierte Look zumindest ein kleines bisschen dem ähnlicher wird, was die Fans kennen und mochten. Es würde etwa überhaupt nicht der Zielsetzung der Produzenten widersprechen, wenn wenigstens hier und da mal ein Klingone mit Haaren auftaucht, oder welche mit menschenähnlicheren Zügen. Oder ein Bird of Prey der auch halbwegs als solcher erkennbar ist und nicht aussieht wie der entstellte Cousin eines Cylon Raiders aus Battlestar Galactica, der über Jahrzehnte hinweg im Keller an einer Kette gehalten wurde. Die Verantwortlichen haben hier völlig verkannt, wie wertvoll Wiedererkennungswert sein kann, wenn er in die richtigen Bahnen geleitet wird.

    => Schaltet das Licht ein! Das ist für mich tatsächlich ein gewaltig großer Punkt, habe ich oben schon erwähnt. Alles ist viel zu dunkel gefilmt und schlecht beleuchtet bzw. gedimmt wie verrückt. So sehr dass es tatsächlich unglaubwürdig wirkt und die Immersion stört, weil das einfach keine realistischen Arbeitsbedingungen im Weltraum sind. Man kann viele Details überhaupt nicht erkennen. Vielleicht haben sie Angst, dass auffällt, wie wenig Deko in vielen Räumen eigentlich vorhanden ist, und versuchen jene Mängel auf diese Weise zu verstecken? Das Budget für die Serie soll doch so gewaltig sein, scheint aber schlecht verteilt zu werden, wenn so wenig für schicke Kulissen draufgeht. Die ISS Charon war für mich eine einzige Enttäuschung. Das große Klingonenschiff am Anfang sah noch ziemlich gut aus, aber danach ging es steil bergab. Der Mangel an Helligkeit macht alles so grimmig und betrüblich, das wird einfach nicht gebraucht.

    => Macht die Serie abenteuerlicher, optimistischer und hoffnungsvoller, ohne übertriebene Gewaltszenen. Ich mochte auch nicht, wie wenig diese Darstellung der Föderation wie die Föderation war; und dass es sich um ein Prequel handelt ist keine Ausrede. Wir wissen unter anderem durch Enterprise, auf welche Ideale sie gegründet wurde, und wir wissen unter anderem durch TOS, wie sie in der Ära von Discovery laufen sollte. Mir fällt es schwer zu glauben, wie rücksichtslos und leichtfertig hochrangiges Sternenflottenpersonal bereit ist, unschuldige Lebewesen zu opfern und so viele grausig-unverantwortliche Entscheidungen zu treffen. Bei Lorca war das aus Storygründen ja noch verständlich, aber dass ihn niemand ernsthaft angezweifelt und sich widersetzt hat schon weniger. Klar, die Situation war verzweifelt, aber wo war bitte die Sternenflotte, die stets zuerst nach Alternativen sucht? Die Leute müssen ja nicht alle moralisch einwandfrei sein, aber das Umfeld so garstig zu gestalten, dass die zwielichtige Föderation sogar einen Völkermord von unvorstellbarem Ausmaß anzetteln möchte? Sorry, in einem Trek-Universum wie jenem fühle ich mich ganz und gar nicht mehr zu Hause.

    => Stellt mehr Fragen zu Ethik, baut mehr moralische Dilemma ein. Discovery war diesbezüglich sehr seicht und konzentrierte sich stattdessen oft lieber auf Action und Effektspektakel. Ja, einige solche Themen wurden oberflächlich angesprochen, aber nichts wurde intensiv erforscht und behandelt. Nichts davon regte mich zum denken an oder berührte mich emotional. Ich mein, erinnert ihr euch noch an Datas Tochter? An den Klon von Trip der nur für seine Organe leben und sterben sollte? Oder Tuvix? Oder Bashir auf dem Planeten mit der Seuche? Sicher, das war nur die erste Staffel von Discovery, aber ich möchte, dass es sich an diese schwierigen Themen auch mal heranwagt - auch ohne dass alles mit einem großen, physischen Konflikt verbunden ist. Diese Art von Geschichten sollten in sich eigentlich bereits genug sein, um eine ganze Staffel darauf aufzubauen. Zumindest wenn die Autoren ein bisschen Talent haben. Ich halte das für so bedeutsam, weil es jetzt mehr als jemals zuvor angegangen werden könnte, da es sich nicht mehr bloß um Einzelepisoden handelt. Diese Fragen über den Verlauf einer ganzen Staffelhandlung zu thematisieren anstatt sie eine Woche später wieder zu vergessen, das birgt ein ungeheures Potential, das bis jetzt überhaupt nicht angekratzt worden ist. Mit dem Tardigraden zum Beispiel hätten sie so viel mehr anstellen können.


    Wenn Discovery Star Trek sein will und immer wieder betont wird, dass es in der Prime Zeitlinie spielen soll, dann sollten die Macher nicht mit Scham auf frühere Zeiten zurückblicken und auch nicht versuchen dafür zu sorgen, dass sich alles so anders und neu wie möglich anfühlt. Denn indem sie das in der ersten Staffel getan haben, haben sie leider gleichzeitig auch eine Menge von dem entsorgt, was ich an der Franchise immer geliebt und geschätzt habe.





    Zitat Zitat von Ark_X Beitrag anzeigen
    Habe ich bei der vorigen Folge (12) einmal zu oft geblinzelt oder hatte noch jemand den Eindruck, dass die beiden Pauls die Körper getauscht hätten? In Folge13 war davon ja offensichtlich nichts zu sehen.
    Den Eindruck hatten offenbar viele, die Stelle wurde auch irgendwie komisch missverständlich gefilmt, fand ich. Dachte ich für einen kurzen Moment ebenfalls, aber als es danach weiterging, war an seinem Verhalten und den Reaktionen ganz gut zu erkennen, dass das so nicht gemeint war.

    Zitat Zitat von Manuel Beitrag anzeigen
    Was mir in den Weiten des Internets zu DIS-Reviews auffällt, ist, dass sich in deren Kommentaren mittlerweile deutlich mehr Stimmen für DIS aussprechen und dem einen oder anderen stocksteifen Kritiker deutliches Kontra geben. Am Anfang konnte man sich diverse Kommentarbereiche garnicht antun, weil die überlaufen sind von z.T. an den Haaren herbeigezogenen Kritiken (da hatte man nicht die geringste Lust, in dem Haufen zuzugeben, dass man DIS unvorstellbarerweise mögen würde...), mittlerweile siehts da m.E. deutlich besser aus.
    Zähle ja selbst eher zu den Kritikern und habe nicht den Eindruck gewonnen, dass die Leute im Netz Discovery jetzt überwiegend positiv aufnehmen (vor allem langjährige Fans tendenziell oft nicht), auch wenn es wahrscheinlich mehr Befürworter geworden sind als vorher. Es mag sich ein wenig in diese Richtung verschoben haben, doch irgendwie finde ich persönlich es auch beruhigend zu sehen, dass viele mit den kreativen Entscheidungen nicht einverstanden sind, zumal ich die Hoffnung habe, dass die Macher sich das früher oder später vielleicht doch noch zu Herzen nehmen werden. Stimme aber zu, dass bei den Kommentaren oft auch viele Hater aus Prinzip dabei waren und sind, die an den Haaren herbeigezogene Pseudo-Argumente hervorbringen (insbesondere wenn das Thema Political Correctness und Vielfalt aufkommt >_>).

    Zitat Zitat
    Was mir an der Serie aber momentan nicht wirklich gefällt, ist die Konzentration auf die wenigen Hauptdarsteller ohne genauere Beleuchtung der Nebendarsteller, die alle mindestens ebenso interessant sein könnten. Ich warte die ganze Zeit darauf, dass die endlich mal im Vordergrund stehen und hoffe sogar jedesmal darauf, wenn man mal jemanden ohne Rampenlicht-Fokus sieht. Vorallem von dieser Frau

    https://i.imgur.com/p67OkCc.jpg

    würde ich gerne mehr sehen und erst recht ein paar Dialoge mit Michael und/oder Saru hören.
    Sehe ich genauso. In allen früheren Trek-Versionen und den meisten anderen Sci-Fi-Serien hatte ich nach ein paar Folgen oder spätestens nach der ersten Staffel den Eindruck, die ganze Crew ganz gut zu kennen. Man hatte eine Vorstellung davon, wie die einzelnen Leute zueinander stehen. Discovery ist da anders soweit es mich angeht. Und zwei oder drei Figuren, die zunächst wie Hauptcharaktere schienen, wurden umgebracht, sodass jetzt im Grunde bloß noch Burnham, Saru, Stamets und Tilly (und eventuell Tyler) übrig sind - vier oder fünf Protagonisten nur! Selbst in Enterprise, wo die Macher den Cast bewusst kleiner als zuvor halten wollten, gab es eindeutig mehr. Dadurch wirkt Discovery vom erzählerischen Ausmaß irgendwie vergleichsweise klein. Bin gespannt wer demnächst dazu kommt (neuer Captain!) und ob das zur Abwechslung mal wieder jemand nach meinem Geschmack ist.

    Darüber hinaus würde auch ich liebend gerne mal etwas über diese Brücken-Crew erfahren. Die Frau mit dem halb rasierten Kopf, dem einen blauen Auge und dem Metall-Dingens an der Seite von der Stirn heißt übrigens Keyla Detmer (gespielt von Emily Coutts) und Cyborg-Robo-Girl heißt Airiam (gespielt von Sara Mitich), das schwarze Mädel auf der Brücke ist Joann Owosekun (dargestellt von Oyin Oladejo). Das hätte ich auch nicht aus dem Kopf gewusst, da half nur Nachschlagen, da diese Charaktere - obwohl sie in fast jeder Folge gezeigt werden! - weder jemals vernünftig vorgestellt wurden, noch viel zu sagen oder zu tun haben bzw. schlichtweg nicht in irgendeiner signifikanten Weise in die Geschichte eingebaut wurden. Was eine Schande ist. Und lass mich gar nicht erst von dem Rest anfangen... Da gibt es auch noch eine ganze Reihe von benannten männlichen Charakteren, die sich dort tummeln, aber an die kann ich mich kaum erinnern, geschweigedenn sie auseinander halten.

    Ich kann es nicht leiden, wie damit umgegangen wird und all diese potentiell interessanten Figuren bloß als schmuckes Beiwerk im Hintergrund gehalten werden. So eine Verschwendung. Frühere Serien haben kaum mal ein wiederkehrendes Nebenrollen-Crewmitglied gezeigt, ohne dass es zumindest ein bisschen Rampenlicht und Exposition bzw. Bedeutung für die Handlung bekommen hat. Entweder namen- und gesichtslose Statisten, oder richtige Charaktere. So ein Zwischending ist blöd. In dieser Beziehung erscheint mir Discovery geradezu unvollständig. Ich möchte das Schiff wieder begreifen können als lebendiges, atmendes Ding, mit einer Gemeinschaft die zusammenarbeitet, um es am Laufen zu halten. Leute, die sich gegenseitig kennen. Ich glaube einige dieser Nebenrollen könnten Discovery wesentlich besser machen, wenn sie nur mal ein bisschen Zuwendung bekämen. Sie haben besseres verdient als in der Peripherie zu versauern. Dass fast niemand deren Namen kennt, sagt eigentlich alles.

    Mit anderen Worten: Es ist nicht genug Ensemble, sollte es aber sein. Zumindest meiner persönlichen Vorstellung von Star Trek nach. Vielleicht überrascht uns ja die zweite Staffel. Wird allerdings noch bis 2019 dauern.

    Geändert von Enkidu (13.02.2018 um 22:45 Uhr)

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