Allgemein
News
News-Archiv
Partner
Netzwerk
Banner
Header
Media
Downloads
Impressum

The Elder Scrolls
Arena
Daggerfall
Spin-offs
Romane
Jubiläum
Reviews
Welt von TES
Lore-Bibliothek
Namens-
generator

FRPGs

Elder Scrolls Online
Allgemein
Fraktionen
Charakter
Kargstein
Technik
Tamriel-
Manuskript

Media

Skyrim
Allgemein
Lösungen
Tipps & Tricks
Steam-Kniffe
Review
Media
Plugins & Mods

Oblivion
Allgemein
Lösungen
Tipps & Tricks
Technik
Charakter
Media
Plugins & Mods
Kompendium

Morrowind
Allgemein
Lösungen
Tipps & Tricks
Media
Plugins & Mods

Foren
The Elder Scrolls Online
Hilfe & Diskussion

Skyrim
Hilfe & Diskussion
Plugins & Mods

Ältere TES-Spiele
TES-Diskussion
Oblivion-Plugins
Morrowind-Plugins

Community
Taverne zum Shalk
Adventures of Vvardenfell
Tales of Tamriel
Ergebnis 1 bis 20 von 108

Thema: [Sky] Rollenspielthread #1 (Signatur aus)

Baum-Darstellung

Vorheriger Beitrag Vorheriger Beitrag   Nächster Beitrag Nächster Beitrag
  1. #29

    Himmelsrand, Weißlauf

    << Zum vorherigen Beitrag



    Mit dem nächsten Morgen nach einer zumindest für sie ruhigen Nacht machte der Monat Eisherbst seinem Namen gebührende Ehre. Der Wind hatte in der Nacht gedreht und trug eisige Luft, dass Vesa glaubte sie klirren zu hören, aus dem Norden über die Tundrasteppen des Fürstentums und über die Stadt. Beide hüllten sich in ein funkelndes Gewand aus gefrorenem Niederschlag. Als läge Sternenstaub auf allem, hatte sich die Feuchtigkeit des letzten Tages auf dem Land abgesetzt.
    Die Hände in ihren gefütterten Handschuhen, die dicke Jacke über einer molligen Tunika und Hose und ihre hohen Wildlederstiefel an den Füßen hielt die Kaiserliche die Arme unter der Brust verschränkt. Am Rand der Terrasse stehend, fielen ihr einzelne, in der glasklaren Luft verloren wirkende Flocken auf den Leib. Gelegentlich landete die eine oder andere von ihnen auf der freien, empfindlichen Haut in ihrem Antlitz, brannte kurz und löste sich anschließend in kleine Tröpfchen auf. Die kalten Nadelstiche versetzten sie ins Zittern, obwohl sie nicht einmal fror. Ohren- und Nasenspitze beklagten sich flammend ob des mangelnden Schutzes.
    Gedankenverloren lehnte Vesa sich an den Pfosten oberhalb der Treppe, die zum Übungsplatz führte, und das Vordach stützte, starrte durch ihre mit jedem Atemzug ausgestoßenen Nebelschwaden in den rotgoldenen Sonnenaufgang, der allmählich ins Weißgold verblasste, als sich die feurige Scheibe über die Gipfel der Berge schob. Ein friedlicher Anblick, der ihrem unruhigen Gemüt zurück in die Balance half. Eine passende Ergänzung zum ereignislos verlaufenen Abend, der nur Geschichten und viel Gelächter bei derben Witzen der Nord mit sich gebracht hatte. Wie stets wenig erholt von der Nacht im eigenen Bett genoss die Jägerin nun nur noch die Erinnerung der warmen, weichen Decke auf der Haut, ein sanftes Kitzeln, kaum stärker wahrzunehmen als das Schnurren eines Kätzchens.
    Langsame, tiefe Atemzüge sogen die kalte Nordluft ein, kühlten sie allmählich von innen aus und bescherten ihr zunehmend häufigere Schauer entlang des Rückgrates. Wenigstens verlor der Wind zunehmend an Kraft und fuhr nicht mehr in jede noch so kleine Lücke in der Kleidung. Ein schwacher Trost, hieß es doch auch, dass das eisige Klima wenigstens für die nächsten Tage vorhalten würde. Andererseits hatte sie sich das Land ausgesucht, also wollte sie sich nicht beschweren, seufzte stattdessen nur und zog die Schultern hoch, um den Kragen der Jacke zu heben. Sanfte Windstöße spielten mit ihren offenen Haaren und trieben ihr Strähnen ins Gesicht. Unwillig die Hände aus den warmen Achselhöhlen zu nehmen, beließ sie ihr wildes Haar und schloss stattdessen die Augen.
    »Verfluchtes Himmelsrand, viel zu kalt, wenn Du mich fragst«, knurrte ein Mann mit rauer, scharfer Stimme hinter ihr und trat dem Klang der Schritte nach zu urteilen neben sie.
    »Du hättest nicht herkommen brauchen, Athis«, erwiderte sie und wusste, dass es dem Dunmer bösartig aufstoßen würde.
    »Pah.«
    »Worum ging’s gestern eigentlich bei Deinem Gerangel mit Njada?«, schwenkte sie auf ein anderes Thema um, das sie am vergangenen Abend nicht mehr hatte zur Sprache bringen können, ihr aber noch unter den Nägeln brannte.
    Er zögerte einen Moment. »Das … ach … das war nur, um auszufechten, wer … heute Tilma bei den Einkäufe hilft«, erwiderte der Elf. Die Kaiserliche verzog die Augenbrauen und drehte den Kopf soweit, dass sie Athis aus dem Augenwinkel beobachten konnte. Nicht, dass sie ihm nicht glauben wollte, aber er wirkte seltsam unruhig. Allerdings fing er sich auch gleich darauf, gewann seine allumfassende Bitterkeit zurück und starrte tonlos nach Osten in den Sonnenaufgang. Vesa schüttelte kaum merklich den Kopf.
    »Das erklärt, warum Du so früh auf den Beinen bist«, kommentierte sie die ziemlich unglaubwürdige Antwort und beobachtete ihn weiter. Zwar bezweifelte sie, noch irgendetwas aus seinem aschgrauen, fiesen Gesicht lesen zu können, aber vielleicht würde er sie ja zur Abwechslung einmal überraschen.
    »Ja, tut es.« Mehr sagte er nicht und zog stattdessen die schwere Lederjacke mit Fellkragen enger, als er allmählich zu zittern begann. Für einige Momente schwiegen sie sich an und Vesana lenkte ihre Aufmerksamkeit zurück auf den Horizont, wo sich die zunehmend farbloser werdende Sonnenscheibe hinter Schleierwolken und über der Tundra aufsteigenden Dunstschwaden versteckte. Kraft besaß sie zwar noch, aber längst nicht mehr genug, um den frostigen Atem des aufkommenden Winters niederzuringen oder gar zu vertreiben. »Du bist selbst ziemlich früh auf«, ließ sich der Dunmer letztlich zu einem weiteren Kommentar hinreißen, klang jedoch wenig motiviert das Gespräch fortzuführen.
    »Bin ich immer.«
    »Hm.«
    »Wie dem auch sei, viel Spaß beim Einkaufen.« Damit stieß sie sich vom Pfosten ab und wandte sich dem Gildenhaus zu. Athis hob lediglich eine Hand zum Gruß, obwohl es mehr wie ein entnervtes Abwinken aussah, und kurz darauf trat die Kaiserliche in die Halle ein. Die Spuren des vergangenen Abends waren noch nicht einmal beseitigt. Überall lagen noch Teller mit Essensresten, umgekippte Becher in Lachen aus Met und anderem alkoholischen Gebräu. Allerorten lagen sie auch auf dem Boden. Ein chaotisches Bild, das einzig und allein Vilkas an der langen Tafel mit Leben füllte.
    Er blickte auf und über die Schulter aus tiefen, dunkel unterlaufenen Augenhöhlen zu ihr hinüber. »Guten Morgen«, brummte er.
    »Morgen.«
    »Bist Du schon lange auf?«
    »Eine Weile.« Sie setzte sich zu ihm und griff nach dem Brot.
    »Hätte nicht gedacht, dass nach der letzten Nacht so schnell jemand aufsteht, aber vermutlich sollte es mich bei Dir nicht überraschen«, meinte der Nord und reichte ihr das Streichfett.
    »Athis ist auch schon auf den Beinen.« Dem Gefährten entglitt beinahe der Tonkrug mit Wasser und ließ im Versuch ihn zu fangen die Schüssel mit dem Fett fallen. »Noch nicht ganz wieder wach, was?«
    »Scheint so«, schmunzelte er und schenkte ihr vom Wasser ein. »Was macht Athis so früh auf den Füßen?«
    »Er meint, er muss Tilma bei den Einkäufen helfen. Hat wohl gestern im Kampf mit Njada verloren, als sie ausgefochten haben, wer es übernimmt«, erklärte sie.
    »Ah ja, richtig. Da war was.«
    »Sag mal, haben wir eigentlich noch irgendwo ein paar lange Bretter und Holzklötze rumliegen?«, ließ sie das anfängliche Thema fallen und biss in ihr Frühstück.
    »Hm. Möglich wäre es, dass bei Eorlund oben noch irgendwas rumliegt. Ansonsten hat vielleicht Belethor noch das eine oder andere. Warum fragst Du?«
    »Ich hab‘ da so eine Übung im Kopf, die ich mit Olen ausprobieren möchte. Dafür brauche ich das«, erklärte sie und stürzte das kühle Wasser aus dem Becher hinter. Gleich darauf stand sie auf, zog sich die Handschuhe über und schob den Stuhl zurück an den Tisch. »Mal schauen, ob ich bei Eorlund fündig werde. Meinst Du, ihn stört es, wenn ich mich bediene, falls er noch nicht da ist?«
    »Bestimmt nicht. Wenn, dann hat er ohnehin genug.« Sie nickte nur, schenkte dem müde wirkenden Nord ein dankbares Lächeln und machte sich auf. Genau zum richtigen Zeitpunkt, wie es schien, denn der alte Schmied stapfte gerade die Stufen zu seiner Arbeitsstatt hinauf. Vesa hatte es nicht eilig und folgte ihm eher gemächlich, zog die Jacke enger und ordnete unterwegs die langen Haare links des Nackens. Noch hielt sich der Frost in Grenzen und bot als rauer, weiß schimmernder Reif auf der steinernen Treppe zur Himmelsschmiede zusätzlichen Halt, aber es würde wohl nicht mehr lange dauern, bis dickes Eis und angetauter Schnee eine spiegelglatte Schlittenbahn daraus zauberten.
    Oben angekommen erspähte sie schnell, wonach sie suchte. Am hinteren Rand des Plateaus langen dicke Planken und einige Stapel mit Holzscheiten. »Frühe Kundschaft«, empfing sie der alte Graumähne, der silberne Schopf im Zopf zusammengebunden und der massige Leib in ein warmes Gewand aus derber Wolle gehüllt. Er bediente gerade den Blasebalg, um die Restglut in Schach zu bringen.
    »Nicht ganz«, erwiderte die Kaiserliche und blieb in einigen Schritten Abstand stehen.
    »So? Was kann ein alter Wirt des Feuers dann für Dich tun?« Er wandte die weiß schimmernden Augen von ihr ab und blickte in die scharlachroten Funken, die aus der Asche aufstiegen.
    »Ich wollte fragen, ob ich mir heute ein, zwei von den Planken dort und ein paar Holzkeile leihen kann.«
    »Leihen? Das kannst Du auch behalten«, winkte er ab. Es entlockte ihr ein Schmunzeln und sie nickte dankbar. »Brauchst Du Hilfe, es fortzuschaffen?« Der Nord lenkte seine Aufmerksamkeit wieder auf sie, während er abermals am langen Hebel des Balgs zog.
    »Danke, aber da habe ich schon jemanden, der das für mich macht.«
    »Ah, gut. Bedien‘ Dich. Nicht alles, aber was Du brauchst.«
    »Keine Sorge, ich brauche nicht viel.«
    »Gut, gut. Kann ich Dir sonst noch helfen?«
    Die Jägerin war gerade im Begriff zu gehen, da fiel ihr ein, dass sie noch immer nicht mit Eorlund über einen Ersatz für ihr Schwert gesprochen hatte. »Wo Du es sagst, ich brauche ein neues Schwert«, eröffnete sie und folgte seiner Anweisung sich an den Rand der Schmiede zu setzen, als er es ihr per Handzeichen bedeutete.
    »Ich erinnere mich, dass ich Dir vor nicht allzu langer Zeit ein Schwert angefertigt hatte, oder war das jemand anderes?« Eorlund musterte sie von oben herab, als er sich mit einem Schürhaken über die Glut beugte und neue Kohlen verteilte.
    »Naja, vor etwa vier Monaten müsste das gewesen sein«, räumte sie ein.
    »Manch einer hat seine Waffe sein ganzes Leben«, tadelte der Schmied und warf ihr einen vorwurfsvollen Blick zu. »Wann hast Du sie verloren?«
    »Lass es gut einen Monat sein«, räumte Vesana ein.
    Der alte Schmied hielt in seiner Bewegung inne und starrte sie einen Augenblick unverwunden an. »Mit was hast Du in der Zwischenzeit gekämpft?«
    »Ich hatte unterwegs ein weiteres Schwert … aufgenommen. Das ging vor ein paar Tagen verloren.« Inzwischen kehrte Eorlund an den Blasebalg zurück und verfiel in dröhnendes, wenn auch verbittertes Lachen.
    »Fast schon Verschwendung, Dir ein neues Schwert zu fertigen, bei Deinem Verschleiß.« Er wirkte wahrhaftig bestürzt und die Kaiserliche wollte es ihm nicht verübeln, auch wenn ihr seine zynischen Bemerkungen sauer aufstießen. »Aber in Ordnung, lass mal hören, wie Dir Deine letzten beiden Waffen gefallen haben.«
    Für einen Moment musste sie überlegen, nach einer Weile gingen ihr die Waffen zu sehr in Fleisch und Blut über, ihre Eigenheiten nahm sie dann meist erst wieder wahr, wenn sie zu einer anderen Klinge wechselte. »Das Stahlschwert hatte die ideale Länge und Klingenform. Gerade, schlank, spitz und vielseitig verwendbar bei herausragender Geschwindigkeit«, resümierte sie mit geschlossenen Augen, um sich die Bilder der Waffen in Erinnerung zu rufen. »Die andere Waffe war … anders. Geschwungen mit einer Hauptseite, das Rückenstück nicht durchgängig geschliffen. Der Schwerpunkt lag anders, weiter in die Klinge hinein verlagert und sie hatte einen Widerhaken. Auch der Griff war gebogen.«
    Als Vesa die Lider hob, stand Eorlund mit verschränkten Armen vor ihr und stützte das Kinn auf die linke Hand. »Dir hat die gerade Klinge also besser gefallen?«
    »Ja. Langfristig schon. Die geschwungene Schneide mit vorgelagertem Schwerpunkt hatte interessante Eigenschaften, ein bisschen wie eine Axt, nur leichter. Das hat kraftvolle Schwünge von oben ermöglicht, aber Hiebe von unten wurden deutlich schwerer. Sie war also nicht so flexibel einsetzbar.«
    »Hmm, ja. Verstehe. Gefiel Dir überhaupt etwas an der zweiten Waffe?«
    »Zum einen, dass sie mit Silber veredelt war, vor allem aber der gebogene Griff«, erklärte sie und der Schmied nickte.
    »Ja, das ergibt auch Sinn. Komm mit, ich zeig‘ Dir ‘was«, forderte der Nord sie auf und führte sie anschließend zu einem Tisch am Rand des Plateaus, auf dem einige verschiedene Waffen lagen.
    »Warum ergibt es Sinn?«, fragte die Kaiserliche auf dem Weg.
    »Weil es zu Deinem Kampfstil und überhaupt Deinen Kämpfen als Mitglied der Gefährten passt. Hier, halte das«, sprach er und reichte ihr ein einfaches Schwert mit geradem Heft und glatter Parierstange. »Gerade Griffe sind Standardware. Weißt Du warum?« Sie wog die Waffe in der Hand hin und her und schüttelte den Kopf. »Sie sind universal. Sie passen zu jeder Hand und zu jedem Kampfstil. Besonders aber auf Schlachtfeldern, wo häufig blind aus der Deckung von Schilden gestochen wird, ermöglichen sie gute Kraftübertragung in die Stöße. Probier’s aus.«
    Die Kaiserliche tat, wie ihr geheißen und führte einige Stiche in die Luft aus verschiedenen Positionen des Schwertarms. »Die Hand ist nicht angewinkelt, oder nicht sehr stark, das erleichtert einen festen Griff der Finger um das Heft und somit hohe Kraftübertragung. Schläge mit der Schneide sind dafür weniger effektiv, weil Du, um die Klinge als Verlängerung des Armes zu führen, die Hand stärker abwinkeln musst. Dabei geht viel Kraft verloren. Die Finger verkrampfen schneller, wenn die Schneide auf Widerstand stößt und verlieren auch leichter den Hal«, erklärte der Schmied weiteer, hob die Hand und zuckte mit Ring- und kleinem Finger. »Nicht alle Finger greifen richtig um den Griff.« Im Anschluss bat er sie mit offener Hand, ihm die Waffe zurückzugeben. Sie leistete schweigend Folge und lauschte stattdessen nur gebannt auf seine Worte.
    »Du kämpfst anders und Deine Kämpfe sind auch grundsätzlich anderer Natur. Ich glaube, seit Ysgramor hat kaum ein Gefährte jemals wieder auf einem echten Schlachtfeld von Armeen gestanden.« Der Nord reichte ihr eine kürzere Waffe mit gebogenem Heft. »Du fechtest eher so etwas wie Duelle aus. Wenige oder ein Gegner auf einmal. Noch dazu bist Du nicht gerade kraftvoll gebaut, Du legst Wert auf Geschwindigkeit und Geschick, das ist richtig so. Ein gebogener Griff unterstützt das. Probier’s aus.« Einige Augenblicke lang beobachtete Eorlund wie Vesana surrende Schläge in die Luft führte. Scharf pfeifend glitt die Schneide durch den Hauch des Winters. »Die Griffform erlaubt es Dir, die Klinge bei nur schwach angewinkeltem Handgelenk sehr gerade zu führen. Du kannst also mehr Kraft in Deine Schläge übertragen ohne wirklich mehr Kraft für die Hiebe aufwenden zu müssen.« Vesa ließ die Klinge kreiseln und setzte zum Abschluss einen Stich von der Körpermitte aus nach vorn in die Luft. »Andererseits sind vielleicht etwas weniger kraftvoll, da Du nur aus bestimmten Winkeln wirklich effektiv zustechen kannst, ohne das Handgelenk nach oben oder unten abwinkeln zu müssen.« Er hob jedoch gleich beschwichtigend die Hände, als sie sich ihm zuwandte und das Schwert hinhielt. »Das macht jedoch nichts, denn in Duellsituationen sind Stiche deutlich gezielter als auf Schlachtfeldern. Du suchst also Schwachstellen und musst nicht Rüstungen durchdringen.«
    Der Schmied nahm die Waffe entgegen und legte sie zurück auf den Tisch. »Was Du brauchst ist also eine gerade, schlanke Klinge und einen gebogenen Griff. Das macht sie leicht und schnell, aber gibt ihr gleichzeitig mehr Kraft in Deinen Schwüngen«, fasste der Nord zusammen. »Und natürlich kämpfen nicht viele Leute dort draußen mit solch feingestimmten Waffen. Du wirst sehen, dass die neugewonnene Flexibilität im Handgelenk für Änderungen im Schlagwinkel den einen oder anderen Vorteil für Dich und eine böse Überraschung für Deine Gegner bereithält.«
    »Jetzt, wo Du es so direkt sagst, ja. Da hast Du Recht.«
    »Ein Schmied kennt seine Produkte und wofür sie gut sind.« Der Nord ließ sich zu einem grimmigen Zwinkern hinreißen. »Du hast ein Talent für die Klinge, das sehe ich sogar von hier oben, wenn Du unten übst. Du nimmst ein Schwert auf und brauchst zwei, drei Schwünge, dann weißt Du, wie Du mit ihr umzugehen hast. Vermutlich kannst Du es nicht immer erklären, Du weißt es einfach. Aber was ich eben gesagt habe, hilft vielleicht auch Dir noch etwas weiter.
    »Ja, das klingt in der Tat sehr gut«, bestätigte sie und lächelte dankbar. »Allerdings wäre eine etwas stabilere Klinge als die letzte und eine Silberveredelung nicht schlecht.«
    »Stabiler? Und dann Silber?« Eorlund zog die Augenbrauen zusammen.
    »Ja. Das Stahlschwert ist in der Kälte auf Solstheim gebrochen und das Silber ist …«, sie brach bei dem Gedanken an die Untoten im Hügelgrab ab und biss sich schwer durchatmend auf die Zunge. »… nützlich.«
    »Gebrochen?« Der Graumähne wirkte schockiert. Die Augen aufgerissen und die Rechte im Bart vergraben. »Das sollte selbst bei der Kälte auf Solstheim nicht passieren. Das ist immerhin Himmelsschmiedenstahl!«
    »Mein Gegner hatte … Bärenkräfte«, erklärte Vesa dem Schmied.
    »Hmpf. Grundsätzlich ist das machbar. Allerdings dauert das etwas länger als herkömmlich.« Sie nickte lediglich zur Bestätigung. »Sonst noch irgendetwas?«
    »Hm, nein. Das wäre soweit alles.«
    »Gut. Ich gebe Bescheid, sobald die Klinge fertig ist. Feinheiten an Griff und Scheide lassen sich später anbringen, aber Du warst ohnehin nie sehr für unnötige Verzierungen zu haben, wenn ich mich richtig erinnere?«
    »Richtig.« Die Kaiserliche lächelte im zu, auch wenn auf dem rauen, schweiß- und rußverschmutzten Antlitz des Nords wenig davon zurückkam.
    »Zwei Wochen, mindestens. Eher drei, aber ich werde Dich zwischendurch noch einmal dazurufen«, bekräftigte er lediglich und Vesana neigte das Haupt zum Abschied.
    »Das Holz lasse ich nachher holen«, rief sie ihm über die Schulter zu und verschwand vom Plateau der Schmiede.



    Zum nächsten Beitrag >>
    Geändert von Bahaar (30.01.2015 um 12:52 Uhr)

Stichworte

Berechtigungen

  • Neue Themen erstellen: Nein
  • Themen beantworten: Nein
  • Anhänge hochladen: Nein
  • Beiträge bearbeiten: Nein
  •