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Waldläufer
Fürstentum Reach, Karthwasten -> Fürstentum Reach, Broken Tower Redoubt
„Seit ihr alle hier? Gut. Wurde auch langsam mal Zeit.“ Hrard wandte sich von der ihm unterstellten Truppe aus Kämpfern ab und deutete auf die Karte, die auf einem klapprigen Holztisch ausgebreitet lag, und um die sie alle versammelt standen. Hrard hielt die Karte mit einer Hand gut fest, da der Wind immer wieder an den Ecken des großen Lederfetzens zerrte, wie ein rotznäsiges kleiner Bengel, der versucht, einem anderen Kind ein Spielzeug wegzunehmen.
Stephanus' Mundwinkel zogen sich leicht nach unten. Schon an seiner Tonart konnte man abhören, dass Hrard nicht gerade bester Laune war.
Hier ist die Festung, das hier ist die Brücke.“ Damit meinte der Nord die uralte Burg Broken Tower Redoubt und die Brücke, die über den Karth führte. Beide waren auf der Karte mithilfe von Holzkohle durch zwei einfach gezeichnete Türmchen und zwei übereinander liegende Bögen gekennzeichnet.
„Soweit wir wissen, wurde Broken Tower direkt an einer Bergflanke erbaut. Zwei Türme, zwei oder drei Plateau-ähnliche Etagen. Und egal, wie wir es anstellen, ohne Bergsteigausrüstung werden wir sie wohl frontal stürmen müssen.“
„Sag, Hrard“, wunderte sich Cocius, „warum riskieren wir nochmal unsere Hälse, um dieses Ding einzunehmen?“
Der Nord blickte zu ihm auf. „Hat Soldin dir das nicht gesagt, als er dich hergeholt hat?“
Sowohl Cocius als auch Soldin Stahlzapfen schüttelten verneinend die Köpfe.
Hrard warf Soldin einen tadelnden Blick zu und sprach dann etwas lauter weiter.
"Okay. Diese Festung hier,“ er unterstrich seine Worte, indem er auf der Karte herumtippte, „Diese Festung liegt genau auf unserer Straße nach Hjaalmarsch. Der Vorhut zufolge ist sie nicht sehr stark bemannt. Menarven will aber, dass ein Trupp von Veteranen da rein geht und die Bude ausräumt. Er hat keine Lust darauf, dass die Abgeschworenen uns nachher flankieren oder uns in den Rücken fallen. Außerdem hat uns einer der Dorfbewohner erzählt, dass diese Wilden dort auf den Türmen des öfteren Rauchsignale versenden, wenn eine größere Gruppe die Straße oder die Festung passiert. Die Bergaffen wissen ohne Zweifel bereits von unserer Anwesenheit hier im Reach und in Karthwasten, ihre Kommunikation zu stören wäre aber ein Vorteil für uns alle.“
„Die Dorfbewohner?“ erkundigte Stephanus sich skeptisch, „Warum sollten die uns helfen? Wir sind für die doch nur irgendwelche Fremden Eindringlinge, die ihnen das Leben schwer machen.“
„Die Nords hier im Reach hassen die Riekmannen,“ erklärte Bodeado vorsichtig, und alle Gesichter wandten sich ihm zu. „Ich meine, sie stören den Handel und töten Reisende. Für die Dorfbewohner ist es doch nur gut, wenn wir auf ihren Straßen ein wenig aufräumen.“
Stephanus wiegte den Kopf hin und her. „Eigentlich hast du ja recht.“
Hrards Blickt wanderte zwischen Stephanus und Bodeado hin und her. „Seit ihr beiden dann mal fertig?“ Er fuhr dann mit der Lagebesprechung fort, ohne eine Antwort abzuwarten.
„Sie werden erwarten, dass wir über die Brücke kommen, und dort gibt es bestimmt ein paar Späher, die dann loslaufen, um ihre Freunde in der Burg zu warnen, damit die sich schon mal auf uns einstellen können. Die Vorhut sagt, sie habe zwei-drei Silhouetten auf der anderen Seite der Brücke gesehen, die sich sofort aus dem Staub gemacht haben, als unsere Leute sich daran gemacht haben, den Fluss zu überqueren. Etwas den Fluss hoch im Süden gibt es eine Furt, die wir nehmen werden, um auf das andere Ufer zu gelangen. Wir können dann über eine Reihe von Pässen die Burg so weit umgehen, dass wir die Straße hoch hinter der Festung rauskommen. Wir teilen uns zuvor auf der anderen Seite des Flusses auf, danach wartet die kleinere Gruppe um die zwanzig Minuten, schnappt sich die Brückenwächter, marschiert hoch zu den Broken Towers und zieht die ganze Aufmerksamkeit auf sich. Der Rest von uns attackiert dann aus der anderen Richtung, und wir greifen uns danach die Festung. Noch Fragen?“
Harun meldete sich zu Worte: „Wie groß ist die Festung eigentlich im inneren? Geht sie in den Berg rein?“
Hrard zuckte die Achseln. „Keine Ahnung. Der Jarl in Markarth und seine Vorgänger haben die Burg schon lange vernachlässigt, und wir haben keine genauen Berichte. Scheiße, Menarven selbst hat als wir noch dort waren Markarth nach verlässlichen Karten und Grundrissen abgesucht, aber nichts gefunden.“
„Was ist mit Gefangenen?“ raunte Fleisch.
„Keine Gefangenen. Ihr könnt von mir aus mit ihnen machen, was ihr wollt, solange ihr sie am ende umlegt. Wir haben schon genügend Mäuler zu stopfen, und für diese verlausten Säcke würde sowieso niemand Lösegeld zahlen.“
Das zauberte ein unangenehm perverses Grinsen auf Fleischs Gesicht, das Stephanus hoffen ließ, niemals diesen Menschen im Kampf als Widersacher zu haben. Nicht, dass er nicht glaubte, in einem Kampf die Oberhand erringen zu können. Vielmehr war da das Risiko, den Kürzeren zu ziehen und dann diesem Monstrum ausgeliefert zu sein. Fleisch gönnte seinen Gegnern in der Regel keinen schnellen Tod, wenigstens wenn er es vermeiden konnte.
„Warum greifen wir nicht bei Nacht an?“ fragte Stephanus.
„Menarven will nicht so lange warten. Je schneller wir bei der Legion in Hjaalmarsch sind, desto eher bekommt er seine Bezahlung, und wir unseren Lohn.“
Der Kaiserliche nickte und fuhr sich nachdenklich mit der Hand durch den Bart. Ein paar Männer zu riskieren um somit Zeit zu sparen und schneller an sein Geld zu kommen, das sah dem Feldherren der Kompanie ähnlich.
„Natürlich geht es dem verdammten Dunkelelfen wieder nur um die Septime. Wie konnte ich das nur vergessen?“
„Gibt's noch was? Nein?“ Hrard blickte sich einmal in der Gruppe um und rollte dann die Karte mit seinen behandschuhten Händen zusammen. „Gut. Dann macht euch bereit. In zwanzig Minuten an der Straße, und bringt ein zweites Paar Socken mit. Heute werden ein paar Bergfrauen zu Witwen gemacht.“
Da waren sie nun, auf der westlichen Seite des Karth. Misstrauisch beäugte Stephanus den Fluss. Die Luft war erfüllt vom Getose der nahe gelegenen Wasserfälle, dass von dem Rauschen des Flusses begleitet wurde, und sie war auch schwanger mit Feuchtigkeit. Ebenso erfüllt war sie von einem Nebel aus winzigen Wassertröpfchen, der wie ein freigeistiges Gespenst zwischen den Bergen umher schwebte und sich nicht weit von den Kaskaden ins Nichts auflöste, aber nicht ohne sich leicht prickelnd auf jedem Stück freier Haut abzusetzen und bei ihr durch seine Frische die Erinnerung an Nieselregen zu wecken. Skyrim hatte eine wilde Schönheit an sich, die Stephanus schon immer bewundert hatte.
Hier und da konnte man Libellen durch die Luft sausen sehen, und über dem Flusstal glitten in großer Höhe vereinzelte Adler dahin und spähten in der Nähe des Flusses und der zerklüfteten Landschaft nach Beute. Der Fluss roch nach wildem, sauberem Wasser, ganz anders als der Strom, der durch die Stadt Markarth und Umland floss und die Gesamtheit an Exkrementen und anderem Unrat aus der ummauerten Ortschaft wegschaffte.
Nein, an der Stelle, an der die gerüstete Truppe jetzt stand, hatte sich der kleine Fluss aus Markarth bereits mit zwei weiteren Zuflüssen zum großen Karth vereinigt. Das glasklare Bergwasser überwog die Verunreinigung, den Makel der Zivilisation, und würde die kräftige Strömung die Oberfläche des Fließgewässers nicht so stark verzerren, so würde man an vielen Stellen sogar das steinige Flussbett sehen können, dem war sich Stephanus sicher.
„Da sollen wir rüber?“ fragte der bärtige Kaiserliche gerade laut genug, um die herabstürzenden Wassermassen in ihrer Umgebung zu übertönen. Sein Helm verdeckte dabei nicht nur den Rand seines Sichtfeldes, sondern selbst seine eigenen Worte klangen durch das Metall und das darunter liegende Leder gedämpft und hohl. Die Skepsis in seiner Stimme verriet jedoch ganz deutlich, für wie fragwürdig er die Zuverlässigkeit ihres Weges zur anderen Flussseite hielt.
Die „Furt“ bestand gerade mal aus einigen kleinen Inseln im Fluss, die miteinander und den beiden Böschungen durch fast an die Oberfläche ragende Felsformationen verbunden waren. Das war genau genommen schon genug, um diese Stelle als Furt zu bezeichnen – schließlich konnte man hier zu Fuß auf das andere Ufer hinübersetzen. Aber selbst mit bloßem Auge konnte man sehen, wie stark die Strömung das nasse Element über die steinige Untiefe schob.
Stephanus hatte schon oft genug gesehen, wie Mitstreiter bei Flussüberquerungen nach einem Fehltritt von Wasserströmen mitgerissen wurden, um dann durch das Gewicht ihrer Ausrüstung in ein unangenehm feuchtes und kaltes Grab gezogen zu werden. Wie es für ihn aussah, reichte es in diesem Falle bereits aus, mit den Füßen ein wenig den Halt zu verlieren, um sein Ende zu finden.
Allein der Gedanke daran, auf diese weise zu sterben, sorgte dafür, dass dem Kaiserlichen mehr als nur mulmig zumute wurde. Von den Wassermassen erdrückt zu werden, orientierungslos und ohne Hoffnung. Verzweifelt gegen die Fluten anzukämpfen, bis man den Drang zu Atmen nicht mehr unterdrücken konnte und sich die Lungen mit stechend kaltem Wasser füllten.
Soldin grunzte belustigt. „Hrard, ich glaube etwas stimmt mit dem Herrn Levinius nicht. Wir sind noch nicht mal im Wasser, und er hat schon kalte Füße!“
Dem Kaiserlichen stand es nicht danach, jetzt einen Streit anzufangen, also antwortete er nur mit einem kurzen und müden „Halt die Klappe.“
„Stellt euch auf,“ befahl Hrard dann, der dem Geplänkel zwischen Stephanus und Soldin offenkundig keine Beachtung schenkte. „Bodeado, Sylaen. Bereitet eure Bögen vor und deckt uns von dieser Seite. Ich gehe vor, der Rest folgt mir. Levinius, Meum-Te, ihr seid genau hinter mir. Sobald wir drüben sind, bereitet eure Bögen vor und haltet Wache. Jungeiche, Bärenpelz, Harun, Berend,“ rief Hrard dann. „Lauft vor zur Brücke und tötet die Späher. Der Weg an Festung der Festung vorbei verläuft durch ein kleines Tal in der Seite des Berges. Wir werden am Rand davon auf euer Signal warten, während Spurius, Levinius und Sylaen schon mal einen kleinen Blick auf die scheiß Burg werfen. Los jetzt.“
Die Kämpfer setzten sich in Bewegung, nachdem Hrard einem der Männer der sich jetzt vom restlichen Tross abspaltenden Gruppe ein Horn in die Hände gedrückt hatte, ein eindringliches „dreißig Minuten“ auf den Lippen, und Stephanus konnte beim Anblick des reißenden Flusses nicht anders, als in seinen Gedanken ein kleines Stoßgebet an die Neun zu richten.
Wenngleich seine Füße kalt und nass waren, so war Stephanus bei der Überquerung des Karth nichts weiter zugestoßen, und auch nicht seinen Mitstreitern. Unter der Deckung von einigen Kameraden wechselten die Söldner nun eilig ihre Socken, und wrangen die durchnässten Strümpfe aus.
„In diesem Zustand sind sie nichts weiter, als Krankheiten anziehende, kräftezehrende Lumpen,“ dachte sich Stephanus, während er mit bleich werdenden, zittrigen, etwas tauben und kalten Händen kraft auf seine zusammen gedrehten Socken ausübte und darauf wartete, bis kein Wasser mehr aus ihnen hervortrat. „Feuchte Füße töten Armeen,“ hieß es in einem Sprichwort, und Stephanus' Meinung nach war es ein sehr gutes, das sich ganz schnell bewahrheiten konnte, wenn man es nicht beachtete.
Schritt für Schritt hatten sich die Heuerlinge durch die Strömung des Karth gekämpft. Zunächst hatte der frische Fluss Stephanus' Füße nur umspült, aber je näher sie der Mitte zwischen zwei der kleinen Felsbrocken und Möchtegern-Inseln kamen, desto tiefer wurde auch das Wasser. Stellenweise waren seine Beine weit genug unter die Oberfläche getaucht gewesen, um seine Stiefel in verdammte Eimer wider Willen zu verwandeln. Als erstes hatte die Kälte auf der Haut gebrannt, währenddessen sich seine Strümpfe wie Schwämme gierig mit dem eisigen Nass vollgesogen hatten. Anschließend hatte die schmerzhafte Taubheit eingesetzt, und seine Füße hatten damit begonnen, sich wie dumpfe, kalte Säcke voller Sand anzufühlen, und gerade jetzt machte es der Wind im Flusstal nicht viel erträglicher. Der Karth würde sie vielleicht passieren lassen, aber er machte ihnen ganz klar, wer hier eigentlich die Naturgewalt war, und dass sie ihm auch in Zukunft gefälligst Respekt erweisen sollten.
Kurz nachdem sie den Fluss wieder verlassen hatten und das Gebiet um sie herum durch nachfolgende Kumpanen gesichert war, hatte der Kaiserliche seine Stiefel ausgezogen und das Wasser wieder in den Karth gekippt, derweil seine bleichen Quadratlatschen stark zitternd ihren Tastsinn zurückgewannen und seine Haut von einem nervigen Kribbeln geplagt wurde, dass sich wie tausende von winzigen Nadelstichen anfühlte.
Nun hatte er seine Socken so gut es ging ausgequetscht, und schnell stopfte er die noch recht Feuchten Fußwärmer in einen der Lederbeutel, die an seinem Gurt befestigt waren. Normalerweise bewahrte er in ihnen kleine Streifen Dörrfleisch, Heilsalben und anderen nützlichen Krimskrams (wie zum Beispiel Ersatzsocken) auf, doch diesen einen Beutel hatte er vor dem Ausrücken geleert, und auch sonst erlaubte ihm die relative Nähe zum Lager, bei der Wahl seiner Ausrüstung andere Prioritäten zu setzen.
Beim Stundenlangen marschieren konnte der kleinste Kilo Zeugs, denn man nicht mitschleppen musste, ein wahrer Hochgenuss sein. Jetzt musste er sich darüber keine Gedanken machen, er konnte einfach seinen Bogen und einen Überschuss an Pfeilen mitbringen. Bodeado hatte sogar ein langes Seil mitgenommen. „Man weiß ja nie, wann man ein Seil gebrauchen kann. Man will schließlich nicht vergammeln, in irgendeinem Loch gefangen, oder?“, war die Erklärung gewesen.
Hier saßen sie nun im Schatten, denn die Sonne wurde von den Höhen, an dessen Fuß sie sich befanden, verdeckt. Es schien so, dass man sich immer am Fuße irgendeines Berges wiederfand, wenn man im Reach unterwegs war.
Danach kam der Befehl zum weiterziehen, denn sie hatten einen straffen Zeitplan einzuhalten.
„Du weißt doch, dass Kaiserliche für ihre geschickten Zungen bekannt sind,“ flüsterte Cocius vielsagend, und Sylaen entgegnete dem mit einem verspielten Kichern.
„Halts Maul, Spurius,“ presste Stephanus zwischen den Zähnen hervor, ohne sich zu ihm oder zu Sylaen umzudrehen, während sich seine Stirn in Falten legte. Er musste die Festung im Auge behalten. Von diesen zwei Idioten durfte er sich nicht ablenken lassen.
Vor und kurz nach der waghalsigen Flussüberquerung war er zu sehr mit sich selbst beschäftigt gewesen, um sich darüber zu ärgern, dass Hrard ihn zusammen mit diesen beiden Witzfiguren zum voraus spähen losgeschickt hatte.
Sylaen war auf gefährliche Weise geisteskrank, und Cocius Spurius ein kurzsichtiger und ungeduldiger Idiot. Diese zwei Klötze, die jetzt an Stephanus' Bein hingen, hatten nach der letzten Schlacht, die sie in Hochfels geschlagen haben, zwei gefallene Mitglieder von Hrards Einheit ersetzt. Der Kaiserliche hatte die beiden kaum gekannt – eine Rothwardonin mit schiefen Zähnen und eine pockennarbige Nord.
Sie waren nicht die schönsten Vertreter ihrer Völker, dennoch hatten sich seine beiden verblichenen Gefährten wenigstens professionell verhalten. Sowohl Sylaen als auch Cocius hatten noch den Makel der jugendlichen Unerfahrenheit und Ungeduld an sich, wobei bei Sylaen der mörderische Schwachsinn noch hinzu kam. Aus diesem Grund hatte Hrard wohl Stephanus mitgeschickt. Er sollte darauf aufpassen, dass die beiden Jungspunde nicht alles verdarben. Warum er nicht einfach drei Leute mit Erfahrung im Kundschaften vorgeschickt hatte blieb dem Kaiserlichen ein Rätsel. Hrard hatte ihm zuvor ebenfalls ein kleines Horn mit eiserner Kette gegeben und ihm gesagt, er solle Bescheid geben, sollte irgendetwas nicht in Ordnung sein. Hrard liebte diese kleinen Hörner, wohl wegen der einfachen Kommunikation über längere Entfernung, die sie ermöglichten.
Jetzt gerade verbargen sie sich hinter einem größeren Felsbrocken auf einer kleinen Anhöhe. Die Festung lag in einem schmalen Tal und schmiegte sich, wie Hrard es zuvor erwähnt hatte, an die Seite des Berges.
Von ihrer Position aus konnten die drei einen guten Blick auf den Eingangsbereich des steinernen Bollwerks werfen, ohne, dass die Gefahr selbst erspäht zu werden sehr groß war.
Stephanus sah gerade einmal drei Personen, die angespannt in der Nähe einer dunklen und abgenutzt aussehenden Holztür herumlungerten. Sie alle waren in zerfranste und abgetragene Tierfelle gekleidet und trugen primitive Waffen, gefertigt aus Stein, Holz und Knochen.
„Und dann wundern diese Leute sich, wie die Nords es je geschafft haben, sie zu vertreiben.“ dache der Kaiserliche sich mit einem Kopfschütteln.
Die Tür, die die Abgeschworenen bewachten diente wohl als einer der Eingänge zum Interior des Gemäuers. Zusätzlich erblickte er auf einem der beiden rundem Türme der Festung einen Kopf, der ab und an zwischen den Zinnen hervorlugte und in Richtung Fluss spähte. Dann war da noch ein Bogenschütze, der auf einem der Plateaus patrouillierte.
Diese Plateaus boten viel Platz, wie es schien, denn die Abgeschworenen hatten hier und da ein Zelt auf ihnen aufgeschlagen.
Die drei Söldner würde diese - so glaubte Stephanus erkennen zu können – unsicher und nervös dreinblickende Gestalt wohl nur aus dem Augenwinkel sehen, wenn überhaupt.
„Seht ihr den Rotschopf da?“ fragte Cocius Spurius, wobei er sich flach gegen den Felsen drückte und über den Rand hinweg lugte.
Stephanus konnte die rothaarige Frau durchaus sehen. Sie gehörte zu dem Trio vor dem Eingang und trug einen provisorischen Helm gemacht aus einem Tierschädel, der ihren Kopf nur schwerlich schützte. Ihre fettigen Haare waren Schulterlang, und selbst aus ihrem Versteck aus konnten die Heuerlinge deutlich ausmachen, dass sie ein recht attraktives, wenn auch verdrecktes Gesicht besaß.
Cocius wartete die Antwort seiner beiden Mitstreiter nicht ab. „Die gehört mir. Also Finger weg.“
Stephanus' Stirn legte sich noch tiefer in Falten. Er hatte aufgeschnappt, dass Cocius auf der Flucht vor seiner Hinrichtung ins Rekrutierungszelt der kleinen Söldnerarmee geraten war, und wofür er hingerichtet werden sollte, war nun auch kein Geheimnis mehr.
„Ich dachte, ich wäre die Einzige für dich,“ sagte Sylaen mit gespieltem Entsetzen.
„Bei Stendarr, haltet endlich die Schnauze, ihr beiden!“
Der Abstand zwischen ihrem Versteck und ihren Feinden war zwar nicht sehr klein, dennoch wusste der Kaiserliche aus Erfahrung, wie unberechenbar sich Schall vor allem in steinigen Gebirgen wie diesem hier verhalten konnte. Das letzte, dass sie noch brauchten, war eine alarmierte, verrammelte Festung voller wütender Bergleute, die von den Türmen herab mit Pfeilen schossen und mit Steinen nach ihnen warfen.
„Okay... Zurückfallen. Die anderen sind bestimmt schon von der Brücke zurück.“
„Was, damit einer von diesen klobigen Schweinekinder oder Talosfatzken mir diese vom Feuer geküsste Schönheit unter der Nase wegschnappen kann, oder sie sogar umbringt? Wir sind zu dritt, die sind zu dritt. Wir sind besser ausgerüstet!“
Cocius sprang auf, und als Stephanus versuchte, nach ihm zu greifen und ihn verfehlte, zog der jüngere der beiden Kaiserlichen sein Schwert, während er aufrecht einfach geradeaus auf die Festung zulief.
Stephanus fluchte und griff nach seinem Bogen. „Sylaen, lauf und geb Hrard bescheid!“
„Und ich soll den ganzen Spaß verpassen? Hah, niemals!“ Auch sie griff nach ihrem Bogen und legte im Laufen einen Pfeil auf.
„Molag Bal, verfluchter,“ rief der Kaiserliche, als er nach dem Horn griff und kräftig hinein pustete.
Sofort echote der tiefe Klang des Instruments durch die Berge, während duch Stephanus' Kopf nur ein Gedanke widerhallte:
„Ich werde ihn umbringen. Ich werde diesen rotznäsigen kleinen Bastard umbringen.“
Er sprang auf, zückte seinen Bogen und hastete hinter seinen beiden Mitstreitern her. Eigentlich hätte er einfach auf den Rest von ihrem Trupp warten können und die beiden verrecken lassen – sein Schaden wäre es nicht gewesen – aber er würde wohl versuchen müssen, Schadensbegrenzung zu betreiben. Vielleicht würden sie es zu dritt noch hinbekommen, zu verhindern, dass jemand die Eingangstore verriegelte.
Geändert von Kampfkatze2 (14.07.2015 um 21:57 Uhr)
Grund: Vorweihnachtliches Fontageddon
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