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Thema: [Sky] Rollenspielthread #1 (Signatur aus)

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  1. #15

    Solstheim, Inselmitte

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    Das Geschoss benötigte höchstens die Dauer eines Lidschlages, dann drang es tief in die linke Schulter des Werwesens ein. Tiefes Knurren und Grollen quoll aus der Kehle der Kreatur, die sich nun in ihrem Ritual gestört nach der Quelle des Schusses umschaute. Die feuchte Nase hob es in die Luft und schnüffelte, das kraftvolle Luftholen hörte Vesana bis zu ihrem Versteck. Sie ließ sich nicht beirren und legte einen weiteren Bolzen auf den Rücken der Armbrust. Als der Mechanismus einrastete, fixierten sie die bösartigen, aggressiven Augen der Bestie. Die Lefzen zurückgezogen und die langen Eckzähne entblößend knurrte sie und breitete die Arme herausfordernd aus. Der Schaft in ihrer Schulter schien sie in keiner Weise zu stören, und wenn doch, so vermochte sie es gut zu verbergen.
    Vesana schoss ein weiteres Mal. Das Surren hielt kurz an, dann traf das Geschoss etwas weiter unten und mehr zur Körpermitte hin in die Brust des Werbären. Dessen Grollen gewann anschließend nur an Intensität. Anstatt sich von den Treffern eingeschüchtert zu geben, begann er damit sich der Kaiserlichen zu nähern. Mit der rechten, durch ihre fünf Finger noch halbwegs menschlich wirkenden Hand, zog er sich die kurzen Holzschäfte aus dem Fleisch und warf sie achtlos zur Seite. So langsam dämmerte Vesana, dass es ein Kampf werden würde, der ihre Fähigkeiten als Jägerin und Kämpferin mehr als nur auf die Probe stellte. Während der Bär näher kam und Geschwindigkeit aufnahm, warf die Kaiserliche die Armbrust zur Seite und sprang auf die Füße. Sie griff nach dem Speer und hielt ihn schützend vor sich, das hintere Ende im Schnee versenkend. Mehr vermochte sie auch nicht mehr zu tun, dann war das Werwesen heran. Es rannte aus vollem Lauf brüllend und knurrend in die stählerne Spitze, die sich ihm in den Bauch bohrte und gleich drauf abbrach.
    Wegen seiner enormen Größe und vor allem Breite hielt nicht die lange Waffe die Kreatur davon ab, zu der Kaiserlichen vorzudringen, sondern die Felsen selbst, gegen die sie mit brachialer Gewalt krachte. Der Spalt war zu schmal, so dass sie nicht dazwischen passte. Vesana befand sich gerade so außer Reichweite der mächtigen Arme mit den scharfen Klauen an den Enden der Finger. Ihr Widersacher tobte, brüllte, Speichel flog ihm aus dem nach ihr schnappenden Maul. Immer wieder rammte es mit den Schultern die Felsen. Die Krallen zogen Furchen durch das spröde Gestein. Es half nichts, das Biest kam nicht an sie heran – zumindest nicht von vorn. Unvermittelt hielt es in seinen Bemühungen inne, zog sich die abgebrochene Speerspitze unter dem dichten, langen Fell hervor – Blut tropfte von ihr – und kletterte anschließend auf die großen Steine, um es von oben zu versuchen.
    Erst in diesem Moment überwand die Kaiserliche ihre erste Schockstarre und duckte sich nach unten unter den ersten Schlägen weg, kroch ein Stück zurück und verließ anschließend den Spalt. Im Rennen zog sie ihre Schwerter aus den Scheiden – das Stahlschwert in der linken, die mit Silber verfeinerte Klinge in der rechten Hand. Hinter ihr vernahm sie einen dumpfen Aufschlag und anschließend die schweren Schritte der Bestie, die ihr schnellen Fußes folgte und wohl nicht lange brauchen würde, um sie einzuholen. Genau darauf setzte die Kaiserliche. Sie rannte genau auf einen weiteren großen Gesteinsbrocken zu und trat aus dem Lauf heraus direkt auf eine der zahlreichen hervorstehende Kante. Der andere Fuß setzte noch ein Stück höher an und brachte sie in starke, fast waagerechte Rückenlage. Das nachgeholte Bein sorgte für den nötigen Schwung, um den rückwärtigen Überschlag zu vollenden. Der Werbär rannte unter ihr gegen den Felsen und sie kam hinter ihm zurück auf die Füße. Gleichzeitig zog sie ihm beide Klingenwaffen über den Rücken und drehte sich noch mit derselben Bewegung in die entgegengesetzte Richtung. Das Spiel begann von neuem, als sie genau zurück zu dem Spalt rannte, der ihr zuvor Deckung geboten hatte. Die Bestie tobte, wütete und brüllte ihr hinterher, während es die Benommenheit des Aufpralls schnell abschüttelnd abermals die Verfolgung aufnahm.
    Fieberhaft rasten ihre Gedanken, schlug das Herz bis zum Hals. Sie musste sich etwas einfallen lassen! Die bisherigen Verletzungen, die sie dem Werbären zugefügt hatte, schienen nichts weiter als einfaches Piesacken für diesen zu sein! Er störte sich schlicht nicht an den Schnitten und Stichen. Bevor sie die rettenden Felsen erreichte, wurden ihre Gedanken jedoch jäh unterbrochen. Ein heftiger Schlag in die linke Seite und sie flog mehrere Schrittlängen durch die Luft. Hart schlug die Kaiserliche auf dem gefrorenen Grund auf, verlor das silberveredelte Schwert aus den Fingern und rollte noch etwas weiter. Ihr blieb die Luft aus den Lungen, feurige Stiche und Wogen des Schmerzens, die sich in Ächzen und Stöhnen entluden, fuhren Vesana durch den Leib. Blut troff aus einer Wunde an der Schläfe. Hustend rang sie nach Atem und spuckte gleichzeitig blutigen Speichel. Die Bestie hatte sie mit dem Rücken der rechten Hand einfach zur Seite geschmettert und kam nun erneut schnell näher.
    Sich aufrappelnd schaffte es die Jägerin gerade noch rechtzeitig das Stahlschwert aus der knienden Position schützend über den Kopf zu heben, um einen Schlag abzufangen, bevor er ihr sie zerfetzen konnte. Das Werwesen holte aus und hieb nach der sich im Vergleich winzig vorkommenden Frau. Warme Flüssigkeit spritzte dieser ins Gesicht, während der Angreifer schmerzerfüllt brüllte. Ring- und kleiner Finger der rechten Pranke hatte er sich mit der Wucht seines eigenen Schlages abgetrennt und lagen nun vor der Kaiserlichen noch zuckend im Schnee. Diese wandte sich unter Schmerzen in der zuvor kalt erwischten Körperhälfte und gleichzeitig aufstehend der Bärenkreatur zu, die etwas auf Abstand ging. Aus bitterbös funkelnden Augen schaute es sie an, während es sich die rechte, stark blutende Hand hielt. Eine solche Gelegenheit würde sich nicht noch einmal bieten, also handelte die Jägerin. Mit einem in tausenden Nadelstichen fast erstickenden Kampfschrei auf den Lippen mobilisierte Vesana letzte Kraftreserven, setzte einen schnellen Satz vorwärts und rammte dem Biest die Klinge bis über die Hälfte zwischen die Rippen. Brüllend drehte es sich und schlug die Kaiserliche abermals zur Seite, dieses Mal mit dem linken Unterarm. Es trieb ihr die Luft aus den Lungen und ließ den gesamten Brustkorb aufflammen. Gleichzeitig flog sie zurück und landete rücklings im Schnee neben ihrem zweiten Schwert, das sie schnellstmöglich versuchte in die zittrigen Finger zu bekommen. Sie schmeckte Eisen und den bitteren Geschmack ihres Lebenssaftes auf der Zunge. Sie hatte sich auf die Unterlippe gebissen. Das linke Hüftgelenk beschwerte sich und das Bein wurde steif in seiner Beweglichkeit. Schützend hielt sie die Klinge über sich und wartete einen Moment, um sich zu sammeln.
    Doch der Werbär blieb ihr fern. Zwar behielt er sie im Auge, zeigte jedoch vorübergehend keinerlei Ambitionen sie anzugreifen. Stattdessen fischte er sich mit den Pranken vor der Brust und versuchte den für sie viel zu kleinen Schwertgriff zu fassen zu bekommen, da sie von der scharfen Schneide stets zurückwichen. Währenddessen rappelte sich Vesa abermals hoch. Es fühlte sich bei jeder Bewegung so an, als ob tausend glühende Nadeln in ihre Brust stachen und ihr den Atem rauben wollten. Wenn sie nicht alles täuschte, hatte sie sich durch die zwei heftigen Schläge die eine oder andere geprellte und angebrochene Rippe zugezogen. Wäre es nicht für ihren gehärteten Lederharnisch, könnte sie möglicherweise schon jetzt nicht einmal mehr atmen und sähe sich dem Tod geweiht.
    Durch den Schmerz leicht vornübergebeugt und wegen des steifen Beins schief stehend, beobachtete die Kaiserliche den Werbären. Seine Hände bekamen in diesem Moment das Schwert zu fassen, verdrehten es allerdings so ungünstig, dass sich die Klinge zwischen zwei Rippenbögen verkeilte und an einer durch das Fell verborgenen Stelle klirrend abbrach. Es entlockte der Bestie ein grauenvolles, ohrenzerreißendes Heulen. Völlig in Rage gebracht tobte sie und bereitete sich darauf vor, ein weiteres Mal auf die Jägerin zuzustürmen. Diese bemerkte jedoch schnell, dass die schwere Verletzung durch das Schwert der Kreatur heftig zusetzte und jede Bewegung das steckengebliebene Fragment wohl weiter durch ihr Fleisch trieb. Ihre Schritte waren unsicherer, sie lahmte rechtsseitig und wirkte aus der Balance gebracht. Alles, das Vesana tun musste, war sich rechtzeitig zur Seite zu werfen, um dem ungezielten Angriff auszuweichen. Über das schwache Bein fiel das auch nicht allzu schwer. Noch in der Bewegung hieb sie nach dem näheren Fuß ihres Kontrahenten und traf ihn an der hohen Ferse. Grollend stolperte das Werwesen und überschlug sich mehrmals, während Vesa versuchte sich auf den Bauch zu rollen und anschließend auf die Knie zu stemmen. Die Kaiserliche hielt sich die Seite und keuchte schwer. Die Bewegungen raubten unglaubliche Mengen ihrer Kraft und sie verlor beinahe das Gleichgewicht, obwohl sie nicht einmal stand.
    Mühsam kam sie auf die Füße und näherte sich anschließend dem Wesen, das es nicht mehr schaffte, zum Stehen zu kommen. Mit den zerschnittenen Sehnen im Fuß ließ sich dieser nicht mehr belasten, weshalb es immer wieder einknickte. Blut tränkte den weißen Grund um es herum, das Knurren und Stöhnen erhielt zunehmend eine verzweifelte Note und trug sich schwanger mit Schmerz. Vesana wischte sich einige Tropfen ihres roten Saftes vom Kinn und unter der ebenfalls blutenden Nase weg, dann war sie heran. Die trägen Schläge der kraftlos gewordenen Bestie verliefen ins Leere, zu ungezielt und langsam hieben sie nach der Kaiserlichen. Diese nahm die Klinge mit beiden Händen und stieß sie, nachdem Vesa einen weiteren Hieb abgewehrt hatte, von oben herab durch die Schulter in den Brustraum. Sämtliches Grollen der Kreatur erstarb zu einem feuchten Gurgeln, flüssiges Rot quoll aus dem Maul, die Zunge hing labbrig heraus und der Kopf sackte stumpf auf den Boden. Die Glieder erschlafften und blieben regungslos. Einzig der Brustkorb deutete darauf hin, dass noch nicht sämtliches Leben aus dem bewundernswert kräftigen Leib gewichen war.
    Den Augen des respektgebietenden Geschöpfes entwich jedweder Zorn, vielmehr wirkten sie nun traurig, etwas angsterfüllt vielleicht, vor allem aber auch müde. Es ging keine Bedrohung mehr von ihm aus, egal wie nahe sie ihm kommen würde. Vesana ließ ihr Schwert los, ohne es herauszuziehen. Ein gewisses Maß an Trauer legte sich auf ihre Eingeweide, Leichtigkeit machte sich breit, dem Gefühl nach verknotete sich ihr Magen mit dem Darm. Ein Lächeln des Trübsinns und des Trostes stahl sich auf die blutbesudelten, teils schon verkrusteten Lippen, während sich die Jägerin neben den massigen Kopf des zotteligen Wesens kniete. Vorsichtig hob sie diesen an und legte ihn sich in den Schoß. Sie schaute direkt in das gelb schimmernde, teils ockerfarbene Auge der oberen Schädelhälfte, während sie mit den schlanken Fingern durch das Fell des Hauptes strich. „Hircine ruft Dich zu sich, mein Freund“, flüsterte sie dem Werbären vorgebeugt ins verhältnismäßig kleine Ohr. „Gute Jagd.“ Eine kleine Träne entrang sich ihrem Augenwinkel und auch sein Auge wurde glasig. Es trennte sie nicht allzu viel voneinander, sie waren von derselben Natur, und diese Nähe spürte Vesana. Der Abschied in Respekt von einem majestätischen Jäger war für sie eine Selbstverständlichkeit.
    Der Todeskampf des Werbären dauerte letztlich nur wenige Minuten. Behutsam erhob sich die Kaiserliche und legte seinen Kopf zurück auf den Boden, nachdem sie ihm die Lider geschlossen hatte. Kurz blieb sie stehen, die Augen streiften unfokussiert über den massigen Leib. „Irgendwann sehen wir uns wieder und dann jagen wir zusammen“, sprach sie nun mehr zu sich selbst. Ein langes Seufzen entlassend wandte sie sich ab und humpelte hinüber zu ihren Sachen. Die Schlafunterlage rollte sie zusammen, verpackte sie auf dem Tornister und schnappte sich anschließend noch ihre Armbrust. Die Reste des Speeres ließ sie im Schnee zurück. Unter der Last des Gepäcks keuchend, Hustenanfälle niederkämpfend, kehrte die Jägerin zu dem Toten zurück und setzte es neben diesem auf den schneebedeckten Grund. Mit einem kräftigen Ruck zog sie das geschwungene Schwert aus dem Körper vor ihr heraus und verlor zunächst das Gleichgewicht. Auf die angeschlagene Seite der Hüpfte fallend, stöhnte sie und rang mit einigen Tränen des Schmerzes. Nachdem sie sich gesammelt hatte, reinigte Vesana die Klinge und schob sie zum Schluss zurück in die Scheide auf ihrem Rücken. Erst danach kniete sie sich wieder in den Schnee und nahm sich einen ihrer Dolche. Ihre geübten Hände wussten genau, wie sie die kurze, scharfe Schneide ansetzen mussten, um den Bauch zu öffnen und damit zu beginnen, die obersten Hautschichten mitsamt dem Fell vom Rest zu trennen. Durch die Schnitte und Öffnungen zum Innenraum drang die Wärme der Organe und des Fleisches nach draußen und schlug sich in Form von kleinen Dunstschwaden nieder. Bevor die Kaiserliche jedoch den massigen Leib drehte, um auch auf der anderen Seite noch die zweite Hälfte des Fells vom Körper zu lösen, hielt sie abermals inne und atmete tief durch.
    Den Dolch legte sie in den Schnee und reinigte mit diesem zunächst ihr blutverschmiertes Gesicht. Das Tropfen der Nase hatte inzwischen aufgehört und auch der Riss in der Lippe war mit Grind verklumpt. Die Wunde an der Schläfe war ohnehin nur sehr oberflächlich gewesen. Es dauerte eine Weile bis sich das Wasser des geschmolzen Schnees nicht mehr rotbraun färbte, sondern schlicht farblos ihre Handflächen benetzte. Erst dann schob Vesana die Finger der linken Hand bis zu den Knöcheln in den blutigen Brustraum des Werbären. Den Daumen sparte sie aus. Tiefrot gefärbt holte sie sie wieder heraus und zog sie sich in einer langsamen Bewegung diagonal über das Gesicht. Sie führte diese Handlung mehrere Male durch, bis sie sich sicher fühlte, das Zeichen der erfolgreichen Jagd für einige Zeit haltbar aufgetragen zu haben. Das Blut trocknete schnell und hinterließ dunkle Streifen, die als Mahl in Ehren des erlegten Tieres für alle erkennbar in ihrem Antlitz prangten. Es war eine der letzten Würdigungen, die sie einem durch ihre Hand verstorbenen Geschöpf der Jagd erbrachte und so ihren ganz eigenen Tribut zollte.
    Die Finger reinigte sie gar nicht erst, sondern langte direkt nach ihrem Felleisen, um anschließend darin herumzukramen. Es brauchte einige Zeit bis Vesa das Totem fand, nach dem sie suchte – ihr ganz persönliches Totem der Jagd. Ein selbstgeschnitzter Wolfskopf mit einem unterproportionierten Leib aus hartem Eichenholz. Es maß kaum mehr als die Handlänge eines erwachsenen Nord in der Größe. Um den zu kurz und dick geratenen Hals baumelte eine lederne Halskette, an der sich verschiedengroße Eckzähne unterschiedlicher Raubtiere aufreihten. Es waren die Zähne von vier Wölfen, drei Eiswölfen, zwei Schwarzbären und einem Höhlenbär. Als Ersatz für den zu großen Zahn eines Säbelzahntigers fügte sich noch eine Kralle dieser majestätischen Raubkatze an der Kette ein. Das Holz der Wolfsform selbst erschien schwarz und leicht gefleckt von unterschiedlichen Mengen Flüssigkeit, die es aufgesaugt hatte. In wenigen Momenten sollte es abermals das Blut des erlegten Jägers aufnehmen, zuvor löste die Kaiserliche jedoch die Lederkette und legte sie zur Seite. Anschließend öffnete sie erneut den Schnitt zum Brust- und Bauchraum und schob die Holzfigur hinein. Behutsam bewegte sie sie hin und her, dann ließ sie los.
    Während sich das Holz vollsog, stand Vesana auf und mühte sich, den Körper des Werbären auf die andere Seite zu drehen. Unter hoher Kraftanstrengung und erneut aufgrund der flammenden Stiche in ihrer Brust aufstöhnend, gelang es ihr im fünften Versuch. Geduldig setzte sie die Arbeit des Häutens fort, kratzte im Anschluss Fleisch- und Blutreste von der Innenseite der abgelösten Haut und rollte das neugewonnene Fell schließlich zusammen. Nur noch an den Armen, Beinen und am Kopf blieben Teile der Behaarung übrig, sonst erschien die Gestalt nackt. Nach einigen weiteren geübten Handgriffen hielt die Jägerin auch noch das Herz des Werbärens in den Händen und verstaute es in einem freien Lederbeutel aus dem Felleisen. Es würde das einzige Körperteil sein, das sie als Proviant mit sich nahm, den kaum genießbaren, zähen Rest sollte sich die Natur zurücknehmen. Letztlich holte die Kaiserliche auch das Totem wieder heraus. Feucht schimmernd erhielt es die Halskette zurück und wurde neben dem Tornister zum Trocknen abgelegt. Erst dann begann Vesa damit, die Krallen von den Fingern und Zehen, sowie die Eckzähne aus dem Maul herauszubrechen. Wenn sie zurück in Rabenfels war, würde sie einen der letzteren mit einem kleinen Loch zum Auffädeln an der Kette versehen. Bis dahin mussten sie in einem Ledersäckel verweilen. Auch die Klauen an den abgeschlagenen Fingern vergaß die Jägerin nicht.
    Ihre Sachen zusammengepackt wandte sie sich nach einem abschließenden Blick auf die kümmerlichen Reste der einst furchtgebietenden Kreatur ab. Sie wollte etwas Abstand zwischen sich und sie bringen, damit sie Aasfressern nicht als lebender Happen im Weg stand. Erst dann kam es, dass sie wieder auf den Bieststein schaute und kurz überrascht den Atem anhielt. Eine leichte Aura aus grün schimmerndem, ja flammendem Licht umgab ihn von der Wasseroberfläche bis hinauf zur Spitze. Vorsichtig und ohnehin noch etwas wackelig auf den Beinen näherte sie sich. Die Augen hielt sie fest auf die Felsnadel gerichtet. War dies das Zeichen, von dem Storn gesprochen hatte, als er sagte, die Steine würden einem erkenntlich machen, wenn man sich als würdig erwiesen hatte? Denkbar, andererseits wollte sich Vesana nicht unbedingt blind darauf verlassen. Mit Magie blieb es immer so eine Sache und ihr traute die Kaiserliche grundsätzlich nicht weiter, als sie spucken konnte. Dennoch mochte sie nicht leugnen, dass dieser kuriose Stein mit seinem warmen Teich eine gewisse Anziehungskraft ausübte und Faszination hervorrief.
    Entgegen ihrer sonstigen Vorsicht entschied sich die Jägerin dem Schamanen etwas mehr Vertrauen zu schenken, als möglicherweise gut sein mochte. Am Rand der Wasserfläche legte sie den Tornister ab und zog ihre Stiefel aus. Langsam gewöhnte sie ihre Füße an die Wärme der Flüssigkeit und schritt anschließend auf den Stein zu, blieb jedoch vorerst mit einem letzten Sicherheitsabstand zu diesem stehen. Argwöhnisch begutachtete sie das dunkle Gestein, fand jedoch nichts Außergewöhnliches, abgesehen von verschlungenen Gravuren im Mittelteil, die ein unbekanntes Muster formten und natürlich auch von dem leicht pulsierenden Schimmer. Erst nach einer Weile des Beobachtens rang sich Vesa dazu durch – nein, gab sie dem tief in ihr aufquellendem Verlangen der Neugier nach – auch noch den letzten Abstand zu schließen und streckte schließlich die Finger aus. Kurz bevor sie in die Aura eintauchten, hielt sie ein weiteres Mal inne, atmete tief durch und schloss die Augen. Dann berührten ihre Finger die kühle Oberfläche des Bieststeines. Sie glitten über die Gravuren und folgten den Linien.
    Erst bemerkte es die Kaiserliche nicht, doch dann spürte sie wie sich die Aura aufheizte und auch der Fels Wärme abzustrahlen begann. Noch bevor sie die Hand zurückziehen konnte, fühlte sie vier heiße Stiche in der Handfläche. Erschrocken riss sie die Augen auf und entfernte sich von dem Stein. Die glühende Hülle um diesen war verschwunden. Das Stechen in der Linken klang schnell ab und da der Bieststein, seiner außerordentlichen, in diesem Moment zunehmend unheimlich erscheinenden Anziehungskraft beraubt, keinerlei Anstalten mehr machte, sich magisch zu betätigen, richtete sie ihre Augen auf die Linke. Vesana erkannte vier rote Punkte, die ein wenig nach frischen Narben aussahen. Zwei Davon lagen dicht beieinander nahe an der Handkante und am -gelenk, die anderen beschrieben einen leichten Bogen in größeren Abständen entlang der Vertiefung, durch die auch die Lebenslinie verlief. Seltsamerweise erweckte es für die Kaiserliche etwas den Eindruck einer stilisierten Klaue. Ähnlich einem Sternzeichen, wo um wenige einzelne Lichtpunkte ein Bild konstruiert wurde. Unbewusst strich sie mit dem Zeigefinger der Rechten über die Punkte, die sich tatsächlich auch anfühlten wie Narbengewebe. Allerdings wirkten sie sich nicht behindernd auf die Beweglichkeit aus, weshalb Vesa vermutete, dass es sich eher nur um oberflächliche Mahle handelte. Inzwischen war von den eingangs empfundenen heißen Stichen nichts mehr zu spüren, stattdessen machte sich leichter Ärger über ihre eigene Neugier breit. Was auch immer der Stein mit ihr gemacht hatte, physisch spürte sie keinerlei Veränderungen.
    Allein schon wegen dem zuletzt Erlebten erschien es der Kaiserlichen als notwendig, noch einmal zu den Skaal zurückzukehren und ein paar Worte mit Storn dem Schamanen zu wechseln. Dass sie wenig später unter den abgelegten Sachen des Werbären am anderen Ufer des Teiches einen verschlossenen Briefumschlag fand, auf dem in einfachen Lettern „Wulf“ als Adressat vermerkt war, führte schließlich zur unumstößlichen Entscheidung, noch einmal das Dorf im Norden zu besuchen. Zwar würde sie das nochmals eine ganze Woche mehr Zeit kosten, aber es bestand eine nicht zu leugnende Notwendigkeit. Sowohl das eigene Interesse, als auch das gegebene Versprechen gegenüber dem einäugigen Nord mussten befriedigt und erfüllt werden.



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    Geändert von Bahaar (26.07.2013 um 10:36 Uhr)

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