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Thema: Oh, geliebte Klischees!

Hybrid-Darstellung

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  1. #1
    Das Klischee an sichist nicht schlimm und auch kein Feind von Originalität. Eine Idee bis zum Kern auf Klischees abzuklopfen verbraucht nur viel Zeit und führt oft genug zu nichts ... und erst recht nicht, zu einer Verbesserung der Handlung. Nur als Beispiel:
    Der Sunnyboy, der wiedererwarten zum Held wird, ist ein Klischee. Der alte Veteran, der als einziger die Fähigkeiten besitzt, die Welt zu retten, ebendso. Der schweigsame Emo-Held, der von seinem inneren Dämon geplagt wird, auch. Das talentierte Wunderkind ist ein Klischee; genau so wie der Miesgrummel der ein held ist, obwohl er es gar nicht sein will. Irgend einen Charackter MUSS man aber schon als Protagonisten nehmen ...


    ...lassen wir den ganzen Unnötigen Ballast mal weg, kann man den Satz auch zusammenkürzen auf:

    Ein Männlicher Held ist ein Klischee. Ein Weiblicher auch.

    Da der Held aber nunmal ein Geschlecht haben muss, wird man eines der Klischees zwangsläufig aufgreifen müssen.
    Wenn du als Mann etwa einen weiblichen Protagonisten wählst, weil du beim Zufalls-Würfeln eine 3 geworfen hast, den Charakter abseits davon in der Handlung aber genau so behandelst, wie einen männlichen Charakter, ergibt das ein schlechtes Klischee ohne Nutzen. Nehmen wir als Beispiel handelsübliche Fantasy-Epen. Die Welten dort sind meistens 100%ig Gleichberechtigt und Frauen bekleiden Rollen als Krieger und Soldaten ohne das jemand groß Notiz davon nimmt. An sich ist das Bullshit, weil Frauen nunmal aufgrund geringerer Muskelmasse biologisch Nachweisbar schlechtere, gepanzerte Infanteriesoldaten abgeben als Männer. Ein weiblicher Held, der deshalb weiblich ist, um eine solche Situation darzustellen - etwa in dem die Schwertkämpferin von ihren Mitkämpfern nicht richtig ernst genommen wird - ist ein gut und passend gewähltes Klischee. Die Soldatin in einer 100% gleichberechtigten Mittelalterwelt, die mit ihren Gefährten schwer gepanzert auf Patrouille geht, das Schwert schwingt, wie ein junger Gott und dabei noch aussieht, wie Olivia Wilde ist aber NUR ein Klischee um des Klischees willen und zieht keinen Nutzen aus der Tatsache, das der Protagonist eine Frau ist.

    Das geht sogar noch weiter. Ein junger Held ist ein Klischee. Ein Alter auch. Aber durch das Alter des Protagonisten definiert sich die Zielgruppe der Handlung. Junge Helden locken meist die Jugend. Alte Helden die älteren generationen. Man kann nicht einfach ein Klischee verteufeln, ohne sich vorher klar zu machen, welche funktion es erfüllt.


    Wichtig ist also nur eines:
    Wenn du ein Klischee benutzt, dann triff damit eine AUSSAGE. Störend sind klischees nur dann, wenn sie einfach nur um des Klischees willen in der Handlung sind. Nimm ein Klischee, und denk darüber nach, wie du damit ARBEITEN kannst. Niemand wird dir ein Klischee ankreiden - und sei es noch so bekannt - wenn es WICHTIG ist und eine Bedeutung erfüllt. Aber den Schurken zu einem SEPHIROTH-Klon zu machen, damit er "cool" rüberkommt, ist mist und das will auch niemand mehr sehen.




    Zitat Zitat von Itaju Beitrag anzeigen
    Erstmal: es gibt keine Originalität.
    Natürlich gibt es die. Originalität wird nur viel zu oft mit "Einzigartigkeit" verwechselt, was jedoch Blödsinn ist. Originalität leitet sich von "Original" ab, ein Begriff, der wiederum mit der erkennbaren Schöpfungshöhe des Autoren verknüft ist. Eine Kopie, oder ein Plagiat ist niemals originell. Aber alles, was klar erkennbar ein "Originalwerk" des Autoren ist, ist auch originell, unabhängig davon, wie viel Klischees es enthällt. Die Menge an "Das habe ich schonmal gehsehen!" ist hinsichtlich des Begriffes Originalität absolut irrelevant, so lange die Zahl an "Kenne ich schon"'s nicht auf einen Wert ansteigt, auf dem sie das komplette Produkt zu einer Kopie eines anderen Produktes macht.

    Geändert von caesa_andy (05.01.2013 um 14:59 Uhr)

  2. #2
    Das Problem bei Klischees liegt mMn - wie schon angesprochen wurde - an dem Dilemma, dass sie von vielen Machern nicht konsequent genug bedacht/eingesetzt werden.
    Aber ich meine, man muss alles auch nicht zu künstlich planen und herunterbrechen, aber einen inneren stimmigen Zusammenhang von Spielewelt und Charakteren sollte definitiv gegeben sein. In manch einem Setting braucht man z.B. gar nicht für alles wirkliche Erklärungen, bei anderen wird es dann hakelig, wenn die gewählten Erklärungen von einem 3-Jährigen hätten stammen können (was interessanterweise eine Entwicklung bei Square Enix ist...).
    Natürlich erfordert das alles viel Erfahrung mit der Thematik und letztlich Übung (wie sonst überall auch), doch es würde vielen da wirklich helfen, wenn sie ihre Geschichten auch selbst kritisch reflektieren würden. Klar klingen die meisten Geschichten, die man sich so ausdenkt voll episch und so, aber ich habe es ja bei mir selbst erlebt, dass viele Inhalte einfach viel zu random gewählt waren.
    Für glaubwürdige Charaktere muss man sich einfach in die Charaktere hineinversetzen. "In ihren Schuhen gehen" und anhand der gegebenen Merkmale halt festlegen, wie man an Stelle der Charaktere hier und da reagieren würde. Das erfordert aber - wie gesagt - reichlich Selbstreflexion und -kritik, damit man dann auch ehrlich zu sich selbst ist.

    Das klingt natürlich alles nach viel Arbeit, aber wie uns das Leben so lehrt, sind selbst minderbegabte Autoren zu einigermaßen Erfolg gelangt. Das macht deren Werke dann halt nur nicht gut.

    MfG Sorata

    Edit: Originalität kann auch einfach eine individuelle Interpretation eines Sachverhalts oder Themas bedeuten. Etwas völlig und gänzlich neues, OHNE jegliche Einflüsse gibt es mMn nicht. Es wird zumindest immer von vorhandenen beeinflusst und manchmal in neue/andere Richtungen weitergedacht.

    Geändert von sorata08 (05.01.2013 um 15:20 Uhr)

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