Return to Oz (1985)
Still lovin' the hell out of this movie! Das letzte Mal, dass ich den Film gesehen habe, ist schon Jahre her, und mir ist aufgefallen, dass ich die ersten ca. 20 Minuten bisher immer verpasste (und nur aus Ausschnitten kannte), weil ich ihn im Fernsehn erst ab der Stelle erwischt habe, als Dorothy mit Billina in Oz ankommt. Ich kann schon verstehen, dass der Film creepy as fuck für das jüngere Publikum damals gewesen sein muss Manche Szenen finde ich jetzt noch unheimlich oder verstörend. Die Schocktherapie am Anfang, die Wheeler, Mombi und ihre Kopfsammlung oder der Nome King vor allem - also im Wesentlichen der ganze Film *g* Aber so heftig ist es wirklich nicht, vor allem weil das auch durch viele erheiternde oder glückliche Szenen ausbalanciert wird. Und die Kids mögen es erfahrungsgemäß, hier und da erschrocken zu werden.
Insofern finde ich, dass die manchmal negative Reputation des Films oft nicht fair ist. Ständig tauchen an den Haaren herbeigezogene Vergleiche auf mit der Wizard of Oz Version von MGM aus dem Jahre 1939. Jene Version mochte ich zwar auch, aber das war ein übertriebenes, knallbuntes happy-go-lucky Musical, das sich übrigens viel mehr Freiheiten in Bezug auf die literarische Vorlage rausgenommen hat als Return to Oz. Letzterer basiert im Wesentlichen auf Band 2 und 3 der Reihe, aber bleibt dem Stil von Baums Vision treu. Oz IST kein sorglos glückliches Land, sondern kann saumäßig gefährlich sein mit unzähligen abgefahrenen, bösartigen Kreaturen (Wenn ich mich recht erinnere, gab es dort eine Region, in der Pflanzenwesen im Garten Menschen anbauen Anderswo wird man mit Köpfen beworfen usw.)! Von daher ist Return to Oz auch nicht als direktes Sequel zu verstehen, sondern mehr als ein von einem komplett anderen Studio produzierter spiritueller Nachfolger, der zwar ein paar Elemente aus der 39er Fassung wieder aufgreift, aber dieser an anderen Stellen widerspricht (Dorothy erwähnt Handlungspunkte/Exposition aus den Büchern, die im alten Film nie erwähnt wurden). Disney hatte hier kaum eine Wahl: Der Film mit Judy Garland genießt in den USA einen dermaßen hohen popkulturellen Stellenwert, dass sie kaum auf die ikonischen, magischen roten Schühchen verzichten konnten, die einst hinzuerfunden wurden und in den Büchern nie vorkamen (um dieses Element nutzen zu dürfen, haben sie MGM wohl ein hübsches Sümmchen bezahlt). In solchen Situationen bin echt froh, in Europa aufgewachsen zu sein, weil es in den USA offensichtlich echt schwierig ist, sich Return to Oz ohne massive Vorurteile anzuschauen.
Die Hauptdarstellerin hätte ich mir etwas älter gewünscht, aber sie hat überraschend gut gespielt. Kinder können sooo unheimlich nervig in Filmen sein, imho nicht so hier: Dorothy ist zwar wie gewohnt ein wenig naiv, aber benimmt sich nichtsdestotrotz sehr erwachsen (und höflich). Am besten gefallen haben mir die Effekte und die unter anderem auch daraus entstehende Atmosphäre. In Return to Oz kommt einfach alles Gute zusammen, um die phantastischen Charaktere zum Leben zu erwecken. Sei es beeindruckende Stop-Motion-Animation, oder klasse Puppenspielkunst mit handgemachten Modellen und Kostümen (Ich liebe Tik-Tok und Jack Pumpkinhead), alles lange vor dem großen CGI-Overkill. Außerdem war es angenehm clever, wie sehr das Foreshadowing am Anfang wieder eingesetzt wurde, wo man auf Charaktere trifft, die ihre spiegelbildliche "Entsprechung" in Oz haben (wobei das noch eines der wenigen Elemente war, die man aus der alten MGM-Fassung übernommen hat). Hinzu kommt der majestätische Soundtrack.
Wenn man mich vor die Wahl stellt, würde ich den Film von '85 jederzeit jenem von '39 vorziehen. Letzterer ist zwar historisch wertvoller und relevanter (und ist ein wunderbares Sinnbild für den Übergang von Schwarz/Weiß hin zum Farbfilm mit dem Gimmick der Rahmenhandlung), aber Return to Oz ist spannender, authentischer und trifft alleine schon dadurch eher meinen Geschmack, weil es kein Musical ist, sondern sich selbst ernst nimmt, ohne dabei an Quirligkeit zu verlieren. Gewiss ist der Film weit davon entfernt, perfekt zu sein, doch was 80s Fantasy angeht, steht er ganz weit oben in my book. Eine Schande, wie sehr Disney seit 30 Jahren versucht, diesen schönen Film komplett unter den Teppich zu kehren. Immerhin hat er im Laufe der Jahre durchaus eine begeisterte Anhängerschaft gefunden. Ich hätte den unheimlich gerne remastered auf BD, aber da habe ich nur wenig Hoffnung, wenn man bedenkt, wie lange es schon gedauert hat, bis die sich mal bemühten, eine DVD zu veröffentlichen. Diese Misshandlung der eigenen IPs, sobald sie nicht direkt einen Haufen Geld einbringen, geht mir bei Disney sowieso tierisch auf den Keks (vgl. Taran und der Zauberkessel uvm.), obwohl ja gerade viele Streifen, die im Kino nicht so gut ankamen, auf dem Heimvideomarkt ein lukratives zweites Leben feiern. Also, wenn ihr die Chance bekommen solltet und Fantasy mögt, zieht ihn euch rein

Schließen möchte ich mit dem folgenden Dialog daraus, der einige Umstände bezüglich der einstigen Publikumsmeinung herrlich auf den Punkt bringt:

Billina: "Tik-Tok went berserk!"
Tik-Tok (redet Unsinn, weil der Schlüssel für sein Denken nicht aufgedreht wurde): "Tickle me, tickle me!"
Dorothy: "His brain's ran down.
Jack: "If his brain's ran down, how could he talk?"
Dorothy: "It happens to people all the time, Jack."