Hi Kelven,

eigentlich sind Märchengeschichten nie so meins gewesen, wie Alicia schon richtig gesagt hat gibt es auch in Märchen viele Ungerechtigkeiten. Ich für mich konnte aus den klassischen Märchen nie "die Moral von der Geschicht`" ziehen, das Ergebnis war nie zu meiner Zufriedenheit.
Zauberin und Prinzessin hat mich am Ende deshalb überzeugt, weil es eben genau das, vielleicht auch ungewollt, so schön herausarbeitet. Alicias Welt verschmilzt immer mehr mit der Märchenwelt, aber sie hat nie das Gefühl, bis zum Ende nicht, dass alles fair ist. Sie wehrt sich mit Händen un Füßen dagegen, stellt doch das plötzlich eingetretene Chaos ihr ganzes Leben auf den Kopf. Und doch, gerade dadurch entwickelt sich ihr Charakter zunächst unbewusst weiter, wird durch die ständigen Konfrontationen, denen sie nicht ausweichen kann, gestärkt und geformt. Am Ende sieht sie selbst das Resultat ihrer Persönlichkeitsentwicklung. Sie ist mit Ihrem neuen Ich zufrieden und weiß, dass sie das alles den Einflüssen aus der Märchenwelt zu verdanken hat.

Daher ist es verständlich, dass sie sich am Ende doch wünscht, alles würde beim Alten bleiben. Ihr Wunsch? Vielleicht wollte sie ihren Freunden die schönen Erinnerungen lassen, sie selbst könnte mit ihren Erinnerungen in ihrer alten Welt nicht vollkommen glücklich sein? Wer weiß...
Zumindest schein sie keine Angst mehr davor zu haben, alles zu vergessen nachdem Kerian ihr versprach, dass ihre Persönlichkeit selbst dann nie wieder so werden würde wie früher.

Grafik

Nun, zur Grafik muss eigentlich nicht viel gesagt werden, finde ich. Das ist der subjektivste Kritikpunkt schlechthin. Meiner Meinung nach unterstrich dein Stil aber vollkommen den märchenhaften Aspekt und auch das mapping fand ich sehr gelungen. zumindest hatte ich beim Spielen nie das Gefühl: irgendwas sieht hier ganz und gar nicht gut aus!

Musik

Mir haben die gewählten Stücke bis auf eine Ausnahme sehr gut gefallen. Bei besagtem Stück handelt es sich um den Track, der zum Beispiel im Wolfswald oder im Spukhaus des untoten Ritters (mit den rätselstellenden geistern) läuft. Aber das liegt hauptsächlich daran, dass wir diesen Track bei Charon 2 ebenfalls benutzen und ich den vom ganzen Testen einfach nicht mehr hören kann.^^"

Charaktere

Ich fand alle Charaktere gut. Der Punkt hier ist einfach: Ich denke jeder kann an irgend einer Stelle sagen, er sei der Meinung, der Charakter hätte hier oder da anders handeln müssen, oder seine Worte anders wählen müssen. Letztendlich sind das aber alles nur Auffassungen von uns als Individuen, jeder durch seine persönliche Entwicklung anders geprägt. Wir ziehen diese Schlüsse aus Erfahrungen, die wir mit anderen Menschen gemacht haben. Gerade da ist es spannend, mal eben nicht mit einem Charakter vollends übereinzustimmen. Warum auch stundelang erklären, warum ein Charakter so ist wie er ist? Immerhin wollen wir ja alle ein Spiel spielen und keine psychologischen Gutachten erstellen.

Worum es mir hier aber auch geht, ist der Punkt Stereotyp. Von diesem Begriff lasse ich mich schon lange nicht mehr abschrecken. Irgendwie wird der gerne genutzt um zu verdeutlichen, dass ein Charakter wohl nicht so gut ausgefallen ist, er ein weiterer Fleck in der breiten Masse darstelle. Aber mal ehrlich: Was können wir mit unserem begrenztem menschlichen Verstand denn heutzutage noch neu erfinden? Gut gegen böse ist out, dann nehmen wir mal eben einen Helden, der böse ist? Hat es auch schon gegeben. Irgendwann wird auch das neue zum Stereotyp. Solange aber das Spiel, die Charaktere, die Geschichte einen überzeugen kann, spielt das doch alles plötzlich keine Rolle mehr. Von daher möchte ich hier auch nicht unbedingt auf Stärken/Schwächen der Charaktere eingehen. Die haben sie zwar, aber das macht eben ihre dargestellte Menschlichkeit aus.

Höchstens andeuten möchte ich, wie mir die Charaktere gefallen haben. Alicia selbst hat mir nicht so sehr zugesagt, aber solche Charaktertypen sagen mir im realen Leben eben auch nicht zu.
Kerian und der Nussknacker haben mich so oft zum schmunzeln gebracht, wegen ihrer übertriebenen unflätigen Art. Im privaten Leben hänge ich mit genug Leuten herum, die ständig solche Phrasen von sich geben, von daher fühlte ich mich da schon ein wenig heimisch.
Wie man sieht, kommt es wohl eben auf die eigenen Präferenzen im realen Umfeld ab, welcher Charakter einem warum gut gefällt.

Story

Ja, die Geschichte selbst war vom allgemeinen Verlauf natürlich vom Ausgang her klar. Alicia sucht den Magier und wird ihn am Ende besiegen. Macht aber überhaupt nichts und wie du schon selbst sagtest, ein solches Märchen braucht keine fatalen Wendungen und ehrlich gesagt wäre ich da auch eher enttäuscht gewesen, wenn es so gewesen wäre. Die Art von dir, deine Geschihcten zu erzählen, hat auf seine Art immer etwas Beruhigendes, dass einen in seinen Fluss mitzieht und gefangen hält. Eine richtig fatale Wendung hätte mich hier wohl auch aus dem gemütlichen Spielfluss gerissen.

Was mir an deiner Geschichte am meisten gefällt: Du erzählst sie einfach. Viele Entwickler versuchen ihre Story immer verwobener, komplizierter, implizierter und am besten hinter dutzenden von Metaphern, die man auf hunderte verschiedene Arten deuten kann zu gestalten. Du verwendest keine endlos komplizierten Begriffe, die Charaktere drücken sich explizit aus, hier wird der Spieler nicht gezwungen, am Ende es Spiels eine analytische Motivinterpretation über 20 Seiten umfang zu lesen oder zu erstellen um eine waage Vermutung davon zu bekommen, worum es bei dem Spiel hätte gehen können. Und diese Einfachheit vermisse ich oft in Spielen. ich meine, wer mal einen Final Fantasy Teil ab 10 gespielt hat, weiß wovon ich spreche...

Rätsel

Gut ich gehe mal auf die Fragerätsel ein. Und gleich gesagt: Ich hasse sie im Allgemeinen. Selbst wenn ich mir die Lösungen anschaue, fasse ich mir oft an den Kopf und frage mich: Und wo ist da jetzt der Zusammenhang? Nunja, das ist halt meine persönliche Abneigung, aber ich kenne viele Leute, die voll darauf abfahren und daher bewerte ich die trotzdem als gut. Gut vor allem auch deshalb, weil du hierfür eine FAQ mitgeliefert hast, auf deren Dasein ich später nochmal eingehen möchte.

Die zweite Art von Rätseln sind die Interaktionsrätsel. Die fand ich sehr schön, mir hat es Spaß gemacht verschiedene Sachen auszuprobieren mit dieser märchenhaften Musikuntermalung und dem Erkunden der Umgebung. Das war wirklich ein Part, der mir somit am meisten Spaß gemacht hat. Und auch hier wieder für die, die mit sowas gar nicht klarkommen: Eine FAQ, hurra!

Als eine Nebenkategorie der Interaktionsrätsel bezeichne ich mal die Geschicklichkeitsrätsel. Ausweichen von Kugeln, Lasern, Wasserfallen etc.
Mir persönlich hat auch das eine Menge Spaß gemacht, hat es doch meine Geschicklichkeit bis an die Grenzen getrieben. Ich stehe halt auf einen solchen Sadismus. Für weniger begabte Leute wäre aber hier vllt ein Alternativraum auf einer einfacheren Stufe gut gewesen, da eine FAQ hierbei ja nicht wirklich hilft. Das wäre hier mal ein Kritikpunkt von mir!

Die Kampfsysteme werde ich gleich noch gesondert ansprechen, aber vorab wollte ich auch hier sagen, dass "allgemein" die FAQ hier zumindest ein wenig hilft. Super finde ich da aber, dass man den Schwierikeitsgrad verringen kann (obwohl mein Stolz mir persönlich das verboten hätte, aber die Idee, das umzusetzen war klasse, da du so Spielern mit weniger Bewandheit darin oder der fehlenden Verbissenheit die Motivationsbremse aus der Hand reißt)

Und hier möchte ich ein Vorabfazit zu den Arten deiner interaktionären Optionen geben:

Du hast eine beachtliche Anzahl verschiedenster Interaktionsmöglichkeiten geboten. Geschicklichkeitsrätsel, Sammelrätsel, Kopfnussrätsel, Geschicklichkeits- sowie Strategie-KS. Ich finde, da muss für jeden was dabei gewesen sein, was ihm gefallen hat! Und bis auf eine Ausnahme konnte jeder die Sachen, die ihm gar nicht liegen, durch deine FAQ umgehen! Genau deswegen finde ich diese beigefügte FAQ auch so genial und bekommt von mir einen gewaltigen Pluspunkt. So kann ich die Sachen amchen, die mir Spaß machen und die Sachen, die ich gar nicht kann per FAQ oder durch Senkung des Schwierigkeitsgrades bei den KS umgehen. Nur wie gesagt bei den Geschicklichkeitseinlagen gab es da so etwas nicht. Hier wäre eine Möglichkeit wie schon vorgeschlagen so etwas wie vereinfachte Räume anzubieten.

Dann möchte ich zu dem kommen, was mich als Technikfanatiker und Hobbystrategen eigentlich am meisten interessiert hat:

Kampfsysteme

Mir haben beide Kampfsysteme unglaublich viel Spaß gemacht. Ich denke dazu muss man aber ein sehr geduldiger Mensch sein. Jedenfalls kann ich bestätigen, dass man durch genaues Beobachten wirklich jeden Zug der Gegner voraus sagen kann, swohl bei den Kämpfen mit Kerian als auch bei Alicia.

Kerians Kampfsystem war im prinzip einfach gehalten. Hier gab es keine Möglichkeiten etwas zu upgraden oder so, daher brauchte man sich diesbezüglich auch keine großen Gedanken zu machen. Den Feuerdämonen habe ich nach einer Viertelstunde üben besiegt, ohne einen Treffer zu kassieren. Die Kartenmänner am Ende waren, wie realtroll schon sagte, ziemlich einfach wenn man seine Herangehensweise verwendet, die ich übrigens auch genutzt habe. Nebenbei machen die Männchen aber auch keinen allzu nennenswerten Schaden.

Das jedoch kann man vom Ritter im Geisterhaus nicht gerade sagen. Die erste Phase ist sehr einfach, in der zweiten gibt es hauptsächlich auch nur ein Problem. Und das ist der Helm des Ritters der unglaublich viel Schaden macht (was mir persönlich gefallen hat, nachdem der kaputt war, war der Kampf für den Gegner aber leider vorbei =/). Das einzige was mich hier gestört hat war, dass wenn ich vor dem Ritter stand, sobald er in die zweite Phase wechselte, ich ohne Ausweichen zu können direkt von dem Helm mal so 40% Schaden futtern durfte. Das Problem habe ich dann einfach dadurch umgangen, dass ich ihn von Distanz aus mit dem [2] Skill in die zweite Phase gebracht habe.
Ansonsten kann ich mehr nicht zu Kerians KS sagen, außer dass mich die makerüblichen Sachverhalte wie das beschränkte Laufen nicht sonderlich gestört haben, da ich die Gegner mit der passenden Strategie ziemlich einfach fand.

Bei Alicias KS möchte ich erstmal auf die Performance eingehen. Also ich für mich habe es am Ende geschafft, den Zauberer zu besiegen, ohne einen einzigen Heiltrank verwenden zu müssen, nachdem ich ihn ein wenig analysiert habe. Mir hat Alicias Kampfsystem wirklich am allermeisten gefallen und bei meinen Bemühungen, die Gegner zu verstehen, ist mir immer mehr und mehr bewusst geworden, wieviel Arbeit und Überlegung hinter jedem einzelnen von denen gesteckt hat. Allerdings muss ich dazu gestehen, dass ich von den statusverändernden Skills keinen einzigen jemals gebraucht, geschweige denn genutzt habe. Aber vielleicht liegt das auch nur an meiner Spielweise, wer weiß.

Was mich aber auch ziemlich gewurmt hat, waren die Itemoptionen für Alice. Scheinbar scheine ich hier nicht der Einzige zu sein, der sich direkt das TP-Regenerationsteil für 4 Gulden gekauft hat und davon ziemlich enttäüscht war. Die 5 TP-Wiederhertsellung pro Runde (die man auch nur dann bekommt, wenn man man nicht hinter Deckung steht und die ganze Zeit passt) waren wirklich nicht der Rede wert. Ein zweiter Heiltrank oder Schutz vor Statusveränderungen wie Gift wären auf jeden Fall immer die bessere Wahl gewesen. Auch andere haben schon angesprochen, dass es ziemlich blöd ist, wenn man nicht checkt, dass man die Elementkrone braucht um seine Elemente zu wechseln. Eines ist nämlich sicher. Zumindest bin ich davon überzeugt, dass man den Zauberer am Ende ohne Elementkrone nicht schaffen kann...
Und Möglichkeiten, dann nochmal umzukehren gibt es nicht. ( Wenn man nicht gerade mehrere Savestates benutzt)

Eine Sache, über die ich ein wenig grübel ist, wie genau du die Schadenssteigerungen der Waffen da berechnest. Mein problem war nämlich folgendes:

Ich hatte die Elementkrone und die Donnerbüchse. Die Donnerbüchse gab mir schon +1/4 Schaden. Jetzt wollte ich eine der beiden Waffen aufwerten. Die Elementkrone+ hätte mir jetzt 1/4 mehr Schaden gegeben. Wirkt das additiv oder multiplikativ? Und wenn ich jetzt meine Donnerbüchse auf Donnerbüchse+ upgrade, nehme ich mal an, dass die 1/3 nicht zusätzlich dazukommen, sondern dass ich jetzt anstatt 1/4 mehr Schaden 1/3 mehr Schaden mache. Aber umgerechnet bekäme ich ja so durch das Aufwerten der Donnerbüchse nur 1/12, also 0,33/4 Schadenszuwachs, was ja bedeuten würde, dass hier die Aufwertung der Elementkrone mit 1/4 mehr Schaden besser wäre? Zumindest an der Stelle waren noch einige Schwächen vorhanden, die man ausmerzen kann!

Soweit erstmal von mir.

MFG

Innoxious