Hyrule Stadt war wieder voller Leben. Selbst nachts waren die Straßen der größten Stadt des Königreichs nie verlassen und leuchteten im Licht der Fackeln und Kohlepfannen. Die Prachtstraßen und Alleen warteten mit vielen Lokalen und Gaststätten auf, um den Nachtschwärmern möglichst viele Rubine aus den Geldbeuteln zu locken.
Wie leuchtende Girlanden zogen sich die Straßen über die bebauten Hügel in Richtung Schloss.
Doch selbstverständlich waren nicht alle Straßen beleuchtet. Was aber nicht hieß dass die meisten nicht ebenfalls vor Leben wimmelten.
Doch wo kein Licht hinfiel des Nachts, war es nicht das Gelächter der feiernden und zechenden die die ruhe der Stadt störten. Es war das flüstern jener die Gespräche führten deren Inhalt nur für den Gegenüber bestimmt war. Hier wurden nicht die Trinkgefäße aneinander gestoßen, sondern mit Gegenständen gehandelt die nachts unter verborgener Hand den Besitzer wechselten.
Cassandra stand auf einem aus Stein gemeißelten Sims und hoffte darauf dass die Schatten der Stadt ihr genauso wohl gesonnen waren wie dem Rest ihrer dunklen Sippe.
Vorsichtig schob sie sich voran, den rau verfugten Stein unter den Fingern und den Zähen tastend um bloß nicht den Halt zu verlieren. Sommerresidenzen wie diese gab es in der Stadt zuhauf und wenn man erstmal an den gelangweilten Wachen vorbeigeschlüpft war, konnte man sich fast ungestört im Inneren umsehen.
Jedoch waren die Häuser zumeist nur zweistöckig und, dank ihren langen Kolonnaden und Säulengängen, die die Häuser im Sommer kühl hielten, gut einzusehen.
Kein Grund zur Sorge, redete sie sich selbst ein. Der Mond ist gut hinter den Wolken verborgen und der Rest ist eine Frage von gut abgestimmten Bewegungen.
Sie setzte über eine niedrige Holzbrüstung hinweg und drückte sich wieder in die Schatten des angrenzenden Raumes.
Ihr Atem ging schwer unter der hölzernen Maske und die Luft darunter war stickig und warm.
Keine Zeit um Auszuruhen tadelte sie sich obwohl das Klettern mit ihrer Maske nicht grade leicht war. Cassi, Cassi. Du übernimmst dich Schätzchen.
Ihr Herz setzte für einen Moment aus zu schlagen. Sei Still Ajax, ich kann mich nicht konzentrieren wenn du mich nicht in ruhe lässt! dachte sie Zornig.
Und nenn mich nie wieder Schätzchen! Sie wusste selbst wie sinnlos es war ihm zu drohen. Aber ihr blieb nichts anderes übrig als weiterzumachen. Nicht zu viel denken, gib ihm keine Nahrung mich weiter zu irritieren, er wartet doch nur darauf dass ich strauchele.
Sie hasste seine Stimme in ihrem Kopf, sie hasste es seine Präsenz wahrzunehmen und sie hasste es Angst vor ihm zu haben!
Aber, aber erwiderte die Stimme und der hohn war deutlich rauszuhören.
Ich will dir nichts böses mein Mädchen, immerhin bist du mein Wohnsitz und ein recht attraktiver dazu. Ich bete inständig zu den Göttinnen dass du wohlbehalten und gut behütet bist.
Sie spuckte ärgerlich aus. Jetzt sei still, ich muss arbeiten!
Dein Wunsch sei mir Befehl, meine dunkle Prinzessin. Die Stimme verhallte und alles war wieder ruhig. Cassandra atmete tief durch.
Ihr blick huschte über die dunklen Möbel des Zimmers. Alles war mit weißen Tüchern vor Staub geschützt, bis die Herren des Hauses in den nächsten Wochen, wenn die Temperaturen in der Stadt stiegen, die Hänge des Nobelviertels aufsuchten. Hierhin entflohen die Reichen dem Staub und der Hitze in der der Rest de Bevölkerung versank.
Sie schnaubte verächtlich. Dekadenz war ihr zuwider. Ein solches Leben hatte keine Seele oder Inhalt!
Sie hob vorsichtig eine der weißen Planen an und betrachtete die alte Kommode die mit schönen Schnitzereien verziert war. Keine der Schubladen enthielt Schätze. Feine Kleider, aber keinen Schmuck. Der nächste Raum war ebenfalls eine Enttäuschung. Bis sie die Schubladen eines kleinen Nachttisches durchsuchte. Sie förderte eine kleine Schatulle zutage die mit einem Schloss versehen war und in der es hoffnungsvoll klimperte.
Ah, meine Kleine hat ein Gespür für die Beute, eine wahre Jägerin schnurrte Ajax.
Sie ignorierte ihn für den Moment und verstaute das Kästchen in einem Beutel.
Was tust du da?! Mach es auf, ich will wissen was drin ist! Verlangte er ärgerlich. Dafür muss später zeit sein, erst werde ich mich ein wenig weiter umsehen müssen.
Keinen Raum ließ sie unbehelligt, keine Abdeckung unangetastet. Von Zeit zu zeit hörte sie das Klirren der rostigen Kettenhemden der Wachen und die Schatten verbargen sie so gut es ging. Als letztes lag das verlassene Atrium im Mondlicht noch ohne eine genauere Untersuchung vor ihr. Es lag mitten im Zentrum des Hauses und war eigentlich nicht von Interesse für einen Dieb. Ganz im Gegenteil, es sah vielmehr aus wie eine riesige Mäusefalle. Ohne Deckung und ohne Schatten lag es da im Licht des neu erschienen Mondes. Sie wäre einfach weitergegangen, läge nicht ein schönes Stück Käse in der Falle. Mitten auf dem gepflasterten Hof, am Rande eines kleinen Springbrunnens der wie der Rest des Hauses still auf das Eintreffen seiner Herren wartete, stand ein kleines Podest. Es bestand kein Zweifel, auf der marmornen Oberfläche des kleinen Tisches glitzerte es. Wie eine Motte zum Licht konnte auch Cassandra dem Funkeln nicht widerstehen. Ahhhh! kam das jetzt von Ajax oder von ihr, sie konnte es nicht sagen.
Immer näher kam sie dem Objekt ihrer Neugier und immer mehr schien ihr Sichtfeld zu schrumpfen. Bis sie vor der gläsernen Rose stand die in einer Obsidianvase stand.
Ernüchterung. Zwar wunderschön, aber unmöglich zu transportieren außer sie wollte das fragile Gebilde den Ganzen Weg zu ihrem Unterschlupf in den Händen tragen und das war den Preis den sie dafür erzielen könnte nicht wert. Sie war schon im begriff sich zum Gehen zuwenden, als ICH WILL SIE!
Sie stockte. Ajax? Seit wann bist du denn ein Freund der Kunst?Fragte sie, jetzt nachdem sie den ersten Schrecken verwunden hatte fand sie den Gedanken daran dass ein Dämon sich an einer gläsernen Rose erfreuen könne irgendwie amüsant. Närrin, ich will sie! Eine diabolische Schadenfreude ließ sie schmunzeln. Nein. Dies war eine einmalige Gelegenheit dem Quälgeist einiges heimzuzahlen. Sie konnte sich zwar nicht erklären warum, aber ihm schien aus irgendeinem Grund viel an diesem unscheinbaren Ding zu liegen. Ich sagte Ich WILL SIE! kreischte er. Cassandra blieb ganz ruhig, drehte sich langsam auf dem Absatz um und machte den ersten Schritt in Richtung Ausgang. HALT, ich befehle es dir! Wieder ein Schritt, sie würde ihn lehren wer hier von wem abhängig war. Sie tat noch einen Schritt. Nichts, er schien es aufgegeben zu haben. Warum er wohl so ausfällig geworden war? Da spürte sie es. Ihre rechte Handfläche war plötzlich kalt geworden. Sie wollte an sich herunterschauen und ihre Hand zu betrachten. Doch anstatt ihre Hand vor Augen zu führen wie sie es eigentlich getan hätte, hatte sie ohne es zu merken mit ihr nach hinten gegriffen. Ihr Verstand machte einen Aussetzer, Was zur…? Ich kann mich nicht erinnern,…ich wollte doch nicht… Und als sie die Hand wieder nach vorne zog hatte sie die schwarze Vase samt Rose in der Hand.
Wie verbrannt ließ sie beides einfach zu Boden fallen wo sie in tausend Einzelteile zerbarst.
NEIIIIIN! Schrie es vielstimmig in ihrem Kopf und genauso laut schrie sie in die Nacht.
Schlagartig wurde sie sich wieder ihrer Umgebung bewusst. Stimmen, aufgeregte Rufe und das klirren von beschlagenen Stiefeln kamen aus allen Richtungen. NEEEEEIIIIIINNNN, ich will sie! Schrie der Dämon weiter in ihr, doch Cassandra war schon unterwegs. Sie Rannte die Säulengänge hinab. Ihr Schwarzer Mantel flog wie eine Wolke hinter ihr her und der Beutel auf Ihrem Rücken klimperte wie der Karren eines Trödlers!
Doch es war ihr egal. Sie war erfüllt von einer Panik die wie kaltes Feuer in ihr brannte und nichts damit zutun hatte dass sie womöglich entdeckt worden war.
Sie sprang kurzerhand aus einem kleinen Fenster landete, stolperte und rappelte sich sofort wieder auf.
Rufe gellten hinter ihr her und hallten von den Wänden der umliegenden Mauern als sie in eine kleine Gasse zweier Gartenmauern einbog.
Sie schien säure zu atmen die sich auch langsam in ihre Muskeln zu setzen schien als sie in die kleine Sackgasse einbog. Panisch blickte sie zurück in die Dunkelheit.
Keiner war ihr über die Dächer gefolgt. Sie hatte alle Abkürzungen und Pfade gewählt die sie kannte und wusste doch dass sie dem vor dem sie floh bei Nacht nicht mehr entkommen konnte.
Mit tauben Armen zog sie sich die kleine Leiter hoch die ins Dach des alten Speichers führte, warf ihre Beute ins Heu und legte sich daneben. Sich schichtete soviel Heu über sich wie sie konnte um den Monstern unter ihrem Bett und in ihrem Schrank zu entkommen. Doch da waren kein Bett und auch kein Schrank. Vor diesem Monster würde sie auch keine Decke verstecken können. Schlaf schön mein Täubchen, wir sehen uns wieder nach Sonnenuntergang. Dieses Monster hatte sie mit sich eingesperrt.
Wie hatte sie ihn nur so unterschätzen können? Sie betete zu den Drei dass die Sonne bald aufgehen würde und dieser Spuk für einen weiteren Tag begraben sein würde.
Bis die Sonne aufs neue versank.