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Thema: Mittelalter zu fröhlich in RPGs?

Hybrid-Darstellung

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  1. #1
    Zitat Zitat von syhlpan Beitrag anzeigen
    Die Zeit des Mittelalters ist eine beliebte Zeit von RPG-Spielen, doch mir fällt auf das sie irgendwie zu fröhlich dargestellt wird. Alle sind immer irgendwie wei normale Menschen bebürgert haben Häuser, Geld, Arbeit, alle Personen dei Arbeiten sind Erwachsen haben meist Bücher in ihren Häusern stehen usw. klar ist es immer eine Frage der Fantasie und wie die Welt aufgebaut ist, doch bei anderen Dingen ist ja auch immer ein bisschen Realismus gefragt also warum dann nicht bei der Gestaltung des Zeitalters?
    Kommt daher, dass es sich generell nicht das Mittelalter, sondern die Neuzeit ist, welche dargestellt wird. Oder wie erklärst du dir sonst die Konvergenz von immer noch sehr dominantem Adel mit den ganzen Luftschiffe, Dampfmaschinen, der Elektrizität usw?

    Zitat Zitat
    Mir selber gefällt das düstere Mittelalter-Fantasy Setting allerdings besser (siehe Spiel "The Witcher" und "Gothic 1"), es ist einfach realistischer.
    Ja, Warhammer ist ganz lustig.

    Zitat Zitat
    Ich meine,damals war es so,das der stärkste sich
    genommen hat,was er wollte. Und sie waren bis auf die Knochen Mies,wer
    nicht stark genug war,lebte in Angst. Und dann fehlt auch das "Ich nehme mir
    jetzt deine Tochter und du willst nicht wissen was ich mit ihr anstelle" etc.
    Würde mir ein Spiel wüsnchen,in dem es wirklich riesen Schweine gibt.
    Die meisten versuche so etwas zu machen,sind dann aber total flach.
    Und darum bezeichne ich dich jetzt mal als Uninformiert und VERLANGE, dass du BEI DEINER MUTTER schwörst, nie, nie ein Mittelalterspiel zu machen. Was für ein Schwachsinn. Das waren Christen. Die konnten vor ihrem König angeklagt und abgeurteilt werden, wenn sie im Krieg exessive Gewalt anwendeten.

    Zitat Zitat
    Ich rede von der Welt in der Mann umläuft, wo man Menschen trifft, die Städte, Wälder. Fantasie ist ja schön und gut. von mir aus kann man auch Feuerbälle schmeißen (nur will das ja dann auch erklärt werden wie eine Person das nun kann). Wenn nun ein tosender Krieg zwischen einzelnen Ländern herrscht der schon Jahre lang andauert, da sind die Menschen nicht gerade gut drauf, da ja ihre Gelder und Ressourcen, Söhne, Väter (letztere meist als Söldner) in den Krieg mit einfließen.
    Das Volk ist betrübt, Räuber überfallen Dörfer, Wanderer nehmen sich von dem sie zuwenig haben.
    Die Familien die ihre Väter, Söhne in den Krieg haben ziehen lassen sind keine netten freundlichen Personen, sie sind voller Angst das ihr Liebstes Tot sein könnte. Jede neue Schlacht die entbrennt lässt die Hoffnung der Bürger langsam aber sicher sterben.
    Das ist der dreißigjährige Krieg - die Neuzeit. Das Mittelalter hatte eine sehr, sehr begrenzte Kriegsführung, allein schon weil man die eigenen Vasallen nicht mehr als drei oder vier Monate verpflichten konnte und danach kein Geld da war, um sie für weitere Wochen zu entschädigen. Lang anhaltende Konflikte gabs eher auf lokaler Ebene - zwischen zwei direkt benachbarten Vasallen oder zwei Fürsten und denen kackte man das ganze Mittelalter hindurch mit dem Landfrieden so gut es ging ins Konzept.

    Zitat Zitat von Varnhagen
    Das Mittelalter als solches ist ein miserabler Rahmen für ein RPG.
    Was sind eure bescheuerten Elfen und Zwerge in ihren rassisch reinen Wäldern und Bergen angesichts des sizilianischen Königreiches? Oder der Herrschaft einer verschwindenen Minderheit Franzosen über halb England? Gegenüber Grafen, deren Besitztümer über ganz Europa, manchmal sogar über den gesamten Mittelmeeraum verstreut waren und die ihr ganzes Leben auf der Aches verbrachten? Gegenüber dem Streit um die legitime Herrschaft auf Erden zwischen Papst und Kaiser? Der Beginn der kolonialen Ausbeutungspolitik Europas durch die italienischen Stadtstaaten? Geht's euch brausen, wenn die Geschichte für euch im Frühmittelalter mit den Wikingern und den Niebelungen aufhört. Selbst diese Periode ist reicher an Material als der Herr der Ringe es euch glauben lässt.

    Oder wenn ich ein anderes Mittelalter heranziehe: FUCKING ZEIT DER STREITENDEN REICHE! IN CHINA! Widerstand der Ikki von Iga und Koga gegen die Einigung Japans, Widerstand der freien Städte gegen Hideyoshi, die ganzen buddhistischen Sekten, die das Land mit Feuer und Schwert überzogen...die basara!
    Die Eroberung Indiens durch die Moghul und die anschließende Toleranz zwischen den Religionsgemeinschaften, das Indien davor mit seiner Vielfalt an Regierungsformen, von Ogliarchien, zentralisierten Königstümern bis zu Zunftherrschafen.
    Die persischen Schwertkampfschulen und deren Verwicklungen in das öffentliche Leben, der Sufismus als militärisch-religiöse Bewegung...usw, usf.

    Wenn ich es kurz zusammen fasse: Die Nay-sager haben einfach keinen Plan, was im Mittelalter alles abing.

  2. #2
    In gewissen Teilen gebe ich dir Recht.

    In der Zeit des Mittelalters passierte rund um die Weld relativ viel, und auch danach. Die Neuzeit war ein reges Würmchen.

    Doch all diese Sacehn haben sich im Zuge des UiD-VD-etc.-Hypes zu 08/15-Sachen entwickelt, weil wirklich schon jede Art der Kriegshandlung epischen Ausganges (welche jedes gute RPG, welche das Mittelalter als Rahmen inne hat) abgefertigt wurde.

    Initiative, Innovation und Neuheit sind gefragt. Das Mittelalter, ob nun ganz allgemein oder als "fröhlicher Ort des Geschehens", ist out.

  3. #3
    Das liegt einfach an den Ressourcen. RTP, Refmap, Terranigma, Chrono Trigger, Secret of Mana etc. all das kommt aus Japan. Und das sind bunte, manchmal sogar knuddelige Grafiken. Und auch die Musik geht oft soweit als das ich sie als kindisch bezeichnen würde. Überhaupt dienen die ganzen OST-RPGs irgendwo als Vorbild für Makerspiele und die spiegeln nicht gerade das typische Mittelalter wieder.
    Anders natürlich bei West-RPGs, da gibt es durchaus raue, düstere Spiele die sich vorwiegend realistischer am Mittelalter orientieren. Aber dort sind die meisten in 3D und daher schlecht als Ressourcenquellen für den Maker nutzbar.
    Also SNES RPG + SNES Grafik + SNES Musik = zu knuddelig, zu bunt, zu fröhlich.

    Es gibt da ressourcentechnisch natürlich auch Ausnahmen, z.B. Theodore.
    Aber Leute die ein eher düsteres Mittelalter-Spiel machen wollen haben eigentlich keine Auswahl und sind entweder gezwungen ein Standard OST-RPG Stil zu nehmen oder selbst die Grafiken machen.

    Ein anderer Punkt ist die Story. Die meisten Leute im Spiel sind zu fröhlich oder sie wirken einfach so.
    Ganz gut hat das z.B. Flame of Rebellion gemacht, aber es spielt wiederum nicht im Mittelalter.

  4. #4
    Da müsste mal jemand einen Meilenstein setzen, in dem es weder zu knuddelig noch zu "herfantasiert" zugeht.

  5. #5
    Auch ich glaube, dass das Mittelalter sehr unrealistisch dargestellt wird,
    und zwar aus mehreren Gründen.
    ___________________________________________________________________

    1. Bewaffnung

    Im Frühmittelalter ...
    Die Erfolgreichsten Heere (Die Franken) waren überwiegend mit Wurfäxten und einschneidigen kurzschwertern bewaffnet, da die langschwerter für die damaligen kampftechniken ungeeignet waren ( es gab kaum gute pferde - gekämpft wurde mehrheitlich zu fuß)
    Erst mit beginn der Panzerreiter spielte das Langschwert eine Rolle

    Im Hochmittelalter.
    Langschwerter, nunja ....
    Zwar waren die Ritter (im hochmittelalter) des inneren Festlandes tatsächlich mit schwertern bewaffnet (Süddeutschland und westdeutschland,italien, frankreich), die engländer (unter den saxen) und norddeutschland hatten zu diesem zeitpunkt eine rückständige bewaffnung, die zu 2/3 aus äxten bestand. Erst im Spätmittelalter holte England auf und überflügelte die andern, weil sich dort das bürgertum früher entwickelte. (städtische handwerker)

    Rüstungen

    Im Frühmittelalter und Frühen Hochmittelalter war ein großteil der Heere nur mit Leichten Rüstungen ( Leder / Aufgenähte Platten ) Bewaffnet.
    Im Hochmittelalter trug man überwiegend Kettenhemden.
    Erst im Spätmittelalter kamen immermehr Plattenpanzer auf.

    Gegen Pfeile und Morgensterne bot übrigens keines davon sonderlich guten schutz ( So beschreibt der Mittelalterliche Autor Usama Ibn Munqidh in seiner Schrift "ein leben im kampf gegen kreuzritterheere" das einer seiner Bekannten durch ein doppeltes kettenhemd erschossen wurde.



    Burgen

    Bis weit ins hochmittelalter hatten die ritter nur burghügel mit palisaden und fachwerk turm - nur der hochadel konnte sich steinburgen leisten

    Hexenverbrennungen.

    Zwar gab es schon im Spätmittelalter Einzelfälle, aber erst im 16. jh setzt eine umfangreiche hexengesetzgebung ein


    Strafen

    Im Heiligen römischen Reich, deutscher Nation, wurden Adelige und Ritter Meist geköpft oder Erhängt, einfache Leute hingegen gerädert.

    Wirtschaft

    Nur bis ins frühmittelalter grösere mengen freie bauern, ab dann überwiegend hörige (halb freie) und Leibeigene ( sklavenähnliche unfreie)

    Heiratsrecht

    Kirchliche Heirat setzt erst ab beginn des spätmittelalter in der n ormalen bevölkerung durch, bis dahin nur beim adel, für einfache leute fränkisches recht ( wer mit einer frau die nacht verbrachte, und ihr eine morgengabe gab, galt mit ihr verheiratet) sowie friedelehe (man zog einfach zusammen).

    Vereinzelt noch im frühmittelalter "das recht der ersten nacht".

    Ernährung

    Unterschiedlich nach schicht.
    Bei der durchschnitts bevölkerung wenig fleisch und Vieeel Bier.
    Bei den Bauern Brot 50-60 % der ernährung.
    Unfreie bauern überwiegend eintöpfe und getreide breie.


    Kampfkunst

    Viele der in den Intros und Sequenzen der Spiele vorkommende Attacken, wären mit nem Schwert NICHT MÖGLICH.

    Als Orientierung für ein realistisches Spiel würde ich Hier Folgende Schwert-Fechtbücher aus dem Mittelalter vorschlagen:

    Codex 3227a

    Peter von Danzig, Johannes Liechtenauer, etc
    (um zu den verschiedenen Büchern zu gelangen, die Links Rechts benutzen ... )


    Zitat Zitat
    Das Mittelalter hatte eine sehr, sehr begrenzte Kriegsführung,weil man die eigenen Vasallen nicht mehr als drei oder vier Monate verpflichten konnte und danach kein Geld da war, um sie für weitere Wochen zu entschädigen.
    Nur im Früh und Hochmittelalter, ab Spätmittelalter beginn stehender Lanzknechtheere.

    Geändert von Jerome Denis Andre (11.10.2008 um 16:45 Uhr)

  6. #6
    Die interessante Frage ist eher, ob überhaupt jemand den Anspruch erhebt in seinem Spiel eine glaubwürdige Gesellschaft, eine funktionierende Wirtschaft, an unsere Vergangenheit angelehnte Herrschaftsformen und dergleichen darstellen zu wollen. Mag sein, dass Karl-Heinz seinen Fantasy-Epos so gestaltet, aber nur die unverbesserlichen Anhänger des interactive storytellings versuchen ein Spiel mit Literatur auf eine Stufe zu stellen. Ein Spiel ist eine Momentanaufnahme, bei der man alles ausblenden kann und muss, was für den eigentlichen Konflikt nicht relevant ist. Kein Mammutwerk, bei dem die ganzen Hintergründe genaustens ausgearbeitet sein müssen.

    Und worum drehen sich Rollenspiele? Um ein an männliche Teenager gerichtetes Konzept, bei dem ein immer stärker werdender Held sich bis zum Erbrechen trainiert und auf immer stärker werdende Gegner trifft. Zu solchen Spielen passt Krieg (bzw. zumindest irgendein Konflikt bei dem Schädel gespalten werden müssen) als Thematik eben am besten, bei sozialen Abenteuern würde der Held am Ende noch als Mörder hingestellt werden. Und sein wir mal ehrlich, wer will ein Pazifisten-RPG spielen, in dem man die Gegner mit Worten anstatt mit der Waffe überzeugen muss? Nicht, dass ich dieses Standardsetting der Makercommunity mit einem Krieg zwischen zwei Königreichen und pseudo-mittelalterlicher Welt nicht auch langweilig finde, aber das Problem ist hier nicht ob das Mittelalter oder welche Epoche auch immer richtig dargestellt wird oder nicht, sondern dass das Setting als solches schon abgenutzt ist.

  7. #7
    also an sich, eine richtige mittelalter simulation ist auf maker kaum möglich.
    dann eher in kommerziellen games. und sollte sowas dort auftauchen, wird entweder mit wohlwollen ein usk 18 draufgeklatscht, oder nicht auf dem markt erscheinen, zu mindest nicht in der original fassung.
    weil denkt mal soweit, leute die enthauptet werden und die menge dazu applaudiert, das ist wieder ein fall für psychos. deswegen wird es sowas denke ich mal vorerst nicht geben.

    mfg

  8. #8
    So... Ich habe die Übersicht verloren in diesem Thread der Reibereien. Bestimmt bin ich nicht EInzige, also habe ich mir gedacht, ich fasse mal alles bisher (wichtige, de facto zum Thema passende) zusammen. Einige Aussagen sind gekürzt oder zusammengefasst

    These:
    Syhlpan sprach an, dass Vieles in RPgs die im Mittelalter spielen möglichst realistisch gemacht wird, die Realitätsnähe zur Armut und Resignation der Bürger und Bauern nicht gebracht wird.

    Pro-Argumente:

    -Kriege und Armut zermürben die Leute, egal ob Mittelalter oder
    Fantasy(Syhlpan)
    -Das Mittelalter ist mindestens genauso spannend und ereignisreich wie Fantasy, wenn nicht sogar besser (Ianus)
    -Die reale Geschichte ist nicht so ausgelutscht wie die Elfen und co. (Ianus)
    -RPG's müssen nicht so wie Shounen Mangas behandelt werden (Ianus)

    Kontra-Argumente:
    -Magie ist auch unrealistisch (HotBlizzard) [von Gala revidiert; Fantasy ungleich Mittelalter]
    -Es geht ja nicht nur [...] um Realismus, sondern um Fun, Action und Abenteuer. (Omega_3)
    -Das Mittelalter kann niemals so eingefangen werden, wie es eigentlich war (R.D.)
    -Das Mittelalter als solches ist ein miserabler Rahmen für ein RPG (Varnhagen)
    -Es ist so, weils woanders auch gut kam. (Varnhagen)
    -Mittelalter ist out (Varnhagen)
    -Wenn man sich in strengen Historischen Bahnen bewegt, ist man in seiner Arbeit engeschränkt (Grandy)
    -Ein Spiel ist eine Momentanaufnahme, bei der man alles ausblenden kann [...] was für den eigentlichen Konflikt nicht relevant ist (Kelven)
    -Die meisten RPGs stellen eh mehr Metaphern über das Erwachsenwerden des Protagonisten und das Überwinden seiner eigenen Fehler dar als Exkurse in mittelalterliche Lebensverhältnisse anno Dreizehnhundertschlagmichtot. (FlareShard)
    -Ein RPG mit lauter schlecht gelaunten Menschen wäre irgendwie blöd (e.hoff)


    Anderes:
    -Das knuffige Standart RTP aus Fernost ist Schuld (Ascare)
    -Die verschiedenen Abschnitte des Mittelalters werden vermischt. (Jerome Denis Andre)
    -Es existieren in RPG's Bauern und Arbeiter aber keine Leibeigenen (Jerome Denis Andre)
    -Viele Attacken und Techniken mit Waffen sind unrealistisch (Jerome Denis Andre)
    -das Problem ist hier nicht ob das Mittelalter [...] richtig dargestellt wird oder nicht, sondern dass das Setting (Fantasy-Rollenspiel) als solches schon abgenutzt ist. (Kelven)
    -Dörfer sind trotz riesiger Monster Inflation realtiv ungeschützt (Ianus)

    So nach zwei Seiten ist erstmal Schluss bei mir. Ich habe keine Lust mehr^^
    Vielleicht führe ich das später noch weiter. Ich hoffe, das hilft denen, die keinen Bock habe sich durch alle Seiten zu quälen.

    Ianus' Geschichtsstunde wird auch noch editiert. Vielleicht
    Beschwerden sind erwünscht
    Rechtschreibfehler sind mir fucking egal, auf Inhaltsfehler kommt es an.
    ~Nebary

  9. #9
    Gothic ...

  10. #10
    Zitat Zitat von Varnhagen Beitrag anzeigen
    In gewissen Teilen gebe ich dir Recht.
    Mich interessiert mehr der Teil, in dem du von meiner Meinung abweichst. Von dem lese ich hier nichts.

    Zitat Zitat
    Doch all diese Sacehn haben sich im Zuge des UiD-VD-etc.-Hypes zu 08/15-Sachen entwickelt, weil wirklich schon jede Art der Kriegshandlung epischen Ausganges (welche jedes gute RPG, welche das Mittelalter als Rahmen inne hat) abgefertigt wurde.
    Dann wird es wohl Zeit für die RPG-Com, an die moderne Geschichtsschreibung anzuschließen? Schlachtengemälde sind überall außer in RPGS out. Total out - Fußnoten in einem viel reicheren Bild, wie es sich gehört. Macht halt mal was anderes. War ja nicht so, dass Krieg der einzige Konflikt des Mittelalters gewesen wäre. War nicht einmal der größte, bei Gott.
    Die rapide Zunahme der sozialen Mobilität war das wirkliche Crux - die zunehmende Zuwanderung in die Städte bis in die Neuzeit, die reicheren Bauern, die sich sowohl in Japan als auch in Europa von ihrem Stand abzusetzen versuchten und den Anschluss an die Ritter/Bushi suchten - die Herrschaft der Unteren über die Oberen generell, die verkehrte Welt in der ein Zwerg einen Ritter auf einem Leiterkarren zu seiner Geliebten fährt, oder ein bärtiger Steirer als "Frau Venus" in Frauenkleidern durch Europa zieht und Ritter im Namen seiner Verehrten zum Duell herausfordert. Die Minnekultur generell, die Bäderkultur, die Pilgerei und der damit einher gehende Diebstahl von Reliquien durch Mönche und Priester in ganz Europa? Die betrügerischen Könige irgendwelcher asiatischen und afrikanischen christlichen Königreiche wären auch einer näheren Betrachtung wert.
    Die Durchsetzung des religiösen Diskurses mit griechischer Philosophie, die Zersplitterung der Gerichtsbarkeit und deren theoretische Re-Konzentration in den Händen des Kaisers - alles Konflikte, die keinen Krieg erforderten, aber Europa nachhaltiger prägten als ein paar dutzend Liter Blut und Eisen auf irgend einem Stück Erde. Ich meine, die Schweizer probten den Aufstand, weil man ihnen ihre alten Rechte wegnehmen wollte und das war in weiterer Folge sehr bedeutend für ganz Europa.

    Es wäre schon eine radikale Abkehr vom üblichen Stil, wenn man die Gehöfe auf dem Land darstellen würde, wie sie waren - mindestens mit dichten Hecken und Zäunen, aber auch gerne mit Gräben und Palisaden gegen Wildgetier und Gesindel. Oder wenn man das Gruppengefühl radikal reduzieren würde. Das Mittelalter kannte nun mal keine Staatsbürger, bestenfals Stadtbürger, denen dann die Bürger anderer Städte und Dörfer Spinnefeinde waren. Viel mehr Vorurteile wären auch angebracht. Im Mittelalter war jeder jedermanns Pole und es gab Voruteile über alle.

    Oder wenn ich daran denke, dass zwei Wikinger mal durch drei Länder reisen mussten, bevor sie einen Ort fanden, an dem sie sich legal duellieren konnten, frage ich mich ernsthaft, wozu man immer Krieg für die Heldenreise braucht? Seid ihr beschränkt oder blos Altmodisch?

    Von einem UiD-VD-Hype zu sprechen hinkt auch. Vampire sind neuzeitlich durch und durch. Die wurden blos bekannt, weil Maria Theresias aufklärerische Berater einen so großen Trara um ein paar tausend Alkoholvergiftungen in Transsylvanien machten, dass ganz Europa es mitbekam. Im Mittelalter hätte man davon in der nächsten Stadt nicht mal was gehört.

  11. #11
    Zitat Zitat von Ianus Beitrag anzeigen
    Was sind eure bescheuerten Elfen und Zwerge in ihren rassisch reinen Wäldern und Bergen angesichts des sizilianischen Königreiches? Oder der Herrschaft einer verschwindenen Minderheit Franzosen über halb England? Gegenüber Grafen, deren Besitztümer über ganz Europa, manchmal sogar über den gesamten Mittelmeeraum verstreut waren und die ihr ganzes Leben auf der Aches verbrachten? Gegenüber dem Streit um die legitime Herrschaft auf Erden zwischen Papst und Kaiser? Der Beginn der kolonialen Ausbeutungspolitik Europas durch die italienischen Stadtstaaten?
    Flexibel.

    Geändert von Grandy (11.10.2008 um 15:36 Uhr)

  12. #12
    Zitat Zitat von Grandy Beitrag anzeigen
    Felxibel.
    Neun Buchstaben und kein Inhalt sind sie also?

  13. #13
    Zitat Zitat von Ianus Beitrag anzeigen
    Neun Buchstaben und kein Inhalt sind sie also?
    Na gut, dann führe ich es halt kurz aus: Wenn ich ein Fantasy-Setting anlege und meine Handlung eine Änderung am Hintergrund erfordert, kann ich diese problemlos vornehmen. Bei einem historischen Setting bewege ich mich auf vergleichbar engen Bahnen. Insoweit hatte mein Beitrag einen Inhalt, für den man nur ein paar Sekunden das Hirn anwerfen muss, was man von deinem letzten Beitrag nicht beaupten kann. Knapp gehalten war er als bewusste Reaktion auf deinen Wortschwall, den man auch in einem einzigen Satz hätte zusammenfassen können. Ist dann halt nicht ganz so sexy.

  14. #14
    Zitat Zitat von Grandy Beitrag anzeigen
    Na gut, dann führe ich es halt kurz aus: Wenn ich ein Fantasy-Setting anlege und meine Handlung eine Änderung am Hintergrund erfordert, kann ich diese problemlos vornehmen. Bei einem historischen Setting bewege ich mich auf vergleichbar engen Bahnen. Insoweit hatte mein Beitrag einen Inhalt, für den man nur ein paar Sekunden das Hirn anwerfen muss, was man von deinem letzten Beitrag nicht beaupten kann. Knapp gehalten war er als bewusste Reaktion auf deinen Wortschwall, den man auch in einem einzigen Satz hätte zusammenfassen können. Ist dann halt nicht ganz so sexy.
    Scheiße Mann, es ist Geschichte! Die wird sowieso alle paar Jahre neu geschrieben! Wen scheißen Änderungen daran im Kontext einer Erzählung ohne Anspruch auf Wissenschaftlichkeit? Mir ging es blos darum, die Geschichte des Mittelalter als Quelle von Inspiration zu verteidigen. Im Gegensatz zum Fantasy-Genre kennt die Geschichte nur begrenzte Selbstähnlichkeit und ist noch lange nicht so ausgelutscht wie Elfen und Zwerge.

    Weißt du, beschönigend gesagt ist die verbreitete Kenntnis über das Mittelalter so minimal, dass du eine solche Flexibilität überhaupt nicht benötigst. Nimm das Szenario, schreib um, was dir nicht passt. Es merkt sowieso niemand. Wenn ich wollte, könnte ich den feuerspuckenden Führer des zweiten sizilianischen Sklavenaufstandes zu eine Charakter machen, und alle würden mich meiner Originalität wegen loben. Es hat für Tolkien geklappt und dem Rindvieh ist in diesem Falle angeraten, gleich dem Jupiter zu handeln.

    Zitat Zitat von Kelven
    Und worum drehen sich Rollenspiele? Um ein an männliche Teenager gerichtetes Konzept, bei dem ein immer stärker werdender Held sich bis zum Erbrechen trainiert und auf immer stärker werdende Gegner trifft. Zu solchen Spielen passt Krieg (bzw. zumindest irgendein Konflikt bei dem Schädel gespalten werden müssen) als Thematik eben am besten, bei sozialen Abenteuern würde der Held am Ende noch als Mörder hingestellt werden.
    Minnefahrt
    Suche nach einem legalen Duellort
    Duellfahrten innerhalb des islamischen Raumes
    Konflikt zwischen Marxbrüdern und Federfechtern
    Benkei nimmt 99 Bushi an einer Brücke ihre Schwerter ab
    Die Helden der Liang-Shang-Moore (die Suikoiden)
    Kopfjagd

    Alles mit Waffengewalt verbundene Konflikte, keiner davon Krieg. Keiner davon in einem RPG verwurstet. Die Quelle habe ich genannt.

    Außerdem verstehe ich nicht, wieso ein RPG unbedingt wie ein shounen-Manga gestaltet werden sollte? Wenn ich mich recht entsinne, konnte ich z.B. sowohl Fallout als auch Planescape mit sehr wenig Gewalt durchspielen. Machte sogar noch mehr Spaß.

  15. #15
    Zitat Zitat von Ianus Beitrag anzeigen
    Das waren Christen. Die konnten vor ihrem König angeklagt und abgeurteilt werden, wenn sie im Krieg exessive Gewalt anwendeten.
    Ich habe niemals von Soldat geredet,die im Krieg exessive Gewalt angewandt hhben. Ich sprach von ganz normalen Bürgern und Banditen. Das "Der stärkste nimmt sich was er will" bezog sich auf die normale Bevölkerung. Auf Banditen um genauer zu sein, entschuldige wenn das nicht richtig rüber kam. Klar haben sich auch Soldaten wie Schweine aufgeführt. Und wenn sie nun einmal angeklagt und enthauptet wurden,war das ihr eigenes Pech. Die werden schon das Risiko gekannt haben. Desweiteren sage ich ja nicht,dass es überwiegend so gewesen wäre,sondern eher vereinzelnt. Selbst heute hat sich das noch nicht geändert
    (spreche zb. von korupten Polizisten etc.)

  16. #16
    @ Topic Machbarkeit

    Viele RPGs haben ihre eigene bis ins detail ausgearbeitete Spielwelt, dennoch kolidieren Spielwelt und Handlung nicht.

    Warum also kein Historisches Setting ?

    Ein Spiel, welches sich an dem von Mir geposten





    über das Mittelalter orientiert, wäre Zb. durchaus machbar.

    Auserdem machen diverse Kommerzielle Spiele vor,
    dass es Machbar ist ( nicht unbedingt RPGs aber zb. adventures oder strategie spiele - ZB. die 4 Historischen Kampagnen von Stronghold Crusader.

  17. #17
    @Ianus
    Ich sage auch nicht, dass man keine anderen gewalttätigen Konflikte anstelle der Kriege benutzen könnte, aber die meisten greifen zu ihnen, weil sie alle anderen Konflikte für nicht episch genug halten. Hauptsächlich aber wohl weil sie es so schon mal in einem anderen Spiel gesehen haben.

    Zitat Zitat
    Außerdem verstehe ich nicht, wieso ein RPG unbedingt wie ein shounen-Manga gestaltet werden sollte?
    Das muss nicht sein, aber es wird getan, hier genauso wie bei den kommerziellen Spielen. In der Makercommunity werden halt die generischen Konzepte kopiert, was man den Leuten ja nicht mal verübeln kann, denn letztendlich fängt jeder so an. Bevor man in der Lage ist etwas Eigenes zu entwickeln, muss man erstmal solange kopiern bis man merkt, dass immer nur Kopieren auch nicht das Wahre ist. So alt wie die Makercommunity erst ist, wurde dieser Punkt aber noch lange nicht erreicht und selbst die Möglichkeit zum Experimentieren, die einige ja wegen der nicht vorhandenen Kommerzialisierung der Makercommunity immer beschwören, entpuppt sich schnell als Illusion, denn die Leute denken aus Ruhmgeilheit natürlich trotzdem zuallererst an ihr Zielpublikum. Ist ja auch verständlich, weil die stereotypen Spiele trotzdem gerne gespielt werden. Erst wenn angefangen wird sich irgendwann nur noch selber zu zitieren, springt der Mainstream ab. Die kommerziellen Entwickler können das durch eine subtile Evolution der Spiele vermeiden, die Makercommunity nicht.

  18. #18
    Naja vielleicht hat noch niemand ein richtiges Mittelalterspiel gemacht, sondern bisher nur Fantasy-Spiele?

  19. #19
    Zitat Zitat von Reding Beitrag anzeigen
    Ich habe niemals von Soldat geredet,die im Krieg exessive Gewalt angewandt hhben. Ich sprach von ganz normalen Bürgern und Banditen. Das "Der stärkste nimmt sich was er will" bezog sich auf die normale Bevölkerung. Auf Banditen um genauer zu sein, entschuldige wenn das nicht richtig rüber kam. Klar haben sich auch Soldaten wie Schweine aufgeführt. Und wenn sie nun einmal angeklagt und enthauptet wurden,war das ihr eigenes Pech. Die werden schon das Risiko gekannt haben. Desweiteren sage ich ja nicht,dass es überwiegend so gewesen wäre,sondern eher vereinzelnt. Selbst heute hat sich das noch nicht geändert
    (spreche zb. von korupten Polizisten etc.)
    Ist nicht gerade so, als hätte sich daran was geändert? Abgesehen natürlich davon, dass der deutsche Adel niemand mehr wegen des Lösegeldes verstümmelt.

    Allerdings verstehe ich nicht, was an dieser Art von Bosheit besonders tief sein soll? Die ganzen Räuber während des dreißigjährigen Krieges führten sich wie die Adeligen auf und die danach wichen auch nicht besonders weit vom gewöhnlichen Standard für übermäßige Brutalität ab. Ich verstehe auch nicht, warum immer wieder eindeutige Psychokiller als Charaktere in Spielergruppen auftauchen. Schon die Wikinger haben denen so bald wie möglich in den Rücken gestochen und jedes andere Volk hielt es nicht anders.

    Zitat Zitat
    Strafen

    Im Heiligen römischen Reich, deutscher Nation, wurden Adelige und Ritter Meist geköpft oder Erhängt, einfache Leute hingegen gerädert.
    Das ist nicht korrekt. Ein Adeliger konnte immer auf Köpfen bestehen, da erhängen eine ehrenrüchtige Strafe war. Wollte man ihn hängen, oder ihm eine andere ehrenrüchtige Strafe wie Prügel oder Brandmahle antun, musste man ihm zuerst seinen Titel aberkennen. Hängen war die übliche Todesstrafe für männliche Verbrecher, Rädern vorrangig auf gewisse Verbrechen beschränkt.

    Zitat Zitat von Kelven
    Ich sage auch nicht, dass man keine anderen gewalttätigen Konflikte anstelle der Kriege benutzen könnte, aber die meisten greifen zu ihnen, weil sie alle anderen Konflikte für nicht episch genug halten. Hauptsächlich aber wohl weil sie es so schon mal in einem anderen Spiel gesehen haben.
    Hauptsächlich zweiteres, kombiniert mit dem total überholten Geschichtsbild, dass man als Normalsterblicher eingetrichtert bekommt. Für den Schnitt repräsentiert "300" den Höhepunkt der Geschichtsbetrachtung sehr gut. Aus dem heraus ist der Fokus auf Krieg als primäres Konfliktfeld verständlich. Die Geschichtsforschung hat sich seit den 80ern weit darüber hinaus bewegt, aber die Bevölkerung en groß und die in sie eingeschlossene Popkultur macht diese Bewegung nur sehr verzögert mit.

    Zitat Zitat
    Die kommerziellen Entwickler können das durch eine subtile Evolution der Spiele vermeiden, die Makercommunity nicht.
    Nein, der Unterschied zu kommerziellen Entwicklern ist, dass diese bei jedem Spiel ein neues System entwickeln. Hier laufen 90% aller Spiele im Standard-KS mit den gewöhnlichen Switch-Events beim Betreten einer Karte ab. Technisch ist der Maker konservativ, damit muss man leben.

  20. #20
    Zitat Zitat
    Das ist nicht korrekt. Ein Adeliger konnte immer auf Köpfen bestehen, da erhängen eine ehrenrüchtige Strafe war. Wollte man ihn hängen, oder ihm eine andere ehrenrüchtige Strafe wie Prügel oder Brandmahle antun, musste man ihm zuerst seinen Titel aberkennen. Hängen war die übliche Todesstrafe für männliche Verbrecher, Rädern vorrangig auf gewisse Verbrechen beschränkt.
    O_o

    Dann hat der Typ der die Burgführungen in Nürnberg macht mir aber ziemlichen mist erzählt, aber wayne ...

    _______________________________________________________________________________________________________________________

    Zum Gestalten realitätsnaher Kampf-Zwischensequenzen, kann ich übrigens auch Diese Seite empfehlen ...

    Geändert von Jerome Denis Andre (11.10.2008 um 17:33 Uhr)

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