Anfänge, die mich ködern, sehen beispielsweise so aus:
Ich werde als Spieler direkt in das Geschehen geworfen und muss meine Spielfigur gleich von Beginn an aus einer gefährlichen Situation befreien. Das könnte ein Kampf sein oder der Held wird von einer wütenden Menge gejagt und muss aus der Stadt entkommen. Ist der Entwickler schlau, wählt er nur einen moderaten Schwierigkeitsgrad, das heißt ich habe zwar eine kleine Herausforderung, bestehe sie aber aller Wahrscheinlichkeit nach und starte in das neue Spiel gleich mit einem Erfolgserlebnis. Das streichelt meine Eitelkeit und ich bin halb gewonnen. Die actionreiche Aufregung gleich zu Beginn verhindert außerdem eine lahme Gangart und ich schaue von Anfang an interessierter auf meine Spielfigur. Warum wird sie gejagt? Warum wird sie bekämpft?
Klassischen Intros stehe ich sehr skeptisch gegenüber, weil sie zu oft mit Informationen überladen sind, meist nur als Textbox eine Art von Scheinaktivität entfalten und in dieser Kombination auch noch so lange dauern, dass sie schon über eine eingebaute Garantie verfügen, mich zu langweilen.

Bei diesem Grobraster rutschen natürlich einige Spiele durch, die erst später ihr Potential entfalten (Allerdings schützt so ein fordernder Blick auch, zu viel Zeit mit echten Gurken zu verschwenden.). Auf solche Spätzünder bin ich eigentlich immer durch folgende drei Wege gestoßen:

1. Spielvorstellung
Wenn das Spiel mit hinreichender Mühe im Forum präsentiert wird, bin ich gleich viel duldsamer eingestellt. Wer eine gute Spielvorstellung hinbekommt, ist vielleicht auch kein schlechter Geschichtenerzähler, denke ich mir und lasse dem Spiel mehr Zeit, sich zu entwickeln. Ich bin dann von mir aus neugierig und warte länger, ob der Funken überspringt. Mit nicht alltäglichen Spielbestandteilen oder ausgefallenen Handlungsorten kann man bei mir schnell punkten. Es gibt regelrecht Projekte, auf die ich nur wegen einer guten Vorstellung warte, ohne bislang etwas davon gespielt zu haben.
Beispiel: Diebe und Fantasy Online

2. Empfehlung
Manche Spiele hätte ich abgebrochen und mir dadurch wirklich späteren Spielspaß vergeben, wenn ich nicht den überzeugenden Rat bekommen hätte, dem Projekt wirklich eine Chance zu geben. Solche Empfehlungen gewinnen natürlich unbedingt mit der Autorität des Aussprechenden. Schafft es ein Spiel, sogar die abgebrühten alten Hasen des Ateliers zu begeistern, bin ich neugierig genug und sehe über schleppende Anfänge hinweg.
Beispiel: Macht (Überhaupt kein Einstieg nach meinem Geschmack und ohne Empfehlung hätte ich diese Spielspaßperle glattweg übersehen.)

3. Herdentrieb
Was alle toll finden, ist ja vielleicht sogar gut. Als schlichter Untertan trotte ich gerne zu großen Ansammlungen und frage, wen man denn bitte bejubeln darf. Viele Downloads, viele gute Bewertungen, viele interessierte Nachfragen im Forum machen mich gespannt, was denn daran dran sei und solche Projekte spiele ich dann auch lange und gründlich genug, um für mich zu entscheiden, ob das auch etwas für mich ist.
Beispiel: UiD (Hat auch keinen Anfang, der mich gefangen nahm und ohne den ganzen Rummel drum herum hätte ich da etwas ganz vorzügliches verpasst.)