Zitat Zitat von Knuckles Beitrag anzeigen
(was aber auch irgendwie zu erwarten war)
Nein, ehrlich gesagt konnte keiner ahnen, geschweige denn erwarten, wie schwach die Filme im Vergleich zu HdR ausfallen würden, wenn wir mal ehrlich miteinander sind und Butter bei die Fische geben.
Das Hobbit-Buch steht in meinen Augen weit über den sehr mäßigen Herr der Ringe-Büchern, einfach weil es einen sehr guten, bodenständigen Approach zu High Fantasy bietet, den Tolkien danach nie mehr erreicht hat. Das einzige, was annähernd da heran reicht von der Schreibqualität, ist Die Kinder Hurins von seinem Sohn Christopher, und das war ja effektiv auch nur eine kleine Geschichte aus dem Silmarillion, ausgewälzt auf nochmal 300 Seiten. Aber zurück zum Hobbit: Die Qualität der Vorlage ist unbestreitbar, was hier einfach irgendwie suckt, ist die Umsetzung. Ich würde nicht soweit gehen, zu sagen, dass Peter Jackson mit der HdR-Trilogie sein Pulver verschossen hat. Auch nicht, dass diese fehlerfrei wäre. Sie hatte definitiv ihre megatrashigen Momente wie Legolas' Olifanten-Killstreak. Aber das waren wirklich einzelne Ausreißer, und niemand kann behaupten, dass Jackson nicht ein Händchen für emotionale Szenen und die tolle Inszenierung von Gänsehaut-Epik hätte. Das Problem ist einfach von Anfang an gewesen, dass man eine Trilogie draus gemacht hat. Einen Film aus dem Hobbit zu machen, halte ich freilich für genauso unmöglich. Aber zwei Filme wären mit einem guten Cliffhanger perfekt gewesen. So war es ja ursprünglich auch gedacht. Dann wurde PJ zur Trilogie genötigt - von den Studios. Und genau dieser Cashgrab-Dickmove, dem er aus eigener Kraft nicht widerstehen konnte (Was ihm absolut vorzuwerfen ist), hat das ganze Projekt im Grunde ruiniert. Oder aber zumindest massiv von der Entfaltung seines vollen Potenzials abgehalten. Das, und die daraus resultierenden katastrophalen Fehlentscheidungen im Drehbuch, im Pacing, im Character Development. Obendrein kommt dann natürlich auch noch der viel zu starke Einsatz von CGI, der (Abgesehen von Vistas der Seestadt oder Erebor NIEEEMALS so hätte durch gehen dürfen geschweige denn müssen. Was mir aufgefallen ist, ist, wie unfassbar unglaubwürdig immer noch künstliche CGI-Vistas aussehen. Wenn man sich die Miniatur-Sets aus der ersten Trilogie anschaut, muss man sich doch zwangsläufig an den Kopf fassen, wenn man merkt, dass das einfach durch billiges CGI ersetzt wurde. Manche bemängelten die irren Kamerafahrten, die man in den Hobbit-Filmen teilweise mitmachte (Besonders im ersten Teil, ich sage nur: Thal-Prolog und Goblin-Höhlen). Nun, solche schwungreichen Kamerafahrten gab es in HdR auch, nur war es da ganz einfach viel besser gemacht und hatte einen konsistenteren, weil durch die Miniatursets wesentlich glaubwürdigeren Look. Man fühlte sich in eine echte Welt hineinversetzt - wirklich beeindruckend, was handgemachte Miniaturen also bewirken können, wenn sie gekonnt eingefangen und benutzt werden. Bei den Hobbit-Filmen hingegen besteht das ganze teilweise aus Szenen, wo überhaupt nichts mehr echt ist. Das fängt im ersten Teil mit den besagten rein animierten Vistas (Insbesondere Bruchtal) an, und wird dann von Film zu Film auf die Spitze getrieben. In DoS verweise ich hier mal auf die Fässerszene. Klar war die gut gemacht, und ich hatte auch an und für sich nichts dagegen, dass da Orks und Legolas auftauchten. Aber die Action war so over the top, dass man jede Furcht um die Charaktere verliert, und damit auch den Respekt - und den Bezug. Wie ich vorher schon gesagt habe, war das CGI anderswo vollkommen angebracht, z.b. beim Gespräch zwischen Smaug und Bilbo. Der anschließende, von vorn bis hinten unnötige Kampf und das haareausreißende Goldstatue-Finale war dann jedoch wieder so übertrieben und gleichzeitig belanglos, dass man teilweise dachte, man guckt hier zwei verschiedene Filme. Einen, wo der alte Peter Jackson durchkommt, der durchaus ein Händchen für gute Dialoge und, wie gesagt, deren Inszenierung hat, und einen, der vor belangloser Kaugummi-Action für die Generation Transformers nur so strotzt.
Im dritten Teil wird das dann derart auf die Spitze getrieben, dass ganze Szenen mitsamt der handelnden Charaktere darin vollständig (und obendrein sichtbar) animiert sind, in einem Ausmaß dass einem schlecht wird. Dazu zählen die von mir in der Review erwähnten Uncanny-Valley-Elben, wo die Typen mitten im Kampfgetümmel reihenweise das gleiche, regungslose Default-Gesicht haben. Ein anderes Beispiel ist die Szene, wo Dain Eisenfuß umringt von Orks steht, und sie allesamt mit Koppnüssen plattmacht. Und die Orks tragen Helme, wohlgemerkt. In der Szene ist alles animiert: Dain, die Orks, Thorin direkt daneben, die anderen gesichtslosen Copy&Paste-Zwerge drumherum, und die Umgebung sowieso. Ist die Szene cool? Hell yeah. Will ich das in einem Fantasyfilm sehen? Nun, eine einzelne Koppnuss vielleicht, als Lacher, aber dann bitte mit echten Teilnehmern in einem echten Set statt Green Screen. Ist sie realistisch, trägt sie etwas zum Film bei? Nicht wirklich. Würde eine Person so eine Aktion in einer echten Schlacht überleben, wenn man mal von einem "realistisch" inszenierten Getümmel wie der Schlacht von Helms Klamm ausgeht? Hölle nein, natürlich nicht. Auch da zeigt sich wieder, wie aus der mangelhaften Entwicklung der Figuren schlussendlich ein Gesamtbild entsteht, wo man nur noch zuguckt, und sich berieseln lässt, aber nicht mehr mitfiebert. Es ist einfach klar, dass ständig alle lebendig rauskommen, und dadurch verliert das ganze vollständig seine Spannung. Wenn man das mit Szenen wie Boromir's Kampf und Tod vergleicht, muss man als Fan doch sauer werden. Dain wirft in der Szene im Grunde den God Mode an, und das gab es mit der Goblin Chase im ersten Film und eben der Fässerszene in DoS auch schon. Das einzige Mal, wo ich in der Trilogie so etwas wie Gefahr für die Gruppe verspürte, war bei den Spinnen, und die kamen viel zu kurz. Letzten Endes geht das dann so weit, dass die tatsächlichen Charaktertode aus dem Buch im Film einfach nicht mehr ernst genommen werden können. Ach, jetzt stirbt dieser oder jener also auf einmal? Warum nimmt er nicht einfach sein CGI-Schwert und haut dem CGI-Ork den CGI-Kopp ab, so wie vorher immer? Achso, wegen der Handlung! Der muss hier sterben! Das soll wohl so aussehen, als wären die Leistung der Zwerge von irgendeiner Art Mana-Leiste abhängig - wenn die voll ist, sind sie 600% imba, und wenn sie (bei Regie-Bedarf) leer ist, sind sie plötzlich wieder sterblich und sind nach einem Strike raus. Das ist ein katastrophales Fehldesign, das einen Film in seiner Emotionalität und Glaubwürdigkeit aufs schlimmste verkrüppelt, wo Character Development und eine konsistente Story zugunsten von bis hin zur Lächerlichkeit getriebener Videospiel-Action hintenangestellt werden.

Genau das ist es, womit sich die Hobbit-Filme selbst in die Mittelmäßigkeit katapultieren. Ein Paradebeispiel dafür, dass mehr nur selten auch mehr ist. Der Schein trügt, und all das shiny CGI kann nicht über langweilige, teilweise kaum vorhandene Charaktere, langweilige, viel zu viel vorhandene Charaktere, die nicht im Buch waren (Und ich rede nicht mal von Tauriel), sowie total bananige Drehbuchänderungen und belanglose Action hinwegtäuschen. Denn die Hobbit-Filme sind ganz genau das: Belangloses Mittelmaß mit einzelnen guten Spitzen, und als Buchumsetzung auf halbem Weg zum Desaster. Was umso schwerer wiegt, da sie es beileibe nicht hätten sein müssen.

Bin ich da der einzige, der so denkt? Würde mich da mal über ne Antwort freuen.