Zitat Zitat von Klunky Beitrag anzeigen
Ich wollte nur mal kurz anmerken dass ich deine Rezension mit großen Interesse gelesen habe, besonders deine Interpretation über die Handlung. Ich habe schon viel über LoU2 gelesen, gesehen und gehört ohne es selbst gespielt zu haben und viele Menschen haben trotz der Anerkennung des Leitmotiv einen Gewaltzyklus, sich nicht auf die Geschichte einlassen können, insbesondere wenn der Perspektiv-Wechsel zu Abby erfolgt. Ich finde es erfrischend mal eine Impression zu lesen, bei der die vom Autor beabsichtigten Gefühle voll durchdringen und die dazu in der Lage ist, es in Gänze nachvollziehbar und detailiert zu beschreiben. Da bekäme ich fest selbst Lust, hätte ich mich nicht so kaputt gespoilered.

Ich habe ein bisschen das Gefühl dass man in dem Spiel eine Art Handel eingeht, dadurch dass man sich auf Charaktere einlässt die zunächst antagonisiert werden.
Wenn man bereit ist mitzufühlen und sich mit den Akteuren in ihrer außergewöhnlichen Situation identifiziert, wird man wohl am Ende mit Gefühlen belohnt, die bei einer halbgaren Gleichgültigkeit bis Antipathie nicht durchkommen.



Das Drama um Joel wurde wohl auch dadurch losgetreten weil es wohl für viele, wie du auch selbst kurz angemerkt hast, sehr viel leichter ist sich mit ihm zu identifizieren, obwohl er bei näherer Betrachtung auch einige extrem unsympahtische Züge besitzt. Wo ich hier auch die Charakterisierung loben muss, dass das gar nicht mal so vielen auffällt, Naughty Dog hat da doch merklich ein Talent Graustufen zu inszenieren, was ich nach einen so plumpen Action-Spektakel wie der Uncharted-Reihe ihnen gar nicht zugetraut hätte.
Beim letzten Drittel scheinen sich aber wirklich die meisten einig zu sein, das hätte man entweder weglassen oder deutlich kürzer abhandeln können.

Vielen Dank für Deine Worte
Ich würde Dir trotz der Spoiler wirklich empfehlen, das Spiel zu spielen, da es aus meiner Sicht als selbst gespielte Reise (an einem Stück) ganz anders wirkt, als wie ein frankensteinartiges Konglomerat, das man sich aus verschiedenen Quellen zusammengesucht hat. Und meiner Meinung nach sollte man sich - wenn man im Rahmen unserer Leidenschaft das Medium als Kunst ansieht - einen eigenen vollständigen Eindruck vom Spiel gemacht haben. Es ist einfach so heiß diskutiert worden, dass ich mir zumindest gegenüber in der Schuld stand, mich dahingehend vollumfänglich zu informieren und einen eigenen Eindruck zu verschaffen.

Das ändert auch meine Sicht auf einige Aspekte oder Betrachtungsweisen, die ich vorher nicht für möglich gehalten habe. Nachdem ich die Story selber erlebt habe, halte ich manche Kritikpunkte schon für sehr schwer nachvollziehbar. Auch die Kommentare von Zuschauern und Spielern, die Du beschreibst, nehme ich jetzt nochmal viel heftiger wahr und frage mich teilweise "haben wir das gleiche Spiel gespielt?"
Ich habe beispielsweise einige Bossreaktionen auf den Ratking angeschaut, in der man . Unter anderem war Angry Joe einer der Spieler in diesem Zusammenschnitt und er lechzte und erfreute sich regelrecht am Leid der Spielfigur. Das hat mich wirklich angewidert, da besagte Figur zu dem Zeitpunkt schon zu weiten Teilen so etabliert ist innerhalb des Plots, dass man viele ihrer positiven und menschlichen Charaktereigenschaften wahr genommen hat.

Es wirkt für mich fast wie eine Metaebene. So, als hätte ich durch das Spielen des Spiels, jetzt die darum entstandene Diskussion, das Review-Bombing etc. aus einer anderen Perspektive wahrnehmen können, die mir vorher verwehrt blieb, da ich die Reise mit bestimmten Charakteren nicht hautnah miterlebt habe. Es ist fast ironisch, wie sich eine Message des Spiels so auf die Realität darum herum übertragen lässt.
Mein Text ist gefühlt viel zu kurz, um das in Gänze wieder zu geben. Aber ich sehe einige Dinge heute reflektierter als vor dem Spielen und kriege (leider) auch ein stärkeres Bewusstsein für die ein oder andere Gesinnung, die in Bezug auf dieses Thema existiert.

Ich kann Dir wirklich empfehlen, das Spiel zu spielen Würden Videospiele in der Schulbildung behandelt werden, könnte ich mir wirklich interessante Unterrichtseinheiten diesbezüglich vorstellen und ich glaube, dass im Rahmen von akademischen Mediendisziplinen dieser Titel in ein paar Jahren nochmal starken Untersuchungen ausgesetzt sein wird.