So, ich habe das Spiel gestern Nacht beendet.
Eigentlich wollte ich hier ja noch was über den 5. Fall schreiben, aber irgendwie habe ich neben vielen anderen Dingen, mir nicht mehr so recht die Zeit genommen und der Abstand zwischen den beiden letzten Fällen war bei nicht mehr so groß.
Kurzum ich fand den 5. Fall von der Verhandlung her mit den besten Fall in der ganzen Serie, diese stetig wachsende Paranoia nicht zu wissen was jetzt wahr und falsch ist, nicht zu wissen wo nun Kokichis wahre Motivation lag, das ist mit dem Charakter wirklich so eine Achterbahnfahrt und man kann ihn unmöglich irgendeiner Gesinnung zuordnen darauf basiert wohl auch das gesamte Konzept von ihm. Selbst die Portraitposen führen einen da auf eine falsche Fährte.
Jetzt wird das Ganze aber überschattet von dem eigentlichen Ending des Spiels und oh ja ich kann die Kontroverse gut verstehen:
Um ehrlich zu sein fühlt sich das alles noch wie ein luszider Traum an, ich konnte das nicht alles aufeinmal registrieren, als die Bildwand mit den realen Gesichtern eingeblendet wurde zusammen mit der Musik habe ich mich ehrlich gesagt ziemlich gegruselt.
Ich dachte eigentlich dass man das von der Dramatik her nach Danganronpa 2 nicht mehr steigern konnte, aber hier kehrt man noch einmal alles was die Vorgänger einen gelehrt haben ins Absurde, in was für einer Überlänge die Charaktere darum kämpfen ihre eigene Existenz zu rechtfertigen, diese vergebliche Diskussion je mehr man dagegen ankämpft und an Hoffnung appeliert desto tiefer entspricht man dem eigentlichen Skript. Etwas was stets der einfache Ausweg in den Vorgängern war, führt hierzu zu einen der schlimmsten Epidemien welche die Unterhaltungsindustrie plagt, Sequelitis.
Zu Beginn wirkte das auf mich gegenüber den Fans der Serie wie ein riesiger Mittelfinger: wie die Handlung selbst ist nie passiert und hat überhaupt keinen Einfluss auf V3? All die Charaktere die man liebgewonnen hat, einfach nur Hirngespinste in einem Hirngespinst?
(Achja den Danganronpa Anime, kann man wirklich in der Pfeife rauchen, nichts davon braucht man wirklich um V3 zu verstehen, dafür wird der Handlungsstrang weitesgehendst ignoriert. Das wirkt für mich ehrlich gesagt nur noch wie eine unwichtige Nebengeschichte.
Lediglich für die Backstory zu Hope Peaks Academy kann man sich den Despair Arc evtl mal geben.)
Jetzt verstehe ich auch warum Himiko so sehr darauf erpicht war jeden einzubläuen sie könnte wirklich zaubern. Das ist alles ein bisschen viel auf einmal, da sind so viele Details, so viel Interpretationsspielraum, aber auf jeden Fall alles wunderbar stimmig um das gesamte Konzept des Spiels gestrickt, man hat hier buchstäblich den Rahmen gesprengt und die perfekte Fortsetzung geschaffen, die keiner will. Nach all dem was passiert ist, finde ich da einen weiteren Teil sehr unwahrscheinlich, es würde komplett seinen Reiz verlieren zu wissen dass das "Killing Game" eine Fiktion innerhalb der Fiktion ist. Sich evtl mit der "outside world" zu beschäftigen wäre da auch eher regressiv und nicht besonders spannend. Ich glaube daher dass die Reaktionen durchaus so beabsichtigt waren.
Man kann den Machern jetzt vorwerfen dass sie absolut kein Bock mehr auf ihr Franchise hatten und ihnen die Fangemeinde derbe auf den Sack ging, ich musste auf jeden Fall schmunzeln als bei den vielen Kommentaren die dort kurz eingeblendet wurden auch sowas kam wie "Kyoko is my Waifu" wie viele sich wohl da vor dem Kopf gestoßen fühlen? Vermutlich wäre ich das auch, wenn sich nicht die 2. Hälfte des Finales darum gedreht hätte vergeblich diese 4. Wand zu zerstören. Man merkt schon dass sich das Thema "Lüge" wie ein Leitmotif durch das gesamte Spiel zielt, der absolute Klimax des Ganzen mündet darin dass die gesamte Existenz des Frachnise auf die Probe gestellt wird, das für sich finde ich schon genial und um ehrlich zu sein, nun wirklich nicht mehr steigerbar.
Die Parallelen von der Fiktion zur Realität wird auch sehr deutlich wenn man sich reale Userreaktionen auf das Ende anschaut, die Leute fanden das Ende furchtbar, sie wollten nicht dass es so endet und viele, mich eingeschlossen, hätten sich selbst eine Fortsetzung dieses perversen Killing Games gewünscht.
die Macher haben uns Danganronpa ruiniert, mit Pauken und Trompeten, so glorreich habe ich selten eine Serie vor die Wand fahren sehen!
Am Ende wurde aber auch deutlich betont, selbst wenn all diese Dinge nicht real sind, die Gefühle die sie transportieren sind es. Und diese Gefühle haben die Möglichkeit, die Wirklichkeit zu beeinflussen. Genau so kann eine Lüge auch Positives bewirken, wie eine Wahrheit Negatives. Kokichis prägnantester Satz für mich war da: "There's only one truth, but endless possibilities for lies"
Da gibt es noch dutzende Sachen die ich außen vor gelassen habe, aber so viel erst mal von mir, das Ende hat mich wirklich überwältigt, noch bis 6 Uhr morgens, wie gebannt diese Ereignisse zu verfolgen wo ich schon längst vor Müdigkeit hätte ins Bett fallen müssen.