Hab den Film heute (das heißt, gestern nachmittag) geschaut und versuche hier mal, Teile meines spontanen Reviews aus dem Englischen zu übersetzen.

Obwohl ich von den Leuten hier wahrscheinlich zu den größten Fans dieser Franchise zähle, komme ich jetzt, da ich Dead Men Tell no Tales gesehen habe, nicht umhin, gefühlsmäßig doch ein wenig ernüchtert und unbeeindruckt zu sein. Ich fand nicht, dass der Film schlecht war, zumindest nicht so schlecht wie ihn die miesen Kritiken wirken lassen, und er hatte definitiv seine Momente. Aber es fühlte sich so endgültig an, und für den Deckel einer Reihe, der viele offene Handlungsfäden aus den Vorgängern endlich auflöst, hätte ich etwas größeres und besseres erwartet. Die involvierten Leute schienen da nicht das Beste was sie zu bieten haben reinzuwerfen.

Ich mochte weitgehend die neuen Charaktere, insbesondere Carina (wobei man mich mit eisblauen Augen immer leicht rumkriegen kann -_^), aber hätte gerne mehr Zeit mit ihnen verbracht, um sie besser kennenzulernen. Nicht genug Szenen, die ihre Persönlichkeit erforschen. Nicht ganz so übel wie Philip und Sirena in On Stranger Tides, weil es diesmal eben die Hauptstory war und nicht nur eine kleine Nebenhandlung, aber dennoch. Der Schurke sah cool aus aber hatte nicht so wirklich viel zu tun und auch nicht übermäßig viel Screentime. Einige Action-Setpieces waren wunderbar, vor allem in der ersten Hälfte (die Bank sowie die Guillotine xD). Andererseits, im späteren Verlauf zog sich das dann doch alles ein wenig in die Länge mit ein paar unnötigen Umwegen.

Bin froh, dass sie einige der alten Charaktere zurückgebracht haben, die ich beim letzten Mal vermisst habe. Darunter zum Beispiel auch Marty. Und natürlich noch ein paar weitere, wichtigere, wenigstens für ein paar kurze Szenen ^^ Der Film startete generell sogar recht stark, aber verlor einen großen Teil meines Interesses irgendwo zwischendrin. Der Soundtrack war ganz passabel, aber ich hätte mir echt ein oder zwei neue Themen gewünscht. Man bekam das Gefühl die Musik bestünde praktisch komplett aus neuen Arrangements von One Day und He's a Pirate. Da hätte es geholfen, Zimmer zurückzubringen und nochmal von grundauf neue Tracks zu schreiben, gemischt mit den alten. War in Ordnung aber es fehlte die Abwechslung. Wieso nicht ein eingängiges, musikalisches Motiv für Henry, Carina, Salazar oder sogar (so oft wie der erwähnt wurde) den Dreizack selbst? Betonung auf "eingängig", denn ich kann nicht ausschließen, dass es das vielleicht gab, aber aufgefallen ist mir leider nichts. Geoff Zanelli ist einfach kein Komponist von dem hierfür imho nötigen Kaliber, schade.

Jack Sparrow selbst ist leider nur noch ein Schatten von dem, was er einst war. Damals konnte man ihn auch ernst nehmen, ungeachtet all der durchgeknallten Eigenheiten, denn man wusste, dass sich dahinter ein durchaus fähiger und gefährlicher Pirat verbirgt. Aber hier im fünften Teil, ähnlich wie bereits im vierten, bringt er fast nur noch Slapstick-Lacher und hat Glück. Schlimmstenfalls schien er hier ab und zu bloß noch wie ein müder Clown, weit entfernt von dem cleveren und gerissenen Fuchs, der seine eigenen Pläne verfolgt. Andererseits war Barbossa dafür echt fein und sie haben ihm einen schönen, wenn auch äußerst gehetzten Arc gegeben.

Was mich wahrscheinlich am meisten gestört hat, war das Finale, welches viel zu viel auf schlechte weil künstlich wirkende CGI-Greenscreen-Umgebungen aus dem Computer gesetzt hat. Nichts an der Kulisse hat sich mehr echt angefühlt. Bin überrascht, dass Disney für den Film 230 Millionen USD ausgegeben hat, obwohl er visuell besonders an der besagten Stelle (und noch ein paar weiteren) eher so aussah wie ein Streifen der weniger als die Hälfte dieses Budgets hatte. Ehrlich, da wirkten die Vorgänger auf seltsame Art viel wertiger und überzeugender. Sogar On Stranger Tides war in der Hinsicht besser und hat wohl auch mehr an realen Orten gedreht.

Grundsätzlich ist das so ein Problem... Wenn man einmal so eine epische, finale Konfrontation wie in At World's End hatte, dann sollten sie versuchen, das im fünften und letzten Teil zu toppen oder wenigstens noch einmal zu erreichen! Stattdessen kam der gesamte Film im Nachhinein rüber wie ein leiserer Nachgedanke. Kein schlechter, aber eben auch nicht wirklich gut. Mit den wesentlichen Auflösungen für die Story und mit dem Schicksal der einzelnen Figuren war ich durchaus einverstanden, aber die Umsetzung war uninspiriert und träge. Es hätte so viel mehr als das werden können! Doch nun, wie ich so darüber nachdenke, war das wahrscheinlich auch für mich der Part der fünf, den ich von allen am wenigsten mochte. Wobei sich "Tiefpunkt der Reihe" wahrscheinlich zu dramatisch anhört. Für mich in etwa mit dem vierten auf einer Ebene, aber jener hatte immerhin noch den Vorteil, nur ein weiteres stand-alone Abenteuer zu sein, während Dead Men Tell no Tales eine viel größere Aufgabe hatte, die er für mich in der Form nicht vollends erfüllt hat. Vielleicht entscheide ich mich auch nochmal um und stell ihn irgendwann über On Stranger Tides wenn ich beide nochmal geguckt hab, aber an die ersten drei wird er niemals im Entferntesten heranreichen.

Wenn sie zwei Filme hier draus gemacht hätten, mit dem selben Grundkonzept aber mit strammerem Storytelling und besseren Talenten an allen Fronten, noch ein letztes Mal um es zu Ende zu bringen, all das während sie sich genug Zeit lassen um wirklich auf die Charaktere einzugehen, damit sie uns kümmern ...ja, das wäre das Comeback gewesen auf das ich all die Jahre gewartet habe. Glaube aber, dass Joachim Rønning und Espen Sandberg als Regisseure nicht das Zeug dazu bzw. nicht genug Erfahrung und Expertise hatten und einfach keine gute Wahl waren. Für Kon-Tiki sind sie ja gelobt worden, den hab ich nicht gesehen. Bandidas aber schon, und auch wenn Pirates 5 nicht dermaßen peinlich wurde, fühlte ich mich durch die Mittelmäßigkeit vieler Abschnitte entfernt eher daran erinnert.

Das Traurige ist, ich kann diesen Film den ich eigentlich wollte irgendwo schemenhaft darin erkennen, aber er schaffte es bis auf manche flüchtige Momente einfach nie so ganz, an die Oberfläche zu gelangen. Allerdings hätte Disney ohnehin niemals etwas bewilligt, das noch ausufernder und aufwändiger gewesen wäre. Die haben sich ja schon schwer getan, Pirates 5 überhaupt zu realisieren. Alles in allem durchschnittlich. Hab schon Schlechteres gesehen aber erwartete weit mehr. Bin ein wenig niedergeschlagen dass es nun vorbei ist, ohne wahrhaftig mit einem qualitativen Höhepunkt zu enden. 6/10


Glaube übrigens wirklich, dass das der letzte war. Schaut euch den Film an, es gibt nichts mehr zu sagen. Wurde storymäßig in gewisser Hinsicht sogar erschwert, daran in ähnlichem Stil anzuknüpfen, wobei sowas bei Filmreihen mit phantastischen Elementen natürlich nie gänzlich auszuschließen ist. Denkbar wäre auch ein Prequel, Reboot oder entferntes Sequel in ein oder zwei Jahrzehnten, doch in der aktuellen Inkarnation von Fluch der Karibik werden keine neuen Abenteuer mehr kommen, sage ich voraus. Zumindest nicht, wenn Dead Men Tell no Tales nicht gerade ein Riesenhit an den Kinokassen wird, aber danach sieht es im Moment nicht aus.