Seite 1 von 2 12 LetzteLetzte
Ergebnis 1 bis 20 von 119

Thema: A movie for every year: Der Vintage-Thread

Hybrid-Darstellung

Vorheriger Beitrag Vorheriger Beitrag   Nächster Beitrag Nächster Beitrag
  1. #1
    Paddy hatte mir die Tage Medea von Pier Paolo Pasolini aus dem Jahr 1969 empfohlen. Laut IMDb & Co ein italienisches Fantasydrama über die Titelfigur und das Goldene Vlies klingt ja erstmal nicht schlecht. Hehe, das war allerdings eine seeehr gewöhnungsbedürftige Erfahrung. Es handelt sich mehr um einen waschechten Art-Film mit künstlerischem Anspruch und bisweilen etwas abstraktem oder verwirrendem Inhalt. Zumindest definitiv keine straight forward mythologische Adaption des Stoffes, wie sie ggf. in Hollywood entstanden wäre, sondern für den geneigten Genrefan äußerst schwierig verdaulich. Ich glaube, ich habe auch jetzt noch nicht wirklich einen Zugang dazu gefunden. Könnte sein, dass es damit zu tun hat, dass ich ihn auf Italienisch mit englischen Untertiteln geschaut habe, aber das wird kaum wesentlich sein, da über die gesamte Laufzeit hinweg sowieso nur verdammt wenig gesprochen wird (dafür gibts aber Stellen mit sehr langen Monologen).
    Was ich durchaus daraus mitnehmen kann, sind die zum Teil wahrlich beeindruckenden Landschaftsaufnahmen, die zusammen mit der Musik (vor allem dieser komische Chorgesang, der mich zwischendurch an Ghost in the Shell erinnerte) eine eigenartige, befremdliche Atmosphäre erzeugen. War mal was anderes, auch indem sich die Geschichte kaum an gängige Konventionen hält (Spannungskurve?), aber fesseln oder begeistern konnte mich dieses Werk letztenendes nicht. Bin zwar niemand, dem jede Kleinigkeit eines Films erklärt und auf dem Silbertablett serviert werden muss, und Manches darf sicher der Interpretation des Zuschauers überlassen bleiben, doch die Punkte der Handlung möchte ich schon alle gut nachvollziehen können. Maybe I didn't get it. Hier wird fast völlig auf Exposition verzichtet, was der Regisseur ja auch beabsichtigte, der öfters lieber die Bilder und Eindrücke für sich sprechen lässt. Aber das bin ich weder gewohnt, noch macht mir das wirklich Spaß.

  2. #2
    Den habe ich sogar auf DVD

    Zitat Zitat von Enkidu Beitrag anzeigen
    Laut IMDb & Co ein italienisches Fantasydrama über die Titelfigur und das Goldene Vlies klingt ja erstmal nicht schlecht. Hehe, das war allerdings eine seeehr gewöhnungsbedürftige Erfahrung. Es handelt sich mehr um einen waschechten Art-Film mit künstlerischem Anspruch und bisweilen etwas abstraktem oder verwirrendem Inhalt.
    War dir der Name Pasolini bisher unbekannt?

  3. #3
    Zitat Zitat von Isgar Beitrag anzeigen
    War dir der Name Pasolini bisher unbekannt?
    Nein, der Name nicht. Den hat man mitsamt der einen oder anderen Info irgendwann schonmal aufgeschnappt. Aber einen Film von ihm hatte ich bis jetzt noch nie gesehen.

  4. #4
    Vielleicht wäre Vampyr was für dich. Von Dreyer, 1932.

    Die roten Schuhe (1948) vielleicht auch, ist halt eine Art Backstage Musical (Tanz, kein Gesang). Höhepunkt ist die Aufführung des Stücks im Stück, mit unglaublich tollen Bauten, Kostümen + ist großartig fotografiert (in zum dahinschmelzenden Technicolor). Die Aufführung ist sehr märchenhaft, aber vielleicht ist dir das zu maniriert?! Und sie macht eben nur einen Teil des Filmes aus.

    Wenn es so lange her ist, dass du einen Chaplin Film ganz gesehen hast, dann schau unbedingt nochmal rein. Würde dir aber eher City Lights oder The Kid als Goldrush empfehlen, imo setzt letzterer (noch) mehr auf Slapstick als die anderen beiden.

    Münchhausen (von Baky, 1943), habe ich selbst noch nicht gesehen, passt aber auch von der Beschreibung her in dein Schema: Abenteuerfilm, DIE deutsche Superproduktion während des Krieges, bewusst eskapistisch angelegt, viel Farbe, aufwändige Kostüme und Bauten. Kannst ja mal auf youtube reinschauen.

    Und ist es Absicht, dass Disney nicht bei dir auftaucht? Schneewittchen ('37), Fantasia ('40), Pinocchio ('40), Cinderella ('50), Peter Pan ('53), usw passen doch ganz gut wenn man Empfehlungen deiner Selbstauskunft nach aussprechen müsste.

  5. #5
    Johanna von Orléans (1928)
    Noch so einer, bei dem ich die überwältigende Begeisterung von nahezu jedem Rezensenten nicht nachvollziehen kann. Ganz weit oben findet sich dieser regelmäßig in den Listen zu den besten Filmen aller Zeiten, von einem unvergleichlichen Meisterwerk ist die Rede. Hm. Ich gebe zu, Maria Falconetti hat atemberaubend gut gespielt, erst recht wenn man die Zeit berücksichtigt, aus der der Film stammt. Das große Problem, welches ich mit diesem Werk habe, besteht darin, dass ihre Performance das einzige ist, was das ganze Teil überhaupt zusammenhält! Im Grunde ein biographisch-historisches Gerichtsdrama, setzt es sich weitgehend aus dieser einen Verhandlung (Verhör) zusammen, mit ständigen Nahaufnahmen vom Gesicht der Hauptfigur, ab und zu unterbrochen von Einstellungen, die die zwielichtigen geistlichen Männer zeigen. Das kann noch so gut gespielt sein, spätestens nach zehn Minuten hat man das Gefühl, dass die Szenen permanent mit minimaler Variation wiederholt werden, woraus für mich als Unterhaltung Suchender schmerzhaft fehlende Abwechslung und in letzter Konsequenz extreme Langeweile resultiert. Und das sage ich als jemand, der durchaus offen für Arbeiten mit künstlerischem Anspruch ist - ich brauche nicht immer nur Action und Eyecandy, letzteres beispielsweise in der Form von extravaganten Sets. Das darf alles auch mal etwas minimalistischer sein, aber eben nicht DERMAßEN minimalistisch wie in "La passion de Jeanne d'Arc" >_<
    Ich habe auch nichts gegen eine stark emotionale, persönliche Handlung, doch wenn man nicht von Vornherein einen direkten Bezug zum Ausgangsmaterial hat (und kein Filmhistoriker ist), dann sehe ich schwarz für die Absicht, aus diesem Film irgendeinen Genuss gewinnen zu wollen. Bei jenem Inhalt und jener öden Herangehensweise, bei der handlungstechnisch so gut wie gar nichts passiert, wird es zu einer Herausforderung, von Anfang bis Ende durchzuhalten. Würde die Laufzeit 20 Minuten nicht überschreiten, käm ich mit so etwas klar, aber zwei Stunden? What were they thinking?! Sorry, aber da fehlt mir jeder Respekt vor einem angeblich so altehrwürdigen Meisterstück. Mehr als eine tolle schauspielerische Leistung der zentralen und praktisch einzigen Figur sowie ein paar sehr intensive Kameraeinstellungen bleiben hiervon nicht übrig. An einen Film stelle ich höhere Ansprüche als das. 1928 hatten andere schon längst gezeigt, was theoretisch alles machbar ist, und erst recht aus der Geschichte dieser historischen Persönlichkeit hätte man so vieles mehr machen können. Selbst wenn man sich alleine auf diesen prägnanten Höhepunkt konzentrieren möchte. Als eine zutiefst eindringliche Szene von wenigen Minuten in einem zweistündigen Film, der mehr "Drumherum" zeigt, hätte mich das beeindruckt. So wie es ist kann ich jedem, der Stummfilme nicht gerade zum Frühstück isst, nur dringend davon abraten, sich das hier reinzuziehen. Es lohnt sich nicht. So, jetzt hab ichs gesagt. Wobei es vielleicht doch einen Blick wert ist - einfach mal bis zu fünf Minuten an einem nahezu beliebigen Punkt reinschauen, nicht länger, dann hat man nämlich im Grunde schon alles gesehen.


    Westworld (1973)
    Hatte sich steel vor einiger Zeit drum gekümmert, wenn ich mich recht erinnere. Hatte ich vorher noch nie gesehen. War aber lustig, Yul Brynner als Gunslinger wiederzusehen, den ich in ähnlicher Funktion in dem gleichen Outfit erst vor Kurzem in "Die glorreichen Sieben" begutachtet hatte. Insgesamt fand ichs ganz nett, aber nicht überragend. Man merkt, dass Crichton hiermit noch ganz am Anfang stand, das Konzept mit dem außer Kontrolle geratenden Freizeitpark würde erst in Jurassic Park perfektioniert werden. Gestört hat mich hier vor allem, wie unheimlich simpel die Handlung doch ist. Vielleicht bin ich durch spätere Entwicklungen auf dem Gebiet verdorben worden, aber das hier war mir dann doch etwas zu schwach: Zwei Typen gehen in den Park, die robotischen Bewohner des Resorts geraten wegen (kaum erklärter) Fehlfunktionen außer Kontrolle, in Windeseile sind alle anderen Besucher und Parkmitarbeiter tot, der letzte Überlebende wird eine halbe Stunde lang Terminator-Style von einer schießwütigen Cowboy-Maschine gejagt aber plättet letztere mit einiger Mühe, Ende. Die Story ist ultra-linear, es gibt keine parallelen Nebenhandlungen, und die ohnehin schon zahlenmäßig unterbesetzten Charaktere, die wir etwas näher kennenlernen dürfen, werden zu früh sowie dramatisch wenig effektiv verheizt. Dafür, dass sich das letzte Drittel nur noch ausschließlich zwischen zwei Figuren abspielt, dauert die erste Stunde mit der Etablierung und Erklärung der Eigenschaften des Parks zu lange. Entweder, da hätte noch irgendwas anderes interessantes passieren, oder aber die Eskalation eher stattfinden müssen. Ein paar mehr Protagonisten und Dialoge wären auch hilfreich gewesen. Schöne Idee, und stellenweise ganz kurzweilig, aber unterm Strich nur mäßig und halbherzig in der Umsetzung. Es fehlte am Mut, mehr mit dem Entwurf zu machen und ihn mit spannenden Wendungen weiter zu spinnen.

    Zitat Zitat von MrBamboo Beitrag anzeigen
    Und ist es Absicht, dass Disney nicht bei dir auftaucht? Schneewittchen ('37), Fantasia ('40), Pinocchio ('40), Cinderella ('50), Peter Pan ('53), usw passen doch ganz gut wenn man Empfehlungen deiner Selbstauskunft nach aussprechen müsste.
    Stimmt, darüber habe ich auch schon nachgedacht. Ursprünglich hatte ich mich was Disney-Animationsfilme angeht auf die beschränkt, die ich wirklich unbedingt haben wollte, was hauptsächlich die der Renaissance aus den 80er und 90er Jahren sind, und den Rest dann gedanklich einfach abgehakt, da der ohnehin nicht an jene heranreichen kann, die bei mir von einem massiven Nostalgiebonus profitieren. Vor gut einem Monat hatte ich mir einige Disney-Klassiker angeschaut, die ich schon lange nicht mehr gesehen hatte oder vorher noch gar nicht in voller Länge kannte, darunter auch Sleeping Beauty /Dornröschen von 1959. Den fand ich recht gut, vor allem in visueller Hinsicht, und der Bösewicht ist natürlich legendär. Bloß die Geschichte ließ etwas zu wünschen übrig, zumal viel zu viel Wert auf die grenzdebilen Feen gelegt wurde, aus deren Perspektive alles erzählt wird ^^
    Aber die von dir erwähnten Disneyfilme habe ich zum Teil auch noch nie gesehen oder es liegt schon zig Jahre zurück. Das sollte ich mal versuchen. Könnte mir vorstellen, dass mir sowas wie Fantasia sehr zusagt, da ich sowohl Animation als auch klassische Musik sehr gerne mag *g* Etwas zurückhaltend bin ich was die oben stehenden Titel betrifft aber auch, weil ich eigentlich keine Musicals (mit Gesang) in Filmform leiden kann und selbst die Disney-Klassiker aus den 90ern nicht hauptsächlich wegen der bekannten Songs bewundere. Danke auch für die anderen Vorschläge. Ich glaube, Die roten Schuhe sind nichts für mich, aber bei den anderen beiden überleg ichs mir.

  6. #6
    Aber Achtung, Vampyr ist vom selben Regisseur wie Jeanne d'Arc.

    ...den ich übrigens großartig und gar nicht langweilig finde! Minimalismus, hurra!

  7. #7
    Zitat Zitat von MrBamboo Beitrag anzeigen
    ...den ich übrigens großartig und gar nicht langweilig finde! Minimalismus, hurra!
    Liegt natürlich auch irgendwo an mir und meinen Vorlieben. Ich brauche seit jeher in einem Film grundsätzlich mehrere Charaktere und mehrere Orte (oder Variationen einer größeren Location). Hab ja schon eine starke Aversion gegen so etwas wie Cast Away (2000) oder Buried (2010). Von solchen Filmen scheint mir Jeanne d'Arc zumindest von der Herangehensweise so etwas wie die Ur- und Extremform zu sein, ein Prototyp. Eine Weile bin ich bereit, mir ein verzweifeltes und weinendes Gesicht in Nahaufnahme anzuschauen, aber das alleine kann für mich schon per Definition noch keine gelungene Erzählung im Rahmen dieses Mediums ausmachen :-/ Wenn man bei einem Film im Nachhinein durchzappt, und er gegen Anfang, Mitte, Ende und zwischendrin praktisch genau gleich aussieht, dann läuft da imho irgendwas falsch. Aber freut mich für jeden, der damit trotzdem was anfangen kann.
    Eine abweichende Erwartungshaltung mag bei mir ebenfalls eine Rolle gespielt haben. Bereits der Name Jeanne d'Arc verspricht bei ein wenig vorhandenem Allgemeinwissen ein großes, herzzerreißendes, abenteuerliches Drama vor reichhaltigem, historischen Hintergrund zu sein (vgl. hier unter anderem D.W. Griffith "Orphans of the Storm" von 1921, grob etwas in der Richtung hatte ich mir vorgestellt), dazu kamen die voll Wonne jauchzenden Zuschauermeinungen. Entsprechend desillusionierend war es dann festzustellen, dass es sich "nur" um ein höchst minimalistisches, experimentelles Kunst-Melodrama in Dauer-Close-up handelt, das sich weitgehend in einem einzigen Raum abspielt. Ich hatte vor längerer Zeit schonmal eine Szene daraus gesehen, aber dass einfach ausgedrückt fast der ganze Streifen aus dieser einen Szene besteht, das hätte ich nie gedacht. Nee, bei sowas bin ich dann doch gerne der Banause und halte mich an meine ehrliche Meinung, das hat mein Wohlwollen, meine Toleranz und vor allem meine Aufnahmebereitschaft im Bereich Film etwas zu sehr strapaziert ^^

    Wo ich gerade von wenigen Charakteren rede...


    Robinson Crusoe on Mars /Notlandung im Weltraum (1964)
    Hier hatte ich mir aufgrund des literarischen Ausgangsmaterials schon gedacht, dass es nicht so ganz was für mich wäre, weil der zwischenmenschliche Aspekt lange komplett fehlt. Das traf dann auch zu. Den Film kann man sich mal geben, die Spezialeffekte bzw. die Sets sind nicht übel für ihre Zeit, aber gut die erste Hälfte der Geschichte ist eher lahm und ereignislos. Dass wir heute mehr über den roten Planeten wissen und dieser Film mit seinen Spekulationen in vielen Punkten weit daneben lag, könnte erschwerend hinzukommen, ist aber bei Sci-Fi oft die Gefahr und macht auch ein wenig von dem Charme aus (Hehe, auf dem Poster steht fett selbstbewusst "This film is scientifically authentic ...it is only one step ahead of present reality!" Irgendwie süß). Lobenswert immerhin, dass so etwas wie Sauerstoff- und Wassermangel hier berücksichtigt wird. Ein Äffchen hat den Absturz zusammen mit Commander Kit Draper überlebt, das aber nur wenig Abwechslung reinbringt.
    So richtig interessant wird es ab Erscheinen der UFOs und Freitag leider auch nicht. Ich fand es enttäuschend, dass der Typ von Orion (oder so) kommen soll, aber trotzdem aussieht wie ein ganz normaler Mensch. Bei Star Trek ist sowas verständlich, die hatten selten genug Geld und haben trotzdem wenigstens hier und da interessante Alienrassen mit Makeup oder Gummikostüm/-Maske gebracht, wohlgemerkt zu einer ähnlichen Zeit (nur ein oder zwei Jahre nach Robinson Crusoe on Mars ging Star Trek los). Aber bei einem Kinofilm mit für damalige Verhältnisse hohem Budget? Muss wohl alles in die Sets und Props geflossen sein. Die Sklaventreiber aus den irgendwann sehr nervig werdenden UFOs (ist glaub ich immer die selbe Einstellung, wenn die ballern und dann wegfliegen) bekommen wir sogar nur ganz kurz auf einem Bildschirm zu Gesicht, und das sind anscheinend auch bloß gewöhnliche Menschen in anderen Raumanzügen.
    Als Survival-Abenteuer war es eine originelle Idee, die alte Geschichte auf den Mars zu verlegen und sie damit zu Science Fiction zu machen. So etwas dürfte ruhig öfters probiert werden in Hollywood - klassische Literatur mit stark verändertem Setting für frischen Wind. Robinson Crusoe on Mars lebt von seiner Atmosphäre der Abgeschiedenheit und fremdartigen Umgebungen, zu der stellenweise auch der eindringliche Soundtrack beiträgt. Bloß was die Story und Handlung angeht, fällt er sehr flach und hätte von ein paar überraschenden Wendungen profitiert. Das Ende kam mir entsprechend ebenfalls zu plötzlich. Fun Fact am Rande: In einer kleinen Nebenrolle spielt Batman persönlich, Adam West, mit

  8. #8
    Die Fahrten des Odysseus /Ulysses (1954)
    Hat gerockt! Bin froh, dass ich den Film nach kurzer Recherche wiedergefunden habe. Eine dieser "Vor langer Zeit, an einem verregneten Nachmittag vor der Glotze"-Erfahrungen, die ich nun wieder aufleben lassen konnte. Die Erzählstruktur ist ganz interessant episodenhaft und in Rückblenden erzählt. Die Geschichte hält sich erstaunlich nahe an der sagenhaften Vorlage. Speziell die Fantasyelemente wie der Zyklop sind richtig toll gelungen und machen Laune. Der Anfang ist ein wenig lahm, aber dafür wird es anschließend immer besser und besser. Der Film ist eine Koproduktion von USA, Italien und Frankreich. Dafür, dass er nicht gerade das ausuferndste Budget seiner Zeit hatte, sind die Production Values erstaunlich ansehnlich. Schauspielerische Leistungen weitgehend solide (Kirk Douglas in der Hauptrolle) bis durchwachsen, ein paar der Dialoge des Drehbuchs hatten aber auf jeden Fall den nötigen Biss. Eine meiner Lieblingsstellen ist jene, als Circe mit ihrer Zauberkraft die Mannschaft in Schweine verwandelt hat...
    Oddy: "You witch! While I slept you turned a band of heroes into swine!"
    Circe: "It is much easier to do than you think."
    Classic xD
    Zum Finale zurück in Ithaca ist Odysseus RAGE!! bemerkenswert over-the-top. Für einen Helden wird er eigentlich richtig fies und ist praktisch im Amoklauf-Modus. Das wirkt heute ein wenig verwirrend, würde man in Hollywood inzwischen sicher abschwächen, aber es hält sich damit nicht nur an Homer, sondern ist auch herrlich unterhaltsam -_^ Alles in allem bestimmt kein großes Meisterwerk, aber doch ein schöner, klassischer Abenteuer/Fantasy-Film. Ist derzeit leider nicht in HD auf Blu-ray erhältlich, würde ich sonst ohne zu zögern bestellen.


    Jahr 2022... die überleben wollen /Soylent Green (1973)
    Wow, ich habe ja schon viele schlimme deutsche Titelübersetzungen gesehen, aber das hier ist immer noch eine der übelsten *rolleyes* Besonders im Nachhinein, wo der Begriff "Soylent Green" schon für sich genommen einige Bekanntheit erlangt hat, zumindest in Sci-Fi-Kreisen. Dachte mir, ich sollte diese Bildungslücke auch mal füllen. Eine sehr drastische und in mancher Hinsicht erschreckend realistische Dystopie zum Thema Überbevölkerung, Ressourcenknappheit und Moral. Ein paar Szenen wie diese Baggerladungen voll Menschen bei der Aufruhr wird man so leicht nicht wieder los.
    Die meisten, die ein bisschen bewandert in der Popkultur sind, werden wissen, was genau Soylent Green tatsächlich ist. So ging es zumindest mir. Deshalb war ich dann doch ein wenig überrascht, wie lange die Enthüllung der Wahrheit im Film hinausgezögert wird, nämlich bis zu den letzten Minuten, selbst wenn man es sich auch ohne Vorkenntnisse schon eher zusammenreimen kann. Das ist irgendwie ein wenig schade. Es hat diesen The Sixth Sense Effekt - den fand ich als Film super, aber die Lust, ihn mal wieder zu schauen, ist gering, da die ganze Geschichte so sehr von dieser einen, überraschenden Wendung abhängt. Mit ihr steht und fällt die Handlung, und weiß man schon vorher Bescheid, ist aus dem zentralen Mysterium die Luft raus. Das ist bei Soylent Green noch bedauerlicher als anderswo, weil man gerade durch die gezeigte Welt und die behandelten Themen noch einiges mehr hätte anstellen und hinterfragen können, wenn die Offenbarung schon nach der Hälfte oder zwei Dritteln der Spielzeit erfolgt wäre. Hier wird es hingegen als so furchtbar betrachtet, dass die Wahrheit unaussprechlich für alle ist, die davon wissen - und das ist eben jener Punkt, den ich für unglaubwürdig halte. Eine zentrale Figur geht sogar in den Euthanasie-Freitod, weil er durch die Kenntnis alle Hoffnung an die Menschlichkeit verloren hat, ohne wenigstens seinen Partner darüber zu unterrichten (dass das vielleicht doch keine so üble Idee ist, fällt ihm erst auf dem Sterbebett ein). Ebenfalls nicht ganz leicht zu glauben ist, dass bei einer so vollen Welt nicht wenigstens Gerüchte darüber die Runde gemacht hätten. Naja.
    Der Film war wie erwartet: Für meinen Geschmack etwas zu hoffnungslos/verstörend/thematisch-düster und für das Genre (nominell Science Fiction, aber genau genommen viel mehr Speculative Fiction) eine nur sehr schwach ausgeprägte Zukunftsvision, was die Äußerlichkeiten und Errungenschaften des Settings betrifft (Architektur, Technik, Kleidung usw.), denn daran gemessen könnte das ebensogut in der Gegenwart spielen. Wenig Schauwerte also. Als dramatisch geprägter und nachdenklich stimmender Thriller funktioniert das natürlich wunderbar. Ist nur nicht das, was ich hier suche.
    Clevere Anspielung aus Futurama, als es um Slurm ging -
    Fry: "What if the secret ingredient is... people!?"
    Leela: "Oh, there's already a soda like that. Soylent Cola."
    Fry: "Oh, how is it?"
    Leela: "It varies from person to person."



    Hier die neue Rubrik "Enkidu nörgelt again ...über Disney!" (Part 1)


    Schneewittchen und die sieben Zwerge (1937)
    Ah, das berühmte abendfüllende Erstlingswerk des Ladens, mit dem alles begann. Fälschlicherweise von stolzen aber unzureichend informierten Amis immer wieder als erster Animationsfilm überhaupt bezeichnet (es gab von 1917 an mindestens schon sechs vorher, je nach Definition mehr), hat Schneewittchen durchaus zu Recht einen hohen Stellenwert in der Geschichte des Kinos. Davon mal abgesehen ist er mir allerdings ein Graus. Das abstoßende Charakterdesign alleine genügt schon, um meine Begeisterung zu zerstreuen ^^ Der zentrale Konflikt hält sich in Grenzen, ewig lange passiert in der Handlung nichts von Belang - zu viel Zeit wird auf die Zwerge verschwendet, die kaum mehr als eine Ansammlung von nervigen Comic-Relief-Cutouts bzw. wandelnden Klischees sind, reduziert auf ein einzelnes Merkmal (da waren selbst die Schlümpfe vielseitiger). Trotzdem fiel es mir schwer, sie alle visuell auseinanderzuhalten. Die Auflösung ist pure Deus Ex Machina. Selbst das Märchen hatte mehr Ecken und Kanten zu bieten. Pech hatte ich auch mit der deutschen Version die ich gesehen habe, denn die besaß leider eine offensichtliche Neusynchro. Sowas bringt Disney ja öfters mal fertig. Ich weiß auch nicht, ich mochte den Film wirklich nicht. Ich respektiere ihn für das Zeitdokument, das er darstellt, aber viel mehr als ein paar ikonische Bilder bleibt mir davon nicht.


    Fantasia (1940)
    Ich wusste, um was es sich handelt und was auf mich zukommt. Ich liebe Animation und mag Orchestermusik. What could possibly go wrong? Nicht viel, aber es genügte, damit ich bei dieser Anthologie sammlungstechnisch passe. Erstmal denke ich, dass der Film nicht so super gealtert ist (was mich überrascht hat, weil doch gerade so etwas zeitlos sein müsste). Gar nicht mal die Tricktechnik an sich, sondern inhaltliche Details und Stilfragen. Dazu gehört auch der Abschnitt mit den Dinosauriern und deren Aussterben, denn der teils unterseeische Chicxulub-Krater an der Yucatán-Halbinsel wurde erst im Laufe der 40er Jahre gefunden. Die Impakt-Hypothese für die Kreide-Tertiär-Grenze gab es in der Form damals also noch nicht, ist aber heute so weit verbreitet, dass dessen Fehlen im Film inzwischen irgendwie seltsam wirkt ("Plötzlich wurde es staubig-trocken und alle Dinos starben").
    Dann bringen es unterschiedliche, zusammenhanglose Segmente natürlich mit sich, dass einige davon besser sind als andere. Hätte mir gewünscht, dass das alles besser miteinander verwebt worden wäre. Denn ganz ehrlich - der (Realfilm-)Dirigent, der zwischendurch immer wieder unterbrochen und erzählt hat, nervte mich, manchmal sehr (Habe gehört, bei dem Sequel von 1999 soll dieser Punkt noch schlimmer sein, bin mal gespannt). Mir leuchtet ein, was sie versucht haben, es sollte für den Zuschauer wie der Besuch eines Orchesterkonzertes rüberkommen. Aber das kann in diesem Format und ohne Stimmung durch ein präsentes Publikum doch kaum funktionieren! Da auch noch eine Pause einzubauen, war überflüssig und diente nur besagter fehlgeleiteter Illusion, nicht aber dem Film selbst. Was mich an den "Orchester-Szenen" besonders störte war, dass der Dirigent oft schon vorweg nahm, was inhaltlich und musikalisch folgen würde, anstatt dass man sich überraschen und das Dargebotene unvoreingenommen auf sich wirken lässt.
    Was die Sequenzen betrifft, hatte ich an einigen sehr viel weniger Interesse als an anderen. Gerade bei jenen, von denen ich schon so viel gehört oder aus denen ich bereits Ausschnitte gesehen hatte (Sorcerer's Apprentice mit Mickey, Nacht auf dem Kahlen Berge), waren die Erwartungen nach all den Jahren vielleicht etwas zu hoch, gefallen haben sie mir aber dennoch sehr. Besonders gemocht habe ich außerdem gleich am Anfang die Nussknacker Suite mit den tanzenden Feen. Diverse andere Teile des Films erschienen mir hingegen hoffnungslos verkitscht und wenig kreativ oder beeindruckend. So etwas wie das Zwischenspiel mit dem "visualisierten Ton" hätte man sich erst recht sparen können. Durchwachsen fand ich ferner die Wahl der Stücke. Keine Ahnung, wer die Zusammenstellung ausgesucht hat, und auf welche Kriterien dabei Wert gelegt wurde, vielleicht war vor 75 Jahren der Geschmack auch schlicht ein anderer. Auf jeden Fall hätte ich mir mehr und bekanntere klassische Meisterwerke gewünscht. Es gibt sooo viel besseres, was wirklich jeder schonmal gehört hat, als das, was ungefähr die Hälfte von Fantasia ausmacht. Naja.
    Hört sich jetzt alles sehr negativ an. Ganz so sollte es nicht rüberkommen. Ich bin froh, den Film endlich mal gesehen zu haben, und fand ihn auch schön. Nochmal brauch ich Fantasia aber nicht zu gucken. Bin mir nicht sicher, ob das Experiment von Disney wirklich so gelungen ist, wie die Verantwortlichen sich das gedacht haben. Hätten die so etwas regelmäßig veranstaltet oder geupdated (habe glaube ich mal irgendwann gelesen, dass etwas in der Richtung geplant war, aber verworfen wurde), zum Beispiel alle zehn Jahre ein neues Fantasia, dann hätte sich das finden und etablieren können. Aber bei diesem Versuch alleine, hmm, das wäre ich von vornherein doch sehr anders angegangen.


    Pinocchio (1940)
    Weiß nicht mehr, ob ich den vorher schon jemals von Anfang bis Ende gesehen hatte, aber falls ja, dann muss ich da noch dermaßen jung gewesen sein, dass nicht viel hängenbleiben konnte, denn erinnert habe ich mich nur an ein paar prägnante Szenen. Again, nicht optimal gealtert imho, wenn auch wesentlich besser als Schneewittchen. Die Handlung ist so basic und erhobener pädagogischer Zeigefinger, Schwarzweißmalerei usw., dass es heute irgendwie zu simpel gestrickt, ermüdend und zu einfach wirkt. Obgleich es in erster Linie für Kinder gedacht war, die sich über das Folgende nicht gewundert haben werden, fand ich die innere Logik des gezeigten Universums doch etwas gewöhnungsbedürftig - dort leben Menschen und sprechende Tiere offensichtlich Seite an Seite in der selben Welt, die sich am realen Vorbild orientiert o_O Allerdings hat Geppetto auch eine Katze und einen Fisch als Haustiere, die nicht sprechen können. Hä? Wäre es bei Jiminy Cricket geblieben, der afair mit niemandem sonst (abgesehen von Pinocchio und der blauen Fee) direkt interagiert, hätte ich das noch gerne abgekauft und die Tiere zwar als märchenhaft intelligent mit ein paar menschlichen Zügen, aber eben doch nur als Tiere wahrgenommen und verstanden. Stattdessen haben sie aber diesen verführenden Fuchs eingebaut, der Pinocchio auf die schiefe Bahn bringt, und die Integrität des Settings gleich mit ^^ Zu Disneys Verteidigung muss man anführen, dass ausgerechnet dieses bisweilen verwirrende, phantastische Element aus der literarischen Vorlage übernommen wurde - viele andere Dinge, die spannender gewesen wären, wie so oft allerdings nicht.
    Ich weiß ja nicht, welchem Alter Pinocchio entsprechen soll, als er zum Leben erweckt wird, aber es fällt schon störend auf, wie dummdreist er zweimal hintereinander wider besseren Wissens und trotz Beratung von Jiminy völlig falsche Entscheidungen trifft sowie anschließend rumheult, weil sich seine Situation verschlechtert hat. Cautionary Tale hin oder her, als Protagonist fand ich diese Version der Puppe unsympathisch und einseitig. Selbst Naivität hat ihre Grenzen. Gibt bis heute definitiv die eine oder andere bessere Adaption des Stoffes (Ja, inklusive der Anime-Serie aus den 70ern!). Amüsiert haben mich die paar netten Nightmare-Fuel-Szenen wie die Esel-Verwandlung, die manchen Kids bestimmt heute noch Angst einjagen kann *g* Auch die Sklavenarbeit beim Wanderzirkus und so... Die Disney-Variante hat schon so einige düsterere Szenen als gewohnt, was ich als Pluspunkt werte. Technisch gibt es nix zu meckern und manche Einstellungen sind für ihre Zeit beeindruckend (Stichwort Parallaxenverschiebung für räumliche Tiefe). Hätte mir nur gewünscht, dass die Geschichte und ihre Charaktere verspielter und unterhaltsamer gewesen wären.
    Derzeit sind übrigens diverse neue Filmadaptionen von Pinocchio in der Mache, darunter eine an der Gillermo del Toro arbeiten soll. Darauf wäre ich wirklich scharf. Hoffentlich gammelt das nicht noch ewig in der Development Hell herum.


    Als nächstes sind noch Peter Pan, Dschungelbuch und Fantasia 2000 dran. Schauen wir mal, ob meine Liebe zu Disney erst wirklich ab den 80ern beginnt, oder ob ein paar der älteren Animationsklassiker aus Kindertagen mich doch auch heute noch überzeugen können.

    Die Liste auf Seite 1 des Threads hab ich übrigens geupdated mit den letzten paar Erwerbungen oder nicht verfügbaren aber erwünschten Erweiterungen

  9. #9
    Ich wollte Fantasia und Pinocchio wirklich mögen, auch weil ich dann endlich was aus den 40ern gehabt hätte, aber es ging nicht. Glücklicherweise passierte das Folgende...

    "Rehabilitation of Disney Animation" (Part 2)


    Fantasia 2000 (1999)
    Ich weiß, gehört hier durch das Erscheinungsjahr normalerweise nicht rein, aber der Vollständigkeit halber mach ich ne Ausnahme -_^ Fand ich viel besser als der erste. Blasphemie? Egal! Der Film war kurzweiliger, dynamischer, temporeicher, abwechslungsreicher, farbenfroher, die einzelnen Segmente (zumindest gefühlt) kürzer... Die verschiedenen Promis sind auch nicht ganz so nervig wie ein einzelner Typ, der durchs Konzert führt (Steve Martin hätte ich die ganze Laufzeit hindurch nämlich nicht ausgehalten). Die Animationen wurden außerdem besser auf die Musik abgestimmt und es gab insgesamt mehr Bombast. Am besten gefallen hat mir glaub ich der Teil mit Donald und der Arche Aber das letzte Stück war auch toll. Wenn das nochmal so werden würde, hätte ich nichts gegen eine Fortführung ^^ Wird wahrscheinlich aber nicht passieren, weil der Erfolg ausblieb.


    Peter Pan (1953)
    Hach, herrlich. Das hatte ich schon nicht mehr zu hoffen gewagt. Wollte den schon länger nochmal gucken, aber Freunde von mir immer so "Nee, Peter Pan ist soo lästig!", weshalb ich was anderem aus dem selben Hause den Vorzug gab. Hatte aber doch den richtigen Riecher. Das einzige, was vielleicht nicht so gut gelungen ist, wäre die not-so-politically-correct-anymore überzogene Klischee-Darstellung der Indianer (inklusive dem Song "Warum ist die Rothaut rot?"). Davon abgesehen wunderbares Abenteuerfeeling, verspielte Charaktere, schönes Charakterdesign, unterhaltsamer Bösewicht, nicht zu viel und nicht zu wenig Slapstick/Humor, und jede Menge Platz um tiefgründigere Dinge in die angerissenen Themen und Verhaltensweisen hineinzudenken. Da ich in letzter Zeit mehrere Adaptionen des Stoffes gesehen habe (darunter die Stummfilm-Fassung von 1924), muss ich an dieser Stelle doch nochmal betonen, dass die Disney-Version gewiss eine der besten Umsetzungen von Peter Pan ist, wenn nicht sogar die beste schlechthin. Pluspunkte gibts noch oben drauf dafür, dass die Musikstücke nicht so brutal in-ya-face gehauen oder überall hingepackt werden, wo sie im Grunde nicht nötig sind, wie in anderen und vor allem den späteren Broadway-Style Disneyfilmen (*hust* Frozen *hust*). Das hat richtig Spaß gemacht und wird auf jeden Fall noch auf BD besorgt


    Das Dschungelbuch (1967)
    Auch dieser war sehr gelungen und noch so, wie ich ihn aus dem Kino-Re-Release in Erinnerung hatte. Feiner Nostalgie-Trip mit den ganzen Songs, die ich ausnahmsweise alle noch gut kannte und die auch eingängiger und herziger sind als der durchorganisierte Studio-Kommerz-Pop der heutigen Titel. Der ganze Film wirkt einfach ehrlich und ist eine runde Sache. Das Ende mag ich bis heute ^^ Baloo und Bagheera sind tolle Identifikationsfiguren und Sympathieträger, zumindest für die älteren Zuschauer. In jungen Jahren hab ich vermutlich mehr Mowglis Perspektive verfolgt. Ein wenig überrascht war ich davon, wie antiklimaktisch und kurz der Kampf gegen Shere Khan doch eigentlich war. Das erschien mir als Kind wahnsinnig spannend und fesselnd - da kann man mal sehen, wie sehr sich die Wahrnehmung verschiebt. Hehe, und die Hypnoseversuche der Schlange Kaa, oder die exerzierenden Elefanten, oder King Louie in der Ruinenstadt... Das Setting mit den malerischen Urwaldhintergründen weiß ich inzwischen viel stärker zu schätzen


    Ehre also gerettet. Hmm. Trotzdem ist mir irgendwie aufgefallen, dass ich mit Disneyfilmen mit Menschen oder zumindest sehr menschenähnlichen Charakteren in zentraler Position der Handlung meist weit mehr anfangen kann als mit den vermenschlichten Tieren. Und ich mag keine Hunde. Die Disney Animation Studios haben zu viele Filme hervorgebracht, in denen es um Hunde geht

  10. #10
    Revenge of the classic Disney Flick (Part 3)


    Bambi (1942)
    War ja ganz süß, aber ist mir dann doch etwas zu kitschig. Der Film hat fast keine Handlung. Oder besser gesagt, dafür, dass er die Lebensgeschichte der tierischen Hauptfigur erzählen und den Kreislauf des Lebens illustrieren will, passiert mir viel zu wenig, sodass die Geschichte fast wie in einem Fast-Forward-Modus erzählt und ansonsten nur aus den whimsical misadventures der Waldbewohner konstituiert wird. Das hat "Der König der Löwen" später alles tausendmal eindrucksvoller hingekriegt. Fun Fact am Rande: Jahrzehntelang war mir nie ganz klar, dass Bambi männlich ist


    Cinderella (1950)
    Ugh, sorry, ich fand den wirklich schwach. Erstmal hatte ich vor allem das Märchen erwartet, und keinen Film, der sich zur Hälfte mehr wie "Tom & Jerry" anfühlt! Sidekicks und Comic Relief schön und gut, doch mit den Mäusen und der Katze haben sie sich definitiv zu lange aufgehalten. Von den nervtötenden Stimmen der Mäuse fang ich besser gar nicht erst an. Alles andere folgt den alten Klischees, ohne dem eine besondere, eigene Note zu geben, aber ist gleichzeitig natürlich Opfer von früherer Disney-Weichspülung, damits auch familienfreundlich bleibt. Heh, mit dem Ende der Vorlage bzw. dessen geradezu sadistischer Genugtuung wäre der Film doch noch ganz unterhaltsam gewesen, schade. Auch in Sachen Animation und Stil hat man vor und ganz gewiss nach Cinderella schon besseres aus dem Hause Disney gesehen - vermutlich war es Absicht der Macher, aber ich war überrascht, wie steril, detailarm und lieblos die Umgebungen und Figuren aussehen. Da bevorzuge ich dann doch eindeutig Dornröschen, wenn schon gute Feen, Prinz und Prinzessin sowie Königreiche obligatorisch sind. Letzterer Film beschäftigte sich zwar auch zu viel mit seinen drei magischen Paten, aber sah durch seinen eigenständigen Märchenbuch-Look richtig gut aus und hatte natürlich den allseits bekannten Bad-Ass-Bösewicht durch Maleficent. Davon kann Cinderella nur träumen. Für mich heute überhaupt nicht mehr genießbar.


    Die Hexe und der Zauberer /The Sword in the Stone (1963)
    Der deutsche Titel ist mal wieder schlecht gewählt, taucht die Hexe aus dem Titel doch erst im letzten Viertel des Films auf (diesbezüglich ist der Originalname aber auch nicht viel besser). Der berühmte Verwandlungskampf wurde von Disney freizügig aus Lotte Reinigers Prinz Achmed (1926) übernommen, aber verstehen wir das mal als gut gemeinte Hommage und nicht als Plagiat. Hmm. Ansonsten war das hier leider auch nicht mein Bier, wobei ich mir das schon gedacht habe, weil ich den Film wenigstens teilweise noch aus der Erinnerung kannte. Sympathieboni gibts von mir für das vielversprechende Setting in den Dunklen Jahrhunderten bzw. England und die Artus-Sage.
    Woran das Werk imho scheitert, ist seine Unterambitioniertheit, obgleich das vielleicht weitgehend daran liegen mag, dass es eine Literaturverfilmung ist, die sich nur an die Vorgaben hält. Jedenfalls hab ich, wenn ich Namen wie Merlin oder König Arthur höre, Geschichten von epischer Größe im Sinn. "Die Hexe und der Zauberer" dagegen bleibt total am Boden, dreht sein eigenes kleines Ding und ist mehr eine stark mit Slapstick angereicherte Komödie. Das kann ganz lustig sein, zumal es den Werdegang des späteren Königs beleuchtet, aber ist über weite Strecken auch ein bisschen langweilig (speziell im Vergleich zu anderen Disney-Klassikern), weil es keinen umfassenden, einrahmenden Konflikt und damit auch keinen Spannungsbogen im traditionellen Sinne gibt. Ja, die Handlung ist sogar episodisch aufgebaut und wäre meiner Meinung nach viel besser für eine TV-Serie geeignet gewesen. So wie es steht, sehe ich nur viel verschwendetes Potential, gerade in Bezug auf die beiden doch sehr sympathischen und gut getroffenen Hauptfiguren (Merlin und sein Schüler).
    Animationstechnisch siehts auch eher ambivalent aus. Ich mag einerseits den etwas rauheren Stil mit weniger präzise umrandeten Zeichnungen, den man wenig später auch im Dschungelbuch fand. Andererseits fällt diesmal die Wiederverwendung von Material, das erst wenige Minuten zuvor gezeigt wurde, sehr negativ auf. Die Kids bemerken das vielleicht nicht als Zuschauer, aber unsereins schon. Da staunt Arthur zweimal identisch, der Ritter isst die gleiche Hähnchenkeule noch einmal usw. Das ist schon enttäuschend, wenn Disney, die in dieser Zeit doch eigentlich als die Könige der Animation galten, zu Copy & Paste greifen.
    Nachtrag: Fast hätte ichs vergessen. Noch einen speziellen Minuspunkt gibts von mir als Geschi-Enthusiast dafür, dass der Film dazu beiträgt, den Irrtum zu verbreiten, die Menschen im Mittelalter hätten geglaubt, die Erde sei flach /eine Scheibe (was totaler Unfug ist). Zeugt nicht gerade von Intelligenz oder angemessener Recherche seitens der Produzenten, das Klischee hier so prominent vertreten zu bedienen. Hätte der Story auch nicht geschadet, wenn sie diesen kleinen Part einfach weggelassen hätten.

    Geändert von Enkidu (09.11.2015 um 01:32 Uhr)

  11. #11
    Wir haben kürzlich im Seminar Metropolis besprochen, den ich persönlich immer einen ausgezeichneten Film trotz seines Alters fand. Es ging nicht um den Film en detail sondern den Aspekt künstliche Menschen. Allerdings ist die Plenumsdiskussion im Nachhinein etwas abgedriftet. Angeblich, was mir bis dato nicht so klar war, gilt der Film als protofaschistisches Machwerk. Meine jetzt erfolgte Recherche fand dafür zwar lautstarke aber kaum objektive Quellen, die dieser unsäglichen Logik der Rückprojektion späteren historischen Wissens folgen.

    Bemängelt wurde uA die Absage an den Klassenkampf sondern eine evolutionäre Verbindung beider Seiten auch in völliger Missachtung der damals aktuellen gesellschaftlich-politischen Debatte einerseits als auch eben auch der Möglichkeiten der Arbeiterklasser andererseits. also ich fand das alles schon sehr abstrus.

    Was mich daran jetzt eigentlich so beschäftigt, unabhängig von der Tatsache, dass ich das noch nicht wusste, war dann die Reaktion der Leute, die den Film gar nicht kannten und die in Gesprächen nach der Sitzung erkennen ließen, dass die Meinung dieser Leute ihnen den Genuss wohl in Zukunft verdorben hätte; außerdem dass diese Meinung eben unkritisch übernommen wurde, obwohl ich gerade nicht die Einschätzung teilen würde, dass wir jetzt alle protofaschistisch sind, obwohl der Klassenkampf ideologisch vom Tisch ist.


    Da wird ein guter Film kaputt gemacht und niemand wagte zu widersprechen

  12. #12
    Zitat Zitat von KingPaddy Beitrag anzeigen
    Angeblich, was mir bis dato nicht so klar war, gilt der Film als protofaschistisches Machwerk. Meine jetzt erfolgte Recherche fand dafür zwar lautstarke aber kaum objektive Quellen, die dieser unsäglichen Logik der Rückprojektion späteren historischen Wissens folgen.

    Bemängelt wurde uA die Absage an den Klassenkampf sondern eine evolutionäre Verbindung beider Seiten auch in völliger Missachtung der damals aktuellen gesellschaftlich-politischen Debatte einerseits als auch eben auch der Möglichkeiten der Arbeiterklasser andererseits. also ich fand das alles schon sehr abstrus.
    Jopp, hab ich auch schonmal was von gelesen (in Rotwang will mancher die Karikatur eines Juden gesehen haben ), aber finde ich genau wie du völlig an den Haaren herbeigezogen und überinterpretiert, und bin mir außerdem ziemlich sicher, dass solche Ansichten mindestens höchst umstritten sind. Die eigentliche Message von Metropolis ist herzlich simpel (um nicht zu sagen kitschig) und wird dem Zuschauer auf dem Silbertablett serviert bzw. direkt gesagt: "Mittler zwischen Hirn und Händen muss das Herz sein." There's not that much more to it.

    Das mit den bekloppten oder zumindest viel zu weit gehenden Meinungen zum Film ist insbesondere durch die von dir bereits erwähnte historische Rückprojektion problematisch. Und sei dir gewiss: Das geht nicht nur Metropolis so, sondern gilt für einen Großteil aller Werke des deutschen Kinos und Expressionismus der Weimarer Zeit /den 20ern, in unterschiedlicher Intensität. Das Cabinet des Dr. Caligari kann davon ein Lied singen (Siegfried Kracauer: "From Caligari to Hitler"). Denn selbst wenn den Filmen positiv unterstellt wird, dass die Macher sich bewusst kritisch mit Autorität oder aufkommendem radikalen Gedankengut auseinandersetzten, werden die Arbeiten unverdient auf dieses eine Thema reduziert.
    Dass bei einer so einseitigen Auslegungsrichtung viel von den Qualitäten des eigentlichen Kunstwerkes völlig auf der Strecke bleibt, steht außer Frage und ist traurig. So etwas kann einem wirklich die Lust daran verderben, aber ich würde mich davon nie entmutigen lassen. Es gibt immer wieder neue Generationen von jungen Filminteressierten (auch international), die diese Klassiker und oft Meisterwerke unvoreingenommen sehen, so wie sie wahrscheinlich ursprünglich gedacht waren, ohne dass gleich irgendwelche abwegigen Assoziationen aufkommen oder im Wege stehen würden. Und wenn man die meisten davon nachträglich auf solche Dinge anspricht, finden sie das entweder genauso abstrus wie wir, oder sind an diesen zu häufig in Rückschau konstruierten Facetten weit weniger interessiert als an dem Film an sich, der Story, den handwerklichen Details und dem großen Einfluss auf spätere Errungenschaften des Mediums. Jedenfalls lese ich das aus diversen Reviews und Kommentaren zu diesen Filmen heraus.

    Auch wenn sich ein paar Forscher in der Vergangenheit sehr weitgehende Gedanken dazu gemacht haben, die manchmal mehr Beachtung erhielten als reputierlich war, kommt mir persönlich das ungefähr genauso sinnig vor, als würde man alle Hollywood-Filme der Nuller Jahre als Kommentar zu oder unter ideologischem Einfluss der Bush Administration begreifen und deuten >_> (und ja, solche Leute gibt es, aber die werden glücklicherweise nicht weiter beachtet).

    Der Reputation scheint es im Laufe der Jahrzehnte jedenfalls nicht geschadet zu haben (siehe zum Beispiel nur mal die IMDb-Wertungen), was ich sehr beruhigend finde. Allgemein werden Filme wie Metropolis als bedeutende und wegweisende Klassiker geschätzt und das Thema eines angeblich vorweggenommenen Nationalsozialismus allenfalls als Randnotiz erwähnt.
    Zitat Zitat
    Was mich daran jetzt eigentlich so beschäftigt, unabhängig von der Tatsache, dass ich das noch nicht wusste, war dann die Reaktion der Leute, die den Film gar nicht kannten und die in Gesprächen nach der Sitzung erkennen ließen, dass die Meinung dieser Leute ihnen den Genuss wohl in Zukunft verdorben hätte; außerdem dass diese Meinung eben unkritisch übernommen wurde, obwohl ich gerade nicht die Einschätzung teilen würde, dass wir jetzt alle protofaschistisch sind, obwohl der Klassenkampf ideologisch vom Tisch ist.

    Da wird ein guter Film kaputt gemacht und niemand wagte zu widersprechen
    Warum hast du dich nicht eingeschaltet :-/? Okay, wenn man von den Hintergründen vorher noch nichts wusste, ist das natürlich schwierig bis unmöglich. Vielleicht hätte man deren Verständnis irgendwie relativieren können. Aber ich finde es auf jeden Fall auch sehr schade, dass anscheinend keine ausgewogene Disputation stattfand, in der genauso auf anderslautende Standpunkte hingewiesen wird. Erschreckend, dass die Leute das so unreflektiert geschluckt haben, ohne zu hinterfragen >_<

  13. #13
    Sabata /Ehi amico... c'è Sabata. Hai chiuso! (1969)
    Geht so. Lee Van Cleef ist immer charismatisch unterhaltsam, diesmal war mir die Darstellung seiner Figur aber irgendwie zu überlegen für meinen Geschmack. Hab kein Problem damit, wenn der Protagonist alle Fäden in der Hand hält und die Leute gegeneinander ausspielt, aber das sollte niemals so weit gehen, dass man das Gefühl bekommt, er sei nie wirklich in Gefahr. Die ausgefallenen Sidekicks für den Helden waren mal was anderes, ebenso der Rivale Banjo. Diese gaben dem Film aber auch einen Anflug von Albernheit und Comedy. So richtig ernst schien sich die Geschichte nicht immer zu nehmen, und manche Abschnitte der Handlung plätscherten zu sehr vor sich hin.
    Ich finds kurios, wie sehr Sabata deshalb von meiner Erwartungshaltung abwich. Verglichen mit dem, was ich hier sonst schon so an Italowestern behandelt habe, war das hier noch relativ familienfreundlich und ulkig. Hatte mir was erhofft, das ein bisschen edgier ist. Der Film versuchte sich imho tonal an etwas Ähnlichem wie vier Jahre später der deutlich bessere "Mein Name ist Nobody". Letzterer funktionierte auch deshalb so gut, weil die Hauptfigur das Geschehen mit seinen flotten Sprüchen untermalte und die Interaktion zwischen ihr und anderen so viel Spaß machte. Das Paradoxe bei Sabata ist nun, dass zwar vergleichbar augenzwinkernd verfahren wird, aber der Titelheld im Gegensatz zu Nobody ein ziemlich stiller und geradliniger Typ ist. Naja.
    Musik war nicht der Rede wert. Bonuspunkte gibts aber für die schönen technischen Spielsachen bzw. getarnten Waffen. Pistole in Tasche mit Zugband eingebaut, Mini-Revolver in Schaft von Revolver (ich bezweifle, dass so etwas damals in der Größe machbar war, aber egal weil abgefahren), Kombination aus Gewehr und Banjo...


    Chinatown (1974)
    Nein, meinen 74er Film habe ich hiermit nicht gefunden. Ist normal nicht so mein Genre, aber dachte ich versuch es mal, und tatsächlich zog mich die Story von Chinatown anfangs in ihren Bann. Wie der junge Privatdetektiv (Jack Nicholson) immer tiefer in das Gewirr aus Lügen und Vertuschung gerät und dabei diverse Geheimnisse aufdeckt. Aber diese Begeisterung ließ etwa ab der Hälfte nach und das Ende empfand ich als höchst unbefriedigend, weil da irgendwie der Pay-off und ein richtiger Schluss fehlte. Dachte außerdem, die Handlung würde noch ein paar mehr Überraschungen bereit halten, aber die Inzest-Sache war dann im Grunde schon der große Haken. Sehr schade. An sich mag ich im Grunde viele Elemente aus dem Film Noir /Neo-Noir Stil bzw. solche rauchigen Detektivgeschichten, aber Chinatown erschien mir nicht so richtig rund. Jemand sollte diese Tropes und Themen auch heute öfters mal wieder mit ein bisschen gut platzierter Action und gerne auch genreübergreifend mit Science Fiction Kram verbinden, ist bis jetzt fast immer nur Gutes bei rumgekommen.

  14. #14
    Der Gehetzte der Sierra Madre /La resa dei conti (1966)
    Soll einer der besten Non-Leone-Spaghettiwestern sein. Hat mir auch gefallen. Lee Van Cleef spielt eine Art Kopfgeldjäger mit politischen Ambitionen, der hinter einem Mexikaner und angeblichen Vergewaltiger und Kindsmörder her ist. Im Zuge der Jagd mit ihren Höhen und Tiefen - der Gesuchte kann immer wieder entwischen - kommen dem unerbittlichen Verfolger langsam Bedenken. Alles gipfelt in einem recht ansehnlich stylishen Showdown am Ende (vgl. Bedeutung Originaltitel sowie englische Version) vor natürlich-steiniger Kulisse, der ganz anders läuft, als man anfangs noch gedacht hätte. Musik von Meister Morricone, need I say more?


    Der Tod ritt dienstags /I giorni dell'ira (1967)
    Was für ein blöder Titel, der nichts mit dem Film zu tun hat. Da finde ich den englischen Namen "Day of Anger", im Großen und Ganzen die korrekte Übersetzung des Originaltitels, viel passender. Die Geschichte wie gewohnt eher einfach gestrickt, aber nicht ohne Reiz. Alternder Revolverheld, den ich jetzt der Einfachheit halber mal Lee Van Cleef nenne, kommt in eine Stadt und nimmt einen jungen, mittellosen Mann unter seine Fittiche, der von den fiesen Stadtbewohnern immer nur schikaniert worden ist. Letzterer eifert seinem Vorbild nach, begleitet ihn und nimmt einige wertvolle Lektionen mit. Durch einige Wendungen kehrt der Revolverheld in den Ort zurück und gewinnt dort an Macht. Doch so langsam scheint der Schüler den Meister zu überflügeln...
    Film war gut. Am Anfang war ich noch nicht so überzeugt, aber im Laufe der Zeit wirds immer interessanter und spannender. Gerade das Zusammenspiel der beiden Hauptfiguren macht den Kern des Films und der Erzählung aus. Der junge Mann macht in der Laufzeit von nur anderthalb Stunden eine nennenswerte Entwicklung durch und wir als Publikum hinterfragen mehr als einmal die Motive der Charaktere. Der von Lee Van Cleef gespielte Kerl zum Beispiel wirkt anfangs total sympathisch, weil er den Jungen in Schutz nimmt, aber nach und nach, vor allem wenn die Bürger auf letzteren einreden, er solle gegen seinen Mentor vorgehen, kommen einem Zweifel.
    Der Soundtrack ist auch nicht übel, obwohl Morricone ausnahmsweise mal nicht seine fähigen Finger im Spiel hatte :P Hier noch der old-school Trailer, falls es jemanden interessiert.


    Keoma aka "Keoma - Melodie des Sterbens", "Keoma - Melodie des Todes", "Keoma - Ein Mann wie ein Tornado" oder "Django rides again" (1976)
    Okay, ich bin offiziell beeindruckt. Einer der letzten, späten Italowestern und mit Franco Nero (der Original-Django) in der Hauptrolle. Aber meine Güte, der Film ist der Inbegriff von experimentell und innovativ, wenigstens auf dieses Genre bezogen, und technisch, handwerklich und erzählerisch höchst ungewöhnlich, interessant und in manchen Aspekten überdurchschnittlich gut. Meine jetzt gar nicht so sehr die Geschichte an sich, die ist eher simpel: Zotteliges Halbblut Keoma, einst einziger Überlebender eines Massakers und von einem Weißen adoptiert, kommt aus dem Bürgerkrieg zurück und findet seine Heimatstadt von einem einflussreichen Gauner terrorisiert und von einer Pockenepidemie heimgesucht wieder. Außerdem sind da noch seine drei "Brüder", die ihn abgrundtief wegen Daddy-Issues hassen. Keoma hilft einer hochschwangeren Frau und räumt im Ort auf, klappt aber nicht alles so optimal.
    Was diesen Film aber aus der Masse heraushebt ist das Wie, die Art der Umsetzung. Da werden so viele Ideen eingesetzt und kombiniert, wie man es sonst nie erlebt hat. Zumindest fällt mir kein vergleichbarer Film ein. Zunächst einmal: Rückblenden zur Kindheit der Hauptfigur, die ohne Cut (!) fließend mit dem eigentlichen Geschehen verbunden sind (in einer Szene beobachtet Keoma sein jüngeres Ich). Echt cool gemacht, manchmal einfach mit einem Kameraschwenk. Überhaupt tolle Kamerafahrten, die man in der Form nicht so häufig sieht. Dann Zeitlupe abwechselnd mit normal laufenden Szenen bei den Actionsequenzen bzw. Todeseinstellungen.
    Dann ausgefallene Perspektiven: am Schießstand beobachten wir Keoma und Vater von der Rückseite der Zielscheibe, erst durch die Treffer und Einschusslöcher wird die Sicht für den Zuschauer frei. Oder wenn der Protagonist die vier Fieslinge, die er gleich niederballern wird, mit den Fingern verdeckt und dann runterzählt. Außerdem die Bildkomposition. Standardmäßig werden wichtige Elemente ja in die Bildmitte gesetzt, Regisseur Enzo G. Castellari verfrachtet sie in vielen Einstellungen an die Ränder. Der Look hat darüber hinaus etwas Postapokalyptisches an sich und in der Stadt weht ständig ein staubiger Wind oder es stürmt.
    Erzählerisch ist das auch alles andere als normal. Eine alte Frau, die einen Handkarren mit Kram zieht, taucht immer wieder als personifizierter Tod und eben als Keomas Begleitung auf, unterhält sich auch kurz mit ihm. Man kann nicht genau sagen, ob sie nur seine Einbildung ist oder auch von anderen wahrgenommen wird, aber das alleine ist schon eine geniale Idee. Ferner ist da noch der Soundtrack, der fast komplett aus Gesang besteht, so richtig mit Lyrics. Die Texte besingen, meistens mit melancholisch-klagender Frauenstimme, begleitet von Akustikgitarre, mehr oder weniger das aktuelle Filmgeschehen. Eigentlich nicht unbedingt mein Geschmack, aber ich weiß es zu schätzen für den Beitrag zur Stimmung.
    Die ganze Atmosphäre hat durch die oben erwähnten Dinge was von tragischem Traum und mystischer Vision. Aber egal was man vom eigentlichen Inhalt denken mag (da gab es schon weitaus Besseres), filmisch und narrativ ist das ein Meisterwerk und sollte auf entsprechenden Schulen analysiert und auseinandergenommen werden. Wird es vermutlich auch, aber ich finde es seltsam, dass man kaum etwas von Keoma hört. Die Kritiken waren/sind zwar positiv, aber nicht unbedingt enthusiastisch. So nach dem Motto "Gut gemachter, später Italowestern". Imho verdient das Teil mehr Aufmerksamkeit und Anerkennung als das. In Deutschland gibt es nichtmal eine Blu-ray, da müsste man schon zum Spanien-Import greifen. Dadurch, dass der Film damals für die hiesigen Märkte brutalst zusammengekürzt wurde, gibt es in der ungeschnittenen Version viele Szenen, für die keine deutsche Synchronisation vorliegt, sodass der Ton auf der DVD zwischendurch immer mal wieder kurz ins Englische wechselt. Ist als Notlösung aber okay so.
    Also falls sich wer für das Medium Film an sich interessiert und Keoma noch nicht kennt, dem möchte ich dringend ans Herz legen, da mal reinzuschauen.

  15. #15
    Der Schatz der Sierra Madre /The Treasure of the Sierra Madre (1948)
    Abenteuerfilm über drei abgebrannte Amis, zwei junge und ein erfahrener alter, die 1925 in Mexiko nach Gold graben wollen. Gilt als Abenteuer-Genreklassiker, aber wie so oft erhoffte ich mir mehr davon. Der Anfang war etwas lahm, dauerte lange bis die wirklich mal loslegen. Das Setting später dank Originalschauplätzen in der Wildnis sehr schön, nur schade dass der Film nicht in Farbe war (was zu der Zeit durchaus machbar gewesen wäre). Aber die Handlung, die Charaktere... Ich weiß auch nicht. Fand ich sehr unbefriedigend. Hatte mehr von Drama als von Abenteuer, denn eine der drei Hauptfiguren, im Grunde DIE Hauptfigur da von Humphrey Bogart gespielt, verfällt dem Goldrausch und wird wahnsinnig. Verfolgungswahn, Gier, Misstrauen, das volle Programm. Damals war der Trope sicher noch nicht so ausgelutscht, aber najo, kennt man inzwischen halt schon tausendfach. Wenn sich sowieso fast alles nur um diese drei dreht, dann fänd ich die wenigstens gerne sympathisch und interessant. War aber nicht der Fall, eventuell abgesehen von Curtin (Tim Holt). Immerhin: Ein Texaner, der ihnen auf die Schliche kommt und mitmischen will, sowie eine gefährliche Banditenbande potenzieren die Probleme für die Protagonisten. Letztenendes fehlte mir auch eine weibliche Rolle - in dem Film gibt es (abseits von ein paar Statisten) gar keine Frauen.
    Ich hasse es, wenn man am Ende von solchen Geschichten das Gefühl hat, dass alles umsonst gewesen ist. Versteht mich nicht falsch. Brauche kein klischeehaftes Happy Ending. Aber der Schatz komplett futsch, Goldsand in alle Winde verstreut und der Hauptcharakter beiläufig im letzten Viertel von den Banditen geköpft (!), das ist irgendwie so negativ und zynisch.


    Il mercenario (1968)
    Typischer Zapata Western. Franko Nero spielt einen manipulativen polnischen Söldner, der bei mexikanischen Revolutionstruppen mitmischt. War ganz okay. Vor allem das Hin und Her zwischen den beiden Helden war sehens- und der Soundtrack von Morricone hörenswert (besonders dieses berühmte Stück, erst recht ab 2:00, das Tarantino mal wieder auch für seine Filme entwendet hat). Jedoch gibts einen ähnlichen Knackpunkt wie bei dem obenstehenden Film. Zwar ist der Revolutionsführer Paco Roman (Tony Musante) unterhaltsam und locker, aber die Titelfigur kommt dagegen zum Teil rüber wie ein geldgieriger und total überheblicher Mistkerl (imho nicht auf die angenehme Art, wie bei so vielen anderen Western-Antihelden). Fands in dem Zusammenhang auch seltsam, wie lange sich Paco vom Söldner herumkommandieren lässt, letzterer hatte immer die Zügel in der Hand. Darüber hinaus kann der Kunstgriff mit der Erzählung in Rückblende, die im letzten Drittel des Films eingeholt wird, nicht darüber hinwegtäuschen, dass die Handlung enorm schlicht aufgebaut ist und kaum irgendwelche spannenden Wendungen und Überraschungen bietet. Kann man sich angucken, muss man aber nicht.

    Geändert von Enkidu (02.05.2016 um 19:29 Uhr)

  16. #16
    Sacramento /Ride the High Country (1962)
    Langeweile pur. Die Landschaften und das Mädel waren ganz nett. Ansonsten passiert dort erstaunlich wenig von Belang in erschreckend gemächlichem Tempo. Für mich bleibt es dabei: Die einzigen, die richtig vernünftige Western machen können /konnten, sind Italiener und Clint Eastwood.


    Außerdem hab ich noch Tombstone (1993) sowie Silverado (1985) gesehen, auch wenn die zeitlich ein bisschen zu jung für diesen Thread sind, weshalb ich mich damit nicht allzu umfassend aufhalten möchte. Waren beide recht sehenswert, kann aber gar nicht sagen, welchen ich besser fand, weil sie inhaltlich und stilistisch doch ziemlich verschieden sind. Kurioserweise schien mir der aus den 80ern mehr ein 90er Film zu sein, und der aus den 90ern mehr ein Werk der 80er. Keine Ahnung woran das lag. In beiden spielen viele Darsteller mit, mit denen ich mehr oder weniger aufgewachsen bin (Kurt Russell, Val Kilmer, Sam Elliott, Michael Biehn uvm. in Tombstone; Kevin Kline, Kevin Costner, Danny Glover, Jeff Goldblum uvm. in Silverado), einige davon nach wie vor aktiv. Beide besitzen einen durchaus guten, von Bruce Broughton komponierten Soundtrack.
    Tombstone hatte das Problem eines viel zu langen Drehbuchs, das massiv gekürzt werden musste, was man im fertigen Film leider sieht, bei dem das letzte Drittel fast so wirkt, als hätte jemand auf die Vorspultaste gedrückt (quasi wie eine Zusammenfassung mit Lücken). Überhaupt massig Charaktere, die auftauchen aber kaum eine Rolle spielen oder mal ausgebaut werden. Auch war man bei der Gestaltung der Handlung natürlich nicht so frei, da die Geschichte auf historischen Ereignissen beruht (Namen wie Wyatt Earp oder Doc Holliday hat manch einer selbst hierzulande bestimmt schonmal gehört). Gab vielleicht dadurch bedingt schon ein paar Durststrecken, die ich nur wenig interessant fand. Andererseits gibt es da diese Epic Scene of Awesome Kick-Assery, die alleine für viele Schwächen entschuldigt NOOO. NO... NO. Und dann der Dialog am Ende davon, der auch auf deutsch sehr cool kommt (Verbündeter: "Wenn das meine Brüder gewesen wären, würde ich mich auch rächen wollen." Doc: "Oh, täusche dich nicht. Es geht ihm nicht um Rache. Das ist das Jüngste Gericht!" ). Sind noch viele weitere schöne One-Liner drin.
    Hauptmakel bei Silverado ist der schwache Fokus, besonders zu Beginn. Die relativ einfache Geschichte, die der Film eigentlich erzählen möchte, wird unnötig kompliziert rübergebracht. Hinzu kommt, dass Regisseur und Drehbuchautor Kasdan (Star Wars Episode V, VI, VII, Indiana Jones) zwar mit wunderbar eingängigen Motiven und Situationen bzw. Klischees das Western-Genre wiederzubeleben versucht, aber letztenendes gar nichts Neues auf den Tisch bringt. Hat man alles schon oft anderswo gesehen, und in vielen Fällen auch besser. Trotzdem war dies ein runderer Film insgesamt, und ich mochte die weitgehend sympathischen Hauptfiguren (abgesehen von Jake, gespielt von Costner, weil zu kindisch-albern, aber der war zumindest tolerierbar).


    Wenn ihr welche der hier behandelten Titel kennen solltet, scheut euch nicht, darüber zu schreiben - mich interessieren eure Eindrücke und ich tausche mich darüber gerne aus

    Geändert von Enkidu (06.05.2016 um 04:51 Uhr)

  17. #17
    Des Königs Admiral /Captain Horatio Hornblower R.N. (1951)
    Es war soo wundervoll! Genau das, was ich ständig suche und kaum finde. Der Film stand schon länger auf der Liste, aber hatte bisher nie die Gelegenheit, den zu gucken. Basiert auf einer elfteiligen Abenteuer-Buchreihe, die den Aufstieg und das Leben eines Mannes in der britischen Marine zur Zeit der Napoleonischen Kriege behandelt, vom jungen Kadett zum angesehenen Seeman und Kapitän bis hin zu Commodore und Konteradmiral. Der Film deckt mehr oder weniger die Story der Bände 6 bis 8 ab, habe ich gelesen. In den 2000ern erschien eine Fernsehfilm-Reihe (mit dem Mr. Fantastic Schauspieler aus den beiden ersten Fantastic Four Filmen in der Titelrolle), die mit diversen Abweichungen die Bücher 1 bis 3 zum Inhalt hat (wenn ich mich nicht irre) und auch recht beliebt ist. Zumindest nach chronologischer Reihenfolge. Um letztere soll es hier nicht gehen, wobei ich die vielleicht auch noch irgendwann gucke, weil ich grade angefixt bin.
    Hornblower ist im Prinzip wie ein Piratenfilm ohne Piraten. Erinnert an "Master & Commander", nur mit einem viel sympathischeren Protagonisten (gespielt von Gregory Peck) und epischeren Seeschlachten Die Handlung wirkt etwas episodisch, womit ich aber kein Problem habe. Anfangs hat Horatio eine geheime Mission in Mittelamerika, soll die Rebellion gegen die Spanier unterstützen. Für einen irren Diktator kapert er ein riesiges Schiff und übergibt es ihm, nur um wenig später zu erfahren, dass Spanien und England Frieden geschlossen haben und nun Verbündete sind - also muss das kürzlich aus der Hand gegebene und überlegene Kriegsschiff nun gejagt und eigenhändig zerstört werden. Das ist eine sehr realistische Wendung, die nicht oft in Filmen auftaucht, so sehr wie wir an Hollywoods Handlungsstrukturen gewöhnt sind - es kam häufig vor, dass Kriegsparteien in Übersee /auf anderen Kontinenten noch kämpften (und dabei zig Leute gestorben sind und Ressourcen verbraucht wurden), nur weil sie die Nachrichten der Beschlüsse aus der Heimat nicht schnell genug erreichten. Bei der Gelegenheit wird auch gleich die hübsche Aristokratin Lady Barbara (Virginia Mayo) an Bord gebracht, die den sonst so gefassten Kapitän aus dem Konzept bringt und ihm den Kopf verdreht. Zurück in Europa geht es dann direkt gegen die französische Flotte, und Hornblower muss mit einiger Cleverness aus der Gefangenschaft fliehen.
    Die Geschichte kommt mehr wie ein Abschnitt im Leben des Helden rüber. Man bekommt ein Gefühl dafür, dass da schon vorher was gelaufen ist und anschließend noch einige Abenteuer zu bestehen wären. Ist jetzt kein Cliffhanger Ending oder so, den Schluss fand ich sehr befriedigend, was bei den Filmen aus dieser Zeit mit ihren häufig minimalistisch kurzen Enden nicht selbstverständlich ist. Aber trotzdem schade, dass sie daraus nicht schon hier eine Reihe aufgebaut haben, denn dafür wäre es perfekt geeignet gewesen. Auch jetzt noch würde ich für sowas sofort ins Kino rennen. Die Hauptperson ist dabei zwar erfahren und wird meist als toll und überlegen charakterisiert, aber auch als menschlich. Hat dadurch eine besondere Wirkung, wenn die Schale aus nautischem Rang-Gehabe aufbricht und ein paar Unsicherheiten zum Vorschein kommen. Wundert mich nicht, dass Horatio Hornblower für Gene Roddenberry eine starke Inspiration gewesen ist, insbesondere als er die Star Trek Charaktere Captain Krik und Jean Luc Picard schuf. Auch für Nicholas Meyer waren die Geschichten und der Seefahrt-Stil ein gestalterischer Wegweiser (der uns ein paar der besten Filme jener Franchise beschert hat). Sogar die ersten paar Noten der Titelfanfare klingen gleich xD
    Nee, ehrlich. War ich begeistert von. Und wie so oft eine Schande, dass der Film keine Restauration in HD erfahren hat und folglich nicht auf Blu-ray erhältlich ist :-/ Der deutsche Titel ist übrigens mal wieder bescheuert - in der Story ist Hornblower gar kein Admiral, und andere Charaktere, auf die das eventuell zutreffen würde, spielen darin keine wesentliche Rolle, sodass es sich wohl kaum auf diese bezieht.


    Hier noch der Original-Trailer:


  18. #18
    Ivanhoe - Der schwarze Ritter /Ivanhoe (1952)
    Not bad. Entsprechend der Epoche der Filmgeschichte natürlich mit knallbuntem Technicolor-Overkill, aber das trägt zum Charme bei. Titelheld Ivanhoe (Robert Taylor) entdeckt, dass König Löwenherz nach der Rückkehr von den Kreuzzügen in Österreich gefangengehalten wird, aber der fiese Prinz John (Guy Rolfe), der in England regiert, wo Normannen und Angelsachsen aufeinander losgehen, das Lösegeld nicht bezahlen will. Mit Hilfe von einem gewissen Locksley (-_^) und einem einflussreichen, alten Juden namens Isaac samt hübscher Tochter Rebecca (Elizabeth Taylor) mit Begabung zur Heilerin will Ivanhoe die Kohle auftreiben, auch indem er an einem Turnier teilnimmt, und nebenbei noch ein paar Normannen platt macht. Dabei gibt es eine gewisse Konkurrenz zwischen Rebecca und Lady Rowena (Joan Fontaine), welche bei Ivanhoes Vater untergekommen ist, um die Gunst des Protagonisten. Die Love-Triangle bleibt oberflächlich genug, um nicht zu nerven (nicht dass so ein Konzept immer schlimm wäre, aber das kann sehr leicht daneben gehen). Der Leibeigene und anschließend Knappe Wamba, der hauptsächlich als Comic-Relief dient, hat mich da schon eher gestört. Andererseits tat er mir leid, als er plötzlich und nebensächlich gegrillt und gekillt wurde.
    Etwas zu viel war mir, dass es in der ersten Hälfte das Turnier gibt, und am Ende nochmal die Entscheidung am selben Ort mittels sehr ähnlich gestaltetem Zweikampf zu Pferde stattfindet. Hätte es wesentlich cooler gefunden, wenn sie den Schlusskampf einfach per Schwert und an einem anderen Ort ausgetragen hätten, egal wie sehr das von der Romanvorlage abgewichen wäre, aber man kann halt nicht alles haben. Zu dick aufgetragen erschien mir auch das Religionsgelaber über Christen und Juden, woran ständig erinnert wurde. Hat mir vom Abenteuerspaß abgelenkt, und nur recht wenig zur Handlung beigetragen. Außerdem war die Darstellung des Protagonisten meist etwas zu überlegen, stoisch und ernst, da wären ein paar lässigere Szenen gut gekommen, um ihn sympathischer zu machen. Aber dieses Eingenommen-sein vom Ehrgefühl gehört vermutlich zu dieser Art von Geschichte dazu. Richtig gefallen hat mir die Belagerung und Stürmung der Burg und die Gestaltung des Turniers. Trotz vieler Macken und ohne optimal gealtert zu sein, durchaus noch ein sympathischer Ritterfilm.


    Prinz Eisenherz /Prince Valiant (1954)
    Schwierig. Der Film hat keinen tollen Ruf aber trotzdem einige hartgesottene Fans. Beides kann ich irgendwie nachvollziehen, aber unterm Strich überwiegen für mich die negativen Punkte. Als da wären... Schwache schauspielerische Leistungen an jeder Ecke. Die Frisur von Hauptdarsteller Robert Wagner ist nur schwierig zu ertragen. Seriously. Die Handlung ist simpel und vorhersehbar, manchmal gar peinlich. Von Anfang an weiß man wer der schwarze Ritter ist, die Verdächtigung wird sogar lange vor der Enthüllung explizit erwähnt aber als Unsinn abgetan, und trotzdem will einem der Film das als Überraschung verkaufen, wenn später die Maske fällt (untermalt mit dem entsprechenden "Drama-Soundeffekt", das wirkte echt übertrieben klischeehaft und unfreiwillig komisch).
    Gibt noch viel mehr Stolperfallen darin. Die beiden weiblichen Figuren Prinzessin Aleta und Ilene waren übelst eindimensionale Pappkameraden. Das alleine wäre für den Jahrgang 1954 ja noch vertretbar gewesen, aber die dazugehörige Liebesgeschichte war nichtmal nachvollziehbar. Woher kamen da die einseitigen Gefühle? Von der fehlenden On-screen-Chemie ganz zu schweigen. Weil der Hauptcharakter eine Situation falsch deutet, versucht er Aleta, die eigentlich auf ihn steht, mit Sir Gawain zu verkuppeln. Der verliebt sich in sie, obwohl Ilene was von ihm will. Anstatt die Sache einfach mit zwei Sätzen aufzuklären, wozu es mehrmals genug Gelegenheit gab, droht den halben Film über die verhasste Liar-Reveal-Plotdevice. Irgendwann war man seelisch drauf vorbereitet, aber stattdessen wird das in die letzten 30 Filmsekunden gequetscht nach dem Motto "Och, das haben wir in deiner Abwesenheit schon untereinander geklärt. Alles easy in Wohlgefallen aufgelöst." Lazy Script.
    Der Fokus hat mir gefehlt, denn einerseits geht es um die Wikinger und Eisenherz' Familienehre, andererseits möchte er am Hof von König Arthur ein Ritter werden. Diese beiden Aspekte greifen aber nicht gut ineinander! Die Sache mit den Wikingern hielt ich längst für ein Stück unbedeutende Hintergrundexposition und für begraben, dabei kommt das im letzten Drittel nochmal wieder und alles dreht sich 25 Minuten oder so nur noch um den Angriff auf bzw. Befreiung aus der Wikingerfestung. Das ist quasi die große Szene des Films mit Action, Stunts und Feuer usw., und trotzdem fühlte es sich für mich an wie eine Art Sidequest. Zu dem Zeitpunkt wirkte Camelot schon lange wie die Haupthandlung, weshalb ich lieber wissen wollte, wie es dort weitergeht. Der Ortswechsel lenkte thematisch stark davon ab. Hätte man vorher mehr Wert auf den Wikingerkram gelegt, hätten sie das ausgleichen können, doch da waren die ersten paar Minuten des Films einfach nicht genug.
    Dann wäre da der Protagonist selbst, der bei der Action zwar halbwegs agil und aktiv bleibt, aber ungeheuerlich steif im Umgang mit anderen Figuren rüberkommt. Fast als hätte er irgendwie etwas von seiner sozialen Entwicklung versäumt :-/ Oh, und wo ich vorhin von den Wikingern schrieb: Die hatten keine gehörnten Helme, das ist ein Mythos und eine Erfindung aus alten Opern etc. >_> Ich meine, sicher, König Arthus ist selbst nur eine Sage mit keinem oder nur minimalstem historischen Hintergrund, von daher bin ich normalerweise dazu geneigt, über sowas hinwegzusehen, da es mehr Fantasy als Historienepos ist. Prinz Eisenherz basiert auf einem Comicstrip! Und dennoch frage ich mich - muss man damit so sehr übertreiben und diese Aspekte noch besonders betonen, indem jedem Wikinger ein Helm mit Riesenhörnern gegeben wird? Meh. In dem Film stecken bestimmt genug Ungenauigkeiten, um den Kopf eines jeden Geschichtslehrers zum Explodieren zu bringen ^^
    Ein paar gute Dinge retten den Film vor dem totalen Absturz. Ein Highlight war der finale Kampf zwischen Valiant und dem entlarvten Bösewicht im Saal der Tafelrunde. Ging zwar nur fünf Minuten aber hat gerockt, da spürte man die Energie dahinter. Die Sets und Landschaften gehen klar, wirkten schön kräftig und zum Teil märchenhaft mystisch. Mochte besonders die eher seltenen Szenen in der grünen Natur. Die Musik war angemessen pompös. Und so sehr der lange Abschnitt mit der Wikingerburg ablenken mag, auch das hat Spaß gemacht. Generell kommt im Film ein bisschen was von dieser angenehmen Swashbuckling-Atmosphäre rüber, nach der ich ständig suche. Guten Gewissens weiterempfehlen kann ich Prinz Eisenherz aber leider nicht.

  19. #19
    It's HAMMER time!


    Frankensteins Fluch /The Curse of Frankenstein (1957)



    Man merkt, es wird britisch. Auch wenn der Film in der Schweiz spielt, jetzt gibts mehr Kostüme, mehr Farbe und Edel-Style, aber dadurch leider auch kaum noch die Gothic-Atmosphäre, die das Original von Universal so toll machte. Diese klassischen Geschichten endlich in Farbe sehen zu können ist natürlich schon ein Riesensprung nach vorn, aber wie andere Werke jener Zeit hält sich Curse of Frankenstein diesbezüglich nicht zurück und macht einige Sets und Aufmachungen arg bunt. Die Geschichte ist im Wesentlichen altbekannt. Diesmal liegt der Fokus aber eindeutig auf Viktor Frankenstein selbst, aus dessen Perspektive die Geschichte erzählt wird - wirklich klasse gespielt von Peter Cushing - während das Monster, verkörpert von Christopher Lee, nur sehr wenig Screentime hat und sich äußerlich deutlich von Karloffs berühmter Version unterscheidet.
    Frankenstein ist jetzt um einiges verrückter, bringt auch aktiv Leute um, um seine wahnsinnigen, wissenschaftlich grenzwertigen Ziele zu erreichen und das perfekte Wesen mit entsprechenden Körperteilen zusammenzupuzzlen. Der Film ist auch sonst ekliger und verstörender, weil so viel mehr ins Detail gegangen wird. Kein übertriebenes Blood & Gore, aber irgendwie lebensnäher und dadurch glaubwürdiger. Aus heutiger Sicht erscheint die Fassung von 1931 stellenweise fast wie ein Cartoon, während die Hammer-Variante das Label "Horror" schon etwas eher verdient. Wir halten fest: Cushing war mal jung Gibt auch ein paar neue Charaktere, vor allem einen Privatlehrer namens Paul, der zuerst mit Viktor Frankenstein zusammenarbeitet, sich dann aber abwendet; Viktors Cousine, die in dem Anwesen einzieht und den Besessenen heiraten soll/möchte (Immer dieser Adel... Paul bleibt nur dort, um sie vor Viktors Wahnsinn zu beschützen), sowie eine Haushälterin, mit der Frankenstein ein Verhältnis hat. Das waren eigentlich auch schon alle, die von Bedeutung sind.
    Curse of Frankenstein fühlt sich aus zwei Gründen deutlich kleiner an als der Universal-Streifen, was sowohl Vorteile als auch Nachteile mit sich bringt. Einerseits weil es nur so wenige Charaktere gibt, was ich eigentlich voll in Ordnung finde, da es die bedrückende Atmosphäre effektiv unterstützt und auf jeden genauer eingegangen werden kann. Andererseits scheint die Welt an sich aber stark zusammengeschrumpft zu sein, fast die gesamte Handlung findet im und um das Anwesen des Protagonisten statt. Das heißt, diesmal leider keine Besuche in die Stadt, und auch kein Finale mit brennender Windmühle und Fackel-tragendem Mob, der Höhepunkt wurde stattdessen auf das Dach des Hauses verlegt :-/ Guter Film, teilweise angenehm verstörend, aber mit weniger erinnerungswürdigen Szenen. 6/10



    Frankensteins Rache /The Revenge of Frankenstein (1958)



    Eigentlich eine ganz passable Fortsetzung mit einem wie immer hervorragenden Peter Cushing, die genau dort weitermacht, wo der Vorgänger endete. Trotzdem hat mir hierbei irgendetwas eindeutig gefehlt, und ich glaube, das war das Monster als zentrales Element. Sicher gibt es auch diesmal wieder diverse abgeschnittene Gliedmaßen und Gehirntransplantationen bzw. Körpertausch, aber verglichen mit der Kreatur die wir in früheren Verfilmungen erlebt haben, bleibt der Betroffene hier erstaunlich normal, vor allem äußerlich. Sprechen ist auch kein Problem. Die Handlung ist einfach nicht mehr so wunderbar abgefahren und schauerlich, fühlt sich mehr an wie ein Drama über einen verrückten, ohne ethische Bedenken handelnden Arzt und seine Gehilfen, die versuchen, nicht aufzufallen. Gerade da, wo es gegen Ende zur Eskalation kommen soll, hab ich mich eher gelangweilt. Der Film zieht sich etwas und bringt kaum neue Ideen auf den Operationstisch. 5/10



    Frankensteins Ungeheuer /The Evil of Frankenstein (1964)



    Und das Kontinuitäts-Karussell dreht sich wieder >_> Dr. Frankenstein nach wie vor von Cushing gespielt, nach wie vor mit einem jüngeren Lehrling /Gehilfen namens Hans, aber tatsächlich ein völliges Reboot der Story. Fand nicht, dass das nötig war, denn auf das Ende vom letzten Teil hätte man wunderbar aufbauen können. Naja. Die beiden kehren in Frankensteins alte Heimatstadt zurück, wo er damals die Experimente durchführte. Zunächst dachte ich noch, es handle sich um ein Sequel, aber dann gibts eine lange Rückblende, die die Erweckung des Monsters und die ganze Vorgeschichte zeigt, und das läuft hier ganz anders ab als in der Version von Curse of Frankenstein. Auf einem Jahrmarkt treffen sie jedenfalls einen fiesen Bürgermeister und Polizeichef, aber auch ein taubstummes, rothaariges Bettler-Mädchen und einen Hypnose-Schausteller. Durch das Mädel finden sie auf der Flucht in einer Höhle später das eingefrorene Monster von einst wieder und nehmen beide mit auf Frankensteins altes, leerstehendes Anwesen. Als das Wiederbeleben der Kreatur nicht so klappt wie gewollt, versuchen sie es mit dem Hypnotiseur, aber der Plan geht nach hinten los: Das Wesen hört nur noch auf ihn.
    Ich muss sagen, dass mir der Film von den Hammer-Frankensteins bis jetzt am besten gefallen hat. Zwar ist er unangenehm langsam und gemächlich, aber die Atmosphäre ist ein wenig lockerer, die Charaktere sind viel bunter und interessanter, die durch sie vorangebrachte Handlung an einigen Stellen origineller, und vor allem sieht es wieder etwas stärker nach Gothic-Style aus, den ich in den beiden Teilen davor so vermisst habe. Die Ästhetik hat viel mehr mit den Universal-Filmen aus den 30ern gemein, was ich für eine gute Sache halte. Das trifft übrigens ebenso auf das Monster selbst zu. Es findet außerdem nicht alles auf engstem Raum statt, wir sehen ein paar abwechslungsreiche Orte und das Set von Frankensteins heruntergekommenem Schloss (Herrenhaus? Whatever...) ist ein fesselnder Anblick. Wenn es schon unbedingt ein Reboot sein musste, dann waren die Drehbuchautoren wenigstens clever genug, den semi-bekannten Standard-Kram in einen Flashback zu packen, anstatt alles wieder von vorne zu erzählen. 6/10



    Frankenstein schuf ein Weib /Frankenstein Created Woman (1967)



    WTF, jetzt wird's esoterisch o_Ô Frankenstein transplantiert nicht mehr einfach nur Gehirne, sondern jetzt auch die Seelen von Menschen, die er mit einer Maschine nach dem Tod festhalten und auf einen anderen Körper übertragen kann. Uhm, sure. Die Handlung ist diesmal etwas komplizierter zu erklären, ich versuchs trotzdem in Kurzform: Es geht gar nicht so sehr um den Baron und Doktor selbst, sondern um den jungen und unbeherrschten Hans (mussten sie die Figur schon wieder ausgerechnet Hans nennen? Das macht die Verwirrung perfekt!). Der ist der Sohn eines hingerichteten Mörders und in ein Mädchen namens Christina mit entstelltem Gesicht verliebt, und sie in ihn. Deren Vater, der etwas gegen die Beziehung hat, wird von drei jungen, reichen, unausstehlichen Missetätern und Unruhestiftern (erinnern irgendwie stark an Clockwork Orange), die davor besagte Christina belästigten, umgebracht.
    Unschuldig für das Verbrechen verurteilt wird jedoch Hans, den man auf der Guillotine einen Kopf kürzer macht. Christina sieht das zufällig und begeht Selbstmord. Erst hier kommen Frankenstein und ein örtlicher, gutmütiger aber naiver Arzt, der als sein Helfer agiert, wirklich aktiv ins Spiel. Der Baron fängt die Seele von Hans und steckt sie in Christinas Körper, die nebenbei auch gleich äußerlich verschönert wird, blonde Haare und das Gesicht repariert bekommt (vorher war sie mir sympathischer, aber seis drum ^^). Zunächst ohne dass sonst jemand was merkt, und getrieben von Hans als eine innere Stimme (Holy Cow! In einer Szene meditiert sie vor seinem abgehackten Kopf, den sie in ihrem Zimmer aufgespießt hat ), begibt sie sich auf einen Rachefeldzug gegen die drei Strolche, lockt sie mit ihren neu gefundenen Reizen brutal in den Tod (die Kerle erkennen sie natürlich nicht wieder). Frankenstein kapiert, dass das nicht so gelaufen ist wie er sich das vorgestellt hat, und versucht sie abzufangen und aufzuhalten.
    Haha, was für ein aberwitziger Film. Die Ideen in der Geschichte sind wirklich verrückt und durchgeknallt. Verstörend und originell, aber ohne Zweifel nicht völlig schlüssig und passt imho eigentlich auch nicht so gut mit Mary Shelleys berühmtem Mythos zusammen. Naja, wenigstens haben sie mal was ganz neues probiert. Das Budget scheint zusammengeschrumpft zu sein, denn die Production Values sind im Vergleich zum Vorgänger offenbar wieder ein bisschen bescheidener. Schauspielerische Leistungen (von Cushing natürlich abgesehen) eher durchwachsen, manche Darsteller übertreiben zu sehr. Und für einen Frankenstein-Film ist es schon auffällig, dass die Titelfigur quasi auf den B-Plot beschränkt wurde und die meiste Zeit über gar nicht so sehr von Bedeutung ist. Trotzdem muss ich sagen, so irre und cheesy die präsentierten Vorgänge auch sein mögen, man kann einfach nicht wegschauen! Frankenstein Created Woman unterhält. 6/10



    Frankenstein muß sterben! /Frankenstein Must Be Destroyed (1969)



    Ging mal gar nicht. Habe ja kein grundsätzliches Problem mit radikalen Neuinterpretationen, aber dann müssen sie auf eine andere Art mindestens genauso interessant sein wie die anderen Versionen, und das trifft hier drauf nicht zu. Ausgerechnet dieser Film wird von manchen als bester der Reihe gesehen, oder zumindest als einer der besten. Für mich ist er soweit mit Abstand der schlechteste. Aber immer der Reihe nach: Um mit seinen Experimenten fortfahren zu können, erpresst der Baron ein junges Paar dazu, ihm zu helfen, den verrückt gewordenen Gehirnchirurg Dr. Brandt aus der Irrenanstalt zu entführen, mit dem er zuvor Briefkontakt pflegte. Frankenstein möchte ihn operieren, seinen Wahnsinn heilen und sein Gehirn in einen anderen Körper verpflanzen, um an Brandts Wissen zu gelangen. Brandt im Körper eines umgebrachten Professors findet seinen neuen Zustand aber gar nicht so hip und will sich rächen.
    Der Protagonist ist diesmal im übertragenen Sinne wohl selbst das Monster. Was an der Persönlichkeit des zentralen Charakters bis jetzt immer so faszinierend war, war dessen Ambivalenz: Der Baron hatte zuvor stets auch ein paar sympathische Seiten und war überzeugt, das Richtige zu tun, aber übertrat dabei diverse rote moralisch-ethische Linien. Kein klassischer Bösewicht, mehr ein Antiheld, gefährlich und kompromisslos, aber enthusiastisch und missverstanden. Speziell in den anderen Hammer-Frankensteinfilmen, die weitgehend aus seiner Perspektive erzählen, kümmerte es einen immer, was aus ihm werden würde und ob er mit seinen Taten davon kommt.
    In Frankenstein Must Be Destroyed hat sich in der Beziehung einiges geändert. Der Baron wird als unverbesserliche, manipulative Figur ohne Chance auf Erlösung und Katharsis dargestellt, als ein kalter, berechnender, durchtrieben-hinterlistiger Psychopath, der Menschen hasst und vor nichts Halt macht, um seinen Willen zu bekommen. Unmöglich, so jemanden zu mögen. Er ermordet mehrfach Unschuldige, erpresst und vergewaltigt Anna, die Verlobte seines unfreiwilligen Helfers, in einer berüchtigten Szene (die erst als nachträglicher Einfall des Regisseurs nach den Dreharbeiten eingefügt wurde, weshalb im Rest des Films gar nicht mehr darauf eingegangen wird, was die Reaktionen von Anna sehr seltsam wirken lässt). Kurzum, er hat seine Menschlichkeit vollständig verloren, was die Figur leider sehr einseitig und viel weniger komplex macht. Sicher, in Curse of Frankenstein hat er auch bereits selbst für einen Tod gesorgt, aber dort war es nie so krass wie hier. Diesmal fällt es ihm leicht. Die Opfer kamen damals normalerweise immer durch seine Kreatur zustande, nicht durch ihn.
    Ich halte das für eine ganz schlechte Idee der Drehbuchautoren und im Kern für einen Verrat an den Grundsätzen des klassischen Charakters. Was ist aus dem Doktor geworden, der Leben erschaffen (!) wollte, anstatt es zu zerstören? Die Änderungen und die Darstellung einiger Szenen machen den Film zu einem der geschmacklosesten Hammer-Horrorfilme. Peter Cushing, der jetzt viel mehr an Tarkin aus Star Wars erinnert, ist der einzige Grund, den Film zu schauen und auch der einzige, der diesen qualitativ noch zusammenhalten kann. Denn die Handlung ist schwach, quasi ein fieserer Abklatsch von Revenge of Frankenstein. Der Baron ist nur noch an konventionellen Gehirntransplantationen interessiert und sein "Patient" hat anschließend eine Identitätskrise, aber von einem künstlich geschaffenen Monster oder sonst irgendwelchen phantastischeren Elementen erneut keine Spur. Das schließt übrigens auch die ordinären Sets mit ein - alles spielt in einer Stadt. Schlösser, Höhlen oder wenigstens ein richtiges Labor sucht man hier vergebens.
    Manche Handlungsstränge wurden darüber hinaus schlicht nicht gut durchdacht und funktionieren daher nicht: Zwei Polizei-Kommissare untersuchen die Vorkommnisse und kommen in der ersten Stunde des Films immer wieder vor, beschließen, Frankenstein zu suchen, aber werden danach anscheinend vollkommen vergessen und tauchen nie wieder auf. Im Internet las ich, dass zumindest das Finale der Geschichte toll sein soll, aber mir kam das unheimlich halbherzig, gehetzt und altmodisch vor. Nichts, was man nicht schon dutzende Male wesentlich besser umgesetzt gesehen hat. Dafür lohnt es sich auf keinen Fall, am Ball zu bleiben. Was für eine Enttäuschung. 4/10



    Frankensteins Schrecken /The Horror of Frankenstein (1970)



    Ein weiteres Remake der Originalstory, diesmal leider ohne Cushing :-/ Wie viel das ausmacht, fällt leider auf, da kann Ralph Bates nichtmal ansatzweise mithalten. Seine Interpretation ist sogar ziemlich nervig überheblich, aber ich schätze das war Sinn der Sache und beabsichtigt. Immerhin wurde zum Teil eine andere Betrachtungsweise gewählt: Frankenstein ist etwas jünger, wir sehen ihn als Schüler und Student. Mehrere seiner Kameraden und Bekanntschaften aus dieser Zeit sowie eine nuttige Haushälterin und jemand, der Gräber für ihn plündert, spielen wichtige Nebenrollen. Endlich gibt es wieder ein richtiges Monster (im letzten Drittel des Films) und ein Schloss und kranke Experimente. Die Production Values scheinen leider nicht mehr zugenommen zu haben, die Kreatur beispielsweise (gespielt von Darth Vader Darsteller David Prowse ^^) sieht unglaubwürdig billig aus, denn dafür, dass sie angeblich aus so vielen unterschiedlichen Leichenteilen zusammengeflickt wurde, wirkt sie perfekt menschlich wie aus einem Guss und die Nahtstellen wurden offensichtlich nur aufgemalt, haha. Das ging sowohl in Curse als auch in Evil schonmal wesentlich besser. Zu allem Überfluss ist das Finale recht antiklimaktisch.
    Oben beklagte ich mich über den fiesen Unterton von Must Be Destroyed. Nun, nett ist der Baron in Horror keineswegs, im Gegenteil: Er bringt sogar gleich reihenweise Leute um die Ecke, darunter seinen eigenen Vater und natürlich jeden, der droht, ihn bei den Behörden zu verpetzen xD Das fällt aber wegen der übertriebenen Art der Darstellung nicht so übel ins Gewicht. Man könnte glatt sagen, der Film ist eher eine Art trocken-schwarzhumorige Komödie, zumal Frankenstein selbst dabei immer beherrscht bleibt, freundlich gelassen dreinschaut und auf alles eine Antwort hat ^^ Der Film ist nicht gut, aber anschaubar. 5/10



    Frankensteins Höllenmonster /Frankenstein and the Monster from Hell (1974)



    Uuuund er schnibbelt weiter *g* Endlich ist Cushing wieder am Start, inzwischen sichtlich gealtert, aber wieder in der Rolle wie ich sie kenne und mag. Ein junger Arzt und Frankenstein-Fanboy namens Simon macht fragwürdige Experimente, wird erwischt und soll zur Strafe für einige Jahre in die Nervenheilanstalt gesperrt werden. Dort erfährt er, dass der Baron, der da ursprünglich ebenfalls einsaß, inzwischen souverän die tatsächliche Leitung der ganzen Anstalt übernommen hat und vor Ort wieder an einem tabubrechenden Projekt arbeitet Simon wird sein Gehilfe, aber wie weit kann er guten Gewissens gehen?
    Frankensteins erster Auftritt hier kommt zwar ein wenig spät, aber ist irgendwie bad-ass. Schön, Peter Cushing zum Abschluss der Reihe nochmal in Aktion erlebt zu haben, er trägt den Film praktisch im Alleingang. So wie Karloff damals in den 30ern die definitive Version des Monsters wurde, so hat Cushing mit seiner Darstellung Dr. Frankenstein selbst unsterblich gemacht und wird was das angeht wahrscheinlich auf ewig unerreicht bleiben. Ein paar Dialogzeilen spielen augenzwinkernd auf frühere Filme an... und wenn der Baron in einer Szene mit Nachdruck sagt, er sei kein Mörder (nur um wenig später bewusst eine korrekte, schlimme Diagnose liegenzulassen, die einen Patienten in den Selbstmord treibt, sodass er dessen Gehirn verwenden kann xD Aber eben alles indirekt!), verstehe ich das als Genugtuung und als verdienten Seitenhieb auf Must be Destroyed.
    Ansonsten ist der eigentliche Filminhalt eher durchwachsen. Bis auf die ersten paar Minuten findet die gesamte Handlung auf stark begrenztem Raum innerhalb der Anstalt statt. Meistens mag ich so etwas nicht gerne, denn es lässt die Geschichten immer unheimlich klein wirken, und da ist die vorliegende leider keine Ausnahme. Vielleicht hat das Budget nicht für mehr gereicht. Andererseits trägt ein so minimalistisches Setting eindeutig zur klaustrophobischen Atmosphäre bei, und ich weiß nicht, ob letztere unter einem umfassenderen Ansatz nicht sogar gelitten hätte. In Frankenstein and the Monster from Hell fühlt man sich fast selbst wie ein Insasse, der die immer verrückter werdenden Vorkommnisse miterlebt ^^ Das Ende hat etwas wunderbar ironisches und leicht zynisches an sich. 6/10








    Insgesamt haben mich die Hammer-Frankensteinfilme zum Teil ganz gut unterhalten, aber nie wirklich vom Hocker gehauen. Ich weiß es zu schätzen, dass die Verantwortlichen damit bewusst andere Richtungen eingeschlagen und erforscht haben (auch wenn das nicht immer von Erfolg gekrönt war), denn die Klassiker von Universal sind auf ihrem Gebiet nunmal kaum zu schlagen. Trotzdem fallen manchmal die fehlenden Mittel negativ auf, da habe ich zwischendurch immer wieder die extravaganten Szenen und Sets von damals bzw. einfach etwas mehr Abwechslung und Originalität vermisst. Vor allem finde ich nicht, dass sich das Thema wie in Revenge und Must be Destroyed auf ein paar läppische Gehirntransplantationen beschränken sollte. Wenn der Baron der Protagonist und zentrale Fokus ist, brauchen wir sicher nicht zwangsläufig immer ein Monster, aber dann als Ausgleich doch bitte irgendwelche anderen richtig abgefahrenen Experimente einbauen. Das Highlight der Reihe ist und bleibt jedenfalls der Hauptdarsteller (mit Ausnahme von Horror of Frankenstein).

  20. #20
    It's HAMMER time!


    Die Rache der Pharaonen /The Mummy (1959)



    Der Film fängt vielversprechend an und hat ein aufregendes Finale, aber zwischendrin ist wenig los. Der englische Originaltitel lässt zwar an 1932 denken, doch genau genommen handelt es sich hier um ein Remake von sowohl The Mummy's Hand (1940) als auch von The Mummy's Tomb (1942), wobei die interessanten Stellen von ersterem weitgehend übersprungen werden und die Handlung zum Großteil dem schwunglosen letzteren Werk entspricht. Die Grundidee ist jedenfalls genau dieselbe: Archäologen öffnen Grab, Mann von uraltem ägyptischem Kult kontrolliert die Mumie um für die Entweihung fürchterliche Rache zu nehmen und folgt ihnen zurück in den Westen (wobei diesmal nach England und nicht in die USA). Sogar die Hintergrundgeschichte mit Hohepriester Kharis und seiner verbotenen Liebe zu Prinzessin Ananka ist identisch geblieben! Der Einfall mit der weiblichen Hauptrolle, die verblüffende Ähnlichkeit zur Prinzessin hat, ist aus der früheren Reihe auch bereits wohlbekannt.
    Zuerst war ich sehr enttäuscht, dass es von den spannenderen Ausgrabungsstätten wieder zurück in vertraute Umgebungen geht, aber immerhin zeigt Hammer wie man das Konzept wesentlich besser umsetzen kann als es Universal damals tat. Das liegt zum einen an den britischen Darstellern - Peter Cushing als Protagonist (wusste vorher gar nicht, dass er mitspielt... Glaube, ich werde langsam echt ein Fan von dem Mann!) und Christopher Lee als Mumie, was will man mehr ^^ Zum anderen haben die Konfrontationen viel mehr Biss, es gibt sogar ein paar kurze und kleine aber feine Action-Momente. Sehr geil und anders als damals war, wie der Hauptcharakter den verdächtigten aber noch nicht überführten Kultisten aus Ägypten (welcher eigentlich schon abreisen wollte, weil er sein Werk für vollbracht hielt) zunächst persönlich in dessen Haus aufsucht, um der Sache mit der Mumie auf den Grund zu gehen. Der hier stattfindende verbale Schlagabtausch zwischen den beiden hat es in sich und war eine einzige Freude mit anzusehen Im Prinzip wissen beide sofort, wer der jeweils andere ist, aber sie erhalten die Fassade und künstliche Gelassenheit aufrecht, während es unter der Oberfläche brodelt, und sie provozieren bewusst gegenseitig und fordern sich heraus. Richtig dicke Luft. Dabei ist die Situation umso brenzliger, weil nur ein paar Meter entfernt die Mumie darauf wartet, reaktiviert zu werden.
    Was für ein genialer Film dies hätte werden können, wenn es mehr von solchen Szenen gegeben hätte! Leider wird jede Menge Spielzeit mit mehreren viel zu langen Rückblenden verschwendet, die nur der Exposition dienen aber die vordergründige Handlung keinen Millimeter weiter bringen. Diverse Nebencharaktere wurden nicht angemessen ausgearbeitet, und selbst wichtige Rollen bleiben vergleichsweise blass; man bekommt nicht das Gefühl, irgendeine der Figuren wirklich kennengelernt zu haben (was, wie ich behaupten möchte, zumindest in The Mummy's Hand noch der Fall war). Außerdem wird zwar alles mögliche an altbekannten Klischees der spirituellen Vorgänger wieder hervorgekramt und verbraten, aber kaum ein neuer Impuls bzw. keine unerwarteten neuen Story-Elemente gegeben. Trotz allem mit Sicherheit einer der besseren Mumien-Filme, wenn auch mit einer Menge verschenktem Potential. 6/10



    Die Rache des Pharao /The Curse of the Mummy's Tomb (1964)



    Hängt mit dem Vorgänger nicht näher zusammen. Ein gieriger Investor und Geldgeber der Ausgrabungen möchte entgegen den Bedenken des Archäologen eine Show-Tour in England und Übersee aus den wertvollen, jahrtausendealten Exponaten machen, einschließlich der Mumie. Sakrileg! Gibt auch eine neue Hintergrundgeschichte, die ist aber relativ dämlich, ansonsten ist das Grundkonzept gleich geblieben: Die "Grabschänder" fahren in den Westen (schnarch), und der "Fluch" folgt ihnen. Immerhin ein netter Twist, dass der Typ aus Ägypten ausnahmsweise mal nicht der Schuldige war, der die Mumie kontrolliert. Letztere wird aber erst nach zwei Dritteln des Films überhaupt mal aktiv, die Geschichte braucht generell viel zu lange um in Fahrt zu kommen und weist zu viel langweiliges Gelaber auf, das nirgendwohin führt. In dem Zusammenhang nerven auch die abermals auftauchenden Rückblenden. Hinzu kommen schlechtere Schauspieler (bis auf ein paar kleine Nebenrollen macht niemand aus dem vorherigen Teil mehr mit) und manche Szenen, die einfach hirnrissig sind, zum Beispiel wenn eine ganze Truppe von Polizisten einfach rumsteht und tatenlos zuguckt wie die Mumie einen Kerl umbringt. Ich mein, der Film war keine Beleidigung für die Sinne, aber bietet einfach überhaupt kein positives Alleinstellungsmerkmal. Kann man sich angucken, muss man aber nicht. 5/10



    Der Fluch der Mumie /The Mummy's Shroud (1967)



    Wieder keine Verbindung zu den anderen Teilen, die Filme haben offenbar alle nichts miteinander zu tun. Die Story folgt ähnlichen Grundzügen wie der Rest, ist aber wieder oberflächlich neu mit anderer Mumie und abgewandelter Hintergrundgeschichte aus Ägypten von vor einigen tausend Jahren. Da fangen die Probleme eigentlich auch schon an, denn der Rückblende-Prolog ganz zu Beginn ist super-ätzend und langweilig, mit Erzähler aus dem Off und peinlich unglaubwürdiger Produktions-Ausstattung. Man muss praktisch zehn Minuten warten, bevor die eigentliche Handlung beginnt. Das ist in etwa so, als würde der Lauftext am Anfang der Star Wars Filme sich zehn Minuten Zeit lassen, gähn.
    Yay, endlich spielt mal wieder ein Mumien-Film komplett in Ägypten! Die Freude darüber verflüchtigt sich sogleich aber auch zu großen Teilen schon wieder, weil die Studio-Sets so überhaupt gar nicht authentisch aussehen, auch nicht entsprechend der 1920er wie angegeben. Die Stadt wirkt billig künstlich und die Wüste wie ein übergroßer, aufgeschütteter Sandkasten >_< Naja, der Gedanke zählt, schätze ich. Die Mumie wird nicht mehr durch Pflanzenblätter oder ein Medaillon kontrolliert, sondern neuerdings durch das im englischen Originaltitel vermerkte Leichentuch. Die Schauspieler bieten weiterhin Vorstellungen von überaus durchwachsener Qualität, meistens aber eher unterdurchschnittlich.
    Es kommt eine Wahrsagerin vor, die ultranervig ist und kaum reinpasst - hätte man ohne Verlust für die Handlung auch komplett weglassen können. Auch sonst gibt es kaum sympathische oder interessante Figuren (die Frau vom vermessenen Patriarchen der Familie sitzt die ganze Zeit nur ruhig herum und stichelt gegen ihren Mann, was sollte das? Der Charakter hat sonst keinerlei Bedeutung aber wird in einigen Szenen seltsam hervorgehoben und wurde mit einer namhaften Schauspielerin besetzt o_O). Aber hey, dadurch, dass man die meisten, die bei der Entweihung des Grabes dabei waren, sowieso nicht leiden kann, macht es umso mehr Spaß zu sehen, wie die Mumie sie erledigt.
    Und das bringt mich zum größten Pluspunkt des Films: Die Mumien-Szenen und Tötungen im späteren Verlauf sind genuin spannend und aufregend. Die Kreatur wirkt erbarmungslos und unaufhaltsam und schlägt plötzlich zu. Ebenso das Design mit den Augen und der Effekt ganz am Ende wenn sie zu Staub zerfällt waren überaus sehenswert. Das brenzlige Finale haben sie generell überraschend gut umgesetzt. So gesehen startet der Film richtig mies und wird dann langsam immer besser. Hinterher hätte ich gerne ein wohlwollenderes Fazit abgegeben, aber dazu fallen die Mängel zu deutlich ins Gewicht. Trotzdem, von den schwächeren Mumien-Abenteuern immer noch eines der besseren, wenn ihr versteht, was ich meine. 5/10



    Das Grab der blutigen Mumie /Blood from the Mummy's Tomb (1971)



    Sehr seltsamer Film, hat mir nicht wirklich gefallen. Die Geschichte basiert anscheinend auf einem Roman von Bram Stoker. In der Nacht vor ihrem Geburtstag bekommt die junge und schöne Margaret von ihrem Vater einen mysteriösen Ring geschenkt. Ihr Vater war Teil einer Gruppe von Ägyptologen, die Jahre zuvor das Grab der mächtigen, bösen Zauberer-Königin Tera entdeckten, deren Körper bis auf eine abgehackte Hand perfekt erhalten geblieben ist, ohne das geringste Anzeichen von Verwesung. Direkt in dem Moment wurde Margaret geboren. Die ist inzwischen erwachsen geworden, hat grausame Albträume und eine verblüffende Ähnlichkeit zu Tera. Anscheinend hat sie nicht nur die Schönheit, sondern auch die Seele dieser gefährlichen ägyptischen Magierin geerbt, was die übrigen Expeditionsmitglieder mit Angst und Schrecken erfüllt. Aus gutem Grund, da sie bald darauf einer nach dem anderen umgebracht werden. Tera gewinnt langsam die Oberhand, möchte wiederbelebt werden, aber benötigt dazu noch einige Reliquien, die die Leute des Teams versteckt haben.
    Das war mal wirklich ganz anders als der übliche Mumien-Kram, das muss ich Blood from the Mummy's Tomb in jedem Fall lassen. Fühlt sich mehr wie moderner Mystery-Horror über Besessenheit und Seelenwanderung an. Mit mehr Blut und Psycho-Kräften. Von Abenteuer-Atmosphäre ist allerdings gar nichts mehr zu spüren und praktisch die gesamte Handlung spielt in England. Auch kann man sich glatt ein bisschen verarscht vorkommen, denn eine Mumie in engerem Sinne taucht überhaupt nicht auf. Valerie Leon ist zwar hübsch in der Hauptrolle, aber das alleine reißt nicht viel. Stellenweise ist der Schnitt sehr gewöhnungsbedürftig und wirr und es dauert eine Weile, bis man die Story im Kopf so weit geordnet hat, dass alles halbwegs Sinn ergibt - was nicht heißt, dass nicht trotzdem noch massig Fragen offen bleiben und gewaltige Logik-Löcher das Gesamtbild stören. Wenn die Forscher zum Beispiel eine solche Angst vor der Rückkehr der Königin haben, warum haben sie die Reliquien dann eigentlich verwahrt, anstatt sie einfach zu zerstören? Das selbe gilt für den Körper im Keller, der an sich schon eine weit hergeholte Idee ist. Möchte mal wissen, wie sie den durch den Zoll bekommen haben :P Das Ende, in dem bis auf Margaret /Tera echt alle Charaktere sterben, wirkt darüber hinaus ziemlich übertrieben. 5/10

Berechtigungen

  • Neue Themen erstellen: Nein
  • Themen beantworten: Nein
  • Anhänge hochladen: Nein
  • Beiträge bearbeiten: Nein
  •