Interessanter Thread! Ich würde mich selbst auch als Filmfan bezeichnen, aber ähnlich wie vermutlich die meisten Leute in meinem Alter habe ich nicht besonders viel Erfahrung mit älteren Werken. Von den knapp 1500 Filmen die ich gesehen habe und an die ich mich erinnern kann (btw. criticker.com ist eine tolle Seite um über sowas Statistiken zu führen!) sind nur etwa 70 vor dem Jahr 1975 erschienen, und davon nur 15 vor 1950. Bei alten Filmen habe ich also definitiv Nachholbedarf. Was mich meistens davon abhält ist einfach das Vorurteil, dass diese Filme "altbacken" sind und im Vergleich zu modernen Filmen oft sehr langatmig und unspektakulär wirken. Vor einiger Zeit hatte ich mir mal vorgenommen gezielt Filmklassiker aus allen Jahrzehnten anzuschauen, um mir dadurch eine gewisse Wertschätzung anzutrainieren, weil es ja eigentlich nicht sein kann dass ich ganze Epochen der Filmgeschichte abschreibe nur weil sie nicht so flashy sind wie das moderne Kino. Geworden ist daraus dann zwar irgendwie doch nichts, und ich habe nur eine handvoll Filme geschaut (aber auch durchaus genossen), im Hinterkopf existiert der Plan aber noch immer.

Hier ist eine Auswahl meiner Lieblingsfilme von 1975 und früher, vielleicht passen davon ja auch einige in die Lücken von deiner Jahres-Sammlung. Allerdings glaube ich dass unserer Geschmäcker schon etwas auseinander gehen, da ich an alten Monster- und Piratenschinken definitiv kein Interesse hätte.

1927: Berlin: Die Sinfonie der Großstadt. Mehr Dokumentation als Spielfilm. Porträt vom Alltagsleben im Berlin der zwanziger Jahre. Bin ich drauf gestoßen, weil der Film von einer sehr guten Post-Rock-Band musikalisch untermalt wurde, und ist gerade in dieser Kombination sehr zu empfehlen: https://www.youtube.com/watch?v=0xY4HGLtAqk. Aber auch so wirklich interessant als Einblick in die Geschichte.

1931: City Lights. Ein ziemlich guter Charlie-Chaplin-Film. Enthält zwar auch einige Slapstick-Passagen mit denen ich nichts anfangen kann, legt aber mehr Wert auf die Handlung und schafft es durchaus eine emotionale Verbindung zu den Hauptcharakteren zu erzeugen.

1941: Citizen Kane. Wurde ja schon erwähnt. Aus heutiger Sicht für den "Normalverbraucher" sicherlich nicht mehr die große Revolution die der Film damals wohl war, aber immer noch ziemlich gut gemacht und sehenswert.

1950: Sunset Boulevard. Zurecht als einer der großen Klassiker gefeiert (behaupte ich jetzt, ohne die meisten anderen gesehen zu haben *hust*). Sehr gute Mischung aus Film Noir und Hollywood-Satire.

1954: Rear Window. Einer der wenigen Hitchcock-Filme die ich gesehen habe. Das Konzept dürfte den meisten Leuten zumindest aus diversen Remakes bekannt sein (ans Bett gebundener Mann sieht Mord aus dem Fenster, niemand glaubt ihm). Es hat mich überrascht wie unterhaltsam und spannend ein so alter Film doch immer noch sein konnte.

1957: 12 Angry Men. Davon gehört haben sicher auch schon viele. Der Film spielt fast die komplette Zeit im Hinterzimmer eines Gerichtssaales in dem die 12 Geschworenen das Urteil in einem Mordprozess fällen sollen. Klingt potenziell langatmig, ist es aber gar nicht. Die Geschichte spricht ist wirklich interessant, hat einige gute Wendungen und spricht gleichzeitig noch viele tiefergehende Fragen über soziale Vorurteile und das Rechtswesen an die immer noch relevant sind.

1958: Vertigo. Noch ein guter Hitchcock-Film. Viele Details über die Story sollte man im Vorfeld am besten vermeiden. Wird oft auch zu den besten Filmen überhaupt gezählt, und ähnlich wie bei Citizen Kane ist das aus heutiger Sicht vielleicht nicht mehr komplett nachzuvollziehen. Aber ich habe es definitiv nicht bereut den Film geschaut zu haben.

1960: Psycho. Hitchcock #3. Vermutlich das bekannteste Werk, und viele die den Film noch nicht gesehen haben werden wahrscheinlich trotzdem das ein oder andere über die Handlung wissen. Irgendwie habe ich es geschafft, ohne großes Vorwissen zur Auflösung der Story in den Film zu gehen, und hatte daher ein sehr gutes Erlebnis. Aber ich denke auch wenn man schon "gespoilt" wurde so ist der Film trotzdem immer noch sehenswert.

1961: Breakfast at Tiffany's. Definitiv ein anderer Film als ich dachte, vermutlich weil das einzige was ich mit dem Film vorher verbunden hatte das ikonische Bild von Audrey Hepburn mit Zigarettenhalter war. Also auf jeden Fall kein Sex & the City in den 60ern, sondern viel mehr eine intelligente Mischung aus Beziehungsdrama und -komödie.

1963: The Great Escape. Vielleicht der erste Film der in die Abenteuerkategorie passt. Tolle Geschichte rund um eine Gruppe von Kriegsgefangenen im zweiten Weltkrieg, die einen groß angelegten Ausbruch planen. Den Film habe ich damals zufällig Nachts auf ARD gesehen und fand ihn so toll, dass ich ihn gleich einem Freund auf DVD schenken musste.

1965: For a Few Dollars More. Ist ja schon in der Liste oben, richtig so

1966: The Good, the Bad and the Ugly. Der hier allerdings nicht, warum das? Ich fand den zweiten Teil der Trilogie auch etwas besser, aber trotzdem zählt der Film hier ebenfalls verdient zu den ganz großen Western-Klassikern. Alleine Morricones The Ecstasy of Gold ist es Wert sich den anzuschauen.

1968: 2001: A Space Odyssey. Irgendwie dachte ich jahrelang der Film wäre langweilig und viel zu sehr gehypt (obwohl ich glaube ich nur 30 Minuten mal aus dem Mittelteil gesehen hatte). Dann hab ich ihn doch nochmal geschaut und war echt begeistert vom Ausmaß der Vision des Films und den visuellen Effekten trotz der technischen Begrenzungen. Ich meine der Film ist bald 50 Jahre alt und zeigt Aspekte des Lebens im Weltall die die meisten modernen CGI-Spektakel nicht annähernd so glaubhaft rüberbringen.

1971: A Clockwork Orange. Kubrick #2. Ein Film bei dem mir über große Strecken echt unwohl zumute war, und den ich auch nicht unbedingt nochmal sehen muss, aber gerade das zeichnet ihn wohl als sehr effektiv aus.

1972: The Godfather. Sollte man kennen. Hat sicherlich auch seine Längen und man merkt ihm das Alter an, aber trotzdem zurecht noch immer gefeiert.

1972: Slaughterhouse-Five. Hier mal eine Empfehlung die definitiv in die Scifi-Lücke passt! Basierend auf dem tollen Roman von Kurt Vonnegut geht es hier um Zeitreisen, Aliens, den zweiten Weltkrieg und die Zerstörung von Dresden. Kling verrückt? Ist es auch, aber auf eine sehr unterhaltsame Art und Weise.

1973: The Sting. Ziemlich cooler Ganoven-Film mit Robert Redford in jüngeren Jahren. Für Fans von modernen Heist-Movies wie dem Oceans 11 Remake definitiv empfehlenswert.

1974: Dark Star. Früher John-Carpenter Scifi-Thriller mit extrem niedrigen Budget. Den Film wirklich gut zu nennen wäre eventuell übertrieben, aber ich hatte viel Spaß beim zuschauen und würde ihn Fans des Genres auf jeden Fall ans Herz legen.

1975: One Flew Over the Cuckoo's Nest. Der Prototyp aller Irrenhaus-Geschichten, mit einer tollen Performance von Jack Nicholson und einer wahrhaft diabolischen Bösewichtin. Übrigens auch klasse in den Nebenrollen besetzt!


Vielleicht ist da ja noch was für die Sammlung dabei gewesen. Ansonsten freue ich mich auf weitere Kommentare, da ich ja wiegesagt noch viel nachzuholen habe was alte Filme angeht.