Als Privatperson: Ich denke, ein gewisser Pessimismus ist angebracht, damit man die Seiten guten Gewissens benutzen kann. Man sollte also schon davon ausgehen, dass alles, was man da tut, praktisch komplett öffentlich ist und verwertet wird, Privatsphäreeinstellungen hin oder her; wenn man damit leben kann, wunderbar. Auch wichtig ist allerdings ein bisschen Perspektive -- man sollte bspw. nicht denken, dass NSA, Google und Co. großes Interesse an einzelnen Personen hätten, das wäre ungemein egozentrisch. Statistik ist klar, persönlich zugeschnittene Werbung u.ä. auch, aber wer denkt, dass er persönlich ausspioniert wird, dass sich irgendjemand die abgespeicherten Partyfotos anguckt und tadelnd mit dem Kopf schüttelt, unterschätzt das Wirtschaftsdenken der entsprechenden Konzerne und Institutionen. Die haben Besseres zu tun mit ihren Mitteln. Noch so eine Perspektive-Sache: Wer zur Hölle hat Interesse an deinen Daten? Wenn du darauf mit "!!!" antworten kannst, solltest du vorsichtig sein. Wenn nicht, dürfte die "Gefahr" im Internet auch nicht wesentlich höher sein, als die, auf der Straße erschossen zu werden. Und wir tragen trotzdem keine Kevlarwesten -> Also wieder Perspektive. Zu viel Paranoia senkt bekanntlich die Lebensqualität, und wenn man doch mal als Opfer da steht ... Pech gehabt. Ist mir auch schon passiert. Tracking soll mir egal sein. Beim kurzen Nachdenken sehe ich einige Vorteile (Notfallsituationen, Navi), und die Nachteile scheinen mir eher ideologischer Natur zu sein. Aber gut, ich bin ja auch jemand, der in der Marktforschung was tendenziell Gutes sieht.

Als Gesellschaft: Hier ist die Vorsicht imho erheblich wichtiger, weil praktisch im Kontext mit den Privatpersonen der Rahmen gelegt wird, und die "Ideologie" der Gesellschaft. Lieber eine selbstverständliche Privatsphäre, auf die man persönlich scheißen kann, als andersrum. Mir ist auch klar, dass es zwischen den beiden hier genannten Punkte eine gewisse Dissonanz geben kann, aber ich denke schon, dass man unterscheiden darf, sofern man diese Problematik vor Augen hat. Also ja, immer schön gegen Verstöße wettern! Kann nicht schaden und setzt gewisse Grenzen. Aber erwartet bitte nicht, dass ich auch hinter dem Scheiß stehe, den ich sage. Das ist pure Strategie.

Und rein persönlich find ich das alles total geil. Corporate tool sozusagen. Ich meine, Facebook-Symbol in der Sig?! Als Werbung für meinen eigenen Kreativkram, als Kommunikation, als vielseitige "App" für das alltägliche Leben. Und das sage ich, obwohl noch kaum einen der massiven Vorteile benutze. Mir ist auch klar, dass ich später mal irgendwas in die Richtung bereuen könnte, aber mein Gott, ich habe trotz Strahlungswirkungen mein Handy in der Hosentasche und laufe auch nicht mit nem Schutzanzug gegen ABC-Waffen rum, weil der Regen sauer ist. Die Frage mit der Lebensqualität muss jeder für sich selbst beantworten.