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  1. #11

    Der Herr der Ringe: Das Dritte Zeitalter


    Es gibt ein Herr-der-Ringe-Spiel, das vom Gameplay her tatsächlich ein reinrassiges JRPG ist. Ja, „Das Dritte Zeitalter“ (erschienen für diverse Systeme) hat sich einfach das CTB aus Final Fantasy X kopiert, sich kurz eine eigene Story ausgedacht (die parallel zur richtigen Handlung spielt bzw. größtenteils spielt man sogar die richtige Handlung, nur mit anderen Charakteren) und Gandalf als erzähler engagiert. Ja, den deutschen Originalsprecher als er noch lebte. (Möge er in Frieden ruhen.) Gerade letzteres wertet das ansonsten nicht besonders gute Spiel ungemein auf.

    Story und Charaktere:
    Man spielt einen gondorianischen Soldaten namens Berethor, der während einer Schlacht floh und aus dem Reich verbannt wurde. Im Verlauf der Handlung stoßen die Elbe Idiral, der Waldläufer Elegost, der Zwerg Hadhod, die Ex-Gondor-nun-Rohan-Axtkämpferin Morwen und der Speerkämpfer Eaoden (ebenfalls aus Rohan) dazu. Alles beginnt in dem waldigen Gebiet Eregion, das übrigens tatsächlich ein Teil von Mittelerde ist. Die Geschichte der Charaktere habe ich teilweise schon wieder vergessen, aber das ist auch eine bestenfalls mittelmäßige Fanfiction, die in grottigen Cutscenes und minimalistischen Dialogen präsentiert wird – mit originalen Filmzitaten, die teilweise wirklich out of place wirken.

    Das ist aber nur die eine Seite der Medaille. Wesentlich mehr Mühe gibt sich das Spiel nämlich, die Originalgeschichte zu erzählen, und vor Allem von Mittelerde zu berichten. Dies tut Gandalf in insgesamt 108 Sequenzen, die Originalsequenzen aus dem Film zeigen, aber größtenteils neu von Gandalf eingesprochenen Erzählertext beinhalten. Dieser ist meistens sogar ziemlich im Kanon mit der Mittelerde-Welt, arbeitet mit den richtigen Ausdrücken und vermittelt teilweise sogar Informationen, die nur in den Büchern zu finden sind. Sprachlich sind die auch vergleichbar mit den Filmdialogen – was es umso merkwürdiger macht, dass die Charakterdialoge so unglaublich schlecht sind.

    Im Verlauf des Spiels begibt man sich an viele handlungsrelevante Orte und spielt die Filmgeschichte nach – dabei trifft man auch auf Aragorn, Gandalf & Co. (auf Frodo und Sam allerdings nicht). Von Eregion nach Moria nach [irgend so ein Zwischengebiet, Name vergessen] nach Rohan nach Helms Klamm nach Osgiliath und schließlich auf die Pelennor-Felder geht es. Am Ende folgt noch ein Kampf gegen Saurons Auge (for no reason und ohne Überleitung), und das war's.

    Zusammenfassend lässt sich sagen: Die neu dazuerfundene Geschichte ist furchtbar, die bisher dagewesene Geschichte wird ganz brauchbar aufbereitet.


    Gameplay
    Das Spiel besteht aus Laufen, Kämpfen, Schatztruhen öffnen, Ausrüsten und Skills lernen. Klassische JRPG-Formal, allerdings sehr eintönig, da die Kämpfe sehr stark dominieren und auch teilweise recht lange dauern. Es gibt Zufallskämpfe, aber es gibt bereits in der Haupthandlung so viele Kämpfe, dass man davon kaum welche zu bestreiten braucht. Das Kampfsystem ist eine ziemlich direkte Kopie des CTB aus Final Fantasy X – sogar seine Charaktere kann man im Kampf austauschen.

    Die Welt von Herr der Ringe eignet sich eigentlich ziemlich gut für ein RPG, also ergibt es sogar einigermaßen Sinn, dass man gegen Orks, Warge, Menschen, Trolle, Nazgûl und dergleichen mehr kämpft. Im Spiel finde man haufenweise Schatztruhen, die Items und Ausrüstungsgegenstände enthalten. Für jedes Level-Up steigen die Statuswerte, aber man erhält auch selbst nochmal 2-5 Punkte, die man auf die klassischen Statuswerte verteilen kann. Darüber hinaus hat das Spiel noch ein Skillsystem. Für jeden Skill, denn man ausführt, erhält man einen Fähigkeitspunkt (FP) für die jeweilige Katagorie. Jeder Charakter hat zwei Angriffskategorien. Der Protagonist Berethor kann Schwert-Skills und Schlachtrufe (diverse positive Effekte auf die Gruppe). In jeder Kategorie stehen in der Regel mehr als zehn Skills zur Verfügung, die man entsprechend durch Einsatz anderer Fähigkeiten enthält. Sehr simpel, aber das wertet das Gameplay etwas auf.

    In den Gebieten hat man in der Regel etwas Erkundungsfreiheit. Die Geschichte geht immer nur an bestimmten Orten weiter, aber die Gebiete sind nicht immer ganz linear (merkt man in Moria stark), und man kann für zusätzliche Schätze und Nebenaufgaben (für die man mit EXP belohnt wird) auch mal andere Wege einschlagen. Im späteren Verlauf des Spiels scheint den Entwicklern das Budget ausgegangen zu sein, denn die Pelennor-Felder sehen zwar riesig aus und haben eine große Minimap, aber aus unerfindlichen Gründen alle paar Schritte einen Bildschirmwechsel. In dem Sinne hat man dort kaum Erkundungsfreiheit.

    Insgesamt ist das Gameplay von der Idee her ganz nett, aber verliert schnell an Reiz, da die Kämpfe auf Dauer ziemlich monoton sind. Das Spiel hat außerdem schwere Balancing-Probleme. Charaktere, die in einem Gebiet nützlich waren, sind gegen die Gegner im nächsten Gebiet plötzlich kaum noch zu gebrauchen. Die Gegner werden nicht schrittweise, sondern meistens schlagartig stärker. Belebt man einen Charakter wieder, hat er danach auch wieder alle FP – in dem Sinne bietet es sich sogar taktisch an, Charaktere sterben zu lassen. Ohne eine bestimmte Schutzfähigkeit ist man manchen Gegnern im späteren Verlauf gänzlich ausgeliefert, weil man sonst keine Möglichkeit hat, sich gegen die Betäubungsangriffe zu wehren. Solche Sachen halt. Positiv anzumerken ist, dass es aber doch wegen der vielen Skills mehr als nur eine Möglichkeit gibt, Kämpfe zu bestreiten und man auch durchaus mal variieren muss. Trotzdem wird man im Großen und Ganzen so sehr mit kämpfen zugeballtert, dass man darauf irgendwann keine Lust mehr hat. Besonders wenn sie lange dauern, zumal es auch kaum anderes Gameplay zu Abwechslung gibt.


    Grafik und Musik:
    Das Spiel sieht recht gut aus. Die Umgebungen sehen für ein PS2-Spiel nicht schlecht, aber auch nicht fantastisch aus, fügen sich aber durch die Farbpalette und das Design sehr schön in die Mittelerde-Welt ein. Charaktermodelle sehen nicht schlecht aus, wirken aber von den Emotionen sehr steif. Die Musik besteht gänzlich aus neu zusammengemixten Stücken aus den Original-Soundtracks der Filme. Das ist schön, denn das trägt einiges zur Atmosphäre bei. Zusätzlich hat man auch recht viel Abwechslung, da es so einige Stücke gibt, die etwa als Kampfmusik oder Siegeshymne gespielt werden. Der Nachteil ist, dass die Musik recht unspezifisch ist. Die Gesamtatmosphäre ist gut, aber aber man verbindet nichts Besonderes mit den einzelnen Gebieten, die jedes Stück in jedem Gebiet gespielt werden könnte.

    Galdalfs Sprecher ist natürlich fantastisch, aber abgesehen davon sind die Sprecher mittelmäßig bis schlecht, was aber zum Teil auch einfach an den unterirdischen Dialogen liegt.

    Fazit:
    Welt schön, Filmsequenzen toll, Gandalfs Erzählerstimme großartige, Musik atmosphärisch, Story unsinnig, Charaktere lächerlich, Gameplay anfangs nett, letztlich aber extrem monoton. Es ist kein grottiges Spiel, aber auch absolut kein Gutes. Nicht als RPG und auch nicht als Herr-der-Ringe-Geschichte. Ich hab's im Verlauf des Jahres zusammen mit meinem Bruder gespielt, und vor ein paar Jahren auch schon mal mit einem Freund (d.h. jeder Spieler steuert bestimmte Charaktere), und hatte deshalb doch ein bisschen Spaß dran. Alleine wäre das schwieriger geworden.

    Spielzeit: 20:00h
    Wertung: 5,5 von 10 Punkten

    Geändert von Narcissu (22.12.2013 um 18:51 Uhr)


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