Zitat Zitat von Freierfall Beitrag anzeigen
Jaaaa!
Am besten städteweise, die alle eigene Gesetze und Vorschriften haben.
Kenren wir zu Zeiten vo vor 150 Jahren zurück, jemder Stadt seine eigene Maßeinheit, währung usw
(ja, ich spiele auf die atm vorherrschende lage der bildungsgesetze in den unterschiedlichen bundesländern an,... und nicht nur diese.)
Willkommen in den Politikwissenschaften, guter Mann. Das ist nicht eine Erfindung von mir, sondern eine tatsächliche Entwicklung. Es ist eben so, dass je weiter eine verantwortliche Stelle von den Betroffenen entfernt ist, umso schlechter erfüllt sie ihre Aufgabe. Der brüsseler Wasserkopf ist da nur das naheliegendste Beispiel. Als Gegenbewegung werden lokale Institutionen wieder gestärkt, seien es Vereine, oder sei es eine Reform im föderalen Bereich.
Zitat Zitat von es Beitrag anzeigen
also war erst die liebe und dann das gefühl, was dafür tun zu wollen? omg, sie haben dich
Zuerst war die Liebe da und dann die Fähigkeit etwas zu tun? Oder bist du fix-fertig auf die Welt gekommen?
Zitat Zitat von Lucian Beitrag anzeigen
Was hat Identifikation mit Stolz zu tun? Klar, ich identifiziere mich auch über gewisse Dinge, aber wenn ich sage, dass ich ein Rockmusik-Hörer bin und mich somit mit diesem Musikstil identifiziere, sehe ich da noch kein Ventil für Stolz.
Man hat euch wohl von Kindheit an eingeimpft, Stolz zu empfinden sei etwas schlechtes, was? Wie schon gesagt, man muss Gefühle nicht rechtfertigen. Wenn du mit einer hässlichen, zickigen und unglaublich dummen Frau ausgehst, dürfen wir dann deine Gefühle in Frage stellen, weil wir sie nicht nachvollziehen können und dich in einen nassen Keller einsperren, damit du ja nicht mit diesem Ungetüm herumziehst. Oder sollen wir, obwohl wir deine Gefühlshaltung nicht verstehen, darauf verzichten und dich dein Glück finden lassen? Du machst ersteres, weil du deine Wertvorstellungen universalisierst. Das ist aber noch ein Zacken fragwürdiger, als der Patriotismus, den ein Mensch persönlich empfindet. Ein Diktat eigener Wertvorstellungen nennt man Kulturimperialismus.
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Gut, das klingt ja plausibel. Wobei ich auch in diesem Fall keinen Stolz empfinden würde, weil jemand, der sich in der selben Solidarisationsgruppe wie ich befindet, etwas Beachtenswertes erreicht. Immerhin habe ich selbst ja nichts damit zu tun.
Was du empfindest, spielt keine Rolle. Was der Patriot empfindet, wenn er etwas tut, schon. Und es ist auch von Bedeutung, ob du ihm seine Gefühle lässt oder ob du denkst, dein Verhältnis zu einem bestimmten Umstand sei der einzig richtige.
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Du darfst aber nicht vergessen, dass solidarische Handlungen nicht für "ein Land" durchgeführt werden, sondern immer für bestimmte Personen. Das ist ja der springende Punkt, so etwas wie ein Land als Tätiger, Hilfsbedürftiger oder was auch immer gibt es gar nicht. Es gibt lediglich Leute, die sich mehr oder weniger freiwillig in einem bestimmten Gebiet der Erde befinden und denen man aufgrund dessen Zusammenhalt und Gemeinschaftlichkeit zuschreiben will.
Tja, solidarische Handlungen werden wirklich nicht für "ein Land" im geografischen Sinne, sondern für eine "Nation" im Sinne einer Schicksalsgemeinschaft (damit hätten wir auch den "Zufall drinnen) begangen. Und eine bedürftige Nation gibt es. Es ist schon sehr einfach zu versuchen, die Idee auf geografisches Terrain zu übertragen und so ein mögliches Totschlagargument zu erzeugen. Auch wenn man zufällig mit den verschiedenen Leuten am gleichen Ort lebt, so ist man doch mit ihnen verbunden. Alles andere ist (und ich betone das bewusst) falsch.
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Ich solidarisiere mich allerdings bestimmt nicht mit Rechtsextremen, Linksextremen, religiösen Fanatikern, Imperialisten, Faschisten oder Hansi-Hinterseer-Fans - die aber genauso Teil meines Heimatlandes sind. Und wenn ich bedürftigen Menschen helfe, dann nur, weil sie eben Hilfe bedarfen, nicht, weil sie in "meinem" Land wohnen. Somit besteht für mich keine stärkere Bindung zu hier lebenden Menschen als zu anderen - wieso auch? Als Gesamtmasse gesehen habe ich nichts mit ihnen gemein, da sich Sympathisanten und Antipathisanten gegenseitig aufheben.
Bullshit. Du denkst weniger über irgendwelche Dorfbewohner in Kenia nach als über Leute an der gleichen Schule. Gegenteiliges wäre gelogen. Genau gleich geht es mit dem Land weiter. Bevor du an jemanden aus Polynesien denkst, denkst du über jemanden in der Nähe nach.
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Nun frage ich mich immer noch, wieso er sich gerade für sein Land einsetzt und nicht für andere. Wieso kämpft ein deutscher Patriot für den Erhalt des Schwarzwaldes, aber nicht für den des Regenwaldes in Brasilien? Wieso setzt er sich für obdachlose Berliner ein, nicht aber für heimatlose Pariser? Weil ihm die "Seinen" geografisch näher sind? Weil sie möglicherweise die gleichen Ansichten vertreten, dies aber in einem multikulturellem Land (und das nicht erst seit den Einwanderungenswellen) nicht zwingend der Fall sein muss?
Siehe oben. Alles andere ist verlogen
Zitat Zitat von Kelven Beitrag anzeigen
@Rübe
Ja, das wollte ich damit auch nicht sagen. Solidarität innerhalb einer Gruppe (von Familie bis Heimatland) kann ich durchaus nachvollziehen. Das sehe ich erstmal ganz neutral. Aber ich brauche für sie keinen Patriotismus und muss auch nicht stolz auf die Gruppe sein. Das hängt für mich nicht zusammen.
Nur, wenn man denkt, Stolz sei ein verachtenswertes Gefühl. Ich glaube, die Nachkriegsentwicklung Deutschlands, in der man den Stolz der Deutschen klar unterdrückt hat, hat zu dieser Auffassung gefühlt. Im Moment ist da eine Veränderung beobachtbar.

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Dieses "für sein Land etwas tun wollen" kann ich nicht nachvollziehen. Gut, man kommt gar nicht darum herum. Man bezahlt Steuern oder geht zur Wahl; irgendwie tut man immer etwas für sein Land. Aber bei mir überwiegt da wohl eher der Egoismus, weil ich keine Lust hab mich mit dem Staat anzulegen und weil ich nicht möchte, dass irgendwelche Extremisten an die Macht kommen. Das Wohl von Deutschland an sich ist mir da ziemlich egal.
Naja, ich habe immer ein wenig das Gefühl, dass Verhältnis der Deutschen zur Demokratie im eigenen Land ist fundamental anders als in allen anderen Länder und von viel Misstrauen geprägt. In anderen Ländern sieht man Wahlen nicht als Zwang an, sondern als ein Weg, sein eigenes Schicksal und das der Mitmenschen direkt verändern zu können. Bei euch habe ich immer das Gefühl, es herrsche eine Politmüdigkeit und eben ein Misstrauen gegen die Institutionen. Auch hier könnte die historische Entwicklung einen Einfluss haben. Ich für meinen Teil sehe es als Pflicht, an Abstimmungen teilzunehmen und mich so für Programme einzusetzen, von denen ich glaube, dass sie für die schweizer Nation von Vorteil sind. Diese Auffassung kann man bei uns aber im ganzen politischen Spektrum in verschieden starken Ausprägungen vorfinden.

Nunja, wie dem auch sei, ich muss ehrlich sagen, ich habe manchmal das Gefühl, dass es in Deutschland immer noch sehr schwierig ist, über den Patriotismus zu diskutieren, ohne dass eine direkte Parallele zum Nationalismus gezogen wird, obwohl dies ein absoluter Ausnahmefall war. Ich erinnere mich da gerne an eine Episode aus dem letzten Jahr, als im ARD im Rahmen der WM eine Debatte stattgefunden hat, in der ein Journalist geäussert hat, es gefalle ihm, dass die Deutschen wieder Flagge zeigen und stolz auf ihr Land wären. Daraufhin hat man ihn einfach als Nationalisten abgekanzelt (der gute war sehr sauer ^^). Langsam scheint sich zwar ein Wandel anzubahnen, aber bis man wieder ein "normales" (aus der Sicht anderer Nationen dieser Welt) Verhältnis zum eigenen Land hat, wird es wohl gut nochmal 30 Jahre dauern. Bis dann lebe ich weiter mit meinem Patriotismus in der Schweiz und freue mich über den in Frankreich, England oder den USA.