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Rübe
Ehm, Ethik hat aber eben nicht unbedingt mit Philosophie zu tun. Ethikkommissionen bestehen z.B. mehrheitlich aus Naturwissenschaftlern. ABer auch Juristen beschäftigen sich mit ethischen Fragen. Ethik ist keine absolut philosophische Disziplin und kann deshalb auch nicht als deren praktische Anwendung definiert werden. Es braucht keine philosophischen Kenntnisse um ethische Grundlagen zu entwickeln.
Du verstehst das falsch; ich behaupte nicht, dass man eine philosophische Ausbildung benötigt, um Ethik zu betreiben, allerdings sehr wohl, dass Ethik generell ein Teilbereich der Philosophie ist (eben so wie Metaphysik oder Erkenntnistheorie) und die Beschäftigung damit im Philo-Unterricht schon seinen guten Platz hat. Über medizinische Ethik haben wir im Biologie-Unterricht beispielsweise 10 Minuten lang geredet.
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Geografie ist aber ein übles Beispiel. Geografie hat alleine schon aus ortskundigen Gründen praktischere Auswirkungen als Philosophie. Natürlich, wenn man dann in die Subsysteme (Geologie, Glaziologie) vordringt, wird das ganze wieder komplexer, aber da wir hier vorderhand von Geografie als Schulfach reden, kann man das wohl getrost ausklammern.
Und da es ja im Moment sowieso Mode ist, Fächer wie Geschichte und Geografie gegen "Sozialkompetenz" auszutauschen, muss ich mich ernsthaft fragen, wieso da noch Platz für tote Deutsche und noch viel tötere Griechen sein soll.
Ich rede nicht von Topografie, sondern mehr von Dingen wie "Wie entsteht ein Hurricane", "Was hat es mit Tundrenbildung auf sich" oder "Wie verhält es sich mit der Verschiebung der Erdplatten" - Geografie eben. Damit kann ich genauso viel oder wenig anfangen, wie mit dem Lebenslauf Goethes.
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Zitat von TheBiber
Mach mal halblang, in JEDEM Schulfach eines Gymnsasiums werden Dinge gelehrt, die über die Stränge schlagen. Egal ob es sich jetzt um die DNA-Genetik in der Biologie, um Quellenanalyse des zweiten Weltkrieges, um Reaktionsgleichungen in der Chemie, um den Vergleich von Goethe mit Hofmann in deutsch oder um die Formel der Lorentz-Kraft in der Physik handelt.
Ist richtig, aber das ist dann eben für die, die zufälligerweise ein Interesse an dem entsprechenden Fach zeigen und mehr wissen wollen. Für die anderen natürlich blöd, aber deswegen bin ich ja auch für ein mehr auswahlorientiertes Schulsystem.
Wobei ich andererseits denke, dass gewisse Dinge (Genetik, Reaktionsgleichungen) auch zur Allgemeinbildung gehören, die man in einem Gymnasium, welches nicht auf eine bestimmte Richtung spezialisiert ist, eben lernt - und da hat die Philosophie bestimmt ihren Platz.
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Selbiges gilt da aber auch für Geschichte, da würden 2 Jahre auch reichen für geschichtlich uninteressierte ist es ebenfalls nur blabla, wenn man sich Franz Ferdinands Biographie anhören muss.
Ich muss vielleicht noch erwähnen, dass in Schweizer Gymnasien der prozentuale Anteil an geistes- und sozialwissenschaftlichen Fächern ungefähr doppelt so stark gewichtet und demnach oft unterrichtet wird wie Mathematik und Naturwissenschaften.
Tjo, da du ein naturwissenschaftlich interessierter Mensch bist, kann ich deinen Frust verstehen, aber es geht eben nicht allen so.
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Sechs Jahre Physikunterricht? Bei uns waren 2 Jahre obligatorisch im Gymnasium: Mechanik und Elektrizitätslehre. Philosophie waren ebenfalls 2 Jahre, und das sind 2 zu viel, wenn man mal davon absieht, dass die letzten zwei Jahre deutsch, französisch, englisch und Geschichte alle in die genau gleiche Richtung gehen.
Ja, sechs Jahre, Philosophie ein Jahr.
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Ich finde es eher arm zu sehen, wie gewisse Leute nur wegen einer linkspolitischen Meinung Bestnoten in Geschichte und Philosophie schreiben, im selben Zug aber nicht in der Lage sind, ein Polynom zu kürzen oder zu erklären, woher die Energie für das Leben auf der Erde kommt. Und solche Fälle sind Realität hier.
Nun, dafür kann aber ein Schulfach nichts, sind wohl eher inkompetente Lehrer daran schuld.
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Da halte ich es gleich wie du mit der Physik: Es reicht vollkommen aus zu wissen, dass es eine Antike, ein Mittelalter, eine industrielle Revolution, welche die Neuzeit einleitete, gegeben hat, vielleicht noch einige Eckdaten und Hintergründe. Aber was darüber hinausgeht, nämlich Text- und Bildquellen im Kontext interpretieren und sich zum tausendsten Mal anhören, wie unmoralisch die Nazis waren und in den Klausuren die persönlichen Gründe irgendeines Königs für den Auslöser eines Kriegs zu hinterfragen ist uninteressant für jemanden, der nicht etwas studiert, was einen historischen Hintergrund benötigt.
Ja, nur bekommt man genau das bei uns im Philosophieunterricht - Grundsätze mit ein paar Eckdaten und Hintergründe, das war's dann auch schon wieder. Ich wusste ja nicht, wie das bei euch ist, fest steht aber: Für Uninteressierte sind bestimmte Fächer immer lästige Ausweitungen, die subjektiv gesehen eigentlich unnötig sind - das Schwierige ist aber, da einen Konsens zu finden, der alle Schüler gleichermaßen befriedigt.
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Bei uns waren Sprachen, Philosophie und Geschichte im Endeffekt ein und dasselbe: Gequatsche. Im Maturajahr wurden bei uns die Naturwissenschaften obendrein abgeschafft, ausser man hatte noch Schwerpunktfächer in diesen Gebieten. Ich ging nur noch in die Schule, um mir irgendein langweiliges Rumgerede über irgendein halbes Kapitel irgendeines Buches anzuhören und regte mich über die grundsätzliche Sinnlosigkeit im Hinblick auf mein Studium auf. Geschichte waren die Moralstunden schlechthin bei diesem Ex-Hippie-Lehrer und Philosophie machte mich grundsätzlich aggressiv wegen diesem oberarroganten Kotzbrocken ich-kann-griechisch-und-lateinisch von einem Lehrer und Texten, die weder ein Schwein interessieren noch grammatikalisch richtig formuliert waren.
Da sitzt der Hass aber tief. ;P
Ne, also ich finde es auch nicht gut, ganze Lehrzweige auszuklammern und stattdessen in den restlichen Fächern maßlos zu übertrieben. IMO sollte ein ausgewogenes Verhältnis zwischen den Fächern bestehen, sowohl was die Unterrichtslänge, als auch den -inhalt betrifft. Zu fordern, der Philosophieunterricht solle hier aber gänzlich abgeschafft werden, nur weil man selbst davon nichts hält, ist aber auch nicht der richtige Weg, denn persönliche Veranlagungen machen ein Schulfach objektiv nicht schlechter.