@La Cipolla
Zitat:
Es gibt einfach zu viele Maker-Spiele, die mit ihrer Story, ihrem Writing etc. erfolgreich geworden sind, und die meisten Leute dürften da irgendwas finden, was ihnen ähnlich gut gefällt wie AAA.
Andererseits wird häufig betont, dass Erfolg und Qualität nicht dasselbe sind. Auch Geschichten, die schriftstellerisch zu wünschen übrig lassen, können dem Publikum sehr gut gefallen. Das ist wieder das alte Problem: Über was genau sprechen wir? Über den Unterhaltungswert oder über die Kunst?
Zitat:
Ich gebe dir aber recht, dass es eine schlechte Idee sein kann, sich an tatsächlichen JRPGs zu orientieren, und sei es nur, weil sich das typische JRPG mit seinem Umfang und seiner Komplexität absolut nicht für Solo-Entwickler eignet. Dann vielleicht eher ein klassisches 80er-JRPG á la Dragon Quest I oder Ys I.
Aber die Spiele sind doch alles andere als vorbildhaft. Waren die alten Spiele nicht erst recht so richtige Asia Grinder? Die SNES-Klassiker sind es definitiv. Es stimmt zwar, dass es keine gute Idee ist, einen 100-Stunden-Epos zu entwickeln (wobei JRPGs mMn eher im Bereich von 20-30 Stunden liegen, während westliche Rollenspiele oft umfangreicher sind, selbst die alten vom C64), aber so lang muss das Spiel ja nicht werden, wenn man sich für ein JRPG entscheidet. Ich würde den Entwicklern, die JRPGs mögen und gerne selbst eines entwickeln wollen, Folgendes raten: Ihr mögt die Spiele doch auch oder besonders wegen des Storytellings, lasst es nicht weg, das gehört mit dazu. Und die Entwickler, die Baldur's Gate 2 mögen und so ein Spiel machen wollen, denen würde ich raten: Orientiert euch dann auch an dessen Gameplay (mal abgesehen vom Kampfsystem, das kaum einer auf dem Maker umsetzen könnte), anstatt ein JRPG zu bauen, das in einer westlichen Welt spielt. Natürlich kann man auch beides kombinieren, aber dann sollte man nicht gerade die Schwächen miteinander kombinieren, sondern die Stärken.
Ich denke, dass es sehr hilfreich sein könnte, sich die besonders beliebten Makerspiele anzuschauen und darüber zu sinnieren, weshalb diese Spiele so beliebt sind und wie sie sich von anderen unterscheiden. Es wundert mich, dass sich nur sehr wenige Entwickler von Unterwegs in Düsterburg oder den Spielen von real Troll inspirieren lassen. Ich meine damit speziell den Zuschnitt der Spiele: Die Aufteilung in Kapitel, die in sich geschlossen und vergleichsweise offen sind, den Abwechslungsreichtum, die Möglichkeit, Entscheidungen zu treffen. Wer das nicht mag, der sollte es natürlich auch nicht in sein Spiel einbauen, aber es sieht ja so aus, als ob dieser Zuschnitt gut ankommt.
Zitat:
Beendet eure Spiele! Sonst geht da nur sehr selten irgendwas.
Macht eure Spiele besser! Etwas produktiver: Fokussiert euch auf das, was ihr und der Maker gut könnt!
Konzipiert eure Spiele von Anfang an kürzer! Ein Spiel mit ein paar Stunden probiere ich vielleicht auch aus, wenn es mir nicht 100% zusagt, ein Spiel mit 20+ Stunden hat da überhaupt keine Chance.
Aber versetz dich mal in einen Entwickler hinein, der sein Spiel vorstellt und etwas später eine Demo hochlädt und niemand sagt etwas dazu. Ist so ein Entwickler motiviert, sein Spiel fertigzugmachen - ein Spiel, das augenscheinlich niemand spielen will? So gut wie jedes Spiel ist eine Zeit lang unfertig und gerade in dieser Zeit braucht ein Entwickler Feedback.
Sollte ein Entwickler, der gerne ein Rollenspiel machen und eine Geschichte erzählen möchte, das aber nicht sonderlich gut kann, also lieber darauf verzichten?
Die Länge eines Spiels lässt sich aber nicht beliebig festsetzen. Wenn ich ein Rollenspiel mache und eine Geschichte erzählen will, dann ist das Spiel so lang, bis ich alles erzählt hab. Das will ich weder künstlich kürzen noch künstlich verlängern.
@sorata08
Zitat:
Am Ende ist es natürlich jedem selbst überlassen, was man warum oder auch nicht spielen möchte, aber es ist immer sehr bizarr für mich, wenn der Mangel an fertigen Spielen beweint wird, man zeitgleich aber haufenweise neuerer Titel wegen komplett arbiträrer Grunde ausblendet und Qualität abspricht.
Das ist vielleicht die bittere Wahrheit. Für viele sind die Spiele möglicherweise nicht gut bzw. interessant genug. Was mich wie gesagt besonders dann irritieren würde, wenn es die Leute wären, die selbst mit dem Maker entwickeln. Es wird ja nicht jeder von sich glauben, besser zu sein als die anderen.