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Thema: Stilmittel: Symbolik und Sinn, Bedeutung der Bilder und wie wir die Welt wahrnehmen

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  1. #1

    Stilmittel: Symbolik und Sinn, Bedeutung der Bilder und wie wir die Welt wahrnehmen

    Um es vorweg zu sagen: der Titel ist wahrscheinlich etwas hochtrabender, als es mein konkretes Thema ist. Ich dachte aber, das hier könnte ein allgemeiner Thread für diese Themen werden.

    Ich habe gestern aus einer Laune heraus das Lied "Chandelier" von Sia gehört, und weil es das einzige Lied von ihr ist, das ich habe, lief es mehrmals hintereinander bevor ich satt hatte.

    Dabei hatte ich die Chance auf den Text zu achten, und stellte etwas überrascht fest: "Moment, hier geht es ja tatsächlich darum, vom Kronleuchter zu schaukeln!"
    Ich dachte bisher immer, dass das Lied wahrscheinlich um irgendetwas Anderes, Bedeutungsvolleres ginge. Das Schwingen am Kronleuchter als Symbol für ein Streben nach Freiheit und eine Ablehnung der klassischen Symbole von Luxus, oder so. Aber das Lied handelt vor allem davon, dass sie exzessiv feiern will, also ganz klassische Oberflächlichkeit. (Dass diese Oberflächlichkeit selbst auch ein starkes Stilmittel/Symbol sein kann, ist natürlich auch richtig - ich hatte einfach nur etwas Tieferes erwartet. Sia wirkte auf mich immer wie eine Künstlerin, die etwas zu sagen hat.)

    Naja und das hat mich ein bisschen ins Grübeln gebracht über Stilmittel im Allgemeinen - und meine erste Frage war: Welches rhetorische Stilmittel habe ich da eigentlich erwartet? Das Schwingen vom Kronleuchter ist natürlich in jedem Fall ein Bild (also eine Metapher?) für etwas Anderes, auch wenn das Andere "nur" oberflächliches Feiern ist. Aber wie nennt man es, wenn man gezielt ein Bild mit tieferen Bedeutungsebenen benutzt? Wenn die Zigarre für die sexuelle Repression des Hauptcharakters steht, wenn der weiße Wal für die Dämonen steht, die uns umtreiben, wenn der rote Komet bedeutungsschwanger im Himmel hängt, wenn der Facehugger den Horror einer Vergewaltigung veranschaulicht?
    Es ist für mich verwirrend, dass dies eines der am häufigsten diskutierten Stilmittel ist (jede Interpretation lebt davon, dass alles viel mehr bedeutet als es zunächst scheint), ich aber nicht sofort einen passenden Namen dafür kenne. Ich schätze, es könnte eine Allegorie sein, aber der Wikipedia-Artikel dazu lässt es unpassend wirken - eine bloße "fortgesetzte Metapher" ist nicht das, was ich meine. Weder Symbol noch Allegorie als Begriffe beinhalten die Tiefe und die "Einladung zum Diskurs", die ich suche.

    Ich würde mich freuen, wenn mich jemand aufklären könnte, und würde mich auch generell über eine Diskussion über Stilmittel im Allgemeinen freuen. Mich interessiert zum Beispiel auch die Frage: wie viel davon kommt tatsächlich vom Autor, wie viel vom Leser, und wie viel von unserer symbolischen Wahrnehmung der Welt? Ist unser Gehirn und unser assoziatives Lernen verantwortlich dafür, dass wir immer wieder zu Symbolen greifen wollen? Hängt es gar mit unserem Jenseitsglauben und unserer Suche nach Sinn zusammen?

    Und ist exzessives Feiern an sich in der Wirklichkeit nicht bereits ein Symbol? Inwiefern interpretieren wir, wenn wir interpretieren, den Willen des Autors, und inwiefern interpretieren wir einfach nur die inhärente Symbolik bestimmter Handlungen? Wenn jemand wirklich auf einem Kronleuchter schaukeln würde, wäre das nicht ein Symbol der hedonistischen Rebellion?

    Geändert von Schattenläufer (22.05.2019 um 10:29 Uhr)

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