Kapitel 26

Das Kapitel mit der längsten Schlacht kriegt den kürzesten Text. Anders als in den vorherigen Handlungsteilen, wo Ike auf der Flucht bzw. Reise die Welt um ihn herum kennen lernt, geht es hier wirklich nur noch ums Kämpfen. Der Krieg gegen Daein in Crimea verläuft sehr nach den klassischen Muster der Fire Emblem-Reihe. Nach und nach geht es mehr oder weniger ohne Umwege auf die Hauptstadt zu. Die Armee Crimeas mit all seinen Verbündeten prescht auch hier zur Hauptstad vor, welche von zwei Festungen flankiert ist. Statt die Angreifer mit einen Heer zu besiegen, teilt Ashnard seine Armee auf und verteilt sie auf die zwei Festungen. Schließlich geht es ihn darum, den Krieg zu verlängern. Ena wurde augespürt und er überlässt es den Schwarzen Ritter, wie dieser mit ihr zu verfahren hat.
Vor Schlachtbeginn wirft sich Elincia in Rüstung und auf Pegasus. Um ihre Beteiligung beim Kampf wird Aufsehen gemacht. Ihre Motivation ist, zum Kampf beizutragen und um Leben zu retten. Einerseits verständlich, andererseits ist sie als Repräsentantin Crimeas für die Moral wesentlich und dient damit einen höheren Zweck als ihren eigenen Wunsch. Aber das ist in Fiktion immer eine platte Art, den Zuwachs an Stärke und Entwicklung bei einen Charakter zu zeigen, weshalb zu sehr darüber zu meckern auch Zeitverschwendung ist.
Soren informiert uns über Bertram. Wie das Spionagenetzwerk funktioniert, würde ich mal wissen. Im Prinzip kann Ashnard fähige Leute mit seinen Laguzgift zu willenlose Zombies machen. Das ist nur bei Bertram zu sehen, ansonsten gibt es nur die Laguz als wilde Bestien zu sehen. Vielleicht hat es sich nicht gelohnt? Der Prozess scheint nicht so neu zu sein, da Bertram schon recht schnell nach Crimeas Fall auftauchte. Wirklich stören tut mich nur, wieso dieser Zombie der Befehlshaber einer Armee ist. Seine Stärke ist ja ganz nett und man kann ihn ja als Wache oder zum Vorstoß sinnvoll einsetzen, aber hat er noch genug Verstand, um militärisch komplexe Befehle zu geben? Wieso ist er einer der 4 Reiter und nicht Leute mit Hirn? Er beweist uns auch in der folgenden Szene, dass er nicht zum komplexen Denken fähig ist, da sein Befehl über das Abschlachten des Feindes nicht hinwegläuft. Der Plottwist ist auch sehr schwach und uneffektiv. Das hängt damit zusammen, dass er gleichzeitig mit denen des Schwarzen Ritters besteht. Dieser ist ein weitaus wichtigerer Charakter, der in der Handlung stark involviert ist. Bertram ist nutzlos. Er hätte sterben können und die Handlung würde sich nicht verändern. In FE10 geschieht alles um ihn herum off-screen als Sidequest und Renning ist am Ende dann halt da, ohne Elincia, Bastian oder Geoffrey zu verändern. Gäbe es den Schwarzen Ritter nicht, wäre der Twist vielleicht hervorstechender, so wirkt er aber wie eine blasse Kopie.


Geoffrey

Diesen Charakter früher im Spiel gehabt zu häben, hätte Elincia vielleicht mehr Entfaltungsmöglichkeiten gegeben, da beide sehr abhängig voneinander sind. Als Ritter dient und kämpft er selbstaufopfernd für Elincia, die stellvertretend für sein Land und seine moralische Integrität steht. Dabei greift man auf einen alten Trick zurück, die Ritterromanze: Die Professionalität und unparteiische Loyalität des Ritters, eine einseitige Lieber zweier ungleich wertvollen steht im Gegensatz zur selbstsüchtiger Romantik und der Verlockung, die leidenschaftliche Liebe zweier gleich wertvolle vor den gesellschaftlichen Verpflichtungen voranzustellen. Das reizvolle an solchen Affären ist eben immer, dass sie sich so sehr widersprechen und falsch sind, wie sie sich ergänzen und richtig sind. Schließlich liebt er Elincia auch als Person, die er seit Kindheitstagen kennt. Da ist es nur konsequent, dass er es sich zur Aufgabe macht, sie zu schützen, sich mit ihren Idealen identifizieren und sie zu übernehmen. Andererseits vertritt man nicht mehr seine eigenen Werte, wenn man die seiner Herrin vorangestellt hat. Entweder, man bleibt Ritter oder man gibt sein Dasein auf und wird eine neue, selbstständig denkende Person. Wir werden bald erleben, was die Loyalität, auf die sich Geoffrey bezieht, aus Bryce gemacht hat.
Obwohl seine Rolle nichts anderes umfasst, als Elincias Vasall zu sein, überzeugt sie in FE9 kurz und knapp. Im Sequel ist sie auch nicht unwesentlich.



Kapitel 27


Es ist bei weitem nicht so effektiv wie mit den Greil-Söldnern zu Beginn des Spieles, aber ich weise darauf hin, dass es für Geoffrey, Bastian und Lucia alternative Dialoge gibt, wenn sie auf Elincia zu reagieren haben.

Jedenfalls gibt Tibarn Auskunft über die Soldaten in Nados, der letzten Festung vor der Hauptstadt. Der Schwarze Ritter ist da und seine von der Göttin gesegneten Rüstung kann nur von Ikes Waffe (die ebenfalls gesegnet wurde) durchdringt werden. Dies ist nicht ganz korrekt, schließlich können Laguzkönige und Drachen später Ashnards Rüstung (die nicht aus einen anderen Material bestehen sollte), ebenfalls durchdringen. In FE10 ist der Schutz der Göttin dann aber so stark, dass man die Waffen und Krallen ebenfalls segnen muss. Mein Hauptproblem damit ist, dass dieser Schutz nutzlos ist, da ihre Träger auch so ziemlich mächtig sind. Vielleicht wollte man gameplatechnisch darauf beharren, dass Normalsterbliche den Schwarzen Ritter und Ashnard nicht schaden dürfen.

Mistu unterbricht das Meeting und bespricht mit Ike ihre Gefühle um das fehlende Medaillon. Notwendig ist diese Szene nicht und was Mistu uns genau mitteilen will, verstehe ich auch nicht ganz. Da Elincia in der folgenden Szene die Unterstützung, die Ike und Mistu ihr brachten, thematisiert, hatte Mistu vielleicht ähnliche Gründe und wollte sich einfach nur den Kummer von der Seele reden. Auch wenn es abrupt und in das Meeting reingequetscht wurde, ist diese Zurückbesinnung auf die einfachen Ängste und Sorgen der Menschen in dieser Handlung rührend. Alternativ kann das aber auch ein Vorwand sein, den Spieler die bisherige Ereignisse des Spieles rund um den Schwarzen Ritter und seine Ermordung Greil des Medaillons wegen in Erinnerung zu rufen und sein Gedächtnis aufzufrischen. Schließlich ist Kapitel 7 schon eine lange Weile her. Das kann auch die folgende Basiskonservation mit Titania erklären: Ike rekapituliert die Ereignisse in der Nacht und geht auch auf das zweite Treffen ein, in welchen er über Ragnell informiert wird. Keine Information hier ist neu, aber man wird daran erinnert. Ansonsten zeigt die Szene wieder, dass Titania weitaus weniger über die Ereinisse Bescheid weiß, als ich annahm. Hat sie Ike nicht ausgequetscht? Hat sie den Schwarzen Ritter nicht in Kapitel 11 und 24 gesehen? Ich bleibe dabei, dass sie zu unwissend ist, muss aber schließlich einräumen, dass sie wohl tatsächlich unwissend ist und Ike sie nie konkret aufgeklärt hat (mir unverständlich). Das war ein Problem in Kapitel 22. Wie ich zu Beginn schrieb, kann man Titanias A-Support freischalten, der hier zur Stimmung beiträgt.

Ansonsten kann man darüber meckern, wie Ike Ragnell all die Zeit mit sich schleppte, ohne dass jemand Fragen über dieses gigantische Schwert stellte. Hat er es zusammen mit Greils Leiche mitgenommen? Hat es keiner bemerkt? Hat Ike es nie getestet und gemerkt, dass es ne ziemlich gute Waffe ist? Warum ist es eigentlich seine persönliche Waffe? Die Antworten hier verweisen eher in Richtung Gameplay. Man braucht so eine Waffe halt erst zum Schluss. Trotzdem hätte man das ganze sauber lösen können. Z.B. kann Caineghis das Schwert mitgenommen haben und in Kapitel 25 oder später Ike überreicht haben. Das kann man alles plausibel zurechtrücken.


Das Kapitel selbst ist nur ein Vorspiel zum Duell. Ike tritt hier alleine (Stolz vor Vernunft, immerhin geht es hier um das Schicksal eines Landes) gegen den Schwarzen Ritter an, aber Mistu kann Ike heilen. Das wundert mich schon, dass Ike ihre Hilfe akzeptieren kann. Ansonsten gab das Spiel öfters Hinweise, dass man einschätzen soll, ob man den Kampf überhaupt gewinnen kann. Andernfalls soll man fliehen. Das kann zwar schwer enttäuschen, aber der Zweikampf ist hier gameplaytechnisch einfach zu unfair. Meiner Ansicht nach sollte die Flucht der normale Weg sein, der Sieg sollte als Bonus gelten (die Handlung geht aber tendenziös von einen Sieg aus und FE10 bestätigt das). So schlimm ist das nicht, weil die fortlaufende Handlungszweige sich nur beschränkt unterscheiden, aber die Entwickler stehen hier vielleicht auch vor einen unlösbaren Problem. Fire Emblem ist nicht auf Duelle ausgelegt und diese sind entweder zu schwierig oder zu einfach. Ein untrainierter Ike würde hier unrettbar verkacken, weshalb die Fluchtoption gegeben sein muss.

Auch werden hier Ena bzw. Nasir auf Ikes Seite gebracht. Der Schwarze Ritter will sie töten, was ich zuerst als unnötig kaltblütig werte. Allerdings würde sie sonst versuchen, sich zu Ashnard durchzukämpfen, weshalb die Tötung verständlich ist. Sonst wäre Ashnard auch verärgert. Der Schwarze Ritter schafft es nicht, sie mit einen Streich zu töten, was ich ihn nicht abkaufe. Aber man wollte Ena ohnmächtig und von Ike gerettet haben, weshalb so eine konstruierte Szene herhalten musste. Nasir rettet Ike ungeachtet des Duell-Ausgangs, gilt aber als verschollen, wenn man den Ritter nicht selbst besiegen konnte. Man erhält dadurch ein paar Zeilen zu Ena und Rajajon weniger, ansonsten ändert sich aber nicht viel. Trotzdem ganz nett, dass man ausgehend vom Ausgang einen unterschiedlichen Charakter bekommt. Wobei, man hätte ja auch beide bekommen können.

Jedenfalls stürzt das gesamte riesige Schloss ein, was Daein als "Falle" geplant hat. Völlig übertrieben, aber man wollte jede Spur des Schwarzen Ritter, ob Leichnam oder nicht, verwischen. Auch Nasir muss eventuell als verschollen gilten.

Seiner Konstruiertheit zu Trotz ein angemessenes Quasi-Finale, welches Ike und den Schwarzen Ritter ein dramatisches Duell bietet.