Sehnsüchtig habe ich auf den zweiten Teil von Ni No Kuni gewartet – ich konnte es gar nicht erwarten. Tatsächlich hatte ich, nachdem der erste Ausflug ins Reich der Feen und Legenden fünf Jahre zuvor so fesselnd und bezaubernd in Szene gesetzt wurde, ein kleines Meisterwerk erwartet.

Ni No Kuni – Der Fluch der weißen Königin erschien 2013 für die Playstation 3. Dieses Rollenspiel bot einige Besonderheiten. So war die Zeichentrickmanufaktur Studio Ghibli maßgeblich an der Entwicklung beteiligt. Das Spiel erschien auch in zwei Varianten, wobei eine Variante eine gedruckte, rund 400 Seiten starke Enzyklopädie enthält, die über die Spielwelt, die Gegner und die Zauber berichtet. Genau ein gedrucktes Exemplar dieses Magical Companion fällt auch dem Protagonisten dieses Spiels in die Hände, dem 13jährigen Oliver. Dieser lebt mit seiner Mutter in der fiktiven US-amerikanischen Kleinstadt Motorville in den 1950er Jahren. Durch sich überschlagende Ereignisse und den Tod seiner Mutter kann er zwischen der Realwelt und der Fantasiewelt hin und herreisen. Er erfährt, dass es in jeder Welt Seelenpartner gibt. Geht es dem einen schlecht, so wirkt sich das auch auf den anderen aus. Daher reist Oli erst einmal zwischen den beiden Welten, um den Bewohner in Motorville zu helfen, indem er die Probleme der Seelenpartner in der Fantasiewelt löst.

An seiner Seite ist eine Fee namens Tröpfchen/ Mr. Drippy. Dieser erinnert jedoch eher an einen Kobold und hat immer einen lockeren Spruch auf den Lippen. Zusammen erleben die beiden höchst verrückte Abenteuer in dem Fantasieland. Dabei passieren viele teils verrückte und skurrile Dinge und die seltsamen Bewohner erinnern ein wenig an die fantasischen Figuren aus der Unendlichen Geschichte. Am Ende spitzt sich das Spiel in einem Showdown zu, der eine relativ überraschende und dennoch zu tiefst berührende Handlung besitzt. Das Spiel war ausgesprochen schön, die Musik und die Grafik toll.

Eine weitere Besonderheit ist das Spielsystem. So ist es hier so, dass man die Fabeltiere, die zugleich auch Gegner sind, einfängt und diese sammelt und – genau wie bei Pokémon – mit diesen gegen die anderen kämpft. Man kann sie auch entwickeln. Anders als bei Pokémon sind diese Fantasiewesen aber nicht unbedingt Selbstzweck. Also es gibt keine Arenakämpfe usw. Sie sind eher die „Tiere“ der Fantasiewelt. So gibt das Buch über die gesamte Tierwelt Auskunft. Alleine dieses Sammeln motivierte schon ungeheuer. Allerdings waren die vielen verrückten und liebenswerten Details der Spielwelt sowie die mitreißende Handlung für mich der eigentliche Grund, wieso ich dieses Spiel so lieb gewonnen habe.

Fünf Jahre hat es also gedauert – und endlich hält man den zweiten Teil in Händen. Diesmal für die PS4. Das bedeutet schon mal bessere Grafik. Ansonsten hat sich aber auch sehr viel getan. Sowohl Kampfsystem, Charaktere und Spielwelt sowie selbst die kleinen Details sind ganz anders und haben bis auf den Namen, einige Ortsnamen (z.B.„Ding Dong Dell“) und dem Katzenvolk nichts mehr gemeinsam. Also eine ganz lose Verbindung, wie bei der Final-Fantasy-Serie. Doch irgendwie scheint das Spiel diesmal nicht so recht zünden zu wollen. Obwohl es auch ungeheuer Spaß gemacht hat, war es irgendwie... unbefriedigend. Das liegt vor allem an dem, was ich Euch in dem Review zu berichten habe.




König Leopold, der Vater des Protagonisten Evan. Das auslösende Ereignis der Story ist der Putsch dieses Machthabers. Evan - der Held des Abenteuers. Ex-Prinz von Ding Dong Dell gründet sein eigenes kleines Königreich.



















WERTUNG:

Handlung, Charaktere und Dialoge: ➊➋➌➍➎➏➆➇➈➉ okay: Wenig bis gar keine Charakterentwicklung, vernünftig geschriebene Dialoge, Handlung sehr überhastet und ohne Beiwerk.
Gameplay und Kampfsystem: ➊➋➌➍➎➏➐➑➒➉ hervorragend: Vielfältiges und abwechlsungsreiches Gameplay. Motivierende Rekrutierungsoption mit kleinen Schwächen.
Spielwelt und Atmosphäre: ➊➋➌➍➎➏➆➇➈➉ okay: Atmosphäre aufgrund von hastiger Story und sehr leerer Spielwelt ausbaufähig. Ansonsten tolle Schauplätze.
Technik und Präsentation: ➊➋➌➍➎➏➐➑➈➉ sehr gut: Tolles Art-Design, vor allem in Städten. Sehr schöne Grafik, aber lausige Performace und stellenweise Grafikfehler.
Musik: ➊➋➌➍➎➏➐➇➈➉ gut: Qualität der gebotenen Musik ist über jeden Zweifel erhaben. Leider wiederholt sich alles sehr häufig und es gibt insgesamt deutlich zu wenig verschiedene Musik.

Gesamtwertung: ➊➋➌➍➎➏➐➇➈➉+ Gut, mit Tendenz zu sehr gut
Leider kein Paradebeispiel für mitreißendes Story-Telling, aber für abwechslungsreiches Gameplay.
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