Hm, so formuliert hast du vermutlich recht. Generell könnte man zwar so argumentieren, dass ein Spiel schon dann erfolgreich ist, wenn es Gewinn bringt, und davon gibt es einige. Aber meiner Ansicht nach ist der Erfolg der Spiele kein heranzuziehender Maßstab, schließlich ging es grundsätzlich um Innovationen. Wie auch bei Filmen ist es bei den Spielen nur allzu häufig so, dass selbst kommerzielle Flops später im einen oder anderen Sinne noch erfolgreich und von bestimmten Gruppen geliebt, von manchen Entwicklern als Inspiration verwendet werden.
Insofern gibt es bei den Ost-RPGs immer mal wieder schöne Beispiele, manche davon prominent. Man denke nur an Breath of Fire V, das Spiel war wirklich mutig und hat spieltechnisch viele neue Dinge ausprobiert, die sich in der Form soweit ich weiß auch noch nicht in irgendeinem West-RPG haben wiederfinden lassen. FFXII hast du ja schon genannt. Aber auch bei den ganzen SRPGs, die ich zum Genre mehr oder weniger hinzurechne, sind gerade in letzter Zeit immer mehr Veränderungen weg von rasterbasierenden Spielfeldern hin zu RTS-ähnlichen Konzepten auszumachen.
Dabei bezieht sich das ja nicht nur aufs Gameplay. Die Entwicklung eines Genres kann man auch an anderen Elementen festmachen, beispielsweise Design und Musik. Da sind es schon beachtenswerte Schritte, dass das Londoner Philharmonic Orchestra den Soundtrack von Xenosaga einspielt oder dass für diverse größere Produktionen Popstars und andere Interpreten engagiert werden - noch fast nur japanische, aber da lassen sich doch interessante Zukunftsszenarien aufstellen (ich plädiere noch immer für einen von Tori Amos gesungenen bzw. am Piano gespielten FF-Titelsong ^^). Und wie manche Spiele mit Cel Shading experimentieren, ist ebenfalls hochinteressant. Kommen demnächst neue technische Designmöglichkeiten hinzu, mit denen man so etwas tun kann, werden wie ich glaube die Ost-RPGs eher davon Gebrauch machen, da die westlichen Rollenspiele, wie du es formulierst, zu sehr im "Generic D&D Fantasy Design" verhaftet sind (Was ich sehr schade finde, den so ein Cel Shading West-RPG wär doch mal interessant, gibt es sowas?).
Mag sein, dass sich die West-RPGs besonders in spieltechnischer Hinsicht breiter auffächern, als dies bei dem östlichen Zweig des Genres der Fall ist, und es mag auch sein, dass du meine Beispiele kaum als solche anerkennen wirst. Nur wollte ich zeigen, dass man trotz gewisser Stagnationen auf keinen Fall von einem Stillstand in der Weiterentwicklung sprechen kann. FFXII ist da doch schon irgendwie ausschlaggebend. Vielleicht wurde für die nächste Generation etwas ins Rollen gebracht. Immerhin heißt es ja für FFXIII und Lost Odyssey, dass die Emotionen der Protagonisten und die Art der Gegnerschaft eine Rolle spielen sollen, was auch in die Spielmechanik implementiert wird. Kann mir das zwar noch nicht wirklich vorstellen, aber sowas klingt im Zusammenhang dieser Diskussion doch immer hochinteressant.
Ich kann mich SephiMike in dem Punkt nur anschließen: Ich bevorzuge auch eine gute vorgegebene Handlung und eigenständige Spielfiguren vor dem (übrigens ebenfalls meistens gleichen) Muster der West-RPGs.
Das liegt nicht daran, dass ich zu faul bin, mir selbst was auszudenken - sonst würde ich nicht schon seit Jahren an nem eigenen Fantasyroman schreiben. Nur sind mir die Möglichkeiten, die ich in westlichen RPGs habe, in storymäßiger Hinsicht nicht weitreichend genug, als dass sie so eine vorgegebene Handlung der östlichen Genrevertreter ersetzen könnte. Vielleicht ist das in vielen Jahren mal irgendwann der Fall, die Elder Scrolls schlagen da schon einen sehr schönen Weg ein. Aber ich lege kaum einen Wert darauf, mit meinem Avatar Teil einer Spielwelt zu sein, in der das ganze Abenteuer bloß aus Dungeons durchwühlen und Monster verkloppen besteht. Spiele wie Dungeon Siege sind mir völlig zuwider. Natürlich sind Dungeons und Monster elementar für soziemlich jedes RPG, egal ob nun Ost oder West, aber für mich kommt erst dann Freude ins Spiel, wenn dies in eine spannende Rahmenhandlung eingebettet ist. Die großen Enthüllungen der Geschichten in manchen Ost-RPGs lassen sich eben durch nichts ersetzen. Sie spielen sich wie Filme und Bücher, die man durchleben und bis zu einem gewissen Grad beeinflussen kann. Und wie könnte ich in einer Geschichte, in der ich als Spieler so maßgeblich bin wie in den meisten West-RPGs noch überrascht werden? Das geht in ganz allgemeinen Belangen noch einigermaßen, aber für zwischenmenschliche Beziehungen ist selten Platz.
Ich finde es schade, dass du östliche RPGs als minderwertig betrachtest, obwohl beides seine Vorzüge und Nachteile hat und es ganz auf den persönlichen Geschmack der Spieler ankommt. Egal wie billig das deiner Ansicht nach ist, solltest du endlich mal versuchen zu verstehen, dass den Spielern von Ost-RPGs diese auch aus den ganz genreeigenen Parametern Spaß machen und ihnen von West-RPGs ein vergleichbares Erlebnis nunmal nicht geboten wird.
Und ein (Sub-)Genre das funktioniert und viele Käufer findet, die daran Gefallen haben, muss sich eben auch nicht ständig selbst neu erfinden. Daher nehme ich es in Kauf, dass die Evolution der Ost-RPGs etwas langsamer vonstatten geht.