Okami ~ Ein Traum in Cel ...
Die Suche hat keinen Okami-Thread hier ergeben, spielt es denn keiner?
Ich habe kürzlich damit angefangen und ein kleines Preview für meine Seite getippt, denke mal dass es für einige hier interessant sein könnte. Da es sich um ein Action-Adventure nach Zelda Art handelt passt es IMO hier rein, wenn's anderswo hinsoll verschiebt es aber ruhig.
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Als ich Okami das erste mal zu Gesicht bekam, stand ich mit gemischten Gefühlen davor. Klar, die Celshading-Optik war der Hammer und wäre wohl alleine schon als Kaufgrund durchgegangen, aber ich hatte aufgrund Clover Studios actionlastigerer Spielebibliothek eher was in Richtung Viewtiful Joe erwartet und das Spiel dementsprechend auf die "Bei Gelegenheit mal reinschauen"-Liste gesetzt. Umso erfreuter war ich dann als sich die Stimmen mehrten, die Okami als ausgewachsenes Action-Adventure nach Zelda-Art bezeichneten, so dass das Spiel spätestens als US-Version in die Sammlung musste, was vor kurzem endlich soweit war. Es folgen meine Eindrücke der ersten Spielstunden.
In Okami übernimmt man den Part von Shiranui, einem weißen Wolf welcher im Intro beim Kampf gegen das 8-köpfige Monster Orochi sein Leben lässt. 100 Jahre später ist Orochi wieder da und Shiranui wird von der Sonnengöttin Amateratsu wiederbelebt, um das Böse erneut zu bannen. Da Shiranui nicht mit seiner Umwelt kommunizieren kann nistet sich der redselige Floh Issun bei euch ein, der außer als Sprachrohr noch als Tutorial und Hinweisgeber fungiert. Eure Hauptaufgabe besteht nun darin, eure Umwelt von der "Verpestung" Orochis zu reinigen und wieder zu dem blühenden Land zu machen, welches es vorher gewesen ist. Der Vergleich mit Zelda ist dabei durchaus akkurat: Wenn man über die Anfangsphase gekommen ist und sich mit Steuerung sowie Gameplay vertraut gemacht hat wird einem eine große Welt eröffnet, die randvoll mit vielen verschiedenen Charakteren, Dungeons und Sidequests gefüllt ist. Die Rätseldichte in den Dungeons war bislang zwar noch nicht allzu hoch, soll später aber deutlich anziehen und Genre-üblichen Mitteln wie Bosskeys arbeiten.
Einen großen Part im Gameplay von Okami nimmt die Zeichenkunst ein. Ihr könnt das Spiel zu jeder Zeit per R1-Taste anhalten, um dann per "himmlischem Pinsel" (Celestial Brush) Symbole auf den Bildschrim zu malen, welche eure Umwelt auf die eine oder andere Art beeinflussen. Die Effekte der Symbole sind dabei durchaus variabel, manche lassen euch Gegner wie auch große Felsen mühelos zerteilen, andere sprengen Löcher in brüchige Wände oder bringen die ehemals verdorrte Vegetation wieder zurück ins Leben. Natürlich stehen einem die Techniken nicht alle von Anfang an zur Verfügung und müssen nach und nach erlernt werden, aber was anderes sollte man auch nicht erwarten, hehe. Das Zeichenfeature wurde auf jeden Fall clever ins Spiel integriert und fühlt sich nicht wie ein draufgeklatschtes Gimmick an, das Malen per Analog-Stick ist zwar etwas gewöhnungsbedürftig und wäre beispielweise mit einem Touchscreen wesentlich lockerer von der Hand gegangen, das Spiel ist aber recht kulant und verzeiht einem desöfteren, wenn der angestrebte Kreis doch mal wieder mehr wie ein krummes Achteck aussieht.
Für ein Action-Adventure typisch wird auch hier in Echtzeit gekämpft, was aber ähnlich wie bei Legend of Mana in separaten Encountern als denn auf der eigentlichen Spielumgebung abläuft. Passiert Shiranui eine bestimmte Stelle oder läuft auf der Weltkarte in eine der sichtbaren Monstergruppen, wird ohne Ladezeiten auf ein beschränktes Areal umgeschaltet, in dem die Gegner fachgerecht per Waffe und Zeichnungen auseinadergenommen werden können. Je nachdem wie schnell und effektiv man während der Konfrontation war gibt es Geld und Bonus-Items zum Abstauben, machmal sind sogar ein paar Erfahrungspunkte drin, welche Shiranuis Charakterwerte aufbessern. Übrigens: Trefft ihr auf einen alten Kampfsportexperten und habt das nötige Kleingeld in der Tasche, bringt er euch neue Moves und Combos bei, die euch den Alltag ordentlich erleichtern.
Okamis eigenwilliger Grafik-Stil ist eines der herausragendsten Merkmale am Spiel, und könnte brillanter garnicht sein. Die Celshading-Technik ist zwar schon seit Jahren im Einsatz und wurde schon desöfteren sehr ansprechend in etlichen Spielen integriert (siehe Dragon Quest VIII), aber so wie Okami hat noch kein anderer Titel ausgesehen. Die unregelmäßigen Randlinien, viele Farb- und Lichteffekte und das passende Artwork lassen das Spiel wie eine lebendige Zeichnung aussehen, die aus einem alten, japanischen Gemälde auf den Bildschirm gesprungen zu sein scheint. Die Schwächen der PS2-Hardware fallen dabei kaum ins Gewicht, was übrigbleibt ist eine immer wieder auf's Neue beeindruckende Optik, die flüssig mit 30 fps an euch vorbeizieht. Für Besitzter von Flatscreen-TVs gibt es einen kleinen Wermutstropfen, denn trotz einer LCD-Option im Menü wurde auf einen richtigen 16:9-Modus verzichtet, so dass man mit dicken Balken links und rechts durch's Spiel gehen muss. Musikalisch liessen sich die Clover Studios ebenfalls nicht lumpen und versammelten ein gutes, halbes Dutzend an Komponisten, welche einen sehr traditionell japanisch klingenden aber dennoch variablen Soundtrack auf die Beine gestellt haben. Ich habe den 5 satte CDs umfassenden OST schon vor einiger Zeit mehrfach durchgehört und ihr könnt mir glauben wenn ich sage, im Spiel selbst passt er wie die Faust auf's Auge.
Trotz der ganzen Lobhudelei gab es auch hier eine Handvoll Punkte, die mich beim ersten Anzocken nicht sofort überzeugt haben. Die normale Kamera ist mir persönlich einen Tacken zu nahe an Shiranui dran und reagiert mir bei den fixen Bewegungen Shiranuis manchmal nicht schnell genug, um den idealen Überblick zu behalten. Natürlich kann man per Analogstick immer nachjustieren und eine weite Vogelperspektive schafft mehr Sichtraum, aber ein weiterer Zwischenschritt sowie eine bessere Automatik wäre doch wüschenswest gewesen. Die Storyline ist zwar gelungen und wird auch dementsprechend in langen Zwischensequenzen präsentiert, währenddessen man aber weder die Texte schneller weiterklicken noch die Movies selber abbrechen kann. Da es keine richtige Sprachausgabe sondern nur Fantasiegemurmel gibt ist auch kein Grund da, warum man nicht einfach gleich auf die nächste Zeile wechseln kann und bei meiner hohen Lesegeschwindigkeit wird das warten auf die nächste Zeile gelegentlich zum Geduldsspiel. Ich hoffe mal dass sich dies spätestens nach dem Durchspielen ändert, auf "verlorene Zeit" wie bei Ocarina of Time habe ich beim nächsten Mal bestimmt keine Lust.
Abschließend betrachtet kann man Okami schon in den frühen Spielstunden das Zeug zum Superhit bescheinigen. Die Grafik ist wirklich einzigartig und schon beim Zuschauen eine reine Freude, Story wie Setting wurden sehr hübsch in Szene gesetzt und mit vielen, charmanten Gags ausstaffiert, das ausladende Weltendesign deutet auf ein langes und spannendes Abenteuer hin. Ich hoffe ich kann mich mit den kleinen Makeln an Kamera und Pinsel-Steuerung anfreunden, aber auch wenn nicht sind sie angesichts der vielen, anderen Positiva zumindest tolerierbar. Leider hat sich Okami ausgerechnet in Japan unter den Erwartungen verkauft, lauft also zum nächsten Importhändler oder bestellt euch zumindest die 2007 kommende PAL-Version vor, damit wir in Zukunft mehr solch einfallsreiches Material zu spielen bekommen und nicht in einem Meer von glatzköpfigen Space-Marines und kiffenden Hardcore-Gangstern untergehen. Go Clover Studios!
Chaz