Blitze zuckten über den Himmel und Regen peitschte so unerbittlich ein sadistischer Folterknecht. Es war eine Nacht wie es nur wenige im Jahr gab, eine Nacht in der man lieber im Haus blieb anstatt auszugehen. Das Nachtleben in den Tavernen und Schenken der Städte von hier bis zur Küste war heute zum Erliegen gekommen. Es war die Nacht des Herren der Stürme.
Doch das kümmerte den Reiter nicht, auch wenn Wind und Wetter an seinem grauen Umhang zerrten als hinge ihr Leben daran ihn ihm zu entreißen. Er hatte einen Auftrag zu erfüllen und die Nacht war nicht mehr jung, so trieb er sein Pferd erneut an. In nahezu vollkommener Dunkelheit, der Mond hatte sich für diese Nacht hinter Wolken verborgen, schritten Mann und Pferd so zielsicher den geschlungenen Bergpfad hinauf als könnten sie sehen wie am Tag.
Als er das Tor passierte, runzelte er die Stirn. Offen wie ein Scheunentor stand es da und keine Menschenseele war in Sicht. Selbst in Nächten wie diesen sollten die Torwächter ihren Posten nicht verlassen. Er zuckte mit den Schultern, es war nicht sein Problem wenn deswegen Köpfe rollten sollten.
Wenige Minuten nachdem er das Tor passiert hatte, erreichte er die Stallungen. Gewand glitt er vom Pferd herunter und wartete gar nicht bis einer der Stallburschen ihm die Zügel abnahm, sondern schritt sofort auf das große Herrenhaus zu. Er hatte schon zuviel Zeit unten im Tal verloren. Idiotische Anfänger, Brückenzoll ha. Fast war es als würde sich ein Lächeln auf sein steinernes Gesicht legen, als er an die Begebenheit vor einigen Stunden dachte.
Die Diener blickten ihn teils entsetzt, teils wütend an, wie er mit seinem tropfnassen Umhang durch das Haus schritt, aber er ignorierte sie. In der Bibliothek fand er schließlich, den er gesucht hatte. Halb versunken in einem Sessel vor dem Kamin saß er, vertieft in ein Buch. Die schwarze Kutte, sein Erkennungszeichen, lag auf einem nahestehenden Tisch. Der Bote räusperte sich. "Herr?" Die Gestalt blickte sich um und der Bote blickte in ein Gesicht, das trotz seines jungen Anblicks eine tiefe Weisheit ausstrahlte, wie man sie sonst nur von den Ältesten der Ältesten erwartete. Wie alt ist er wirklich? dachte der Bote, nicht zum ersten mal, schüttelte aber dann den Kopf. Es war nicht seine Angelegenheit, wenn er es wissen mußte würde man es ihm sagen. "Ja?" fragte die Gestalt und ihre Stimme war trotz des Bartes klar und strahlte die selbe Weisheit aus, wie ihr Gesicht.
"Eine Botschaft, Herr." Der Reiter überreichte dem Herren einen versiegelten Umschlag. "Danke, ihr könnt jetzt gehen" Der Bote verbeugte sich kurz und verließ die Bibliothek.
Der Herr betrachtete nur kurz das Siegel, er kannte es, brach es auf und las den Brief.
Werter Ineluki,
wir möchten dir hiermit unsere besten Glückwünsche zu deinem 26. Feste übermitteln, mögen noch viele weitere folgen.
Wisse auch, daß die Einladung zum Fest des Wechsels immer noch steht, solltest du sie annehmen wird dich eine Kutsche in 43 Tagen abholen und nach Nemerb bringen. Jeder erwartet dein Kommen und wir hoffen, daß dir deine Pflichten genügend Freiraum lassen um mit uns zu feiern.
Alles Gute und möge das Licht dir leuchten
Der Brief war nicht unterschrieben, aber das machte nichts, Ineluki wußte von wem er war. Er lächelte, heute war seine Nacht.