-
Lehrling
So, das Spiel ist nach rund 40 Spielstunden durch. Ich habe mich geirrt und es war doch noch ordentlich länger als erwartet, da hing ein weiteres großes Kapitel dran, von den ganzen Secrets und Bonus-Items die ich übersehen habe ganz zu schweigen.
Alles in allem haben sich meine Eindrücke aus den ersten Spielstunden ziemlich bestätigt, die Kamera ist leider nicht immer optimal und muss recht oft nachjustiert werden, aber es liegt noch im erträglichem Maße und kratz nur wenig am Spielspaß (im Gegensatz zu sowas wie bei Kingdom Hearts, wo der starre Blick ständig für Übersichtsprobleme sorgt). Beim Pinseln haben sich die Macher die richtigen Gedanken gemacht, fast alle Zeichnenfolgen beschränken sich auf recht flüssige Strich- und Kreismanöver und werden mit visuellen Hilfsmitteln unterstüzt, komplizierte Formen sind die da die Ausnahme. Spätestens beim letzten Bossfight werden eure Mal-Skills nochmal komplett abgefragt und ihr solltet sie leicht aus dem Ärmel schütteln können, die Combo aus Pinsel-Arbeit und traditionellem Action-Gameplay funktioniert erstaunlich gut. Die Unterbrechungen zum Zeichnen hätten die Dynamik der Kämpfe leicht untergraben können, hier geht es aber meist so fix zu dass es mit Special Move-Eingaben aus dem Beat 'em Up-Genre vergleichbar ist, zusätzlich kann man die Malpause auch mal gut zur Übersichtsfindung oder zum Verschaufen benutzen.
So visuell beeindruckend die Optik auch ist, zeigen sich im letzten Spieldrittel einige Schwächen in der Engine und ein paar unschöne Ruckler stellen sich ein, man ist letzten Endes doch nur auf einer alten PS2 unterwegs. Das soll natürlich nicht im geringsten die fantastische Leistung der Designer und Grafiker schmälern, aber wenn man die meiste Zeit mit rund 30 fps durch die Gegend flitzt und dann im dichten Schneetreiben auf dem Glatteis die Framerate einbricht, geht das natürlich auch etwas auf die Spielbarkeit. Zum Glück sind solche Täler nur vereinzelt vorhanden und treten nur in extremen Fällen auf, so dass sie nicht weiter groß von Bedeutung sind.
Vom Inhalt her ist der allseits-gezogene Zelda-Vergleich sehr akkurat, Genre-Veteranen dürften sich bei Okami allerdings etwas unterfordert fühlen. Vom Setting und dem Design her werden ein paar wirklich tolle Ideen verbraten, manche der Dungeons sind wirklich erfrischend anders gestaltet worden, der eigentliche Rätselgehalt erreicht aber nie das Niveau was ich mir zumindest gewünscht hätte. Angesichts der konsequenten Hilfestellung von Issun und simpel-gestrickten Aufgabenstellungen richtet sich Okami primär an Neulige, die noch ein wenig an der Hand gehalten werden müssen, wer aber schonmal einen vergleichbaren Titel durchgezockt hat flitzt ohne gröbere Probleme durch die Storyline. Zwar wurden einige vor allem steuerungstechnisch knifflige Situationen in den schier-zahllosen Nebenquests verbaut, aber nicht jeder hat die Lust auf ewig und drei Tage nach verbuddelten Perlen zu suchen oder Verstecken zu spielen. Bosse und Gegner sind, hat man deren Schwachpunkte entdeckt mehr oder minder Kanonenfutter, die massive Anzahl an "Bonus-Leben" und Energie-Items sollte den Game Over-Screen eigentlich nie in Erscheinung treten lassen. Dazu hilft es nicht dass das Spiel seine Bossgegner, so gut sie auch designt sein mögen, teilweise bis zu drei Mal recyclet, das Spiel ist eh schon lang genug und hätte an manchen Stellen sowieso gut etwas Straffung und weniger Backtracking vertragen können.
Das Genörgele soll aber nicht den Gesamteindruck von Okami schmälern, die einzigartige Präsentation und unglaubliche Liebe zum Detail machen schon von alleine einen Großteil des Spielspaßes aus, an dem die Makel nicht wirklich kratzen können. Es ist einer der besten PS2-Titel überhaupt und sollte in jedem Gamer-Regal seinen Platz finden, wer trotz der umfangreichen Storyline nicht genug davon bekommen kann wird geradezu mit versteckten Boni, Minigames und Sidequests zugeschmissen, dazu bekommt man nach dem Ende säckeweise Artwork & Musik sowie ein verbesseres "New Game +" in die Finger. Auch wenn wir nach der Schliessung des Clover Studios und dem Weggang der Okami-Macher Kamiya und Inaba von Capcom wohl keinen Nachfolger zu Gesicht bekommen werden, dieses Spiel kann uns keiner mehr nehmen. 
Ich werde bald wohl noch ein richtiges Review verfassen, bis dato stürze ich mich schonmal in Silmeria.
Bis denne,
Chaz
Berechtigungen
- Neue Themen erstellen: Nein
- Themen beantworten: Nein
- Anhänge hochladen: Nein
- Beiträge bearbeiten: Nein
-
Foren-Regeln