Aber gerade das ist es, was vielen an Ost-RPGs so sehr gefällt. Sicher hat man weniger Freiheiten und Einfluss auf das Spielgeschehen, aber davon möglichst viel zu haben ist für Ost-RPGs bevorzugende Spieler nunmal nicht das höchste Gut. Bücher werden gelesen und Filme werden geschaut, obwohl diese alle nur aus einer vorgefertigten Handlung bestehen. Der Vorteil von mehr Einschränkungen ist auf Seiten der Entwickler, dass sie genauer sagen können, was in ihrer Welt geschehen soll. Zahlreiche West-RPGs zielen darauf ab, den Spieler alles selbst entscheiden zu lassen. Es ist klar, dass dabei normalerweise keine komplexe Handlung mit einer vielschichtigen Hintergrundstory herauskommen kann. Wenn wir also einen so festgezurrten Spielverlauf haben, dann gibt es für die Macher die Möglichkeit, eine regelrechte Achterbahnfahrt mit überraschenden Wendungen zu garantieren, sofern es ein gutes Spiel ist (was längst nicht immer gesagt ist). In einem RPG westlicher Machart ist das sehr viel schwerer zu realisieren und kommt daher auch nur selten vor.Zitat von Waku
Beispielsweise kann ich mir kein West-RPG vorstellen, welches eine Geschichte vom Kaliber eines Xenogears hat. Aber genau das ist es, was viele erleben wollen. Natürlich sind die gesteuerten Figuren vorgefertigt, aber letztenendes steuert man sie selbst immernoch durch die Geschichte, trifft Entscheidungen (die dann eben keine so weitreichenden Folgen haben wie in West-RPGs) und kann auch verlieren, wenn man sich für den falschen Weg entscheidet. Man übernimmt also durchaus eine Rolle, man versucht sich ab und an in die Lage der Spielfiguren zu versetzen, ob nun bewusst oder unbewusst, so wie es auch in Filmen geschieht, nur, dass man selbst für das Weiterkommen sorgen muss, durch Kämpfe und Spielsystem. Bloß, weil man in diesem Genre selten die Möglichkeit hat, sich selbst auf den Bildschirm zu projizieren (was mir ehrlich gesagt meistens eher unangenehm vorkommt), handelt es sich dadurch nicht weniger um Rollenspiele. Das ist ein sehr weitläufiger Begriff, in den viel hineinpasst und der absolut auf beide großen Richtungen zutrifft. Dadurch, dass West-RPGs zuerst da waren, werden sie für mich gewiss nicht zu den "einzig wahren" Rollenspielen. Vielmehr stehen beide Richtungen für mich prinzipiell gleichberechtigt nebeneinander, nur dass mich lediglich eine der beiden wirklich anspricht, während mich die andere eher kalt lässt. Da ich mich fast ausschließlich mit Ost-RPGs beschäftige, meine ich immerzu diese, wenn ich schlicht "RPG" tippe.
Vielleicht sind Ost-RPGler auch einfach fauler bei der Weiterentwicklung ihrer Charaktere, um sich besser auf die spannende Geschichte konzentrieren zu können, während in West-RPGs lieber länger herumexperimentiert wird.
Hinzu kommt noch die Sache mit dem Design. Da sind mir West-RPGs zu einseitig geraten. Ich will jetzt nicht behaupten, da den totalen Überblick zu haben, aber meistens fahren sie die klassische Fantasy-Schiene bei realistischem Charakterdesign, was ich nun überhaupt nicht leiden kann. Ja, ich bin aufgrund der paar Erfahrungen, die ich sammeln konnte, durchaus der Meinung, dass Ost-RPGs die abwechslungsreicheren Spielwelten haben, die allerdings auch bunter und kitschiger sind - jedem das Seine. Daher würde mich mal ein RPG mit östlichem Look (was Charakterdesign einschließt) aber westlichem Spielsystem nicht wenig reizen.
Ich finde übrigens nicht, dass sich östliche Rollenspiele in eine Sackgasse manövriert haben, sie entwickeln sich als Genre nur leider recht langsam weiter. In dem Zusammenhang ist auch nicht zu verachten (egal wie wenig Freiheiten man hat, darüber habe ich schon so manchen West-RPGler, der sonst nichts mit Ost-RPGs zu tun hat, staunen gehört oder zumindest überraschte Kommentare gelesen), dass sich viele Ost-RPGs herausnehmen, mit jedem neuen Teil einer Serie ein komplett neues Spielsystem zu entwerfen, während die Grundzüge von einem Dungeons & Dragons ("Regelwerk") immer die gleichen bleiben.
Uhm, nochmal kurz zu den Freiheiten. Obwohl ich das Level in Ost-RPGs allgemein angemessen finde, gibt es da durchaus eine Schmerzgrenze, an der Linearität ins Negative abgleitet. Mir misfällt der Trend, dass immer mehr Spiele dieser Art immer einschränkender werden. So besteht zwischen einem FFVII und einem FFX schon ein massiver Unterschied. FFXII steht noch relativ alleine da, dem nach langer Zeit mal wieder entgegenzuwirken, ich hoffe es kommen noch mehr Rollenspiele, die nach diesem Beispiel vorgehen.
Juhuu, wieder eine überflüssige Meinung abgegeben, nach der mich aus gutem Grund niemand gefragt hat.
Oh ja, und ich hab doch tatsächlich auch noch was zum eigentlichen Thema zu sagen: Habe nun das Video gesehen. Ganz nett, aber irgendwie hatte ich mir das etwas spektakulärer vorgestellt. Und es wäre wirklich öde, wenn man sich nur einzelne Missionen auf der Karte herauspickt, anstatt wirklich dauerhaft in der Welt unterwegs zu sein.