Das Selbst
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Vor Kurzem hab ich eine Fernseh-Show gesehen, in der ein Hypnotist ein Versuch mit 2 berühmten Menschen getan hat. Ich glaub es war bei Gottschalk oder so. Jedenfalls ging es darum, dass sich die Beiden (ein Mann und eine Frau) tief in die Augen schauen, und das so circa eine Minute lang. Nach eine paar Lachern taten sie es dann auch ernsthaft und konzentrierten sich darauf. Dann kamen die Hinweise vom Hypnotist, der der Frau befahl die Augen zu scliessen und sich zu entspannen, wie üblich. Der Hypnotist sagte der Frau, dass er sie jetzt leicht an der Hand streicheln würde und nahm nach ein paar ruhigen Worten eine Hand des Mannes und rieb sie leicht. - Die Frau öffnete die Augen und war verplüfft, als sie mitbekam, dass der Hypnotist gar nicht sie, sondern den Mann gestreichelt hatte .... was für ein Humbuck oder? Oder nicht?

Dir ist nichts vertrauter als das eigene Ich. Wenn du nach etwas greifst, dann weisst du das es deine Hand ist, die nach etwas greift. Wenn du am Morgen aufwachst, dann musst du nicht lange überlegen, wer du bist. Es erscheint alles ziemlich klar, doch es ist noch ein großes Rätsel, was sind dahinter verbirgt: Wie das Selbst im Gehirn entsteht und welche Aktivitäten uns das Gefühl geben, wir selbst zu sein.

Obwohl das Selbst als Ganzes wargenomen wird, gibt es viele Facetten von der Wahrnehmung des eigenen Körpers, über die Erinnerungen, bis zum Bewusstsein des eigenen Status in der Gesellschaft. Es ist ein Rätsel wie das Gehirn selbstbezogenen Gedanken erzeugt und diese dann zum ganzen Ich verknüft. Es gab psychologische Experimente die ein paar Hinweise geliefert haben. Zum Beispiel sollten Testpersonen Fragen zu sich selbst und zu anderen Menschen beantworten. Später wurde geprüft, wie gut sie sich an die Fragen erinnert haben und es kam zum Ergebnis, dass sie stets die Fragen, die an sie selbst gerichtet waren, besser gemerkt haben. Das könnte heißen, dass wir im Inneren Dinge, die für das Selbst relevant sind, besser merken, oder das wir uns selbst einfach nur mehr vertraut sind. Andere meinen, das wäre ein Zeichen dafür, dass das Gehirn ein eigenes System benutzt, dasf ür die Verarbeitung selbstbezogener Informationen zur Verfügung steht. Jedoch gibt es noch mehr Hypothesen, die die gleichen experimentellen Vorhersagen treffen. Eine weitere Erfahrung darin gab es aber in der Untersuchung von Hirnverletzen. Der berühmteste Fall ist dort Phineas Gage, ein junger Vorarbeiter, der im 19. Jahrhundert bei einem Eisenbahnbau beschäftigt war. Dieser bekam bei einer Dynamit-Explosion eine Stahlstange längs durch Gehirn geschossen, ohne das er das Bewusstsein verlor.

Seinen Freunden vielen später Persöndlichkeitsveränderungen auf. Vor dem Unfall war er besonnen und verantwortungsbewusst, nach dem Unfall wurde er rücksichslos und jähzornig und traf Entscheidungen, die Ihm selbst schadeten. Solche Fälle zeigen, dass das Selbst nicht mit dem Bewusstsein gleichzusetzen ist. Ein gestörtes Selbst muss nicht mit einer Bewusstseinstrübung einhergehen. In einem anderen Fall hatte 2002 ein 75-jähriger Mann einen Herzinfakt erlitten und dadurch sein Gedächniss verloren. Er wurde einem Test unterzogen, der die Selbstkenntis von dem Mann anhand einer Liste mit 60 Eigenschaften prüfen sollte. Seine Tochter wurde auch eine Liste gegeben, welche dann mit der des Vaters verglichen wurde. Die Antworten beider waren signifikant gleich. Irgendwie hatte der Vater ein Bewusstsein von sich selbst bekommen, ohne sich an irgendwas erinnern zu können.

Heutzutage kann man dank Verfahren auch gesunde Gehirne beobachten und muss nicht auf kranke zurückgreifen um weiter zu forschen. Eine Forscher Gruppe aus London will damit klären, wie man des eigenen Körpers bewusst wird.
Gibt das Gehirn den Befehl, ein Körperteil zu bewegen, sendet es zwei Signale. Eins geht an die Hirnregionen, welche das bestimmte Körperteil steuern, das andere an die Bereiche, welche die Ausführung der Bewegung überwachen. Mit der Hilfe der Kopie, die zur Überwachung geht, sagt das Gehirn voraus, welche Art von Empfindung die Aktion erzeugen wird. Wenn jemand die Augen bewegt, dann wird sich das Gesichtsfeld verschieben. Wenn jemand ein Auto anfässt, wird er Metall spüren und wenn jemand gegen eine Wand rennt, wird er auf Schmerz gefasst sein. Entspricht die tatsächliche Empfindung nicht ganz der Vorhersage, wird sich das Gehirn des Unterschieds bewussst. Dieser Unterschied bekommt mehr Aufmerksamkeit oder eine Korrektur der Handlung, damit das gewünschte Ergebnis erzielt wird. Entspricht die Empfindung, die folgt, überhaupt nicht der Vorhersage, dann deutet das Gehirn die Aktion als fremd. Dies führt mich zur Hypnose zurück: Forscher haben einer hypnotisierten Person gesagt, dass sein Arm von einem Flaschenzug nach Oben gezogen wird. Die Person hob den Arm. Doch ihr Gehirn verhielt sich, als hebe eine äussere Kraft und nicht sie selbst den Arm. Ich denke, da hängt eine Verbindung zwischen dem Experiment von Oben bei Gottschalk.

Ähnliche Störungen des Ich-Erlebens könnte bei der Schizophrenie vorliegen. Manche Patienten sind überzeug davon, ihren eigenen Körper nicht steuern zu könnne. Manche greifen mit einer völlig normalen Bewegung zum Glas und sagen danach, dass sie das nicht gewesen seien, sondern der Schrank hinten an der Wand. Untersuchungen an schizophrenen Patienten sprechen dafür, dass solche schlechte Vorhersagen der eigenen Handlungen die Ursache für Wahnvorstellungen sind. Da die Empfindungen nicht zu den Vorhersagen passen, fühlt es sich an, als sei etwas anderes für sie verantwortlich. Auch akustische Halluzinationen gibt es: Wenn die Patienten den Klang ihrer Stimme nicht vorhersagen können, denken sie dass jemand anderes spreche.

Ein Grund für den Verlust des seelischen Gleichgewichts, der Labilität, könnte es sein, dass der Mensch versuch, sich in andere hineinzuversetzen. Im Gehirn gibt es nachgewiesene Spiegelneuronen, welche die Erfahrungen anderer Menschen nachvollziehen. Wird man zB. Zeuge wie jemand in den Bauch getreten wird, dann reagieren die Neuronen in der eigenen Region für die Schmerzwahrnehmung. Alleine schon der Anblick einer Berührung kann diese aktivieren. Und da ist mit Sicherheit auch ein Zusammenhang zum Experiment bei Gottschalk. Kürzlich gab es noch ein Experiment, in dem Peronen ein Video gezeigt worden ist. In dem Video wurden Menschen links oder rechts im Gesicht berührt und diese Bilder lösten die gleichen Reaktionen in bestimmen Hirngebieten der Freiwilligen aus, die auftraten, wenn man sich selbst wirklich an den entsprechenden Körperstellen berührte. Auf die Idee zu dieser Studie kam man durch eine Frau , die bei dieser Empathie extrem ausgeprägt war. Sobald sie sah, wei jemand angefasst wurde, hatte sie das Gefühl, sie werde an der gleichen Stelle berührt. Sie dachte, dass es jedem Menschen so ginge.
Falls ihr noch mehr darüber wissen wollt, kann ich noch bisschen mehr lesen/schreiben. Für mich ist hier erstmal Schluss, vielleicht schreib ich hier weiter, wenn ich mehr Zeit (und Lust) habe.