Was ich toll finde, ist die Tatsache, dass sich die Figur perfekt ins MCU einfügt. Tatsächlich ist das das erste Mal, dass ich das Gefühl habe, dass die Samen, die in den verschiedenen Filmen und Serien gepflanzt worden sind, endlich anfangen zu blühen, und sich alles trotz seiner Verschiedenheit doch wie ein Ganzes anfühlt. Charaktere wie Zemo gab es schon in Agents of Shield, Jessica Jones und natürlich auch in gewisser Hinsicht in Age of Ultron, wenn man an die Maximoffs denkt. Der ganze Unmut gegen Superhelden ist etwas, das sich schon länger angebahnt hat, es war nur eine Frage der Zeit, bis jemand Rache nehmen möchte, der die nötigen Mittel und die notwendige Überzeugung hat, um die Avengers derartig zerstören zu können.
Natürlich: Zemos Plan ist übermäßig kompliziert und es wirkt schon etwas erzwungen, dass letztlich alles genau so funktioniert, wie er es möchte. Was ich aber wichtig finde, gerade im Unterschied zu Batman v Superman: Zemo ist Provokateur des Konflikts, nicht Regisseur. Das Missverständnis, was es natürlich auch hier gibt, ist ein Auslöser, aber keine Grundlage.
Die Enthüllung, dass es sich bei Zemo um keinen typischen Bösewicht mit Weltherrschaftsplänen handelt, ist ja fast schon der große Twist des Films. Er ist ein einfach nur ein Mensch, der geliebte Personen auf tragische Weise verloren hat, und die Schuldigen zur Verantwortung ziehen möchte. Ähnlich wie der Rest der Weltbevölkerung Gesetze für Superhelden fordert. Oder wie sich Black Panther oder Iron Man an Bucky rächen möchten. Der Film sagt: es gibt hier keinen Schurken, nicht einmal mit Zemo. Was er aber tut, ist mit Zemo den anderen Figuren einen Spiegel vorzusetzen und zu zeigen, was passiert, wenn die Rache zum Lebensinhalt wird.
Auch sehr wichtig: Zemos Plan ist nicht gescheitert, er hat trotz seiner Inhaftierung nicht verloren. Der Spalt zwischen den Avengers ist da und wird sich auch nicht mehr kaschieren lassen.
Ich habe mich übrigens auch die ganze Zeit gefragt, warum Daniel Brühl mit so einem komischen Akzent spricht (nur Englisch; sein Deutsch war akzentfrei, aus welchen Gründen auch immer), bis es dann zu der Enthüllung kam, dass Zemo gar kein Deutscher ist

Ja, gut, macht Sinn. Dafür spielen wiederum andere, nicht-deutsche Schauspieler kleinere deutsche Nebenrollen, wie z.B. den Typen von der Post in Berlin. Will mich aber nicht beschweren, war ja genug Deutschland im Film. Allgemein hat sich der Film sehr groß und bedeutend angefühlt, mit seinen Schauplätzen und Figuren von drei Kontinenten.