Komme grade aus der Vorpremiere von Civil War ^^ Waren wider Erwarten noch zwei halbwegs gute Plätze frei.

Leider haben wir die ersten ca. 5 Minuten verpasst. Keine Ahnung was das sollte - Auf dem Plan und den Karten stand 20 Uhr, aber für gewöhnlich gibts doch sonst immer noch ne halbe Stunde oder länger Trailer und Werbung, oder nicht? Diesmal nix dergleichen, die haben um Punkt 8 angefangen (oder sich in der Zeit vertan und das Vorprogramm startete schon um 19:30 Uhr). Wir sind dann um zehn Minuten nach 8 drin gewesen, weil wir noch in der Schlange für Nachos und Popcorn standen. Zum Kotzen, sowas. Vor allem weil es die anfangs super gehypte Stimmung runterzieht und man sich die ganze Zeit ärgert und fragt, was man nun nicht mitbekommen hat. Schließlich sollte man für ein angenehmes Kinoerlebnis den Film von Anfang mit Titel bis Ende sehen können >_> Naja. Kann mir jemand sagen, was wir verpasst haben? Wir kamen rein, als es um den Winter Soldier inklusive Car-Crash ging, der später noch eine wichtige Rolle spielen würde. War davor noch irgendwas?


Wie auch immer, toller Film! Vorweg: Nach dem ganzen Hype muss ich trotzdem sagen, dass er es nicht in meine Top-3 des MCU schafft. Ich fand sowohl Winter Soldier und Guardians of the Galaxy, als auch den ersten Avengers und den ersten Iron Man besser und runder. Dennoch gehört Civil War zu den richtig gelungenen Marvel Studios Werken und ist inhaltlich ungefähr tausend mal wertiger als Batman v Superman. Die Liste der positiven Dinge ist lang.

Da wären zum einen die neuen Charaktere. Die ganz neuen, Black Panther und Spider-Man, waren wunderbar. Vor allem Black Panther hat mich positiv überrascht. Sein Arc in dem Film kommt trotz begrenzter Screentime full circle. Sein Auftreten hat was Stoisches, ernst und intelligent. Aber in den Kämpfen agil, schnell und wendig, mit bad-ass Look und Vibranium-Krallen und -Outfit. Hab nach Civil War richtig Bock auf seinen Solo-Film bekommen! Gerne mehr davon.

Spider-Man ebenfalls ne feine Sache, hat auch für ein paar Lacher gesorgt. Tom Holland hat seine Sache gut gemacht und freue mich auch bei ihm auf das eigene Abenteuer auf der großen Leinwand, wenn auch nicht so sehr wie bei Erstgenanntem. Dennoch fühlte sich Spideys Auftritt irgendwie... nebensächlich an. Versteht mich nicht falsch, war völlig angemessen, ihn so einzubringen, und hat Spaß gemacht, ihn in Aktion zu sehen. Aber zur eigentlichen Handlung hat er im Grunde nichts beigetragen. Böse Zungen könnten behaupten, er wäre erst nachträglich in den Film geschrieben worden, und ich würde ihnen sofort glauben.

Neben den ganz neuen gibt es dann noch eine ganze Reihe von Helden, die wir zwar schonmal sehen durften, aber eben bisher nur einmal, sodass sie sich trotzdem noch irgendwie neu anfühlten, zumindest für mich. Darunter Vision, Wanda und Ant-Man. Unter diesen mochte ich Ant-Man am liebsten, der hier wieder für ein paar der lockereren Momente inmitten der großen Schlachtszene sorgt ^^ Überhaupt haben alle Charaktere ihren besonderen Moment im Rampenlicht bekommen, und sei er nur kurz - niemand fühlte sich wirklich überflüssig an, was bei der Menge an Hauptfiguren schon ein Kunststück in sich ist. Hut ab vor den Russo Brüdern dafür!

Die zentrale Auseinandersetzung gehört aber natürlich Cap und Tony, und die ist glaubhaft und bitter, da man beide Seiten verstehen kann. Genau so macht man das (Sieh genau hin, Snyder)! Überhaupt verleiht erst die Tatsache, dass uns diese Figuren kümmern, den bombastischen Kämpfen das nötige Gewicht. Wir kennen diese Leute, haben mit ihnen gelitten oder uns mit ihnen gefreut, kennen ihre Stärken und Schwächen. Bei sowas mittendrin anzufangen und zu verlangen, dass wir so tun, als wäre das alles gegeben, ist von einem erzählerischen Standpunkt aus eine ganz schlechte Idee, die das MCU immer gekonnt umschifft hat. Wo wir grade bei Kampfszenen sind: Das Flughafen-Battle, genial. Wenn das ein Vorgeschmack auf Infinity War ist, kann ich es kaum erwarten, zumal hier Thor und der Hulk noch nicht dabei waren. Leider hab ich mich beim Giant-Man gespoilert, weil ich hier versehentlich irgendwo draufgeklickt habe. Na, gibt Schlimmeres.

Toll fand ich die Wendung bzw. Enthüllung am Ende! Hab ich überhaupt nicht kommen sehen und war klasse gemacht, weil sie Stark so einen starken, ganz persönlichen Grund liefert. Auch generell funktioniert die Handlung, die Szenen bauen aufeinander auf. Baron Zemo fand ich nicht so schwach wie erwartet, aber er ist irgendwie auch kein echter Bösewicht im klassischen Sinne, schon gar keiner, der in der Liga von Bedeutung der Protagonisten mitspielt. Von daher wirkte er eher wie eine Plot-Device, wenn auch eine auf Rache-Feldzug. Er erfüllt seine Rolle, aber das, was ich hier weiter oben bezüglich Schulterzucken schrieb, kommt schon irgendwie hin. Man fragt sich, ob die Geschichte nicht vielleicht auch ohne ihn geklappt hätte. Einen wirklich bleibenden Eindruck hinterlässt er nicht, aber vielleicht kommt das noch in zukünftigen Filmen. Mit der Version aus den Comics hat er übrigens kaum was zu tun.

Richtig gemocht hab ich dagegen den Winter Soldier. Endlich sieht man mal etwas mehr von ihm. Das bringt mich aber zu einem kleinen Kritikpunkt: Im Vorfeld wurde immer betont, wie sehr dies nach wie vor eine Captain America Story sei, und nicht Avengers 2,5. Weiß nicht, ob sie dem wirklich gerecht geworden sind. Ich finde eigentlich nicht. Vielleicht ist es nicht so sehr Avengers, zumal sich bei der Gruppe ja diesmal erhebliche Gräben auftun, aber mit so vielen Charakteren, allen voran Iron Man in einer super wichtigen Position und mit ähnlich viel Screentime wie Cap... Es fühlte sich mehr wie ein "MCU-Film" an, wenn diese Bezeichnung Sinn ergibt und ihr versteht, was ich damit sagen möchte. Er führt das große Ganze weiter, aber ich hätte mir eben doch noch ein bisschen mehr Fokus auf Steve Rogers und seine Perspektive gewünscht. Sure, sie haben beide Seiten gleichberechtigt beleuchtet, und ohne das wäre die Handlung nicht so gut. Aber dann muss man den Film halt irgendwie nicht mehr unbedingt nach Captain America benennen. Bei dem zweiten Cap-Film fand ich das noch völlig angemessen. Das haben sie sozusagen aufgeweicht, und so cool die Flughafen-Sequenz auch war, ich wünsche mir deshalb, dass bei einem hypothetischen Captain America 4 diese Verhältnisse wieder heruntergefahren werden und die Erzählung bei Steve Rogers alleine bleibt.

Generell war die Geschichte so vollgestopft mit Anspielungen, Querverweisen und Figuren, die nicht nochmal extra erklärt werden, dass das hier wirklich ein sehr unzugänglicher Film für alle ist, die bisher kaum Vorwissen für das MCU mitbringen. Stand-alone funktioniert Civil War quasi kaum noch, was ich etwas schade finde. An dem Pärchen links neben uns im Kino hat man das gemerkt, der Typ hat dem ständig fragenden Mädel dauernd was erklären müssen, und ich kann es ihr nichtmal verübeln. Auch in dem Punkt unterscheidet sich Civil War vom Winter Soldier Film. Vor allem deshalb fand ich den aktuellen Teil nicht so rund, er kommt rüber wie ein Zwischenschritt: Es gibt eine Vorgeschichte, die so ungefähr zehn Filme umfasst, und das Ende lässt trotz Abschluss des zentralen Narrativs viele Fäden offen und ungelöst in der Luft hängen. Wenn man das aus der Glas-halb-leer-Perspektive betrachtet, war Civil war eine neue Folge in der teuersten und aufwändigsten Fernsehserie der Welt, aber nicht so sehr ein eigenständiger Film.

Möchte da allerdings nicht zu negativ klingen, denn ich wurde bestens unterhalten, und das ist die Hauptsache. Der Humor war wie immer schön und mit Bedacht eingestreut. Civil War hat sehr düstere und ernste Szenen, und trotzdem gab es genug Augenblicke der Auflockerung. Kurios erscheint mir die Tatsache, dass irgendwie mindestens die Hälfte davon in Deutschland spielt xD Oh, und Henry Jackmans Score ist ebenfalls nicht zu verachten. Ach ja, und Rhodey /War Machine hätte von mir aus ruhig sterben dürfen. Hätte dem Ganzen viel mehr Heftigkeit und Tragik verliehen, aber es ist und bleibt letztenendes eben doch ein Disney-Film :P