-
Drachentöter
Ich hab beim Referenzzeichnen eigentlich gemerkt, dass a) gerade Fotos immer recht gut sind, weil man da sehr schön bestimmte Proportionen in Verbindung zueinander abschätzen kann und b) das räumliche Sehen keine Hürde ist, wenn man sich den Blickwinkel einprägen kann.
a) Bei Fotos hat man ja partout immer nur eine Perspektive, ich finde aber auch, dass der Vorteil gerade darin liegt, dass man eine sehr gerichtete Sicht hat, räumliche Details also nur insofern eine Rolle spielen, als dass es Schatten sind etc. und man sich beispielsweise beim Sehen nicht vom Hintergrund ablenken lassen kann.
b) "sich den Blickwinkel einprägen" klingt jetzt bestimmt doof, aber wir arbeiten im Kunstunterricht gerade mit diesen anatomischen Holzpuppen (die eigentlich gar nich richtig anatomisch sind, 50% der normalsterblichen Posen sind mit den Teilen unmöglich), was praktisch meine erste vollkommen freie Referenzarbeit ist. Dabei nimmt man praktisch immer bestimmte Zusammenhänge auf, wenn man von einem bestimmten Blickwinkel aus drauf guckt und genau die muss man sich eben einprägen. Ich weiß nich mal, ob das irgendeinen Sinn ergibt, aber bei mir wirkt es jedenfalls, mehrere Blickwinkel unter dem Aspekt des einen tatsächlichen zu verfolgen, weil man so auch eine gewisse Allwissenheit bekommt, die beispielsweise ein Fotograf oder Schriftsteller ebenfalls stets dem Betrachter/Leser voraus haben.
Was ich bei dir auch etwas problematisch finde - und ich hoffe, ich trete dir da nicht zu nahe -, ist, dass du ziemlich genaue Linien nimmst und wirklich ganz zweidimensional arbeitest, sprich ohne viel Licht und Schatten, höchstens hier und da mal ein schraffierter Hartschatten. Ich mein, das gehört zu deinem Stil, aber ich vermute auch, dass du dadurch bestimmte Details wie Licht und Schatten "ignorierst" und die sind zumindest für mich ganz persönlich ein sehr wichtiger Orientierungspunkt im proportionellen Zeichnen.
Ich muss aber auch dazu sagen, dass ich finde, dass Referenzzeichnungen immer absolut verschieden von der Vorlage ausschauen sollten, identifizierbar, aber irgendwie neu geschaffen.
Jetzt muss ich aber auch mal ran:
Was gibt es eigentlich an gutem Akt?
Ich hab eine ganze Weile gesucht und finde immer und immer wieder die alten Klischees von dünnen, blassen Frauen bei irgendwelchen Verrenkungen und übermuskulösen Männern beim versteiften Posieren. Oder noch schlimmer: Mainstreamakt in noch weniger als Pinup-Qualität oder als erotische Fehlorientierung.
Ich hab bisher 2 gute Aktbilder gesehen, eins davon war künstlerisch wirklich richtig ausgefeilt (nackte Frau im Chalousieschatten, schwarz-weiß), das andere hat zumindest die Rollenklischees durchbrochen (mehr oder weniger nackter, junger Mann, relativ schmächtig und ohne wirkliche Pose, aber vom Flair her recht gut präsentiert).
Ich frag mich auch langsam, ob nackte Menschen immer nur irgendeine erotische Wirkung haben müssen und - irgendwann, nach dem sechshundertsten Pseudo-Pinup -, ob die Bilder überhaupt noch irgendeinen tieferen Sinn haben, wenn sogar die erotische Wirkung mehr als verfehlt wird. Irgendwie bekommt man nur noch nacktes Fleisch zu sehen, ohne Sinn und Verstand auf dem Präsentierteller; da fand ich die Bilder von nackten, ganzkörperbehaarten Hippies noch spannender.
Gibt es in diesem Genre überhaupt eine höhere Qualität, oder ist das sowas wie das architektonische Bauhaus in den portraitiven Künsten, das nur noch zweckgerichtet ist? (bitte fragt jetzt nicht, was ich gegen das Bauhaus hab, dass ich es so herunterpauschalisiere, mir ist auf die Schnelle kein passenderer Vergleich eingefallen =3 )
Berechtigungen
- Neue Themen erstellen: Nein
- Themen beantworten: Nein
- Anhänge hochladen: Nein
- Beiträge bearbeiten: Nein
-
Foren-Regeln