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Deus
Ich war gleich in der ersten Woche in Troja gewesen
Und ich muss sagen, daß ich hohe Erwartungen an diesem Film hatte und für gewöhnlich werde ich maßlos enttäuscht.
Aber "Troja" übertraf meine kühnsten Hoffnungen! 
Ich hatte einen Kriegsfilm und Gemetzel-Spektakel erwartet - viele große Schlachten mit 1000en animierten Soldaten etc.
Aber es war völlig anders!
Natürlich gab es auch diese Schlachten, aber der Fokus lag vor allem auf Achilles und die Einzelkämpfe.
Das war kein Film über Troja, sondern eher eine Charakterstudie von Achilles, was den Film unheimlich cool (Das meine ich im Sinne von "sweet"
)und philosophisch machte.
Denn Achilles war kein von selbstzweifelzerfressener durch und durch guter Held,
er kämpfte nicht für das Gute,
nicht für die Liebe,
nicht aus Rache.
nein. Er kämpfte einzig und allein des Ruhmes willen! !!!
Er wollte nur ruhmreich, bekannt, unsterblich werden - und so einen ehrlichen und authentischen Helden hatte ich bisher noch nie erlebt.
Er war kein langweiliger Superman und auch kein in der Kindheit geschundener Batman.
Er war ein arroganter Kotzbrocken, dem eigentlich egal war, wofür er kämpfte oder für wen.
Er war kein Idealist - er war Egoist!
Und er war kein Idiot, denn ihm war sein Wahnsinn durchaus bewusst, was man zwischen den Zeilen herauslesen konnte.
Und trotz seines Egoismus hatte er einen Gerechtigkeitssinn und ließ sich nicht für die Machtspielchen der Herrscher instrumentalisieren.
Vielmehr benutzt er die Schlachten als Bühne um seine narzistische Ader nachzugehen, sich der Welt zu präsentieren und sich feiern zu lassen.
Für mich war Achilles der coolste Charakter, denn ich in den letzten Jahren gesehen habe! 

Als ich Chocwise von dem Film erzählte, meinte er, daß mir Achilles deshalb so gut gefallen hätte, weil wir uns so sehr ähneln würden.
Ich weiß - eigentlich wollte er mir damit eine Beleidigung am Kopf schmeissen und sich lustig machen, aber ich fühlte mich sehr geschmeichelt...

Ich kann aber auch die Enttäuschung der Gemetzel und Splatter-Fans verstehen, denn dieser Film war einfach für ein anspruchvolleres Publikum gedacht - auch wenn es einen anderen Eindruck in der Werbung machte.
Wenn man sich aber nicht von Anfang an auf die pilosophische Ebene des Films einlässt und auf die Blutspritzer wartet, dann ist es durchaus nicht verwunderlich,wenn man enttäuscht ist.
Das gleiche gilt für die Fans von Mythologien und Fabelwesen, denn sie kamen eindeutig zu kurz, weil der Film ganz ohne Götter und Fabelwesen auskam.
Der Film war eher bemüht einen rationellen realen Troja-Krieg zu zeigen.
So war Achilles' Mutter keine Meeresgöttin - man deutete aber ihre Wasserverbundenheit mit dem Gespräch mit Achilles an, wo sie im Wasser stand und nach Muscheln für Achielles Ausschau hielt.
Auch der Versuch Achilles' Tod und die Legendenbildung um seine Ferse rational zu erklären, fand ich gelungen:
Achilles wird von vielen Pfeilen getroffen - die er aber sich alle rauszieht...mit Ausnahme des Pfeils an der Ferse.
Und als die Soldaten den Toten Achilles finden, sehen sie nur wie ein Pfeil in seine Ferse steckt. 
Und Historienfans mögen bitte den Drehbuch-Autoren verzeihen, daß sie den Film Amierka-tauglich gemacht haben, in dem sie aus Patroklos, der ja Achilles' (Bi-)Freund (Ja, die Griechen trieben es doll...*) war, einen Cousin gemacht haben. 
*
*g* Ich muss immer noch an dem Augenblick denken, als ich meiner kleinen Schwester dies erklärte. Sie konnte es einfach nicht glauben, als ich ihr sagte, daß Bisexualität bei den Griechen "in" war...
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