Ich antworte mal auf diesen Beitrag, da ich erst vor kurzem zu Kelven eine pauschale
Kritik gegenüber Storys in dieser Community geäußert habe. Das war nicht ganz richtig
aber ich habe mich ja korrigiert. Kritik ist immer ein zweischneidiges Schwert und wird
meist als Angriff aufgefasst und somit bekommt auch der Kritisierende mal etwas ab.
Besonders in so einer jungen Community, wie der RM2k Community, welche wirklich Kritik
in höchst unangebrachter Form ausübt. Zwar nicht generell, aber man findet täglich einen
Beitrag in dem dies geschieht. Ich bewege mich seit fast 3 Jahren in der Community, daher
denke ich, dass ich darüber urteilen kann. Dabei ist konstruktive Kritik kein Kunststück.
Kritik will gelernt sein, dazu muss man aber erstmal die verschiedenen Formen und Ausdrücke der Kritik kennen.
Es gibt daher 2 Arten von Kritik:
Direkte Kritik
a) Vorwürfe: „Du bist…“
b) Nörgelei: „Immer machst du das so…“
c) Kritik aus 2.Hand: „Das sagen alle!“
Indirekte Kritik
a) Sarkasmus: „Na, das hast du ja gut gemacht!“
b) Unerbetene Hilfeleistung: „Ich mach das schon…“
c) Kritikerhaltung: „Der Film war aber blöd…“
d) Lob eines Dritten: „Weißt du, Peter macht das ganz toll…“
Wie wirkt nun diese Kritik?
1. Wir empfinden Kritik als Angriff auf das eigene Ich – als „Entwertung“ unseres Ichs.
2. Je schwächer das Selbstwertgefühl, desto empfindlicher reagieren wir auf Kritik.
Was sind die Ursachen des Kritisierens?
1. Der andere entspricht nicht meiner Erwartungshaltung.
2. Wir setzen unsere Maßstäbe absolut.
3. Wir halten unsere Verhaltens- und Redeweise für die einzig richtige.
4. Wir wollen den anderen verbessern – zu seinem Vorteil wie wir meinen. Unser Vorrat an Verbesserungsvorschlägen ist unerschöpflich! (prima zu sehen in fast jedem Screen Thread)
5. Kritik ist ein Mittel, Distanz zu schaffen, aber ständige Kritik bedroht und verhindert Nähe.
6. Kritik ist ein Mittel, uns Überlegenheit zu verschaffen. Durch die Fehler des anderen treten unsere Vorzüge erheblich günstiger hervor.
Umgang mit Kritik
Kritik die ich erhalte,
- ist Feedback
- ist immer die Meinung des anderen
- ist immer subjektiv (und muss mich deshalb nicht gleich zerstören),
- sagt häufig mehr über den anderen als über mich (sagt mir, was der andere nicht ertragen kann, was ihm fehlt etc.)
Wie sollte man mit Kritik umgehen?
Auf Kritik reagiere ich grundsätzlich am besten:
- indem ich den Ball nicht aufnehme, mich nicht verteidige und rechtfertige, sondern den Ball zurückgebe, z.B.: „Habe ich wirklich so auf dich gewirkt?“ „Ich bin sehr verwundert, dass du diesen Eindruck gewonnen hast..:“,
- indem ich dem Kritiker den Wind aus den Segeln nehme: „Wenn du das sagst, fühle ich mich wie ein wandelndes Defizit“.
Wie sollte ich Kritik ausüben?
Kritik:
- sollte immer konstruktiv sein. (Nicht: „Du sprichst immer zu leise!“, sondern: „Ich wünschte mir, du würdest lauter sprechen.“)
- sollte meine Empfindung zum Ausdruck bringen und nicht den anderen anklagen. (Nicht: „Du bist so langsam“, sondern: „Mir fällt es schwer die Geduld zu bewahren, wenn du…“)
- sollte sich nur auf das momentane beziehen und nicht verallgemeinern, (Nicht: „Immer hast du an mir herumzunörgeln!“, sondern: „Wenn du das so sagst, dann ärgert es mich.“)
Hilfreiche Formulierungen für konstruktive Kritik sind:
- Ich fühle mich…
- Ich erlebe dich mir gegenüber…
- Wenn ich mit dir spreche, dann habe ich das Gefühl…
- Ich möchte gerne, dass…
- Wenn du das sagst/tust, dann fühle ich mich…
- Ich habe gesehen, dass Du…und das hat auf mich gewirkt…
- Du hast das nicht getan, deshalb bin ich…
- Ich wünsche mir, dass du…
- Ich möchte dir meine Ansicht…
- Vielleicht solltest du in Betracht ziehen…
- Darf ich etwas vorschlagen…
- Aus meiner Sicht stellt sich das etwas anders dar…
- Bitte sei nicht verletzt, aber aus meiner Perspektive…
Natürlich stellt man sich eventuell die Frage: „Rücke ich durch derartige Kritik nicht in ein schwächeres Licht und bin dadurch noch angreifbarer für meinen Gesprächspartner?“.
Ein klares „Nein“ ist die Antwort. Im Gegenteil: Durch die konstruktive Auseinandersetzung fällt es dem anderen schwer anzugreifen. Man verschafft sich durch die vermeintlich schwächere Stellung durchaus Respekt und beseitigt mögliche Angriffslust, die in einem Gespräch stattfinden könnte, insbesondere wenn es um Kritik an der Person geht. Beim „Angreifer“ stellt sich aus einer „kontraproduktiven Laune“ eine gewisse Einsicht und Nachsicht her. Daraus resultiert ein produktives Gespräch. Das ist es, wenn man von „reibungsloser Kommunikation“ spricht.
Ziel einer konstruktiven Kritik ist es nicht mit dem Finger auf jemanden zu zeigen und zu sagen: „Du hast Schuld!“, sondern viel mehr die Botschaft zu vermitteln: „Ich sehe ein Problem. Lass und darüber reden…“. Und die Moral der Geschichte: Kritik ist ein großer Teil der Kommunikation. Kritik zu geben und aufzunehmen, ist etwas was wir lernen können, wenn wir nur wollen. Ich hoffe, ich konnte euren Horizont erweitern.![]()