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Auserwählter
Hey. Ich bin wahrscheinlich solide in der Bottom Ten der Leute, von denen du schlaue Ratschläge hören willst. Ebenso wie Ligiiihh will ich dir nichts Konkretes um die Ohren hauen, weil du "Geh zum Psychologen!" nicht mehr hören kannst und ich meine Brust unbemessert etwas netter finde.
Aber ich würde es sehr zu schätzen wissen, wenn du mir auch in 10 Jahren noch online auf den Sack gehst.
Es gibt ja einen Grund, warum wir uns alle als Teenager im schlechtesten Online-Forum diesseits des Rheins versammelt haben und wir unsere Energie in diese Community investiert haben – und es war sicher nicht, weil unser Offline-Leben so geil war. Ich habe meine Erfahrungen schon ausgetippt, aber weil ich genau die Art von Person bin, die du in deinem Text beschreibst, werde ich dich nicht damit langweilen. Nur so viel: Partnerschaft, "Traumjob", Freunde, whatever, bringen jack shit in Sachen Selbstmordgedanken. Außer vielleicht noch mehr Schuldgefühle. Sorry.
Ich halte dich für intelligent genug um zu wissen, dass eine romantische Beziehung nicht alle deine Probleme lösen wird (und das auch ein unfairer Anspruch der anderen Person gegenüber wäre). Aber Dinge zu WISSEN und Dinge zu FÜHLEN ist ein Unterschied. Die Lösung liegt irgendwo in dir drin und muss rausgehämmert werden, und dein Selbstkonzept ist dabei eher hinderlich als hilfreich. Das mit dem Selbsthass, den ich aus deinen Worten herauslese, ne? Das tut dir nicht gut. Große Erkenntnis, ich weiß.
Dein ganzer Text ist eine endlose Herabwertung deiner Person. Selbst ich habe trotz all unserer Konflikte mehr Mitgefühl mit dir als du selbst. Kein Mitleid – Mitgefühl. Du hast es verdient, geliebt und geachtet und respektiert zu werden. Nanana, kein Augenverdrehen! Ich meine das komplett ernst. Du bist gut in deinem Job mit den Kids, du bist eine Konstante in diesem Forum, viele Menschen sprechen positiv über dich. Ich habe noch NIE gehört "Yoraiko sollte verrecken gehen, yo!", sondern immer nur "Himmel, was Yoraiko tun könnte, wenn er Frieden findet!"
Der Selbsthass ist keine Naturgewalt und keine ewige Konstante. Du darfst nett zu dir sein.
Und weil ich keinen Post ohne Klugscheissen schreiben kann:
- Dein erster Versuch mit Therapie war scheisse, verstehe ich. Ich kann dich nur ermutigen, es nochmal zu versuchen und dabei zu bleiben. Die Person auf der anderen Seite der Taschentücherbox kann auch nur mit dem arbeiten, was du ihr erzählst. Aber ja, Therapie macht keinen Spaß und ist keine endlose Party der Selbstermächtigung. Ich schreibe diesen Post gerade, um mich vor meiner eigenen Therapie-Hausaufgabe zur Selbstfindung zu drücken. "Wer bist du, wenn niemand hinschaut". Bin mir unsicher, ob ich in so einem Fall überhaupt existiere, tbh.
- Meine Therapeutin wird nicht müde, mir das Tierheim oder die Tafel als Orte der sozialen Vernetzung andrehen zu wollen. Weil mein Hauptmotivator im Leben Trotz ist, habe ich mich dagegen entschieden und bin in eine Partei eingetreten. (Außerdem könnte das mit dem Tierheim in meiner aktuellen Lebenssituation als massiv passiv-aggressiv wahrgenommen werden.) Hat Wunder gewirkt, ngl. Wenn du Zeit und Energie hast: Ehrenamtliches Engagement bringt dich mit Menschen zusammen. Auch süßen Girls, meinetwegen. Und sobald du einmal in irgendeiner dummen Kommission bist, verhindert allein das Verantwortungsbewusstsein den Suiziddrang.
- Du bist 31. Dein Leben ist nicht vorbei. Dein Selbstkonzept als pickeliger Drecksnerd ist kein unbrechbarer Fluch und nicht dein ewiges Joch. Mein Selbstkonzept als rollenspielende Selbstständige ist im Januar auch aus dem Fenster geflogen und ich habs überlebt. Ziemlich gut sogar. Dinge können sich ändern. Manchmal sogar zum Guten.
Geändert von Caro (05.04.2025 um 12:21 Uhr)
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