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Thema: Kummerkasten

Baum-Darstellung

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  1. #10
    Ich glaube, Ihr habt da etwas ein bisschen falsch verstanden. Ich habe NICHT vor, YouTube zu machen. Ich bin nur traurig deswegen, dass ich immer und immer wieder als nicht geeignet hingestellt werde. Daher der Eingangspost von mir vor ein paar Tagen.
    Zitat Zitat von Ὀρφεύς
    Bevor ich also von der Hand in den Mund lebe und finanzielle Unterstützung von meinen Eltern oder vom Amt benötige, würde ich lieber irgendwo irgendwas arbeiten und mich nebenbei anderweitig umschauen.
    Das habe ich ja versucht. Das mit YouTube war ja nur eine Möglichkeit - ich hatte mich ja bei dieser Influencer-Marketing-Firma beworben und dann doch diese Absage kassiert.
    Ich habe mich mittlerweile seit letztem Jahr rund 200mal beworben - auf die verschiedensten Stellen. Natürlich bin ich größtenteils irgendwie in meinem Bereich geblieben - das was ich mit meinen Ausbildungen weitestgehend halt leisten kann. Von Lehrer über Journalist über Cutter über Kabelträger über Lektorat über Sachbearbeiter über Marketing über Toningenieur über Arrangeur über Grafik-Designer über Nachhilfelehrer etc.

    Ich habe viele Dinge abseits meines Faches probiert. Zeitarbeitsfirmen haben mich abgelehnt, weil sie gemeint haben, dass sie eine Vermittlung vor ihren Kunden mit mir nicht rechtfertigen können, das Jobcenter hilft mir nicht, obwohl oder (gerade) weil ich einen akademischen Abschluss mit 1,0 habe und im akademischen Bereich betrachtet man mich für einen Berufseinsteiger auch als zu alt.

    Dann habe ich mich auch bei Paketdiensten beworben, bei Edeka an der Kasse oder als Verkäufer in der Bäckerei. Zudem als Kellner und als Barmann. Diese Edeka-an-der-Kasse-Sache war nicht geregelt, sondern nur auf Abruf. Ich bin ja momentan noch als Freelancer unterwegs und mache einige verschiedene Dinge, um mich über Wasser zu halten. Leider ist mein Hauptauftraggeber (Tonstudio) letztes Jahr abgewickelt worden. Auf alle Fälle ruft mich halt Edeka an, als ich gerade Mikrofone für eine Orchesterproduktion am anderen Ende in Deutschland aufgebaut habe und wollten, dass ich spontan in zwei Stunden anfange. Ging natürlich nicht, also entlassen worden. Eine andere Stelle an der Tankstelle war für mich eine Stunde S-Bahn-Fahrt entfernt und die Fahrerei kostete mich mit dem Sonderticket insgesamt 31 Euro - pro Schicht. Da ich ungefähr 74 Euro pro Schicht verdient habe, hat sich das auch nicht mehr gerechnet. Genau so diese Sache mit diesen dummen Rollern. Hab ich sogar draufgezahlt.

    Der Career Coach meinte, ich solle mich auf jeden Fall auf die Stellen bewerben, auf die ich qualifiziert bin. Und nicht einfach mich zerstreuen. Leider merkt man das sehr schnell, dass ich mich in alle möglichen Richtungen beworben habe - das sieht kein Arbeitgeber gerne. Dadurch habe ich auch meine Kernkompetenzen verlassen und komme immer weiter weg von dem, was ich eigentlich professionell können sollte - Audioproduktionen (mit Musik). Also versuche ich seit November wieder mehr in meinem eigentlich Berufsfeld, in dem ich meine Ausbildungen habe. YouTube war tatsächlich nur eine (Schnaps-)Idee meines Career-Coaches, weil der einfach den Influencer-Agentur-Fuzzi kannte.

    Zitat Zitat von Rusk
    Ich muss ehrlich sagen, wäre ich Mitte 35 und würde in einer ähnlichen Situation wie du stecken, würde ich mir ernsthafte Gedanken machen, ob ich das richtige gerade tue.
    Ich muss ehrlich sagen, dass ich mir ernsthafte Gedanken mache, ob ich überhaupt das richtige studiert und gelernt habe. Ich hatte noch einmal einen Höhenflug als ich den Master gemacht habe, da ich plötzlich Anerkennung für mein kreatives Handeln bekommen habe, was bei mir früher immer als Blödsinn und Quatsch verschrien wurde. Aber da ich jetzt - trotz tollem Abschluss - keinen Fuß auf den Boden bekomme, bereue ich, damals nicht dem Rat meiner Familie gefolgt zu sein und BWL studiert zu haben. Ich hatte es zwar versucht, aber die Hochschule hat mir im Auswahlverfahren unmissverständlich klar gemacht, dass ich nicht der Typ bin für BWL und mir doch einen kreativeren Job suchen solle. Zudem war mein Abi schlecht genug, dass mein Traumfach Psychologie mir immer verwehrt blieb und eine Ausbildung zum Mediengestalter Print (Bild und Ton gab es da noch nicht so) habe ich auch nicht gefunden. Da es damals hieß, im Medienbereich würden voll die Fachkräfte fehlen (als alle auch auf Digital umgestellt haben), habe ich mich nach langem Hin- und Her für ein Studium in der Fachrichtung Medien eingeschrieben. Leider wollte mich die Filmhochschule nicht, also bin ich den privaten Weg gegangen und auch dann - aufgrund meiner musikalischen Ausrichtung - in Richtung Ton. Als ich dann fertig war, konnte ich nichts finden. Gar nichts! Die Leute waren mir immer reserviert und ablehnend gegenüber. Der Wechsel nach NRW versprach Besserung, allerdings ist der Arbeitsmarkt im Bereich Medien mittlerweile soooo kaputt und in NRW gibt es südspanische Verhältnisse, was die Arbeitslosigkeit betrifft, dass ich ehrlich gesagt nicht mehr weiter weiß.

    In einem alten Post hab ich mich schon mehrfach über diese argen Probleme beklagt - ich bekomme halt auch nie eine Chance. Einmal bin ich fast so einem Video-Ident-Verfahren-Bewerbungs-Scam auf den Leim gegangen und musste sogar Anzeige erstatten...

    Oft sind Leute in Medien-Jobs, die gar nicht die Qualifikationen mitbringen und ich merke, dass ich mir die ganzen Ausbildungen eigentlich hätte sparen können. Weil ich allerdings von allen Seiten abgelehnt werde und nichtmal (bezahlte) Praktika bekomme, bin ich momentan wirklich traurig. Daher ärgert es mich besonders, dass der Mainstream solche Vollpfosten wie besagte Comedians hochhält.

    EDIT:
    Zitat Zitat von Lord Nobunaga
    Bewerb dich als Lagerarbeiter, die nehmen fast jeden sogar ohne Ausbildung. Dann kannst du deinen Youtube Kanal in deiner Freizeit machen. Easy GG
    Ich will ja eigentlich gar keinen YouTube-Kanal machen. Nur wenn ich dafür bezahlt würde. Das Ding ist Arbeit und bringt mir so nix. Lagerarbeiter könnte ich mal schauen. DHL hatte mich damals zwar abgelehnt, aber ich kann mich ja noch mal umschauen.

    Zitat Zitat von Eisbaer
    Ob das eine Besserung eine Besserung seiner finanziellen Situation darstellen würde?
    Nichts gegen Lagerarbeit, aber das sind ja quasi Hungerlöhne, die da gezahlt werden. Mein bester Kumpel macht das und was er Brutto verdient, kriege ich netto.
    Ich verdiene stundensatztechnisch gar nicht so schlecht. Ich habe einfach zu wenige Aufträge. Die Gefahr ist, wenn ich so einen Job annehme, dass ich in meiner Branche nicht mehr arbeiten kann. Ich habe einige Aufträge, da kriege ich 100 Euro in der Stunde - halt nur zweimal im Jahr. Wenn ich jetzt etwas fachfremdes mache, was zudem noch schlecht bezahlt wird und mich hindert, meine regulären Aufträge in meiner Branche zu machen, dann werde ich wohl nie darin Fuß fassen. Allerdings wäre mir Lagerarbeiter trotzdem noch 1000mal lieber als die vom Jobcenter angedrohten "Spüler", "Frittieren" oder "Kanalreiniger". Daher ist es eine echte Überlegung wert. Ich möchte dann nur fair bezahlt werden.

    EDIT 2: Ich bin einfach schlecht im Timing. Daher fühle ich mich in der falschen Zeit. In den letzten fünf Jahren hat sich die Medienlandschaft so krass verändert wie in den 50 Jahren davor. Und ich bin tatsächlich einfach noch in der alten Zeit hängengeblieben. Jeder der nach 1995 geboren ist, gehört zu den sog. "Digital Natives". Ich hatte eine analoge Kindheit, habe ausgerechnet was mit Medien studiert und werde jetzt in die digitale Ära reingestoßen, in der ich mich zwar mit Mühe zurechtfinde, aber in der mir keine Beachtung mehr entgegengebracht wird. Damals habe ich mich halb verkrampft, wenn ich ein Video drehen wollte. Mittlerweile kann es das iPhone in der 16fachen Auflösung inklusive Nachbearbeitung und instant Publikation auf YouTube.

    Geändert von Cuzco (15.01.2020 um 15:25 Uhr)

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