Nicht ich selbst, aber wir hatten damals in den Abteilung einen neuen höher gestellten Sachbearbeiter bekommen der den Altersdurchschnitt deutlich unterlief, wenn gleich nicht mehr ganz frisch von der Ausbildung und zu dem eben der einzige Mann außer uns zwei Auszubildenden war in einer ansonsten völlig weiblichen Abteilung.Zitat
Geh davon aus, dass die Leute hinter deinem Rücken über dich tuscheln werden (was sie auch allein deswegen tun werden, weil du Chefchen bist unabhängig davon was du sonst noch bist) und sich ggf. auch hinter deinem Rücken über dich lustig machen werden aus allen möglichen Gründen und steh da einfach drüber. Sie werden sich dafür Dinge wie Unreife herauspicken werden aber meinen: Na, die ist ja noch ehrgeizig. Du kannst davon ausgehen, dass ihnen das völlig Schnuppe wäre, wenn du nicht gerade ihre Vorgesetzte wärst. Sie werden einfach nach Gründen suchen, um ein wenig ihr Selbstwertgefühl gegenüber demjenigen, dem sie jetzt neu untergeordnet werden, zu behaupten. Wärst du doppelt so alt oder männlich würden sie sich einfach was anderes suchen, worüber sie lästern können, deine Hosen, deine Stimme, dass du rauchst oder nur Tee und keinen Kaffee trinkst (alles schon mitgekriegt).
Hast du Leute, die sich für genauso geeignet oder geeigneter halten, musst du für die besonders viel Einsatz, Eloquenz und Fähigkeiten zeigen und sie davon überzeugen, dass du tatsächlich die Qualitäten mitbringst, wegen denen du auf dem Posten sitzt. Sie werden sich dann vielleicht immer noch übergangen fühlen, werden dich aber respektieren und der Rest auch. Lass da keine Verunsicherung aufkommen. Wie du es jetzt tust ist es richtig: Sag dir immer wieder selbst, was du kannst und das du hier bist, weil du es kannst. Verfall dabei aber nicht in einen ich muss es jetzt allen beweisen Modus sondern geh damit souverän um.
Was die Assistenten angeht: Binde sie am besten in die Leitungsarbeit aktiv mit ein, behalte aber das Heft in der Hand, also profitiere von ihrem Wissen und gib ihnen zu verstehen, dass du es schätzt, vermeide aber so zu wirken, als hättest du keine Ahnung und setze eigene Akzente. So fühlen sie sich in ihrer Erfahrung ernst genommen ohne aber zu denken, dass du darauf angewiesen wärst und sie eigentlich den Laden führen. Das wichtigste daher: Kontrolle, den Überblick behalten und immer gut unterrichtet sein hilft eine ganze Menge und verleiht auch mehr Sicherheit im Auftreten wenn du auf die denkbaren Probleme reagieren kannst.
Ansonsten auch aus persönlichem Umgang kann ich empfehlen: Du befindest dich damit in einer neuen Position. Das mögen alles Kollegen sein, die du mitunter schon lange kennst und auch persönlich näher kennst, aber du musst dir über den veränderten Status im Klaren sein. Du bist nicht mehr jemand vom Fußvolk sondern stehst jetzt darüber und hast jetzt vielleicht dieses alte Wir hier unten, die da oben Problem was persönliche Verhältnisse belasten kann. Neid und Missgunst ala "die hält sich wohl für was besseres" (auch schon mitgekriegt; Büros können manchmal echt die Hölle sein) kommen gerade in der Anfangszeit, bevor sich die Leute in die neue Situation eingewöhnt haben, häufig vor. Vermeide daher am besten mit Leuten im Team über Probleme mit deiner Position zu reden. Das schadet nur. Brich aber den sozialen Kontakt nicht ab. Wenn ihr bisher so rituale wie gemeinsames Frühstück oder gemeinsame Kaffeepause hattet, dann nimm dir da auch weiterhin Zeit dafür, aber vermeide wie gesagt über Dinge zu sprechen, die mit deiner neuen Position zusammenhängen.
Das Ganze klingt machiavellistisch aber man sollte sich im Klaren darüber sein, dass Kollegen zwar keine Monster sind aber genauso Menschen sind wie man selbst und man selten darüber nachdenkt, dass man selbst mal in der Position desjenigen sein könnte "der sich doch ganz sicher nach oben geschlafen hat aka der Behördenleitung nur tief genug in den Arsch gekrochen ist" und über den man sich vorher auch selbst lustig gemacht hatte.
Also wichtig ist selbstbewusstes Auftreten, Kontrolle und das Aufrechterhalten des Drahts zu den Kollegen ohne sich selbst angreifbar zu machen und natürlich fachliche Kompetenz.