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Thema: Wie denkt ihr über den Einsatz von KI in der Spielentwicklung?

  1. #1

    Wie denkt ihr über den Einsatz von KI in der Spielentwicklung?

    Ich halte es für falsch, KIs mit Daten zu füttern, ohne ihre Urheber um Erlaubnis gefragt zu haben. Insbesondere bei Kunstwerken ist das schon ziemlich anmaßend. Das Argument, auch Menschen würden von anderen Künstlern lernen und sie nachahmen, finde ich nicht stichhaltig. Hier lernt kein Mensch, sondern eine Maschine, und ihre Benutzer werden nicht zu Künstlern. Es geht ja gar nicht um Kunst, sondern darum, möglichst schnell und kostengünstig an Kunstwerke zu kommen. Natürlich greift die Kunst schon seit Menschengedenken auf das zurück, was andere vorher gemacht haben, aber es kostet Zeit und Mühe (und manchmal auch Geld), um sich die Fertigkeiten anzueignen.

    Ich könnte mir vorstellen, dass Künstler eine eigene KI entwerfen, die sie mit ihren Kunstwerken füttern. Dann gäbe es keine urheberrechtlichen Probleme mehr. Allerdings würde das kaum jemanden davon abhalten, die eigene KI mit diesen Kunstwerken zu füttern. Viel reglementieren lässt sich da vermutlich nicht.

    Es gibt noch ein anderes Problem, das ich sehe. Wenn jeder so malen könnte wie Picasso, welchen Wert hätten dann noch seine Bilder? Wie gesagt, es kostet viel Zeit und Mühe, um auf einem hohen Niveau malen zu können, mal abgesehen davon, dass auch Talent nötig ist. Das kann nicht jeder und das ist per se nichts Schlechtes. Wir sind nun mal unterschiedlich, jeder hat seine Stärken und Schwächen. Ich kann sehr gut nachvollziehen, dass ein Entwickler Fließbandarbeit automatisieren will. Algorithmen, um Bäume zu erzeugen, gibt z. B. soweit ich weiß schon seit Jahrzehnten. Da spricht nichts gegen den Einsatz von KI. Aber wenn jeder Grafik-, Musik- oder Schreibstil von jedem perfekt imitiert werden könnte, verliert die Kunst ihren Wert. Und die Künstler ihren Lohn.

    Stellt euch vor, irgendwann könnte eine KI ein komplettes Computerspiel entwickeln. Und zwar genau so, wie man es haben will, und so, dass jeder es gut finden würde. Mit einem Fingerschnips hätte man den nächsten Hit. Ich fände das furchtbar langweilig. Gerade weil man Zeit, Herzblut und Arbeit in ein Spiel stecken muss und man auch scheitern kann, macht es so viel Spaß. Es ist nicht schlimm, dass man nicht alles haben kann (es sei denn, man ist ein Universalgenie oder hat ein sehr hohes Budget).

    Aber natürlich werden sich die KIs durchsetzen, denn die Gier ist allgegenwärtig. Man möchte das haben, was die anderen haben und vor allem immer mehr. Und die Unternehmer haben als allererstes erkannt, wie viel Geld sich damit machen lässt.

  2. #2
    Der beste Einsatz von KI wäre imo sowas wie die Mantella Mod für Skyrim, die es einem erlaubt endlose Gespräche mit NPCs zu führen ohne dass diese vorher von den Entwicklern ins Spiel eingebaut werden müssen. Damit könnte so ein RPG immerhin wesentlich lebendiger wirken ohne dass für jeden noch so unwichtigen NPC tausende Dialoge aufgenommen werden müssen, vor allem wenn die NPCs dadurch konstant auf neue Ereignisse in der Spielwelt reagieren können. Das Problem wäre nur dafür zu sorgen dass die Charaktere allesamt in character bleiben und nicht anfangen über die reale Welt zu plaudern oder zu denken dass sie ein komplett anderer Charakter sind.

  3. #3
    Wie man drüber denkt, ist ziemlich unerheblich, denk ich, solange das Ganze in einer Grauzone bleibt wie im Moment.

    Wird sich durchsetzen, egal, ob man das nun doof findet oder nicht. Ich halte es aber für wichtig, Einsatz von KI zu kennzeichnen, sodass Gegner dieses Konzeptes ihre Konsequenzen ziehen können.

  4. #4
    Zitat Zitat
    Der beste Einsatz von KI wäre [...] für Skyrim
    Stimmt, in den Elder Scrolls würde man den Unterschied in den Dialogen qualitativ auch kaum bemerken.

    Bin dagegen, duh.

    Zwar glaube ich, dass KI durchaus konstruktive Möglichkeiten hat, aber solang der feuchte Traum einfach nur "wir ersetzen Teil X durch KI!" ist, kommt dabei im Bestfall ein ästhetikfreies Frankenstein-Monster und im schlimmsten Fall eine seelenlose Verschwendung von Lebenszeit, Aufmerksamkeit, einfach ALLEM heraus. Selbst bei nicht-kommerziellen Spielen, die einen gewissen - vor allem auch ästhetischen! - Anspruch an sich selbst haben, muss man schon GANZ genau gucken, wo das sinnvoll sein kann.
    Ich benutze KI beizeiten als ersten Ansatz für Recherche oder Ideen ("Gib mir zwanzig Namen, die ..."), aber selbst da kommt das Ergebnis praktisch nie DIREKT aus der KI, sie ist viel mehr eine Treppenstufe, genau wie vorher Google, Wikipedia u.ä.

    Der historische Kontext ist halt auch nicht außer acht zu lassen: Wir leben in einer Zeit, in der eine technokratische Rechte versucht, alles weitestmöglich zu deregulieren, Profite bis ans Äußerste zu maximieren und dafür auch ganz aggressiv die Schutzmaßnahmen auszuhebeln, die Arbeitende bisher zumindest ansatzweise vor sowas bewahren. KI ist da nicht das Hauptproblem, lediglich ein Multiplikator, aber das macht sie nicht weniger schädlich. Oft ist es nicht mal die KI selbst, sondern der Aktienmarkt dahinter, dessen Versprechungen zu Kündigungen und minderwertigen Produkten führen.

  5. #5
    Vorneweg: Ich beziehe mich hier erstmal nur auf generative AI im Bildbereich. Da diese Technologie ja mittlerweile gefühlt überall ist, will ich nicht zu viele Töpfe auf einmal aufmachen.


    Ich halte den aktuellen Einsatz von LLMs im Bezug auf alles was kommerziell ist für respektlos, anmaßend und eine sehr traurige Entwicklung.

    Das fundamentale Problem ist für mich bereits das absolute Ausschlusskriterium dieser Technologie: Es muss mit unzählbaren Daten trainiert werden. Für die große Mehrheit dieser Daten liegen aber in der Regel weder die Nutzungsrechte vor, noch werden sie später in irgend einer Art und Weise am Resultat finanziell beteiligt. Wir erleben die dreißte Anmaßung riesiger Konzerne sich zu nehmen was sie wollen und es dann finanziell auszuschlachten. Früher hat man das mal Diebstahl genannt, heute ist es eine Notwendigkeit um Geld zu machen (?).

    Es ist verrückte wie viele persönliche Geschichten ich jetzt schon von Künstlern kenne die ihren Job deswegen verloren haben. Das ganze hat einen enormen Einfluss auf die Videospielindustrie.

    Ich habe nichts gegen die grundsätzliche Technologie, aber wir müssen ganz klar sehen was hier passiert: Leute verlieren ihre Jobs die sie aus leidenschaftlich und instrinsischer Motivation machen. Wir vernichten hier keine Fließbandjobs, sondern Kreativ und Kulturschaffende Arbeit. Hier stellt sich die ganz krasse Frage, wie wir als Gesellschaftlich eigentlich Arbeit sehen: Als etwas was wir tun müssen weil die KI es noch nicht kann, oder weil sie etwas ist was uns sinnstiftet und bereichert.

    Kunst wird kanibliaisert damit die Leute, die sie mal gemacht haben, sie nicht mehr machen. Das ist Stoff für einen dystopischen SciFi Roman, no joke.



    Achja, ich nutze generative AI übrigens nicht in meinen Werken.


    Zuletzt will ich aber noch hinzufügen: Ich verurteile keinen kleinen Hobby Entwickler der sich seine Facesets generieren lässt. Auch hier würde ich drauf aufmerksam machen woher eigentlich das kommt und was man sich da generieren lässt. Solange kein Geld damit verdient meinetwegen, aber spielen würd ich es trotzdem nicht.

  6. #6
    An vielen Stellen erinnert mich das KI Thema an die Zeit um 2000, als viele Wikipedia für sich entdeckt haben um ganze Referate und Hausarbeiten auf mehr oder weniger einem oder mehreren Wikipedia-Einträgen aufgebaut haben, ohne die Quellen zu validieren oder sich überhaupt weiter damit zu beschäftigen. Ich sehe es - vor allem abseits generativer KI - manchmal als ganz nützliches Werkzeug, vor allem um Recherchen u.ä. zu verkürzen. Aber erfahrungsgemäß wird es schwieriger je tiefer man einsteigt und endet oftmals in wirren Halluzinationen seitens der KI (vielleicht frage ich aber auch nur seltsame Dinge ab haha).

    Was mir persönlich (und auch anderen in meinem Umfeld) kürzlich eher zum Problem wurde, sind die Online-Mobs die sich manchmal bilden um Künstler oder Entwickler hinsichtlich KI Gebrauch vermeidlich zu 'entlarven'. Es gab diverse Künstler die z.B. auf X fälschlicherweise beschuldigt wurden AI Art zu produzieren, was teilweise zur Löschung von ganzen Profilen geführt hat. Selbst bei meinem Spiel wird mir sowohl in YouTube Kommentaren oder Steam Reviews immer wieder vorgeworfen einige der Charaktergrafiken oder einige der Dialogzeilen seien KI generiert. Das ist nicht nur unfassbar nervig, sondern tut mir dann auch für die Voice Actor oder Künstler leid die diese Sachen zusammen mit mir entwickelt haben. Ich finde es total gut und wichtig ein Bewusstsein für den Gebrauch von generativer KI zu entwickeln und kritisch damit umzugehen, aber solche Hexenjagden haben am Ende genau den umgekehrten Effekt den manch einer haben möchte.

  7. #7
    Ein KI Thread eröffnet von Kelven selbst: Bezahllos.

  8. #8
    Wer sehr schematisch malt, kann natürlich umso einfacher von einer KI wiederholt werden. Insofern lässt sich im maschinellen Lernen durchaus eine neue Antwort auf die alte Frage, was eigentlich Kunst sei, sehen: Kunst wäre dann das, was nicht einfach durch einen probabilistischen Algorithmus erzeugt werden kann.

    Darin steckt eine immense Bedrohung für Gebrauchskünstler. Die sind zuerst ersetzbar, also wohl bald weg. Und wer erzeugt dann die nächsten Massen neuartiger Bilder, an denen die KI Abwechslung lernen könnte, wenn nur noch die wenigen Ausnahmekünstler übrigbleiben? Man mag ja in ästhetischer Hinsicht die Nase über Fließbandgrafiker rümpfen, die auf den kleinsten gemeinsamen Nenner abzielen, um ihr Produkt an den Kunden zu bringen, aber auch diese Art von Kulturfabrikation ist nicht völlig ohne Kreativität. Wenn ich Werbegrafiken von den 50er Jahren bis heute nebeneinander halte, bildet sich auch in denen Zeitgeschmack und Varianz ab, teilweise formen sie den Zeitgeschmack wohl sogar mit.

    So praktisch ich auch die KI-generierten Möglichkeiten finde, auf Knopfdruck etwa einen passenden Kampfhintergrund zu erzeugen, so besorgt bin ich zugleich, inwieweit ich damit nicht zu einem kommenden Stillstand in den Ausdrucksmöglichkeiten beitrage. Sollten die ganzen namenlosen Menschen, die gerade zugunsten der KI weggekämmt werden, nämlich doch eine Fehlstelle bewirken, fiele die naturgemäß erst dann auf, wenn es zu spät ist.

  9. #9
    Ich als Künstlerin sehe die Sache genauso, wie es schon ein paar Leute hier beschrieben haben.

    Uns hat man nicht gefragt, ob die KI mit unseren Bildern gefüttert werden darf. Meist wurde das stillschweigend einfach so von diversen Plattformen umgesetzt und teilweise konnte man auch nichts dagegen tun, um dem zu widersprechen. Was übrigens zur Folge hat, dass uns somit mehrere Plattformen genommen wurden, um unsere Kunst veröffentlichen zu dürfen.
    Es ist schlichtweg ein Verstoß gegen die Rechte am eigenen Bild.

    Wenn ich dann lese, dass jemand KI für seine Projekte einsetzt, ist das für mich ein absolutes No-Go. Ich werde dieses Projekt nicht verfolgen oder gar spielen. Und da ist es mir gelinde gesagt auch herzlich egal, ob das Projekt kommerziell oder frei erhältlich sein wird.

    Wer damit "schnell" sein Projekt fertig machen will, "weil es bequemer/billiger" ist, hat eine absolute Respektlosigkeit gegenüber den Künstlern, die den Rotz mit der KI überhaupt erst einmal möglich gemacht haben. So etwas will und werde ich niemals unterstützen.

    - Das Inno -

  10. #10
    Zitat Zitat von Kelven Beitrag anzeigen
    Stellt euch vor, irgendwann könnte eine KI ein komplettes Computerspiel entwickeln. Und zwar genau so, wie man es haben will, und so, dass jeder es gut finden würde. Mit einem Fingerschnips hätte man den nächsten Hit. Ich fände das furchtbar langweilig. Gerade weil man Zeit, Herzblut und Arbeit in ein Spiel stecken muss und man auch scheitern kann, macht es so viel Spaß. Es ist nicht schlimm, dass man nicht alles haben kann (es sei denn, man ist ein Universalgenie oder hat ein sehr hohes Budget).
    Aber natürlich werden sich die KIs durchsetzen, denn die Gier ist allgegenwärtig. Man möchte das haben, was die anderen haben und vor allem immer mehr. Und die Unternehmer haben als allererstes erkannt, wie viel Geld sich damit machen lässt.
    Ist das nicht das Geilste was sich der Konsument vorstellen könnte? Es geht noch viel besser, stell dir vor mit AI wird es irgendwann möglich den Source Code eines Spiels zu reverse engineeren, wenn man ihn nicht eh schon vor sich hat, und tätigt dann gewünschte Änderungen über einen Prompt. Nie wieder müssen einen diese lästigen Entwickler ihre "Vision aufzwingen". Silent Hill ohne Tank Controls? Kein Problem das Modell regelt.

    So kann man kann alles für sich genau so adjustieren bis es ideal ist, da brauch es kein Modding mehr, keine drölfzig Content Patches, keine Remastereds alle 5 Jahre, das ist der nächste Schritt, die Singularität auf die wir zusteuern.
    So lebt jeder in seiner eigenen kleinen Blase, ungestört, jeder für sich, aber für alle im Geiste.

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    Aber jetzt mal im Ernst.
    Ich glaube an dem Punkt sind wir noch ein gutes Stück entfernt, fraglich ist ob gemessen an dem Energieaufwand wir irgendwann diesem überhaupt kommen werden. Auch bezweifle ich dass AI in der Lage ist etwas konsistent- und kohärent Großartiges zu erstellen, wenn man von einer KI übertrumpft wird, sollte man sich ernsthaft Gedanken um seine kreative Schaffenskraft machen.

    Ich befürworte das Nutzen generativer KI vor allen in großen und aufwändigen Projekten, dann aber bitte mit eigenen oder lizenzfreien Trainingsdaten, die gerne mit synthetischen Trainingsdaten angereichert werden können.
    Ich glaube es ist ein riesiges Problem in der Spieleindustrie was die Größenordnung von Projekten betrifft. Welten mit modernen Ansprüchen zu erschaffen, mag bestimmt 200x aufwändiger sein, als mit dem damaligen Stand der Technik.
    Dazwischen gibt es Unmengen an undankbaren Aufgaben die man niemand machen will, aber getätigt werden müssen.
    Speedtree hast du ja beispielsweise schon aufgeführt.

    Wenn du eine Großstadt simulierst, möchtest du ein möglichst authentisches Stadtbild, selbst 100 unterschiedliche NPC Modelle, wären bei weitem nicht genug die notwendige Vielfalt zu bieten um die Illusion glaubhaft werden zu machen. Müssen da wirklich eine handvoll Dödel eingestellt oder hergenommen werden, die sowieso schon alle Nase lang zu tun haben, um ein dröges Asset nach dem anderen herzustellen. Muss jede Hausfassade in ihrer Geometrie von Hand gemacht werden? Muss jede Straßennetzwerk von lange Hand geplant werden? Die Standards sind mittlerweile lächerlich.

    Zudem sehe ich hier auch das Potenzial für Innovation, als ich vor einiger Zeit Watch Dogs Legion gespielt habe, war das wie ein Blick auf eine mögliche Zukunft. Dieses Spiel erstellt zufällige feste NPC's mit eigenen Lebens- und Tagesablauf, jeder der Charaktere lässt sich rekutrieren und damit seine eigene Rollenspielerfahrung ausleben.

    Das Ganze ist vergleichweise immer noch recht primitiv umgesetzt und die Voice Lines wiederholen sich schon nach kurzer Zeit bei gerade mal 6 möglichen Stimmen. Doch gemessen am Aufwand ist klar dass hier das Bestmögliche gegeben wurde. Aber bei Projekten dieser Größenordnung potenziert sich entsprechender Aufwand immer weiter. Wenn die Voice Lines nun dynamisch von einem LLM generiert werden mit einzigartigen Texten, würde man dieser Repetition von vornerein vorbeugen. Dafür fallen keine Schreiber und keine Voice Actors weg, es wäre Arbeit die man sich sonst nicht gemacht hätte.
    In Zeiten von massiven Crunch und unsicheren Arbeitsplätzen sehe ich hier eine Chance Arbeit zu entlasten, natürlich erfordert das einen sinnvollen und verantwortungsvollen Umgang, auch mit dem Wissen der Limitationen von generativer KI.
    Daher sehe ich hier in erster Linie diese Technologie als entwicklungsunterstützendes Werkzeug und keinen wirklichen Ersatz für Kunst. Das gilt auch im Indie Bereich. Niemand ersthaft kreativ-Schaffendes würde je in Erwägung ziehen die Arbeit an die er oder sie Spaß hat, die erfüllend ist, von einem Automaten erledigen zu lassen. Es wird wegen Missbrauch natürlich immer mehr Slop geben, aber das Handwerk wird nicht aussterben.

    Demnach sehe ich die Lage ziemlich entspannt, am Ende ist es einfach nur eine weitere eine neue Technologie an der wir uns langsam werden anpassen müssen.

  11. #11
    Ich persönlich finde es nicht gut und am Ende profitieren wirklich nur Firmen davon und es füttert den Kapitalismus. Wenn wir Videospiele wirklich als Kunstform betrachten wollen - und ich wage zu behaupten, das wollen wir alle und generell wollen alle Spieler und auch Entwickler eigentlich, dass "ihr Medium" als ernsthafte Kunstform wahrgenommen wird - dann sollte man die menschliche Komponente nicht einfach entfernen, denn Kunst ist nicht zum Konsum, nicht zum Befriedigen irgendwelcher urförmigen Bedürfnisse da, Kunst ist vor allem ein emotionaler Ausdruck der Seele und nicht nur das Observieren und Erleben dieser Kunst ist ein Zeitvertreib, um seinen eigenen Horizont zu erweitern und um Gefühle zu erleben, auch das alleinige Erstellen dieser Kunstform ist da, um Spaß und Freude am Schaffensprozess zu haben. Jeder ernstzunehmende Künstler, der seine Kunstform genießt, sieht das und mag den Schaffensprozess an sich mit am Meisten. Es geht hier nicht darum so schnell wie möglich ein Produkt zu haben, zumindest sollte es das bei Videospielen nicht, denn man sieht was aus Videospielen wird, bei denen die Manager und Investoren mehr zu sagen haben als eben die Kunstschaffenden: Sie werden ziemlich schlecht. Und natürlich werden vor allem CEOs und Investoren davon profitieren möglichst schnell, möglichst viele Produkte zu einem Preis auf den Markt zu hauen, bei denen sie möglichst wenig Arbeitende bezahlen müssen, aber möglichst viele Konsumenten ansprechen, denn man will eben, dass Spieler nur noch das machen: Spiel nach Spiel nach Spiel konsumieren, konsumieren und mehr konsumieren.

    Ich verstehe wirklich nicht wie man sich selbst den Prozess etwas Eigenes erschaffen zu wollen weg machen möchte, außer man ist an sofortiger Gratifikation interessiert, möglichst schnelle Bedürfnisstillung statt eben etwas Kunstvolles und vor allem Eigenes selbst zu schaffen. Das mag daran liegen, dass ich gerne selber erstelle und ich muss auch sagen, dass ich selbst "hässliches" Pixelart 1000x bevorzuge als irgendwelche zusammengeschusterte AI-Kacke, die dann am Ende sehr inkonsistent im Stil ist und eh alles auch irgendwie sehr gleich aussieht. Ich meine es gibt sehr viele Spiele, die mit eher kruder Grafik daher kommen und mit zu den besten, erfolgreichsten Indiespielen gehören. Es gibt so viele Stickman Spiele, bei denen man nur monochrome geometrische Formen und eben Strichmännchen hat als Grafik und die sind erfolgreich und machen Spaß und können Emotionen hervorrufen. Baba Is You hat einen sehr eigenen Artstyle, den ich nicht wirklich als hochproduzierte Pixelkunst beschreiben würde, aber er ist originell, er ist einzigartig, er hat dadurch sowas wie Seele und ich fände es schade, wenn sowas - Grafikstile, die durch Limitationen geboren werden, und ja auch oft die Limitation des eigenen Skillsets - dadurch ausstirbt, weil jeder Hobbyentwickler, der nicht genug von seinem Werk hält, dass es auch mit nicht geleckter Grafik erfolgreich sein kann, jetzt lieber zu LLMs und AI greift oder sich dazu gezwungen sieht, weil die Anderen alle zu eben diesen greifen.

    Ich persönlich denke, dass der Nutzen einer AI, vor allem beziehe ich mich hierbei auf generative AI in Bezug auf Musik, Stimmen, Soundeffekte, grafischer Kunst und Code, als Tool genutzt wird. Wenn man ewig lang nichts findet, um beispielsweise ein gewisses Problem in seinem Code zu lösen und ChatGPT oder welches Modell auch immer einen da ein paar Zeilen Code gibt, mit dem das eine spezifische Problem besser gelöst wird, dann finde ich das super, besser als wochenlang keine Lösung zu finden. Genau für sowas ist technische Evolution da: Um die ermüdenden Teile aus einem Schaffensprozess zu trivialisieren. Selbiges gilt beispielsweise für Outlines bei Animationen. Das hat soweit ich weiß der Into the Spiderverse Film gemacht, dass sie ein LLM auf den Stil ihres Teams trainiert und dieses genutzt haben, um ermüdende Kleinstarbeiten zu entfernen, die das Projekt mehrere Monate nach aufgehalten hätte. Und ich würde mir wünschen, dass die Gesetzgebung das irgendwie fest schreibt, dass genau sowas der Einsatz für diese AIs sein sollte und nicht mehr, denn für sowas ist sie gut. Ich bin aber überzeugt, dass kein Schaffensprozess damit komplett umgangen werden sollte. Wir leben in einer Welt, in der wir so viel Luxus haben, dass es vielen möglich ist ihre Passion irgendwie zu monetarisieren, damit sie sich darin verbessern und einer Arbeit nachgehen können, die ihnen mehr Freude bereitet als in irgendeinem Büro zu sitzen. Wenn wir diesen Platz den AIs überlassen, statt ihnen eben die langweiligen Jobs in den Büros machen zu lassen oder anstrengende bis hin zu gefährlicher Arbeit, dann stirbt die Möglichkeit für so viele Künstler Kunst zu machen. Zum Glück sind wir noch etwas davon entfernt, dass AI wirklich wunderschöne Kunst erschafft und Künstler damit obsolet macht, aber wenn wir das nicht früh genug einzäunen, dann wird irgendwann der Markt so überflutet sein von "AI Kunst", weil die AI natürlich irgendwann immer dazu in der Lage sein wird mehr zu erstellen als die menschlichen Künstler. Die AIs müssen nicht schlafen, nicht essen, keine Miete zahlen, sich nicht um Familien kümmern, etc. Natürlich werden diese den Markt dann zum Großteil ausfüllen, weil sie nur auf Fließbandproduktion ausgelegt sind. Da wird es dann egal sein, dass die handgemachten Spiele von menschlichen Entwicklern so viel besser sind, wenn im Monat eine AI 5 Spiele raus hauen kann und ein Entwickler eben Monate bis Jahre für ein Spiel braucht, dann wird die qualitativ hochwertige Arbeit es trotzdem viel schwieriger haben überhaupt entdeckt zu werden und Visibilität zu bekommen sodass sie Erfolg haben kann.

    Am Ende hoffe ich, dass vor allem die großen Gamingplattformen es zum Zwang machen, dass Spiele, in der generative AI zu einem Großteil benutzt wurde, kenntlich machen zu müssen und dass Spieler auch die Möglichkeit haben alles was diese Kennzeichnung hat komplett auszublenden. Ich denke das allein könnte schon ein großer Schritt sein um weiterhin auch unabhängigen menschlichen Künstlern den Raum dafür zu geben. Ich persönlich würde einfach aus diesen Gründen keine Spiele spielen wollen, die für Stimmen und Assets auf generative AI setzen und sich da aus der Verantwortung ziehen echte Künstler zu bezahlen. Selbst kostenlose Spiele würde ich in der Art nicht unterstützen wollen, da mein Backlog eh schon so lang ist und ich eben lieber einzigartige Artstyles sehe, selbst wenn diese für manche erstmal hässlich oder komisch aussehen und ich das auch mit meiner Entscheidung, welchem Ding ich Aufmerksamkeit schenke, entlohnen will.

    Dass die allermeisten AIs auf eine Art trainiert wurden und werden, die für mich ethisch an Diebstahl ran kommt und illegal sein sollte, das haben so viele vor mir schon erwähnt und dem schließe ich mich an. Und ja, selbst wenn man ein einzelnes Individuum Zuhause ist und sich denkt "Ich will aus Spaß hören wie die Stimme von Solid Snake 'Baby Shark" singt" und daraus ein Video erstellt mit der Hilfe generativer AI, auch das ist für mich erstens Diebstahl. Daraus werden vielleicht keine monetären Vorteile erhascht, aber das Recht an der eigenen Person steht für mich sehr hoch und dazu zählt das Aussehen, die Stimme, alles, und das wird damit verletzt. Und zweitens ist es einfach der kreative Tod und wir entfernen uns damit noch mehr von den Tagen vom "alten Internet". Wo sind die Kinder, Jugendlichen, jungen Erwachsenen, die Videos gemacht haben, wie sie Sachen nach synchronisieren und Stimmen nachahmen können nahezu 1:1? Ja klar, kann das nicht jeder, aber nicht jeder muss alles können und zu allem Zugang haben, vor allem nicht zu Sachen, die keine Grundbedürfnisse sind wie Informationen oder ähnliches, und ich finde damit verlieren wir halt Originalität und witzige Videos. Solcher Content wird eh kaum noch gemacht, aber wenn wir jetzt sagen, dass alles was man mit LLMs generieren kann eh "fair game" ist, dann sind solche kreativen Kleinode erst Recht nicht mehr da und auch diese sind wertvoll.

    Geändert von poetBLUE (28.02.2025 um 15:39 Uhr)

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