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Ritter
ATRI – My Dear Moments
Natsuki – unser typisch langweiliger J-VN-Protagonist – lebt in einer Welt, in der die größten Teile der Landmassen von Wassermengen verschlungen wurde. Um einen Weg aus der Bedeutungslosigkeit zu finden, taucht er mit seinem U-Boot nach Schätzen und findet einen Androiden. Natürlich einen, der aussieht und sich verhält wie ein süßes, anhängliches Mädchen.

Settings wie dieses kommen in VNs häufig vor. Leider seltener, weil die Creator ein Faible für die philosophischen Möglichkeiten einer solchen Narrative erkunden wollen, sondern weil sie dramatisch sind und sich allerlei gern gesehene, aber problematische Tropes darin spielend leicht finden lassen. Allen voran: Born Sexy (oder Cute) Yesterday. Konventionell attraktive, junge Frauen/Mädchen, die so wenig von allgemeiner menschlicher Kommunikation verstehen, dass man sie gut als naiv framen kann.
Atri ist in dieser Hinsicht nicht anders und erfüllt all die enttäuschenden Erwartungen dieser Prämisse. Es wird tragisch und pseudo-philosophisch, ausbeutend und doch prüde, oft langweilig und doch erfolgreich tearjerky, weil sowas wie Emotionen abgerufen oder – besser – getriggert werden.
Dabei ist, und auch das ist recht typisch, nicht mal alles in dieser Weise schlecht. Nebenbei passieren interessante, coole, ehrliche Dinge. In diesem Fall bilden der Protagonist, seine Roboter-Waifu und einige Kinder aus dem Städtchen mit zerstörter Infrastruktur in den Ruinen der alten Schule eine neue, kleine Schulgemeinschaft und basteln sich als einen emotionalen Höhepunkt einen Mechanismus, der Elektrizität in das Gebäude bringt – wenigstens ein bisschen.

Auch Banter können solche VNs üblicherweise ganz gut. Zumindest oberflächlich und solange es sich dann nicht zu oft wiederholt. Doch da alle Charaktere irgendwelche häufig gelesenen Tropes sind, kann auch das manchmal nerven, weil es immer einem weirden Zweck dient. Alle weiblichen Charaktere – egal ob mädchenhafte Roboter, ältere Frauen, die als Lehrkräfte einspringen, die Jugendfreundin des Protagonisten oder auch Grundschülerinnen – stehen in irgendeiner Weise auf den MC. Natürlich immer genau so weit, wie es in der schrägen Norm solcher Erzählungen noch zulässig ist.
Naja, was habe ich erwartet? Es ist möglich, dass Spiele, die ähnlich aussehen, trotz ihrer Tropes und Probleme, irgendwie etwas Überraschendes haben. Atri gehört aber nicht dazu und kriegt dementsprechend 3,5 von 10 Wuttiraden darüber, dass ich trotz dem lamen, vorhersehbaren Plot am Ende trotzdem in Tränen ausbreche.
Das deutlich kürzere, sympathische Voices from the Sea macht da schon weniger sauer. Es ist kein großer Wurf, verdient sich aber 6,5 von 10 Begegnungen am Strand und bringt mir an der Buchstabenfront genau so viel!
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