Und es ist nicht mal das Einzige, was so sehr, sehr typisch für ein Cage-Game ist. Das ist eigentlich das, was mich teils am meisten wundert. Wie gesagt – die kreative Entscheidung, seine Stories so ausarten zu lassen, wie er das tut, ist etwas, das ich nur bedingt kritisieren will. Aber wenn es um seinen kreativen Drive geht, frage ich mich doch manchmal, wie es sein kann, dass da immer wieder quasi die gleichen Szenen in seinen Spielen sind und man sich denkt: „Das gab es doch in XYZ schon genau so.“ SO viele Parallelen dieser Art und der Typ hat ja jetzt keine ewig lange Liste an verantworteten Spielen. Wo ist der Wunsch, mal etwas wirklich neues zu schaffen, und wenn nur innerhalb seines eigenen Portolios?
Wobei ich mir auch relativ sicher bin, dass weder Cage, noch sonst irgendeine andere beteiligte Person sich überhaupt groß Gedanken über das thematisierte Dilemma gemacht hat. Cage wird das gewählt habe, weil es a) ein populäres Sci-Fi-Thema ist, das er selbst vielleicht auch irgendwie cool findet, b) es eine ganze Menge visuell-ästhetische Szenerien ermöglicht und c) auch gut zur gefühligen Art passt, wie er Geschichten und Dialoge schreibt. Und so ist er beim Thema dann auch einfach auf populäres Halbwissen gesprungen.Zitat
Huh, und man merkt anhand dieses Ansatzes eines Austauschs doch schon, wie sehr Cage-Spiele verlieren, wenn man anfängt über sie nachzudenken.
Etwas mehr Gedanken ist da doch in eine Reihe anderer Spiele geflossen, würde ich behaupten.
Essays on Empathy
Essays on Empathy ist eine Kollektion aus zehn Game Jam-Kurzspielen der Indie-Spieleschmiede „Deconstructeam.“ Ich kannte sie vorher nicht und wusste auch generell nur bedingt, worauf ich mich einlasse.
Die zehn Spiele nehmen es sich zur Aufgabe, ludonarrativ etwas Besonders zu machen, auf kreative, irgendwie neuartige Weise Geschichten zu erzählen. Man spielt mal einen Auftragskiller, der sich vorübergehend in einem Blumenladen die Zeit vertreibt, ein übernatürliches Wesen, das durch ein Dorf streicht und die tiefsten Wünsche der Bevölkerung in grotesken Ritualen erfüllt oder eine Hausfrau, die ein tragisches, heteronormatives Dasein fristet. Identität, Sexualität und Belonging sind wiederkehrende Thematiken in dieser Sammlung. Beispielsweise in einer Geschichte, die sich kritisch mit Transhumanismus auseinandersetzt und einen eine Kraft spielen lässt, die in einem Labor Augmentierungen für Menschen per Töpferei herstellen lässt.
Leider funktionieren die meisten Ideen für mich nicht ganz so sehr. Hier und da ist die Steuerung fummelig. An anderer Stelle will das Szenario narrativ einfach keinen Anker haben, das mich abholt. Es gibt zwei, drei der zehn Spiele, die atmosphärisch irgendwie funktionieren. Doch mehr als ein arg kurzer Einblick in etwas ist das so gut wie gar nicht. Mich spricht aber auch die Ästhetik nicht an, was sicherlich seinen Teil dazu beiträgt.
Interessanter ist da schon, dass für jedes Spiel auch eine „Dokumentation“ bereit steht; ein kleines Video, in dem das Deconstructeam über den jeweiligen Prozess oder die Gedanken bei der Erstellung spricht. Das ist nett und die Leutchen sind natürlich auch sympathisch. Es zeigt vor allem auch auf, wie wichtig Games als Medium künstlerischen Ausdrucks sind. Auch wenn es mit mir in diesem Fall nicht groß resoniert, finde ich das schön.
Ich kann mich meinen eigenen Gefühlen aber nicht erwehren. Die Essays on Empathy mögen Support in vielerlei Hinsicht mehr verdient haben als die oben besprochenen David Cage-Spiele, aber sie haben auf mich leider auch nicht so stark gewirkt.
Deswegen kann ich ganz persönlich nur wohlmeinende 5 von 10 Comedy-Couples vergeben, würde aber trotzdem empfehlen, sich die Dinger mal anzusehen und zu schauen, ob man selbst mehr Zugang dazu findet. Insbesondere für Leute, die selbst in irgendeiner Form künstlerisch produzieren kann das interessant und vielleicht ja sogar inspirierend sein.
E!