mascot
pointer pointer pointer pointer

Ergebnis 1 bis 20 von 66

Baum-Darstellung

Vorheriger Beitrag Vorheriger Beitrag   Nächster Beitrag Nächster Beitrag
  1. #31
    Zitat Zitat von Sylverthas Beitrag anzeigen
    Ich ziehe aber trotzdem vor Yoko Taro den Hut, dass er das einfach so durchgezogen hat und auch ernsthaft unbeliebte Entscheidungen getroffen hat. Witzigerweise kreiden ihm das gar nicht so viele Spieler als negativ an sondern sehen es eher als Teil seines Genies. Wenn man diesen Vorschuss doch auch anderen Spielen zuteil lassen werden könnte, die mal was versuchen
    Den Teil unterschreibe ich. Nur leider sind große Teile des Spiels dann eben auch genau das Gegenteil und absolut uninspiriert. Ich habe von jemandem mal ein Loblied auf das mir unbekannte Drakengard gehört, weil es – laut der Person – so bewusst ein nichtfunktionierendes Spiel sein soll. Ob das stimmt, keine Ahnung. Aber die Idee gefällt mir. Und das ist zumindest auch jetzt gerade relevant und eine gute Überleitung.

    Denn ich habe zwei weitere Spiele gespielt.

    Meine Worte zum ersten davon möchte ich einigermaßen kurz halten. Saya No Uta ist ein Spiel, das ich schon lange auf der Liste hatte. Weil es einer dieser oft genannten Klassiker ist. Und wie bei diesen oft genannten Klassikern bin ich mal wieder maßlos enttäuscht. Und in diesem Fall auch maßlos angewidert. Die anfangs vielleicht noch interessante Horror-Prämisse eines Protagonisten, der nach einer lebensrettenden OP alle Menschen und seine normale Umgebung als grauenhaft verzerrt und monströs wahrnimmt, verliert sich irgendwo auf dem Weg. Stattdessen rücken ausbeuterisch geschriebene Rape-Szenen in den Vordergrund. Eklig, ja. Aber eben auch so geschrieben, dass ich mir sicher bin, dass die Zielgruppe das gar nicht (nur) so eklig finden soll. Dafür gibt es insgesamt 1,5 von 10 schleimige Schleims.

    Aber auch dieser Teil ist für das zweite mitgebrachte Spiel relevant. Und das könnte ich niemals einfach so abtun.

    YOU and ME and HER: A Love Story

    Ich muss gestehen, und Saya No Uta hat diesen Eindruck weiter bestätigt: Ich werde langsam müde, was Visual Novels angeht. Ich liebe, was sie können, aber ich hasse, was sie (fast immer) tun. Selbst wenn ich etwas sehr mag, bleiben da irgendwelche Tropes, die ich schrecklich finde. Meine Faszination mit dem Genre ist die gleiche Hassliebe, von der auch Dan Salvato in Verbindung mit seinem Doki Doki Literature Club spricht. Ein Spiel, das mir bekanntermaßen viel bedeutet. YOU and ME and HER: A Love Story war allein deswegen ein interessantes Ding. Weil es noch vor DDLC (in Teilen) etwas sehr, sehr gleiches getan hat.

    Und ich weiß gar nicht, wo ich anfangen soll…

    Das Spiel hat mir in der ersten Hälfte sehr gefallen. Weil es gut geschrieben war, dabei schnell gepacet und interessant genug. Es hat seine Identität von Beginn an nicht geleugnet, war im Bedienen all der gängigen Tropes deutlich und ehrlich, hat aber auch von Beginn an klar gemacht: Das ist nicht alles! Sowohl die Freundschaft(en), die im Spiel entstehen als auch die Reise durch die CGs und zu den verschiedenen Routen-Enden tragen diese Ambivalenz in sich. Ich habe zwischen den Zeilen gemerkt: Eigentlich will ich gar nicht ans Ende der Routen. Und das Spiel will mir auch genau das sagen.



    Doch das Spiel hat eben auch eine zweite Hälfte. Die sich irgendwie ankündigt, weil bei all dem Aufbau sonst etwas fehlen würde. Und mit deren konkreter Ausgestaltung man trotzdem nicht rechnet. Kein billiger Meta-Twist, der für sich selbst steht, sondern eine notwendige Entwicklung, die man als Spieler in Gemeinschaft mit dem Spiel selbst herbeigeführt hat.

    Und was soll ich sagen? Ab hier wird das Spiel schrecklich. Unerträglich frustrierend, nervig, undurchsichtig. Man loopt, wenn man nicht direkt alles durchblickt, zum Teil durch die immer gleichen Events. Das meiste lässt sich skippen, doch es bleibt anstrengend. Ab einem entscheidenden Punkt muss man ein Set an Fragen beantworten, für die einem – das musste ich am eigenen Leib erfahren – die üblichen Steam-Guides nicht helfen, weil die Antworten darauf mit jeder Version des Spiels randomized werden. Supernervig. Dass mir das danach noch in die Fresse geschlagen wird, a la „Walkthroughs funktionieren hier eben nicht“, ist… total geil!

    Ja, noch mal: Diese zweite Hälfte, alles nach der Zäsur, ist total nervig. Aber genau das will es auch sein und ich finde das zumindest ganz fantastisch. Nicht aus einem mir zugegebenermaßen attestierbarem Hang zu Rebellion(en) und Rebellionsgeschichten, sondern weil das Genre diese Keule verdient hat. Und ich als Fan des Genres irgendwie auch. Echt total geil. Aber apropos geil. Ich will über Sex sprechen. Das tue ich aber in Spoilern, weil sensibles Thema und weil potenzielle Spoiler enthalten:


    Puh, es ist wirklich schwer, koordiniert über dieses Spiel zu schreiben. Und ich müsste anhand vieler Dinge wahrscheinlich noch mehr ins Detail gehen, um kleine Meta-Bonbons zu pflücken. Auch wenn mein Username es anders vermuten ließe, bin ich gar nicht mal so begeistert von Meta-Narrativen. Sie brauchen für mich schon einen Zweck, um nicht als Gimmick zu verkommen, der alles andere meist eher schwächt. Aber SO umgesetzt, ist das krass.

    Ich bin mir nicht sicher, wie ich zu dem meinem Ende stehe. Denn besonders romantisch ist das für mich nicht. Ich will nicht in anderen VN nach Aspekten von Aoi suchen. Ich verstehe das Sentiment, aber wenn überhaupt, will ich nach YOU and ME and HER erst mal gar keine Visual Novels mehr spielen. Mich nicht mehr auf diese scheiß Bestenlisten verlassen und glauben, dass die Tipps der Self-Insert-Freunde am Ende aufgehen. Ich will Perlen spielen, die ohne den ganzen Mist auskommen, den dieses Spiel aufs Korn nimmt. Aber ich will mich für die Perlen nicht durch Dreck wühlen, den ich im Zweifel maximal als Guilty Pleasure bezeichnen kann.

    Und das ist eine Einsicht. Eine, die zwei sehr, sehr, SEHR unterschiedliche Spiele auf sehr verschiedene Weisen weiter verstärkt haben. Eins indem es dem Trend folgt und eins, indem es das alles entlarvt. Und das ziemlich kunstvoll, wenn auch keineswegs subtil.

    YOU and ME and HER: A Love Story ist ein wirklich, wirklich wichtiges Spiel, dass das Genre zu seiner Zeit, aber auch noch heute, total gebraucht hat. Ich hatte gar nicht so viel Spaß und teilweise sogar das absolute Gegenteil, aber ich bin reicher und hoffe, dass die richtigen Leute es spielen und vielleicht etwas mitnehmen.

    Ich vergebe 9 von 10 Doki Doki Literate Clubs.
    Geändert von MeTa (15.08.2025 um 15:42 Uhr)

Berechtigungen

  • Neue Themen erstellen: Nein
  • Themen beantworten: Nein
  • Anhänge hochladen: Nein
  • Beiträge bearbeiten: Nein
  •