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Neva

Neva ist das neue Spiel der Macher von Gris. In ca. 3-4 Stunden begleiten wir als Protagonistin einen jungen Wolf durch vier Jahreszeiten – und sehen ihm dabei beim Wachsen zu.
Spielerisch ist Neva anspruchsvoller als Gris. Die Platformer-Passagen und Mini-Puzzles sind nach wie vor einfach – für optional Collectibles (Blumen, Vögel etc.) muss man aber manchmal durchaus um die Ecke denken oder Geschicklichkeit beweisen.
Erstaunlich anspruchsvoll sind die Kämpfe. Es ist natürlich kein Soulslike, aber im Vergleich zu Gris, das überhaupt keine Fail States hatte, wird man hier im Spielverlauf ziemlich oft ins Gras beißen.

Es handelt sich im simple, aber befriedigende Actionkämpfe, die flott sind und bei denen man flink auf die Gegner reagieren muss, um Schaden zu entgehen. Da man permanent nur maximal drei „Herzen“ hat, kann Unachtsamkeit schnell verhängnisvoll sein. Etwas Abhilfe schafft eine Heilmechanik: Landet man sechs Treffer, ohne Schaden einzustecken, so stellt sich eines der Herzen wieder her.
Die Herausforderung liegt in vielen Kämpfen vor allem an der Menge der Gegner. Generell ist es empfehlenswert, aggressiv zu spielen und Gegner zu besiegen, bevor neue spawnen. Später kann Neva im Kampf zusätzlich helfen und Gegner bewegungsunfähig machen sowie Schaden austeilen.
Hat man die Grundmechaniken einmal verinnerlicht, sind die Kämpfe dann auch plötzlich viel einfacher.
Bemängeln ist hier vor allem die mangelnde Gegnervielfalt: im gesamten Spiel gibt es nur eine Handvoll Monstertypen, die sich immer wiederholen, zum Glück oft in anderen Konstellationen. Die Bosskämpfe sind vor allem in der Inszenierung cool, spielerisch auch zumindest mäßig anspruchsvoll.

Den Anfang von Neva mochte ich sehr. Die Spielwelt fühlt sich hier sehr organisch an, etwas, das ich bei Gris etwas vermisst habe. In den späteren Abschnitten wird es zunehmend mehr „gamey“ vom Design, was der Welt ein bisschen vom Zauber nimmt.
Die größte Stärke des Spiels ist aber eindeutig die Optik. Der Artstyle ist wie schon bei Gris von Anfang bis Ende ein Hingucker. Die Hintergründe mit ihren unzähligen Layern, die Farbpalette, die Mischung aus überwältigend hübsch und extrem grotesk, die flüssigen Animationen – ein Traum! Die Ghibli-Inspirationen sind allerdings etwas zu offensichtlich: das Ohngesicht aus Chihiros Reise und die Wildschweine aus Prinzessin Mononoke finden sich nicht nur in den Designs selbst, sondern auch in den Animationen wieder. Es ist allerdings so gut umgesetzt, dass ich darüber hinwegsehen kann.

Die Handlung mutet nicht so metaphorisch wie Gris an, oder ist in ihrer Erzählung zumindest deutlich simpler und direkter. Es geht um eine dunkle Bedrohung, um den Wechsel der Jahreszeiten und was sie symbolisieren (Neuanfang, Leben, Verfall, Tod etc.) – der Grundton ist dabei zumeist melancholisch, gelegentlich aber auch von lockeren Momenten durchzogen, vor allem im Frühling und Sommer.
Es endet allerdings sehr tragisch – wenn auch mit einem „Lichtblick“. Wer eine hohe Empathie zu Tieren empfindet, sollte aber lieber die Finger vom Spiel lassen, denn hier sieht Tiere viel leiden.
tl;dr: Neva ist wie Gris unglaublich hübsch und voller beeindruckender Panoramen und Designs – auch bei den grotesken Gegnern. Das Spiel hat zudem – anders als Gris – flotte und halbwegs anspruchsvolle Kämpfe. Gerade die erste Spielhälfte hat mir sehr gut gefallen – danach wird es aber vor allem visuell monotoner und das Spiel verliert etwas von seiner Magie.
Spielzeit: 03:45h
Wertung: 7/10
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