Zitat von Yoraiko.
Etwas offtopic, aber kleine Anekdote, die ganz gut dazu passt:
Ich arbeite ja als Erzieher in einer Kita, und habe neulich gegenüber einer Kollegin erwähnt, dass ich mir erst kürzlich Super Mario Odyssey für meine Switch gekauft habe, weil ich mal etwas Entspanntes zum Dösen haben wollte. Sie lächelte und nickte, aber hinter ihren Augen bildete sich eine Dunkelheit heraus, die mir rückblickend schon ein Zeichen hätte sein sollen, dass ich etwas Falsches, etwas schrecklich Falsches gesagt hatte.
Dennoch trieb es mich - naiv und nichtsahnend wie ich war - am nächsten Tag wieder zur Arbeit, und doch, kaum war mein degenerierter Fuß über die Türschwelle geschritten tackelten mich zwei muskelbepackte, vollgepanzerte Polizisten, die Angehörige des Sondereinsatzkommandos sein mussten, so heftig aus dem Weg, dass mir dabei verzögerungslos drei Rippen brachen. Unter meinem schmerzvollen Schreien knebelten und fesselten sie mich, dort am Boden meiner Kita, umringt von dutzenden, lachenden Kindern, die mit ihren kleinen, nach Milchschnitte stinkenden Fingern auf mich zeigten, und gaben mir zu verstehen, dass ich verhaftet sei, und mir ein Anwalt zustehe, doch falls ich mir keinen leisten könnte so hätte ich "Kranker W1chser" Pech gehabt. Ein stahlkappen-gestützter Tritt in meine Seite folgte.
Erst nach einigen Minuten, als das schallende Gelächter der Kinder abgeklungen war und die Beamten, denen ich nichts vorwarf da sie nur ihre Arbeit machten, widerwillig aufgeholfen hatten, sah ich sie - und mein Herz sank mir in die pervertierte Hose - Meine Kollegin, mit der ich noch am Vortag so unschuldig, so ungezwungen gesprochen hatte. Dicke, dunkle Tränensäcke zierten ihre Augen, abwehrend und gebrochen war ihre Haltung, als sie mich ansah. Mit tiefer, rauchiger Stimme fragte der Mann, der mir zuvor die vierte Rippe mit seinem Tritt gebrochen hatte, und den ich als leitenden Kommissar einschätzte, ob ich der Richtige sei. Ohne zu zögern nickte sie, besiegelte mein Schicksal, warf mich dem deutschen Rechtssystem zum Fraß vor. Dann, als sie mich abführen wollten, konnte meine Kollegin nicht mehr an sich halten. Sie brach aus sich raus, stieß die Polizisten in einem Akt urzeitlich-animalischer Emanzipation beiseite, deutete weinend, schreiend, schluchzend mit dem Zeigefinger auf mich und brüllte "Du krankes Dreckschwein!! Wie kannst du als kinderloser Single nur eine Nintendo Switch besitzen und Abends noch in den Spiegel schauen?! Du WIDERST mich an!!" Anschließend spuckte sie mir einen so dicken, schmierigen Batzen ins Gesicht, wie ich ihn sonst nur vom Reiterhof gewohnt war.
Meine Kolleginnen schüttelten betreten den Kopf oder wandten sich angeekelt von mir ab. Ich konnte es alles in ihren Gesichtern sehen, die ganze Palette des Emotionsspektrums: Die Enttäuschung. Die Wut. Der Zweifel, jemals wieder einem Mann vertrauen zu können. Und das Schlimmste von allem war:
Ich wusste, dass sie recht hatten.
Ich war ein krankes Schwein.
Ein Psychopath.
Ein Monster.
Zwar hatte ich weder meinen Kolleginnen, noch den Polizisten oder später der Richterin gesagt, dass man auf der Switch mehr fickfokusierte 18+ Hentaigames als auf jeder anderen, konsolenbasierten Plattform spielen konnte, und diese 90 % meines Backlogs ausmachten, doch konnte ich mein Gewissen damit kaum beruhigen:
Ich war schuldig, eine Kinderkonsole zu besitzen, die jeder spätestens 14 jährige bei klarem Verstand verkauft und sich dafür eine stramme Männerkonsole wie ein Steamdeck oder eine Playstation 5 gekauft hätte. Ich war schuldig, darauf Super Mario zu spielen, eine Marke, die heutzutage definitiv vor allem, wenn nicht exklusiv, Kinder als Zielgruppe hatte.
Ich war schuldig, und ich würde meine Strafe verbüßen, um dereinst, wenn ich vor Gott stehen würde, guten Gewissens sagen zu können: Herr, ich bin jetzt ein besserer Mensch.
Nun, viele Jahre nach all diesen Ereignissen, schreibe ich diese Zeilen von der Gefängniszelle aus.
Wir haben hier einmal am Tag Internetzugang für eine Stunde.
Ich sah den Announcement-Trailer für die Switch 2.
Und ich weiß, ich werde niemals frei sein.
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